Titel: | Ueber ein schmiedeeisernes Windengetrieb aus der Maschinenfabrik Grafenstaden bei Straßburg; von Prof. Reusch in Tübingen. |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. XXVIII., S. 94 |
Download: | XML |
XXVIII.
Ueber ein schmiedeeisernes Windengetrieb aus der
Maschinenfabrik Grafenstaden bei Straßburg; von Prof. Reusch in Tübingen.
Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1859, Nr.
48.
Mit einer Abbildung.
Reusch, über ein schmiedeeisernes Windengetrieb aus der
Maschinenfabrik Grafenstaden bei Straßburg.
Die technologische Sammlung der Universität verdankt der Güte des Hrn. J. Meßmer, Director der wohlbekannten Fabrik in
Grafenstaden, ein aus einem Stück durch Maschinen hergestelltes Windengetrieb.
Dasselbe gehört zur Gattung der Laternengetriebe und die Zähne oder Triebstöcke
erhalten ihre Festigkeit theils von dem inneren Kern, auf dem sie sitzen, theils und
namentlich durch ihren Zusammenhang mit den zwei seitlichen Scheiben, zwischen
welchen die Zähne eingeschlossen sind. Die Getriebe der gewöhnlichen Wagenwinden,
wie sie aus dieser Fabrik in großer Zahl hervorgehen, haben nur vier Zähne; das
vorliegende hat sieben Zähne und ist ein Theil einer Tenderbremse für die
französische Nordbahn. In Beziehung auf die sinnreichen Maschinen, welche Hr. Meßmer zum Zweck der fabrikmäßigen Herstellung dieser
Getriebe in allen Größen erfunden hat, verweise ich auf Armengaud's
Publication industrielle, vol. XII p. 35, Planche 4, wo
insbesondere die Herstellung der viereckigen Windengetriebe berücksichtigt ist. Das
Folgende bezieht sich auf das vorliegende Getriebe.
Textabbildung Bd. 155, S. 95
Die erste auf das Schmieden folgende Operation ist das Abdrehen der Zapfen und
des Cylinders, aus dessen Masse die Zähne herausgearbeitet werden sollen. Nun
kommt das Stück auf eine besonders dazu eingerichtete Bohr- und
Fräsmaschine. Der horizontal zwischen zwei Spitzen eingespannte, mit einer
Theilscheibe verbundene Cylinder erhält in dieser Maschine zuerst längs jeder
künftigen Zahnlücke drei zu seiner Achse senkrechte Löcher von der Tiefe dieser
Lücken; die Spuren der zwei äußeren Löcher sind noch am fertigen Gearbeitet eine
Kegelfräse, in der Figur durch F, G angedeutet, vom
mittleren Loch aus nach rechts und links eine keilförmige Vertiefung heraus,
deren Seitenflächen den ebenen radialen Theilen der Zähne entsprechen.
Auf diese Weise bleiben zu beiden Seiten der Fräse die Zwickel z, z stehen, welche nun durch eine letzte Operation auf einer besonderen,
sehr sinnreichen Maschine weggenommen werden. Da nämlich erfahrungsmäßig die
Zahnwölbung ohne Anstand nach einem Kreisbogen DE,
dessen Mittelpunkt C auf der Mitte der Theilungslinie
AB liegt, gebildet werden kann, so kommt das
Arbeitsstück in ein Gestell, innerhalb dessen es um die Achse O je um ein Siebentel gedreht und jedesmal fixirt werden kann; das Gestell
selber, sammt Getriebe, erhält aber um die Achse C eine
oscillirende Bewegung, in Folge deren ein Meißel M, der
auf einem Support sowohl dem Zahn entlang, als auch im Sinne des Pfeils gegen C hin geführt werden kann, den in der Figur schraffirten
Zwickel bis DE hinwegnimmt. Wird fernerhin das
Getriebe um O um ein Siebentel gedreht, so kommt c an die Stelle von C und es
entsteht die Zahnwölbung de u.s.w. Sind so alle
nach einer Seite hin liegenden Zahnwölbungen gehobelt, so wird das Getriebe in
seinen Lagern umgewendet und durch einen gleichen Proceß jede Gegenwölbung
angehobelt.
Auf den ersten Anblick könnte es scheinen, als ob das Getriebe rascher durch eine
einzige Fräse hergestellt würde, welche die ebenen Flanken und Zahnwölbungen
gleichzeitig bildete; aber abgesehen davon, daß diese Fräse schwerer zu machen wäre,
würde sie auch mit ihrer der Zahnwölbung entsprechenden Partie zu stark in die
begränzenden Scheiben eingreifen und eine unpassende rundliche Endigung der
Zahnlücken bedingen. Namentlich aber wäre es nicht mehr möglich, alle Zwischenstufen
der Größe mit derselben Leichtigkeit herzustellen. Angenommen, man wolle z.B. ein ähnliches Getriebe von
sieben Zähnen in halber Größe darstellen, so bedarf es hiezu einer Kegelfräse von
demselben Winkel wie zuvor, aber halb so großem Durchmesser bei G und F; ferner kann durch
eine mikrometrische Vorrichtung die Achse C, um welche
das Getriebe beim Hobeln der Zahnwölbungen schwingt, der Achse O um die Hälfte von OC
genähert werden. Der gehörig gehobene und dem Getriebe genäherte Meißel M bildet alsdann wiederum alle Zahnwölbungen
richtig.