Titel: | Verbesserter Dampfmaschinen-Regulator; von Thomas Silver in Philadelphia. |
Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. LXXIV., S. 321 |
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LXXIV.
Verbesserter Dampfmaschinen-Regulator; von
Thomas Silver in
Philadelphia.
Aus dem Scientific American, Juli 1856, Nr.
45.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Silver's Dampfmaschinen-Regulator.
Dieser verbesserte Regulator, welcher in Fig. 12 in
perspectivischer Ansicht dargestellt ist, eignet sich sowohl für
Schiffsdampfmaschinen als auch für stationäre Dampfmaschinen. Er hat sich bereits
zur See und zu Land als sehr nützlich erprobt, und eine genauere Untersuchung seiner
Construction zeigt, daß er unter allen Umständen sehr sicher und gut arbeitet.
A, A' sind belastete Arme, welche in ihrer Mitte bei B mit der Achse C, die ihre
Bewegung auf eine geeignete Weise von der Maschine herleitet, drehbar verbunden
sind. Sie stehen mit einander selbst durch Vermittlung der verschiebbaren Hülsen D, D' in Verbindung, indem die Hülse D mittelst der Stangen E, E'
und die Hülse D' mittelst der Stangen E, E mit den Armen A, A'
vereinigt ist. Die Enden der Stangen E, E' sind an die
Hervorragungen F, F' befestigt. Diese Hervorragungen
sind unter einem Winkel von 45° angeordnet, so daß die Zuglinie der Arme und
Stangen, wenn die Kugeln aus einander stiegen, stets parallel zur Achse C ist.
Wenn die Achse C durch die Maschine in Rotation gesetzt
wird, so haben die Kugeln das Bestreben, in der Richtung der Pfeile aus einander zu
stiegen und die Hülsen D, D' seitwärts zu bewegen. Die
Hülse D' ist mit einem Hals H versehen, welcher von der Gabel M eines
Winkelhebels umfaßt wird. Der untere Arm des Hebels N
steht mit einer nach dem Drosselventil führenden Stange in Verbindung. Die
Verbindung und Wirkungsweise der Hülse D' rücksichtlich
des Drosselventils ist wie bei gewöhnlichen Regulatoren beschaffen und bedarf keiner
näheren Beschreibung.
Der gewöhnliche Regulator besteht bekanntlich aus zwei Kugeln, die an Stangen
befestigt sind, welche sich rings um eine verticale Spindel drehen. Diese Anordnung,
welche selbst für stationäre Maschinen ihrem Zweck nicht vollständig entspricht,
läßt sich bei Dampfbooten gar nicht anwenden. Denn wenn die Regulatorspindel durch
die Schwankungen des Schiffs aus ihrer perpendiculären Lage gebracht wird, so bleibt
die Richtungslinie des Schwerpunktes der Kugeln nicht länger in einer Linie mit der
Regulatorspindel, sondern ändert sich mit der Bewegung des Schiffs. Die Kugeln
wirken alsdann aufs Gerathewohl auf das Drosselventil, so daß ein solcher Regulator
eher von nachtheiligem als von vortheilhaftem Einfluß ist.
Hat man aber doppelte Arme und doppelte Kugeln, welche auf die bezeichnete Weise mit
einander verbunden sind, so halten die Kugeln einander gegenseitig das
Gleichgewicht, und können sich nicht anders, als in Uebereinstimmung mit der Achse
C bewegen, die Bewegung des Schiffes mag seyn wie
sie wolle.
Wenn die Spindel eines gewöhnlichen Regulators rasch rotirt und die Kugeln aus
einander stiegen, so haben sie das Bestreben von einander entfernt zu bleiben, und
bleiben es auch noch kurze Zeit, nachdem die Geschwindigkeit der Spindel bereits
abgenommen hat. Bietet sich also der Maschine plötzlich ein bedeutend vermehrter
Widerstand dar, so wird der Regulator nicht eben so plötzlich das Drosselventil
öffnen, um die Kraft zu vermehren; es findet daher eine wahrnehmbare Verminderung
der Geschwindigkeit der Maschine statt; diese wird aber wieder eingebracht, sobald
der Regulator Zeit hat zu wirken. Diese plötzliche Verminderung und Vermehrung der
Geschwindigkeit bei der Vermehrung und Verminderung des Widerstandes, welche allen
Ingenieuren bekannt ist, findet bei der neuen Construction nicht statt. Der
Centrifugalkraft oder dem Bestreben der Kugeln, in einer gegebenen Lage zu
verharren, wirkt die Anwendung einer Spiralfeder I
entgegen, an welche die Hülse D mittelst der Klampen G befestigt ist. Die Spannung der Feder läßt sich durch
Umdrehung der Schraubenmutter J nach Belieben vermehren
oder vermindern und auf diese Weise der Regulator mehr oder weniger empfindlich
machen.
Vorstehender Regulator ist seit sechs Monaten auf dem zwischen New-York und
Liverpool gehenden Dampfschiff „Atlantic“ in Gebrauch. Capitän
West, Ingenieur Bernhard und die übrigen Officiere des
Dampfers sprechen sich in sehr befriedigender Weise über seine Leistungen aus.
Außerdem ist der Apparat in der Münze zu Philadelphia bei den durch eine
Dampfmaschine getriebenen Walzwerken in Anwendung, wo seine Wirkung so genau ist,
daß keine Aenderung der Geschwindigkeit wahrgenommen werden kann, es mag das Metall
unter sehr bedeutendem Widerstande die Walzen passiren, oder dieser Widerstand mag
plötzlich aufhören. Eben so zufriedenstellend sind seine Leistungen in einer
Zeitungsdruckerei in Philadelphia, wo eine Dampfmaschine acht große Schnellpressen
in Thätigkeit setzt.