Titel: | Ueber das rothe Blutlaugensalz; von William Wallace. |
Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XIII., S. 50 |
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XIII.
Ueber das rothe Blutlaugensalz; von William Wallace.
Wallace, über das rothe Blutlaugensalz.
Die Versuche des VerfassersQuarterly Journal of the Chem. Society, Vol.
VII, 1 p. 77; daraus im Journal für praktische
Chemie Bd. LXIV S. 77. betrafen die oxydirende Wirkung dieses Salzes bei Anwesenheit von Alkali,
die Werthsermittelung des käuflichen Products und die Löslichkeit des reinen
Salzes.
Wenn man rothes Blutlaugensalz mit Zusatz von Aetzkali kochen läßt, so verwandelt es
sich bekanntlich unter Entbindung von Sauerstoff in gelbes Blutlaugensalz. In diesem
Falle wird beigegebenes Jod in Jodsäure, der Schwefel in Schwefelsäure, der Phosphor
in Phosphorsäure, das Stickoxyd in Salpetersäure, die Oralsäure in Kohlensäure
umgewandelt. Schwefelkalium und Jodkalium geben ihr Metall an das rothe
Blutlaugensalz (dessen Eisencyanid) ab, während sich Jod und Schwefel
ausscheiden.
Diese oxydirende Wirkung benutzt man schon längst in den Zeugdruckereien, um den
Indigo, die Cochenille und die Lacke örtlich zu entfärben; das rothe Blutlaugensalz
zerstört aber auch die Farbstoffe des Lackmus, der Curcuma, und andere.
Das rothe Blutlaugensalz kommt theils in Krystallen, theils als Pulver in den Handel.
Letzteres wird häufig auf die Art bereitet, daß man das fein pulverisirte gelbe
Blutlaugensalz der Einwirkung des Chlorgases aussetzt; natürlich enthält dann das
Product nicht nur Chlorkalium und Wasser (denn wenn man das gelbe Blutlaugensalz
seines Krystallwassers ganz beraubt, so wirkt das Chlor nur wenig ein), sondern auch
die Verunreinigungen welche etwa das gelbe Blutlaugensalz enthielt, und vielleicht
betrügerisch zugesetztes Kochsalz. Es ist daher von Wichtigkeit, ein schnelles
Verfahren zur Prüfung dieser Handelswaare zu besitzen.
Das Verfahren Lieshing's (polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 206), wonach mittelst einer
mit kohlensaurem Natron versetzten, titrirten Auflösung von Fünffach –
Schwefelarsennatrium der Gehalt an rothem Blutlaugensalz ermittelt wird, verwirft
der Verf. wegen der schwierigen Darstellung des Schwefelsalzes.
Der Verf. schlägt als Titrirsubstanz das Zinnchlorür vor, welches durch
Kaliumeisencyanid schnell in das Chlorid verwandelt wird. Die Reaction geht
unmittelbar und bei gewöhnlicher Temperatur vor sich, und damit sich nicht
Zinneisencyanür bilde, setzt man einen Ueberschuß von Salzsäure hinzu.
100 Gran des rothen Blutlaugensalzes löst man in 1 1/2 Unzen Wasser und 3/4 Unzen
starker Salzsäure auf, füllt ein Alkalimeter mit der titrirten Zinnchlorürlösung und
setzt von dieser zu der vorigen Lösung. Die Operation ist beendet, wenn die
Flüssigkeit ihre grüne Farbe in ein helles und deutliches Violett umgewandelt hat,
ohne die leiseste Schattirung ins Grün. Die blaue Farbe der Lösung entsteht durch
eine geringe Zersetzung des Kaliumeisencyanürs während der Operation.
Die Zinnchlorürlösung stimmt man am besten so ab, daß jeder Theilstrich der Bürette 1
oder 2 Gran reinen Eisencyanids entspricht.
Diese Prüfungsmethode ist sehr genau, weil das Färbevermögen des Kaliumeisencyanids
sehr groß ist. Ein Tropfen seiner Lösung (1 Th. in 7000 Th. Wasser) ist auf eine
Platte getropft noch deutlich gelb, und in dem beschriebenen Proceß tritt eine
bestimmte grüne Färbung ein, wenn nur 0,2 Gran des Salzes in der Lösung unzersetzt
geblieben sind.
Die Löslichkeit des rothen Blutlaugensalzes hat der Verf. folgendermaßen
gefunden:
100 Th. Wasser lösen
33 Th.
Salz bei
4, 44° C.;
die Lösung hat 1,151 spec.
Gewicht
„
„ „ „
36,6 „
„ bei
10° C.;
die Lösung hat 1,164 spec.
Gewicht.
„ „ „ „
40,8 „
„ bei
15,5° C.;
die Lösung hat 1,178 spec.
Gewicht.
„ „ „ „
58,8 „
„ bei
37,78° C.;
die Lösung hat 1,225 spec.
Gewicht.
„ „ „ „
77,5 „
„ bei
100° C.;
die Lösung hat 1,250 spec
Gewicht.
„ „ „ „
82,6 „
„ bei
104,4° C.;
die Lösung hat 1,265 spec.
Gewicht.
Das spec. Gewicht des Salzes selbst ist 1,845; der Siedepunkt der gesättigten Lösung
104,4° C.