Titel: | Verbesserungen an den Locomotiven, von Hrn. Mac-Connell, Ingenieur zu Wolverton in England. |
Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. II., S. 6 |
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II.
Verbesserungen an den Locomotiven, von Hrn.
Mac-Connell,
Ingenieur zu Wolverton in England.
Aus Armengaud's Génie indusriel, April 1856, S.
176.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Mac-Connell's Verbesserungen an den Locomotiven.
Die hier zu beschreibenden neuesten Verbesserungen an den Locomotiven von dem
bekannten Mac-Connell, Ingenieur der von London
ausgehenden Nordwest-Bahn, beziehen sich auf das Blaserohr, auf die Kolben
und die Röhren dieser Maschinen.
Die Abänderung des Blaserohrs besteht in der Anwendung einer Kammer mit Röhren, oder
mit Räumen, von denen abwechselnd die einen Dampf, die anderen Wasser enthalten und
welche zwischen den Cylindern und dem untern Theil der Esse liegen, so daß das
Wasser des Tenders auf seinem Wege nach dem Kessel vorgewärmt wird, wozu man sowohl
die Wärme des benutzten Dampfes verwendet als auch diejenige der heißen Gase und des
Rauchs, welche in die Esse ziehen, indem sie den Rauchkasten durchströmen.
Hinsichtlich der Röhren besteht die neue Einrichtung darin, daß eine jede von ihnen
aus zwei Theilen mit verschiedenen Durchmessern besteht, deren weitester in der Nähe
des Feuerkastens, der engere aber in der Nähe der Esse angebracht ist. Diese
Einrichtung veranlaßt eine Verzögerung des heißen Luftstromes, bevor derselbe in die
Esse gelangt, so daß er seine Wärme im verengten Theil der Röhre vollständiger
abgibt.
Die Verbesserungen des Kolbens sind eine Abänderung derjenigen, welche Hr. Armengaud bereits im Juniheft 1853 seines Génie industriel beschrieben hat (polytechn.
Journal Bd. CXXIX S. 194). Sie bestehen
darin, daß der Kolben nebst seiner Stange aus einem einzigen Stück Schmiedeisen oder
Stahl angefertigt wird. Bei der neuen Einrichtung besteht die Liederung aus einer
oder aus zwei Reihen von Segmenten, welche in der vertieften Peripherie des Kolbens
angebracht sind, so daß kein Deckel zu ihrem Festhalten nöthig ist; die Adjustirung
wird durch Schrauben bewirkt.
Fig. 41 zeigt
den Querdurchschnitt des Rauchkastens einer Locomotive, die mit dem neuen
Blase- oder Verdünnungsrohr versehen ist, um das Speisewasser
vorzuwärmen.
Fig. 42 ist
ein entsprechender Längendurchschnitt der Maschine; aus demselben ersieht man auch
die Anordnung der Speiseröhren und der Ventilkasten womit dieselben versehen sind,
ferner die verschieden weiten Röhren, welche Gase und Rauch aus dem Feuerkasten in
den Rauchkasten führen.
Fig. 43 ist
ein senkrechter und Fig. 44 ein horizontaler Durchschnitt des zum Vorwärmen des Speisewassers
dienenden Blaserohrs.
Fig. 45 und
46 zeigen
zwei andere Einrichtungen dieses letztem Apparates in horizontalen
Durchschnitten.
Fig. 47 ist
die vordere Ansicht von einem Theil der Röhrenplatte der Rauchkammer, und Fig. 48 ein
Längendurchschnitt desselben, welcher zwei verschiedenartige Verbindungen der Röhren
von verschiedenem Querschnitt, sowohl mit einander, als mit der Platte
darstellt.
Fig. 49 ist
eine Vorderansicht oder vielmehr ein Querdurchschnitt des verbesserten Kolbens, von
welchem Fig.
50 einen Längendurchschnitt zeigt.
Die neue Einrichtung des Blaserohrs, welche in den Figuren 41 und 44 dargestellt
ist, besteht in einem cylindrischen Raume A von Blech,
welcher unten und oben durch Winkelkränze oder Winkeleisen mit zwei runden Platten
B und C verbunden ist.
Letztere sind mit Löchern versehen, in denen senkrechte innere Röhren D befestigt sind, welche den wirklichen Durchgang des
Dampfes bilden, der, aus den Cylindern ausströmend, den Zug steigert.
Beim Ausströmen aus der Mittlern Oeffnung der Vertheilungsbüchse geht der Dampf in
das eine Ende der kurzen Röhre E, welche so befestigt
ist, daß sie die Ausströmungsöffnungen beider Cylinder vereinigt. Der obere Rand
dieser Röhre wird an der untern Platte C des Blaserohrs
durch Schraubenbolzen befestigt; der Dampf strömt durch alle Röhren D des Blaserohrs nach oben in einen conischen Raum F, welcher die Rolle der Düse spielt, durch die der
Dampf in die Esse entweicht, wie es gewöhnlich der Fall ist.
Das aus dem Tender kommende Speisewasser wird in das Innere der weiten Röhre oder
Kammer A des Blaserohrs der Art geführt, daß es die
Röhren D umgibt. Es gelangt in den Ventilkasten G und in die Speiseröhre H,
durchströmt die Verlängerung I der letztern und die
gekrümmte Röhre J, welche mit dem untern Theile des
Wasserraumes A in Verbindung steht, und gelangt so in
den Rauchkasten.
An diesem Speisungssystem ist ein Dreiweghahn K
angebracht, um nöthigenfalls das Wasser unmittelbar in den Kessel leiten zu können,
ohne daß es durch die Röhre I und den Vorwärmer A geht.
In diesem Raum A erreicht das Wasser nahezu den
Siedepunkt, und die Pumpe treibt es aus dem Vorwärmer durch die obere Röhre L, den Ventilkasten M und
eine Röhre N in den Kessel. Die Röhre N ist gekrümmt, um unter dem Wasserstande in den Fessel
auszumünden, indem sie um die Röhren des letztem herumgeht.
Durch einen kleinen Hahnen O kann man sich überzeugen, ob
die Pumpen im Betriebe sind.
Mittelst dieser Einrichtung des Heizapparates wird die Wärme des benutzten Dampfes
und diejenige der durch die Röhren in die Rauchkammer strömenden heißen Gase mit
größtmöglicher Ersparung nutzbar gemacht, indem alle diese Gase die äußere
Oberfläche des Vorwärmers A bestreichen.
Die Abänderungen dieses Apparates, welche in Fig. 45 und 46 im
Durchschnitt dargestellt worden sind, weichen von der so eben beschriebenen
Einrichtung nur wenig ab. In Fig. 45 befindet sich in
der Mitte eine weitere Röhre, welche von einer Reihe kleinerer umgeben ist; die
weitere ist mittelst Winkelkränzen an den Platten befestigt, welche die Enden des
Raumes A verschließen. In Fig. 46 gelangt aller
entweichende Dampf in eine einzige mittlere weite Röhre, während das Speisewasser in
dem engen ringförmigen Raum circulirt, welcher jene Röhre ganz umgibt.
Die Kesselröhren, welche man in der Gesammtansicht Fig. 42 und in den
Einzelansichten Fig. 47 und 48 sieht, bestehen aus
zwei Theilen P und Q; der
Theil Q, der nächste am Rauchkasten, hat einen geringern
Durchmesser als der andere Theil, die obere Röhre. Fig. 48, zeigt eine
Verbindungsweise dieser beiden Theile, welche einfach darin besteht, daß das ganz
gerade Ende der engern Röhre in demjenigen der weitern steckt. Bei der untern Röhre
ist das Ende des engern Theiles Q erweitert, um über das
gerade Ende der weitern Röhre P greifen zu können. Man
kann diese Röhren mit verschiedenem Querschnitt gänzlich aus Eisen oder gänzlich aus
Messing machen, aber auch beide Metalle vereinigen. Im letztern Falle macht man die
Röhre, welche die eiserne Verbindung bedeckt, sowie auch die innere Röhre von
Messing, wo dann die größere Ausdehnung des Messings die Verbindung luftdicht zu
erhalten strebt.
Die Oeffnungen in der Platte der Rauchkammer sind groß genug, daß die weitere Röhre
hindurchgehen kann, und das Ende der kleinern Röhre ist erweitert, damit es
hineinpaßt, wie Fig. 48 deutlich zeigt.
Der neue Kolben (Fig. 49 und 50) ist nebst seiner
Stange aus einem einzigen Stück Eisen oder Stahl geschmiedet. Die Vertiefung R der untern Seite des Kolbens wird durch Schmieden auf
einer Matrize dargestellt, indem die Fläche des Mantels einen dieser Höhlung
entsprechenden convexen
Theil hat, während die Matrize so geschlossen ist, daß sie bei S einen Vorsprung oder Schwanz auf der andern Seite des
Kolbens stehen läßt; an diesen Vorsprung wird die eigentliche Kolbenstange T angeschweißt.
Nachdem der Kolben auf diese Weise aus dem Groben bearbeitet worden ist, wird er
nebst der Stange auf der Drehbank vollendet, und der kranzförmige Theil wird zur
Aufnahme der Schrauben r, die zur Adjustirung der
Liederung dienen, durchbohrt. Zu gleicher Zeit wird auf der Drehbank die ringförmige
Kehle oder Vertiefung eingedreht, welche die Liederung s
aufnimmt. Die Schrauben wirken auf gebogene Federn, mittelst denen der Druck auf die
Segmente der Liederung fortgepflanzt wird. Man verhindert die Schrauben am Drehen
und Losziehen, indem man Stifte in die Löcher steckt, womit deren Köpfe versehen
sind; indem diese Stifte gegen den Kolbenkörper treten, verhindern sie das Drehen
der Schrauben.
Am untern Theile des Kolbens bringt der Erfinder hinter der Liederung ein Stück
Gußeisen u an, gegen welches eine Schraube t tritt, um die beiden benachbarten Federn zu
unterstützen, welche sonst, da die Cylinder liegen, das ganze Gewicht des Kolbens
tragen müßten.