Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. , S. 392 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Conservirung des Holzes nach der im Königreich Sachsen
patentirten Methode des Dr. Apelt, Professor an der Universität Jena und Besitzer eines Kohlenwerkes
zu Oppelsdorf bei Zittau.
Durch den Bau der Eisenbahnen hat das Problem der Conservation des Holzes eine große
Wichtigkeit, und man darf wohl sagen, ein nationalökonomisches Interesse erlangt.
Denn ein nicht unbedeutender Schatz des Nationalreichthums, zahllose Stämme aus
unsern Waldungen, bilden die Grundlage der Schienenwege, jedem Einfluß der
Witterung, jedem Wechsel von Nässe und Dürre ausgesetzt. Die Kräfte der Atmosphäre
wie des Bodens arbeiten ununterbrochen an der Zerstörung dieses Holzes. Man schlägt
allein auf den sächsischen Staatseisenbahnen den täglichen Verlust, den die Fäulniß der Schwellen verursacht, zu 550 Thlr.
an. Dieß beträgt in Einem Jahre 200,000 Thlr. Durch diese starke Holzconsumtion,
sowie nicht minder durch die wachsende Bevölkerung und Industrie muß allmählich der
Verbrauch größer werden als tue Production des Holzes, und es ist die Frage, wie
lange überhaupt unsere Wälder den Bedarf, falls er nicht vermindert wird, noch zu
decken vermögen.
Um einer solchen Gefahr zu begegnen und die Kosten zu vermindern, die durch die
öfters wiederkehrende Erneuerung der Schwellen verursacht werden, hat man bereits
versucht, den Eisenbahnschwellen durch Kunst eine längere Dauer zu geben. Diese
Kunst besteht in der Imprägnirung des Holzes mit Metallsalzen, vorzüglich mit
Vitriol. Die verschiedenen Methoden, nach denen man hierbei verfährt, haben das
gemeinsam, daß die Schwellen in einer vitriolhaltigen Flüssigkeit getränkt werden,
und weichen hauptsächlich nur darin von einander ab, daß nach der einen Art die
Schwellen kurze Zeit bei hoher Temperatur, nach der andern Art dagegen längere Zeit
bei gewöhnlicher Temperatur in die Auflösung des Metallsalzes gelegt werden Alle
diese Methoden erfordern mehr oder minder kostspielige Apparate, menschliche
Arbeitskräfte und einen doppelten Transport der Schwellen, indem die ungetränkten zu
der Station, wo der Apparat aufgestellt ist, hingefahren, die imprägnirten wieder
davon weggefahren werden müssen. Auch läßt jede auf dem angegebenen Princip
beruhende Methode noch Vieles zu wünschen übrig, denn:
1) bietet sie noch keine sichern Garantien für die Zukunft. Alle diese Methoden
selbst sind noch zu jung, als daß sie schon vieljährige Resultate aufweisen könnten.
Der Erfolg, den man sich von ihnen verspricht, ist daher vorerst nur ein
hypothetischer und kein durch Erfahrung verbürgter.
2) Gegen die Gewißheit des erwarteten Erfolgs regen sich aber auch einige Bedenken.
Der Anblick der gesottenen Schwellen zeigt, daß durch das Kochverfahren nur der
Splint oder die äußere Umgebung, aber nicht der Kern des Holzes imprägnirt wird. Da
nun Kiefernholz nicht wie Eichenholz von außen nach innen, sondern von innen heraus
nach außen zu faulen pflegt, so dürfte die Zulänglichkeit dieser Methode für
kieferne Schwellen bedenklich scheinen. Auch dürfte die hohe Wärme, welcher die
Schwellen dabei ausgesetzt sind, leicht der Festigkeit
des Holzes schaden, weil dadurch die harzigen Bestandtheile flüssig und dem Holze
entzogen werden. In die Schwellen, die man, ohne sie zu kochen, nur längere Zeit in
eine Salzauflösung legt, dringt zwar das Metallsalz tiefer ein, und zwar um so
tiefer, je länger man sie in drr Solution liegen läßt. Es erhebt sich aber gegen die
Zulänglichkeit sowohl dieses wie des Kochverfahrens noch ein Bedanken anderer Art.
Das Imprägniren des Holzes mit Metallsalz ist offenbar nur ein Mittel zum Zweck. Der
Zweck, nämlich die Conservirung des Holzes wäre erst dann erreicht, wenn eine
Vererzung des Holzes bewirkt würde. Der Vererzungsproceß besteht wie der
Versteinerungsproceß des
Holzes aus zwei Theilen: der erste Act beginnt mit Imprägnation, der zweite mit langsamer und allmählicher Entfernung des Organischen. Die Natur führt im Falle
eines Versteinerungsprocesses die Silicate und im Falle eines Vererzungsprocesses
die Metalle, welche an die Stelle der organischen Bestandtheile treten, stetig und ununterbrochen zu.
Bei den imprägnirten Schwellen dagegen findet der umgekehrte Fall statt. Die Nässe
laugt nämlich dieselben wieder aus und so entzieht hier die Natur dem Holze die künstlich in dasselbe gebrachten Metalle, noch bevor sie
der langsam fortschreitenden Vererzung die ausreichenden Dienste geleistet
haben.
3) Haben alle Methoden der künstlichen Imprägnirung den wesentlichen Mangel, daß sie
weder auf Telegraphenstangen noch Gebäude anwendbar sind. Wenn nun auch in jenen
Stangen kein so beträchtlicher Capitalwerth wie in den Schwellen liegt, so
verursacht doch das häufige Abfallen und Umstürzen derselben lästige Störungen im
Betriebe, die besonders den Beamten der Bahn fühlbar werden können.
Die Neigung der Holzfaser zur Fäulniß beruht im Allgemeinen darauf, daß sie wie alles
Organische aus drei basischen Substanzen (Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff)
und aus einer verhältnismäßig zu geringen Menge von Sauerstoff besteht, um jenen
Vasen das chemische Gleichgewicht zu halten. Sobald daher die Lebenskraft des
organischen Körpers erlischt und der unter ihrer Herrschaft stattgehabte
Stoffwechsel aufhört, folgen jene basischen Stoffe ihrer chemischen Natur, sättigen
sich mit Sauerstoff, verstüchtigen sich zum Theil in Gasform und führen so die
allmähliche Zerstörung des organischen Körpers herbei. Ungeachtet dieser leichten
Zerstörbarkeit organischer Gebilde sehen wir in fossilen Pflanzen vegetabilische
Ueberreste der Vorwelt, welche die Natur Jahrtausende aufbewahrt hat, ohne
Veränderung ihrer äußern Form und inneren Structur; nur die chemische
Zusammensetzung der Pflanzenzelle ist eine andere geworden, indem an die Stelle
organischer Stoffe anorganische getreten sind. Dieser Versteinerungs- und
Vererzungsproceß ist gleichsam ein Wink der Natur über die Richtung des Weges, den
man einzuschlagen hat bei der Auflösung des Problems der Conservirung des
Holzes.
Es ist mir nun gelungen, eine Methode der Conservirung des Holzes ausfindig zu
machen, welche dieser leitenden Idee entsprechen dürfte und welche auf einem andern
Princip, als alle bisher bekannten Methoden beruht. Der Erfolg derselben ist nicht
bloß hypothetisch, sondern auf vieljährige Erfahrungen gegründet. Ich habe nämlich
durch den Bergbau Gelegenheit gehabt, schon seit einer Reihe von Jahren über diesen
Gegenstand Erfahrungen zu sammeln, und ich kann Holz vorlegen, das länger als 15
Jahre unter dem Einfluß der Anwendung der Methode gestanden hat, die ich sogleich
angeben werde. Dieses Holz zeigt folgende Eigenschaften:
1) Es ist inwendig besonders auf dem Kern rosenroth. Das kieferne mehr noch als
anderes. Wenn man es verbrennt, so gibt es rothe Asche. Diese rothe Farbe des Holzes
sowie der Asche kommt, wie aus der nachfolgenden Exposition erhellen wird, von
Eisenoxyd, womit das Holz durchdrungen ist; 2) das Holz spaltet noch gut und rein;
3) es reißt auch nicht die Quere ab; 4) es behält die Spannkraft Nägel festzuhalten;
5) es lösen sich die Jahresringe des Holzes nicht von einander; 6) es bricht noch
mit Splittern; 7) es läßt sich auch noch biegen, ohne zu zerbrechen.
Die Methode, nach der ich dieses Holz conservirt habe, ist neu und eigenthümlich
nicht nur rücksichtlich des Mittels das ich anwende,
sondern auch rücksichtlich des Princips, auf dem das
ganze Verfahren beruht.
Das Mittel, das ich anwende, ist die sogenannte Oppelsdorfer Schwefelkohle, eine
eigenthümliche Kohle, die außerdem nicht wieder vorkommt und die ungefähr zu 2/3
ihres Gewichts aus äußerst fein zertheiltem Markasit (FeS², FeS) Diese Kohle
erhält, wie ich gefunden habe, jene merkwürdige holzconservirende Eigenschaft durch
eine einfache Zubereitung, die im Wesentlichen darin besteht, daß man das
Schwefeleisen der Kohle sich in schwefelsaures Eisenoxydul oder Vitriol verwandeln
läßt.
Das Princip, auf dem meine Methode beruht und wodurch sich
dieselbe wesentlich von jeder andern unterscheidet, besteht darin, daß ich ohne
Apparate und ohne Kosten bloß durch Naturkräfte
einerseits eine allmählich fortschreitende Vererzung des Holzes bewirke,
andererseits rasch und auf einmal die schädliche Einwirkung des Bodens beseitige. Sie ist
daher die einfachste und in einem weiten Umkreis auch die billigste Methode, die man
sich überhaupt denken kann. Ihre Ausführung besteht ganz einfach in Folgendem.
Nachdem die Oppelsdorfer Schwefelkohle sich in Vitriolkohle verwandelt hat, bringt
man sie in unmittelbare Berührung mit dem Holze, das man
zu conserviren beabsichtigt. Vermöge der Eigenschaft der Kohle als hygroskopische
Substanz die Feuchtigkeit der Atmosphäre an sich zu ziehen, sowie durch den
auffallenden Regen löst sich der in der Kohle enthaltene Vitriol auf, dringt langsam
und allmählich ins Holz und imprägnirt dasselbe. Es wird also hier durch bloße
Contactwirkung von der Natur selbst der Proceß des
Imprägnirens mit einem Metallsalz vollzogen, der nach jeder andern Methode nur durch
die Kunst der Menschen und mit Anwendung gewisser an eine
feste Oertlichkeit gebundener Apparate ausgeführt werden kann, und es ist
bemerkenswerth, daß nach dieser Methode eine Naturkraft, nämlich die Nässe, für die
Conservirung des Holzes wirken muß, die sonst gerade demselben den meisten Schaden
zufügt. Aber nicht bloß eine natürliche Imprägnirung,
sondern auch, was die Hauptsache und bei der künstlichen
Imprägnirung noch problematisch ist, die allmählich fortschreitende Vererzung des
Holzes wird dadurch erreicht. Dieß läßt sich sowohl theoretisch als praktisch
darthun.
Die Fäulniß entsteht dadurch, daß der Gerbestoff des Holzes, der eine große Neigung
zur Verbindung mit Sauerstoff hat, Sauerstoff aufnimmt und dadurch Ulmin, den
sogenannten Mulm erzeugt. Dieser Sauerstoff wird dem Holze, das wie das kieferne von
innen herausfault, weit mehr durch die eindringende Nässe als durch die Atmosphäre
zugeführt. Enthält nun die eindringende Flüssigkeit aufgelösten Eisenvitriol, so
verbindet sich das Eisenoxydul, das sich gleichzeitig unter Mitwirkung des
Sauerstoffs in Eisenoxyd verwandelt, mit dem Gerbestoff des Holzes zu gallussaurem
und gerbesaurem Eisenoxyd, wodurch die Bildung des Ulmins gehindert, d. i. die
Fäulniß unmöglich wird.Hierbei findet eine Zersetzung des Metallsalzes statt. Das Eisenoxydul
verwandelt sich in Eisenoxyd und tritt in kleinen selbst mikroskopisch nicht
mehr sichtbaren Krystallen in die Zellenwandung ein. Zufolge dieser
Substitution geschieht es, daß die allmählich sich bildende Conglomeration
dieser kleinen Krystalle die ursprüngliche Form der Pflanzenzelle
erhält. Schon im Jahre 1836 sprach Prof. Göppert in
Breslau auf der Naturforscher-Versammlung in Jena in einem Vortrage über die
Versteinerung der Pflanzen (Isis 1837, Heft 5, S. 341) die Vermuthung aus, daß die
Natur bei dem Versteinerungsproceß das Organische nicht durch hohe Temperatur,
sondern allmählich auf nassem Wege durch stille Verwesung
entferne, und er stützte diese Vermuthung darauf, daß nach dem von ihm
eingeschlagenen gewaltsamen Verfahren zwischen Thonplatten, die bis zum Glühen
erhitzt wurden, Pflanzen der Jetztwelt künstlich in fossile zu verwandeln, das Holz
niemals die Festigkeit des versteinerten erlangte. Meine Beobachtungen bestätigen
seine Vermuthung, indem sie zu dem von ihm angeführten negativen Grunde einen
positiven hinzufügen.
Daß die Praxis meines Verfahrens mit der Theorie in vollkommener Uebereinstimmung
ist, zeigt die Beschaffenheit des von mir conservirten Holzes. Dieses Holz enthält
nämlich nicht wie das künstlich imprägnirte den Vitriol grünlich abgelagert zwischen
den Jahresringen, vielmehr beweist die rothe Farbe des Holzes, sowie der Asche, daß
das lösliche Metallsalz zersetzt und das Eisenoxydul in Eisenoxyd verwandelt ist.
Läßt man solches geröthetes Holz selbst Tagelang im Wasser liegen, so bleibt das
Wasser völlig farblos, – ein Beweis, daß das Eisenoxyd nicht etwa nur mechanisch darin abgelagert, sondern chemisch mit dem Holze verbunden, d. i. daß das Holz im
Zustande der Vererzung begriffen ist.
Die Oppelsdorfer Schwefelkohle besitzt aber neben der so eben auseinandergesetzten
holzconservirenden Eigenschaft, welche auf der starken Verwandtschaft des in ihr
enthaltenen Eisens zum Gerbestoff des Holzes beruht, noch eine zweite merkwürdige
holzconservirende Eigenschaft. Es findet sich nämlich neben dem Schwefeleisen
zuweilen in geringer Menge auch Arsenikeisen in ihr, das bekanntlich durch seine
bloße Gegenwart eines der stärksten Präservative gegen die Fäulniß ist. Diese durch
seine bloße Gegenwart das Holz vor Fäulniß schützende
Kraft des Arsenikeisens beruht darauf, daß dasselbe den durch die Feuchtigkeit in das Holz eingeführten
Sauerstoff in sich aufnimmt (indem sich die arsenige Säure in Arsensäure verwandelt)
und dadurch diesen Sauerstoff unschädlich macht.
Ein eigenthümlicher Vorzug meiner Methode vor jeder andern verdient noch besonderer
Erwähnung. Wenn das Holz im Boden liegt, so arbeiten zwei ganz verschiedenartige und
von einander unabhängige Ursachen an seiner Zerstörung: zu der inneren Neigung der Holzfaser zur Auflösung gesellt sich nämlich dann noch
die äußere Einwirkung der Vegetationskraft des Bodens.
Alle bisherigen Methoden der Conservirung des Holzes sind von der Art, daß sie nur
die im Holze selbst liegenden Kräfte der Zerstörung zu Paralysiren suchen, dagegen
den zuletzt genannten äußern schädlichen Einfluß, durch den das Holz oft noch mehr
leidet, nicht beseitigen können. Nach meiner Methode hingegen wird eine
vitriolhaltige Substanz zwischen das Holz und den Boden
gebracht, die ihren Vitriolgehalt ebensowohl dem Boden wie dem Holze mittheilt, und
dadurch einerseits die dem Holze nachtheilige Vegetationskraft des Bodens gänzlich
zerstört, andererseits die Widerstandsfähigkeit der Holzfaser gegen die Fäulniß
erhöht.
Es ist ferner offenbar, daß eine Wirkung um so nachtheiliger seyn wird, je länger und
anhaltender die Ursache zu wirken fortfährt. Das Holz kann aber nach meiner Methode
fortdauernd unter dem Einflusse einer dasselbe conservirenden Ursache erhalten
werden, während es nach jeder andern Methode nur einmal einer vorübergehenden
Einwirkung einer solchen ausgesetzt ist. Bei der großen Einfachheit des Princips,
auf dem meine Methode beruht, vereinigt sie dennoch eine Mannigfaltigkeit von
Vortheilen und Vorzügen vor jeder andern Methode in sich. Sie weicht, wie ich
bereits angegeben habe, von den übrigen Methoden in mehreren Stücken ab, die sich
übersichtlich etwa so zusammenstellen lassen:
1) Ich tränke die Schwellen nicht in einer vitriolhaltigen Flüssigkeit, sondern
umgebe sie mit einem festen vitriolhaltigen Körper.
2) Nach meiner Methode wird die Imprägnirung des Holzes nicht durch Kunst, sondern
durch Naturkräfte bewirkt, die ohne Kosten dieses Werk ausführen.
3) Nach meiner Methode wird ein allmählich fortschreitender Vererzungsproceß des
Holzes eingeleitet und unterhalten, wozu die continuirlich fortwirkende natürliche Imprägnirung das nöthige Material liefert. Bei
der künstlichen Imprägnirung dagegen wird ein Ueberschuß
von Metallsalzen auf einmal ins Holz gebracht, der, weil er nicht so rasch zersetzt und in anderer Weise von Neuem chemisch
gebunden werden kann, durch eindringende Flüssigkeit wiederum aufgelöst wird,
wodurch dem Holze das zur allmählich fortschreitenden Vererzung nöthige Material
entführt wird.
4) Jede andere Methode wirkt bloß einseitig auf das Holz,
nach meiner Methode erfolgt eine Doppelwirkung,
einerseits auf das Holz, andererseits auf das Erdreich, in dem es liegt.
5) Nach jeder andern Methode wirkt die conservirende Ursache nur einmal und rasch
vorübergehend auf das Holz, nach meiner Methode dagegen wirkt sie langsam und in
steter Fortdauer auf dasselbe.
6) Jede andere Methode erfordert einen bestimmten Ort der Zubereitung und die dabei
nöthigen Anlage- und Förderungskosten; meine Methode ist überall und selbst
auf eingebaute Schwellen sofort anwendbar.
7) Es wird bei ihr die Zeit der Zubereitung, welche bei andern Methoden den Baufond
belastet, erspart.
8) Endlich hat sie den Vortheil, daß sie nicht bloß auf Eisenbahnschwellen, sondern
auch auf Telegraphenstangen und Gebäude angewendet werden kann.
Wie einfach und zweckmäßig diese Methode ist, wovon ich nur neben ihrer Wohlfeilheit
und Sicherheit den Umstand anführen will, daß ich die sonst das Holz zerstörenden
Witterungseinflüsse nicht nur unschädlich, sondern selbst der Conservirung des
Holzes dienstbar mache und so durch die Natur das verrichten lasse, was bei andern
Methoden viele Kosten und Weitläufigkeiten verursacht, glaube ich hiermit dargelegt
zu haben.
Das Trocknen von Nutzhölzern; von Hrn. Dr. Rau in Heidelberg.
Newton in London hat ein Verfahren, Holzstücke in einer
Trockenkammer durch schnell einströmende heiße Luft auszutrocknen. Er zeigte
englische und ausländische Hölzer in rohem und gleichzeitig in getrocknetem
Zustande, in welchen sie nach seinem Verfahren binnen wenigen Wochen versetzt worden
sind. Der Vorgang besteht darin, daß Ströme erwärmter Luft unablässig in einen
großen Raum eingelassen werden, in welchem die Bretter sorgfältig auf die hohe Kante
aufgeschichtet sind, doch so, daß zwischen jedem Brette Raum gelassen ist, damit die
erwärmte Luft es nach allen Seiten hin bestreichen kann.
An der Decke des Lagerraumes sind Ventilatoren angebracht, mittelst welcher die
Luftströme, die ihren Dienst gethan und eine gewisse Menge der ausdünstenden
Flüssigkeit in sich aufgenommen haben, wieder abgelassen und durch frische ersetzt
werden. Durch das Newton'sche Verfahren soll nicht allein
das Werfen, sondern auch das Faulen und die Trockenfäule verhindert und überhaupt
das zu den meisten Verwendungen unentbehrlich? Trocknen sehr beschleunigt werden.
Man sah Holzstücke, die nur auf der einen Seite ausgetrocknet worden waren. Nach den
Angaben des Ausstellers Verliert Weißbuchen- (Hornbaum-) Holz 13,82
Procent des Gewichts, Ebenholz 16, Nußbaum 26, Mahagony 26,9, Pappelholz 48,75
Procent. Ein zolldickes Stück Ebenholz brauchte 15 Tage zum völligen Austrocknen.
(Amtl. Bericht über die Lond. Ausst. Bd. I S. 415.)
Reinigung des Oels für Uhren; von Hrn. Dr. v. Viebahn in Berlin.
Das gereinigte Oel oder Oleïn, dessen sich die Uhrmacher bedienen –
Uhröl – wird in England gewöhnlich von Mandel- oder Olivenöl bereitet,
indem man dasselbe durch Auflösen in Spiritus von dem in dem Oel enthaltenen Stearin
befreit und den Spiritus nachher davon abdestillirt; dasselbe muß bei allen
gewöhnlichen Temperaturen dem Verdicken und Gefrieren widerstehen und wird in
England bis zu 1 1/2 Shilling für die Drachme bezahlt. Ein wohlfeileres Uhröl wird
bereitet durch Einlegung eines reinen Streifens Blei in ein weißes mit Olivenöl
gefülltes Glas, welches eine Zeitlang der Einwirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt,
und wovon nach Absenkung der geronnenen Theile die obere farblose Schicht
abgeschöpft wird. (Amtl. Bericht über die Lond. Ausst. I. Bd., S. 396.)
Berichtigung, das Dellmann'sche Elektrometer betreffend.
Hr. Dellmann beschuldigt mich in Poggendorff's Annalen Bd. LXXXVI S. 225 der Gewissenlosigkeit
„sein Elektrometer nachgemacht zu haben, ohne ihn als Erfinder zu
nennen.“ Ich kann nun aber durch gültige Zeugen nachweisen, daß ich
das von mir angegebene Instrument bereits seit dem Jahre
1830 zur Beobachtung der atmosphärischen Elektricität benutzt habe – also
lange vorher ehe mir eine Beschreibung des Dellmann'schen
Elektrometers zu Gesicht kommen konnte. Mich führte lediglich die vorlängst bekannte
Coulomb'sche Drehwaage zur Einrichtung dieser
einfachen Vorrichtung – auch habe ich dieselbe nie und nirgends als eine neue
und mir eigenthümliche Erfindung, sondern nur als eine an sich geringe Umänderung
und compendiöse Modification dieser Drehwaage betrachtet und angegeben. Ueberdieß
ist meine Einrichtung in mehrfacher Beziehung von der Dellmann'schen verschieden.Poggendorff's Annalen Bd. LXIX H. 1, S. 71. Müller's Bericht über die neuesten Fortschritte der Physik Bd. I S.
28, 1849-1852. Es liegt überhaupt ganz außer meinem Sinne, mich mit fremden Federn zu schmücken, und alle
meine geringen mathematischen und physikalischen Ausführungen zeigen eher den
entgegengesetzten Fehler, vorliegende Autoritäten zu wenig zu beachten.
Wenn nun D. das Princip der Drehwaage für sich allein in Anspruch nimmt, so überlasse
ich ihm diese seine Anmaßung und angebliche Erfindung gern und in jeder Beziehung;
um so mehr da ich auf meine Vorrichtung – als wirkliches Meßinstrument nicht
den geringsten Werth lege. Ich habe nämlich bei langjähriger Beobachtung mehrerer
solcher feststehender kleiner Drehwaagen mich überzeugt, daß dieselben bei ihrer
großen Empfindlichkeit wohl als Elektroskop sehr brauchbar, hingegen als wirkliche
Meßinstrumente trüglich und unsicher sind – indem mir die Nadel derselben
oft, ohne irgend eine Verbindung mit einer bekannten Elektricitätsquelle,
eigenthümliche zeitweilige Abweichungen zeigte. Der Grund dieser Erscheinung scheint
in der so leicht local erregbaren elektrischen Atmosphäre des Glasgehäuses zu liegen. Diese wird namentlich bei trockener Luft, in Folge
einseitiger Luft- oder Wärmeströmung und oft schon durch Annäherung des
Beobachters, aufgeregt und wirkt durch die Zuleitung auf die höchst empfindliche
Nadel. Ich habe bereits in einem Nachtrag zu obigem Aufsatz in den Annalen, im Mai
1852, auf diesen Uebelstand aufmerksam gemacht.
Diese Bemerkung bezieht sich indessen lediglich auf das von mir benutzte Elektroskop,
da ich das Dellmann'sche weder jemals gesehen, noch
geprüft habe, also auch kein Urtheil darüber fällen kann.
Bei der hohen Wichtigkeit einer mathematisch genauen Messung der geringen, auch im
ruhigen Zustande stets vorhandenen elektrischen Spannung der Atmosphäre für
meteorologische Zwecke habe ich mich seit langer Zeit vergeblich bemüht, ein
wirkliches vergleichbares Elektrometer herzustellen. Außer dem oben bemerkten
Uebelstande meiner Drehwaage hat mir weder die Aufhängung der Nadel an einem
Cocon- oder Spinnefaden, noch an einem Glasfaden zugesagt. Erstere wegen der
durch die veränderliche hygroskopische Beschaffenheit modificirten Torsionskraft
– letztere wegen der mit dem Wachsthum der Winkelabweichung sich steigernden
und bei jedem solchen Faden verschiedenen Spannkraft des elastischen Glases –
und beide wegen des Schwankens und der Unsicherheit des Centralpunktes des
Abweichungswinkels der Nadel.
Eben so wenig Vertrauen auf eine wenigstens bis zu Minuten genaue und sichere Messung
konnte mir die vielfach versuchte und auch von Oersted,
Peltier u. m. a. benutzte Spannung der Nadel vermittelst eines kleinen an
derselben angebrachten Magnets gewähren. Bekanntlich wirkt die veränderliche
magnetische Intensität und horizontale Declination ganz vorzüglich auf solche
kleine, sehr leichte Magnete – sie veranlaßt oft plötzliche, mehrere Minuten
betragende Abweichungen – macht also auch die als normal angenommene
Richtkraft der Nadel völlig unsicher und mit ihr die ganze mikroskopische Messung.
Indessen hat auch diese Vorrichtung, als Elektroskop zur Beobachtung der
atmosphärischen Elektricität, besondere Vortheile, wie ich dieses in dem oben
bemerkten Nachtrag näher dargestellt habe.
Es ist nichts mehr zu wünschen, als daß es den fortgesetzten Bemühungen des Hrn. Kohlrausch gelingen möge, diese – namentlich für
Meteorologie – höchst wichtigen Messungen mit zureichender Sicherheit in
Ausführung zu bringen. Die sehr kunstreiche Construction seiner Drehwaage, welche
ich so eben in dem ausgezeichneten physikalischen Cabinet des Prof. Knoblauch gesehen habe, scheint wenigstens die oben
bemerkte nachtheilige Einwirkung der 'Glashülle wesentlich zu beseitigen. Auffallend
war es mir aber, zwischen diesem complicirten Apparate und der Beschreibung des Dellmann'schen Elektrometers nicht die geringste
Aehnlichkeit zu entdecken – eben so wenig mit der einfachen Einrichtung
meiner kleinen und anspruchslosen Drehwaage, außer daß meine geradlinige Nadel und
die von beiden Seiten eintretende Leitung sich vorfindet. – Ich bemerke
dieses nicht, um irgend einen Anspruch auf diese Einrichtung zu machen, sondern weil
D. gerade dieses gegen Müller's beifälliges Urtheil a. a.
O. ausdrücklich rügt und als völlig geringfügig darstellt.
E. Romershausen.
Ueber die Erkennung des Jods durch Terpenthinöl; von Dr. Julius Löwe.
Gleich dem Schwefelkohlenstoff und Chloroform gibt auch das Terpenthinöl mit freiem
Jod eine sehr charakteristische Farbenreaction, obschon die beiden erstgenannten
Verbindungen an Empfindlichkeit das ätherische Oel weit übertreffen. Setzt man zu
einer wässerigen Lösung irgend eines Jodmetalls, aus welchem man das Jod durch
salpetrige Säure enthaltende Salpetersäure frei gemacht hat, einige Tropfen
Terpenthinöl, so färbt sich die auf der wässerigen Lösung schwimmende ätherische
Flüssigkeit je nach der Menge des vorhandenen Metalloids entweder tief braunroth oder bei großer Verdünnung nur schwach rosenroh. Es läßt sich auf diese Weise noch 1/100,000 Jod
mit aller Sicherheit nachweisen. In einer Lösung von 1 Theil Jod (respect.
Jodkalium) in 107,000 Theilen Wasser war die Reaction für das Auge nicht mehr
sichtbar, wohl aber geben bei dieser Verdünnung sowohl Chloroform als
Schwefelkohlenstoff noch sehr scharfe und deutliche Reactionen, was bei der überaus
großen Empfindlichkeit genannter Reagentien zu erwarten stand, deren Wirkungen ja
bekanntlich auf viel größere Verdünnungen sich erstrecken. Unter Umständen kann
somit auch das Terpenthinöl zur Nachweisung von Jod Anwendung finden.
Bereitung eines farblosen Lacks.
Dieser aus 3/4 Schoppen besten Weingeists, 1/4 Pfund Sandarak, 1 1/2 Loth Kampher und
2 1/2 Loth venetianischem Terpenthin bestehende Lack wird auf folgende Weise
bereitet: Der Sandarak wird zum Weingeist gethan und mit ihm so lange (circa 1
Stunde) geschüttelt, bis er vollständig aufgelöst ist. Dazu kommt der Kampfer,
welcher vorher in kleine Stückchen gebrochen und mit der eben erwähnten Auflösung so
lange geschüttelt wird, bis das Ganze eine vollständige Auflösung bildet.
In gleicher Weise wird mit dem venetianischen Terpenthin verfahren; wenn er nicht
flüssig genug ist, um in die Flasche eingegossen werden zu können, so wird er vorher
etwas erwärmt, was ihn dünner macht.
Nachdem die Mischung so lange geschüttelt ist, bis sie eine gleichmäßige Flüssigkeit
bildet, stellt man sie an einen warmen Platz, z.B. auf einen Porzellanofen oder an
einen sonst mäßig warmen Ort, oder im Sommer in die heiße Sonne. Nachdem die Flasche
etwa zwei Tage lang ruhig gestanden hat. wird die Flüssigkeit sich vollkommen
geklärt haben, während sich unten ein Bodensatz gebildet hat. Man gießt nun das
Klare ruhig in eine andere Flasche über und hebt es für den Gebrauch aus.
Wenn ein Gegenstand lackirt werden soll, was mit einem Flachpinsel geschieht, so muß
er vorher etwas erwärmt werden. Ebenso ist es nöthig den Lack vorher etwas zu
erwärmen, was dadurch geschehen kann, daß man etwas davon in eine Tasse oder
Porzellanschale gießt und diese in heißes Wasser eintaucht. Eine Hauptsache ist, den
Lack dünn aufzutragen. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1853, S.
15.)
Die Knochendünger-Fabrication in England; von Hrn. Dr. v. Viebahn in
Berlin.
Knochen wurden bereits vor mehr als vierzig Jahren in großen und zunehmenden
Quantitäten zur Düngung der Rüben verwendet. Bis zur jüngsten Zeit ist die Natur
ihrer Einwirkung auf die Rüben sehr unvollkommen aufgefaßt worden, und ihre wirkende
Kraft wurde hauptsächlich ihrem stickstoffhaltigen Leim zugeschrieben. Gebrannte,
von dem Leim befreite Knochen haben aber beinahe dieselbe, ja Wohl noch bessere
Wirkung. Liebig behauptete, daß die wirkende Kraft der
Knochen in ihrer Phosphorsäure liege und zeigte, wie vortheilhaft es seyn würde,
wenn man sie flüssig als sauren phosphorsauren Kalk in Wasser aufgelöst
benützte.
Man wendet die Knochen theils bloß gepulvert, theils gepulvert und durch
Schwefelsäure zersetzt, theils verkohlt, nachdem sie in den Zuckerraffinerien
gebraucht sind, an.
Einer der geschicktesten Knochendünger-Fabrikanten, Hr. Hunt in London, beobachtet folgendes Verfahren:
Die aus der Umgebung der Fabrik frisch ankommenden Knochen werden zunächst einer
besondern Behandlung unterzogen, um das Fett aus ihnen zu gewinnen. Man wirft sie
nämlich nach einander in einen Trichter, an dessen Fuße sich zwei Cylinder befinden,
wovon der eine aus sieben großen, dicken, gezahnten Scheiben von 25 Centimeter
Durchmesser zusammengesetzt ist, welche durch ebenfalls gezahnte Scheiben von 15
Centimeter Durchmesser von einander getrennt sind. Der andere Cylinder besteht aus
sechs großen, eben so von einander getrennten Scheiben, welche in die Zwischenräume
der sieben großen Scheiben des ersten Cylinders eingreifen. Es versteht sich, daß
die, zwischen die Zahne der beiden in entgegengesetzter Richtung sich drehenden
Cylinder hineinfallenden Knochen darin stecken bleiben und zermalmt werden. Die so
gröblich zerriebenen Knochen werden in einen halb mit Wasser gefüllten Kessel
geworfen, der mittelst Dampfs auf 80° R. erhitzt wird; die bei dieser
Temperatur geschmolzene Fettsubstanz tritt aus den Knochenhöhlen und den Zellen
heraus. Man nimmt das obenauf schwimmende Fett ab; es beträgt 5 Procent vom Gewichte
der Knochen, und wird in derselben Fabrik zur Seifenbereitung verwendet.
Die ihres Fetts beraubten Knochen werden nun, vermengt mit den von auswärts bezogenen
trocknen Knochen, welche eben so zermalmt wurden, weiter behandelt. Sie werden
gemeinschaftlich noch mehr zerkleinert, indem man sie näher an einander gestellte
gezahnte Cylinder passiren läßt. Mittelst einer cylindrischen Beutelvorrichtung von
durchlöchertem Eisenblech werden die größeren Stücke abgesondert und dann neuerdings
gemahlen. Ein Theil der Knochen wird schon in diesem Zustande an die Landwirthe
verkauft; sie wirken langsam, aber wie ein zugleich organischer und mineralischer
Dünger.
Für Landwirthe, welche eine schnelle Wirkung vorziehen, zersetzt der Fabrikant die
gepulverten Knochen durch Schwefelsäure; zu diesem Behufe läßt man sie 1–2
Tage in Wasser liegen, bringt sie dann mit 35 Procent ihres Gewichtes Schwefelsäure
in einen großen, gußeisernen, mit Blei gefütterten horizontalen Cylinder von zwei
Meter Länge und 1 Meter Durchmesser; derselbe ist oben mit einer Oeffnung versehen.
Man setzt nun die durch den Cylinder gehende Achse in Umdrehung; dieselbe ist mit
eisernen Armen versehen, welche das Gemenge 4–5 Stunden lang umrühren; in
dieser Zeit werden die Knochenstücke auch im Innern zersetzt, in schwefelsauren Kalk
und sauren phosphorsauren Kalk; dabei wird auch der Zusammenhang der organischen
Materie aufgehoben, welcher die Knochen ihre Festigkeit verdanken. Nachdem man sie
auf diese Weise zerreiblich gemacht hat, dreht man den Cylinder im halben Kreise, so
daß sich die Oeffnung in seiner Längenrichtung unten befindet; dabei fällt das
Gemenge in einen Kasten. Nun bringt man den Cylinder in seine erste Stellung zurück,
und fängt die Operation von vorne an.
Die gesäuerten Knochen können in diesem Zustande in den Handel geliefert werden; Hr.
Hunt zieht es aber vor, sie mit ihrem gleichen Volum
Knochenkohle, dem Rückstande der Zuckerraffinerien, zu vermengen, um durch letztere
einen Theil der überschüssigen sauren Flüssigkeit zu absorbiren oder zu sättigen und
außerdem dem Gemenge Pulverform zu geben, in welcher es leichter auf dem Felde zu
verbreiten ist. In dieser Fabrik genügt eine Dampfmaschine von acht Pferdekräften
zum täglichen Zerreiben von 7500 Kilogramm. Knochen. Den Landwirthen wird das
Gemenge aus gesäuerten Knochen und Knochenkohle zu 50 Shilling per 250 Kilogr. (6 fl. für den Zollcentner)
geliefert.
Von einem anderen Knochendüngerfabrikanten, Hrn. Tackerey,
wurde ein ähnliches Verfahren angegeben; da er aber keine Rührvorrichtung anwendet,
nimmt er eine größere Menge Schwefelsäure, nämlich 50 Procent. Der teigartigen Masse
setzt er auf 100 Theile Knochen 60 Theile Knochenkohle zu; er läßt die Einwirkung
1–2 Tage lang dauern.
Hr. Spooner, Fabrikant zu Southampton, behandelt die
Knochen auf ähnliche Weise; er nimmt 25–33 oder 40 Theile Schwefelsäure auf
400 Theile Knochen. Um dem Gemenge Pulverform zu geben, wird es auf einer Schicht
Asche ausgebreitet und mit einer solchen bedeckt. Das so erhaltene Gemenge wird in
pulverigem Zustande angewandt, oder in Wasser gerührt zum Begießen verwendet.
Letzteres Verfahren bewirkt eine sehr rasche Einwirkung.
Wie die englischen Landwirthe sagen, verdient der Knochendünger den Vorzug vor allen
übrigen zur Beförderung des Wachsthums der Steckrüben.
Im Interesse der deutschen Landwirtschaft ist die Vermehrung und Verbesserung der
Knochendüngerfabriken – unsere bisherigen wenigen Knochenmühlen können kaum
als solche angesehen werden – um so mehr zu wünschen, als die Knochen,
entgegengesetzt dem Guano, bei uns erheblich wohlfeiler sind als in England, und als
ohne gehörige technische Behandlung, welche dem einzelnen Landwirth gewöhnlich zu
schwierig ist. das Dungmittel nicht seine volle Wirksamkeit äußert. Wir möchten
deßhalb die Errichtung und Verbesserung der Knochenmühlen um so mehr empfehlen, da
das dazu erforderliche Anlage- und Betriebscapital nicht übermäßig groß ist.
(Amtl. Bericht über die Lond. Ausst. Bd. I S. 406. – Wir verweisen auf Payen's Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CXIX. S. 227 und Turner's Walzenmühle Bd. CXX S. 181. Die Redact.)
Einfache Methode, die Korkstöpsel auf Champagnerflaschen zu
befestigen.
Die gewöhnliche Methode, die Korkstöpsel auf Champagnerflaschen zu befestigen, ist,
wenn sie auch von geschickten und lang geübten Arbeitern ausgeführt wird, doch immer
complicirt und zeitraubend.
In neuerer Zeit hat man theilweise eine andere Methode ergriffen, die bei weitem
einfacher und kürzer erscheint, und gar keine große Uebung der Arbeiter in der
Ausführung anspricht, wie die gewöhnliche Art des Umflechtens sie nothwendig
erfordert.
Dabei ist auch das Oeffnen der Flasche bedeutend erleichtert.
Der Korkstöpsel ist nämlich oben knopfförmig verdickt, und mit einer Rinne versehen.
In dieser Rinne liegt ein nach unten gebogener, starker Eisendraht, dessen Enden
klammerförmig erscheinen. Diese klammerförmigen Enden werden beim Schließen der
Flasche genau unterhalb des verdickten Randes des Flaschenhalses des Glases fest
angedrückt.
Eben so schnell, wie bei dieser Einrichtung das Schließen der Flasche bewerkstelligt
werden kann, kann auch das Oeffnen geschehen, wenn man ein keilförmiges Eisen
zwischen Glas und Draht einzwängt, und letztern von dem Glase abdrückt. A. B.
(Würzburger gemeinnützige Wochenschrift, Mai 1853, Nr. 21.)
Die Beschäftigung mit Cigarren-Fabrication; von Hrn.
Dr. v. Viebahn.
Um 500 Pfd. Tabak zum Gebrauch für die Pfeife fertig zu machen, bedarf es der Arbeit
von fünf Menschen an einem Tage mit einem Arbeitslohn von etwa 3 fl. Um aber 500
Pfd. Blätter in 33,000 Cigarren zu verwandeln bedarf es in der Regel der Tagesarbeit
von 140 Menschen, welche an Lohn erhalten bei der ordinärsten Sorte Cigarren à 1 fl. 10 kr. für 1000 Stück 38 1/2 fl., bei der
Mittelsorte à 2 fl. 20 kr. 77 fl.; ein ganz
geübter Arbeiter kann mit zwei Gehülfen von der feinen Sorte täglich 1000 Stück
machen, wofür ihm in Berlin 2 fl. 55 kr. Lohn bezahlt werden. Dabei kommt in
Betracht, daß bei der Cigarren-Fabrication außer einem Brett und Messer keine
Handwerksgeräthe und keine Maschinen angewandt werden können, mithin dieser
bedeutende Industriezweig reine Handarbeit erfordert.
Für die vereinsländische Industrie bleibt eine weitere Ausdehnung der
Cigarren-Fabrication, welche dem innern Bedarf noch nicht gleich kommt, zu
wünschen. Dieser Zweig erfordert, mehr wie viele andere, eine unausgesetzte
Aufmerksamkeit und Einwirkung des Fabrikanten, und geschickte Arbeiter, welche bei
der Auswahl, Sortirung und Zuschneidung der Blätter den Zweck und die umsichtige
Benutzung alles Materials stets vor Augen behalten. Wo aber diese Bedingungen
vorhanden sind, kann er ebensowohl auf dem Lande, als in den Fabrikstädten, aus
welchen er bis jetzt, ungeachtet der höheren Productionskosten, erst wenig sich
herauswagte, seine Thätigkeit entfalten. (Amtl. Bericht über die Londoner
Industrie-Ausstellung, Bd. I S. 327.)