Titel: | Ueber das Chromgelb; von HHrn. Riot und V. Dellisse, Chemiker in Paris. |
Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. XLVI., S. 196 |
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XLVI.
Ueber das Chromgelb; von HHrn. Riot und V. Dellisse, Chemiker in
Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, April 1853, S.
196.
Riot und Dellisse, über das Chromgelb.
Das Chromgelb ist bekanntlich neutrales chromsaures Bleioxyd. Für seine Anwendung als
Malerfarbe ertheilt man ihm eine goldgelbe Nüance durch ein Alkali, z.B. Kali. Seit
einigen Jahren verfälscht man es durch einen Zusatz von 50 Procent künstlichem
schwefelsaurem Blei. Dieser Zusatz gibt ihm sehr nachtheilige Eigenschaften, denn es
deckt alsdann sehr wenig
und ist schwierig anzuwenden, aber er gestattet den Preis des Chromgelb in folgenden
Verhältnissen zu vermindern:
Das reine Gelb, 350 Francs die 100 Kilogr.
Das unreine Gelb, 35 Francs die 100 Kilogr.
Zum Preis von 35 Fr. kommt es bei der Anwendung theurer zu stehen als dasjenige zu
350 Fr., weil es eine unverhältnißmäßig geringere Fläche deckt und eine weniger
dauerhafte Anstreichfarbe gibt; der Consument ist daher im Nachtheil.
Offenbar ist der Körper welcher dem Bleioxyd die chromgelbe Farbe ertheilt, die
Chromsäure, also das theure Product; dagegen ertheilt das wohlfeilere Bleioxyd dem
Chromgelb die schätzbare Eigenschaft gut zu decken. Wir stellten uns daher die
Frage: ob die Farbe des Chromgelb sich gleich bleibt, wenn man das Verhältniß von
Chromsäure, welches nöthig ist um das chemisch reine chromsaure Bleioxyd zu bilden,
vermindert?
Durch zahlreiche Versuche haben wir uns überzeugt, daß 25 Th. neutrales chromsaures
Kali statt 54 Th. für 100 Th. Chromgelb dieselbe Farbe geben.
Wir mußten nun ermitteln, ob die Differenz zwischen 25 und 54 nicht durch einen
andern Körper ersetzt werden kann, etwa durch Bleioxyd oder ein Bleisalz; in
letzterem Falle würde das Chromgelb gut decken und wäre wohlfeiler.
Ueberdieß suchten wir ein Nebenproduct, welches bei der bisherigen Methode verloren
geht, zu gewinnen, um eine weitere Ersparniß zu erzielen.
Nach der bisherigen Methode verfährt man nämlich bei der Fabrication des Chromgelb
folgendermaßen: man löst ein gewisses Quantum Bleizucker in warmem Wasser auf und
zersetzt ihn mit in Wasser aufgelöstem neutralem chromsaurem Kali, wobei chromsaures
Bleioxyd niederfällt, während in der Flüssigkeit essigsaures Kali aufgelöst bleibt,
aber in so verdünntem Zustande, daß es die Abdampfungskosten nicht lohnt, daher man
es weglaufen läßt.
Beschreibung des neuen Verfahrens.
Man löst den Bleizucker in warmem Wasser auf; man berechnet die Menge Schwefelsäure
welche erforderlich ist um das essigsaure Blei in schwefelsaures zu verwandeln und
setzt sie unter Umrühren zu; es entsteht ein voluminöser Niederschlag von
schwefelsaurem Blei und die überstehende Flüssigkeit enthält alle Essigsäure; sie
wird abgegossen und aufbewahrt.
Das schwefelsaure Blei wird ausgewaschen und hernach mit einer warmen Auflösung von
chromsaurem Kali versetzt, welches man als zweifach-chromsaures Salz kauft
und durch Kochen mit Potasche neutral macht; auf 75 Th. schwefelsaures Blei werden
25 Th. neutrales chromsaures Kali angewandt. Das über dem Niederschlag von
chromsaurem und schwefelsaurem Bleioxyd stehende Wasser enthält schwefelsaures Kali,
welches man abdampfen kann, wenn man es nicht zur Darstellung von Gyps verwenden
will, womit man die geringeren Sorten von Chromgelb versetzt; in letzterem Fall
braucht man es nur in einem Kessel mit Kreide zu behandeln, wobei schwefelsaurer
Kalk und kohlensaures Kali gebildet wird, welches letztere man abdampft.
Die bei Seite gestellte Essigsäure, in der Wärme mit Bleiglätte behandelt, liefert
Bleizucker für eine neue Operation.
Nach diesem Verfahren kann man für 130 Fr. ein Chromgelb darstellen, welches ebenso
deckt und ebenso schön ist, wie dasjenige welches auf 300 bis 320 Fr. die 100
Kilogr. zu stehen kommt.
Dieses Chromgelb fand jedoch im Handel keinen Eingang, weil es dem Commissionär
keinen so großen Vortheil abwirft wie die gewöhnlichen verfälschten Sorten von
Chromgelb, und der Vortheil nur für den Consument ein beträchtlicher wäre.Liebig empfahl schon zur wohlfeileren Bereitung
von Chromgelb das noch feuchte schwefelsaure Bleioxyd mit einer Auflösung
von einfach-chromsaurem Kali zu behandeln (Magazin der Pharmacie, Bd.
XXXV S. 258).A. d. Red.