Titel: | Verfahrungsarten und Apparate zum Vertilgen des Kornwurms und der Kornmotte. |
Fundstelle: | Band 126, Jahrgang 1852, Nr. LXIV., S. 351 |
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LXIV.
Verfahrungsarten und Apparate zum Vertilgen des
Kornwurms und der Kornmotte.
Aus dem Précis d'Agriculture théorique et
pratique par MM. A. Payen et A. Richard, Paris 1851.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Apparat zum Vertilgen des Kornwurms.
Eines der wirksamsten Mittel, welches von Duhamel
vorgeschlagen und vormals in dieser Absicht angewandt wurde, besteht in einer Art
Erwärmung, indem man die Temperatur über die Gränzen hinaus erhöht, welche die
Insecten vertragen können. Eine zur zweckmäßigen und nicht kostspieligen Ausführung
dieses Verfahrens dienende Vorrichtung theilen wir unten mit.
Mathieu de Dombasle empfahl ein anderes Verfahren,
welches keinen besonderen Apparat erheischt. Es besteht darin, in einem leeren Faß
einen (durch das Spundloch an dem Haken eines Eisendrahts hineingehangenen)
Schwefelschnitt zu verbrennen. Wenn der Schwefelschnitt verbrannt ist, öffnet man
das Spundloch und setzt einen großen Trichter auf dasselbe, durch welchen man das
Getreide hineinschüttet, bis das Faß zu zwei Dritteln gefüllt ist; in dem Maaße als
das Getreide aus dem Trichter lauft, wird es von dem durch die Verbrennung des
Schwefels erzeugten schwefligsauren Gas umhüllt, welches sogar in die die Larven
oder Insecten bergenden Höhlungen eindringt, so daß jene erstickt und getödtet
werden.
Damit das Getreide um so sicherer mit dem Gas in Berührung kommt, verspundet man das
Loch, rollt dann das Faß bis zum andern Ende des Speichers, wo man es ausleert, um
wieder eine ähnliche Operation anzufangen, bis alles Getreide auf diese Weise geschwefelt ist. Durch dieses Mittel werden zwar die
ausgebildeten Insecten und die Larven getödtet; aber die Eier widerstehen demselben,
wenn sie nicht schon vor dem Entweichen des schwefligsauren Gases auskrochen; sie
können wieder neue Larven bilden und man müßte zu einer neuen Schwefelung schreiten,
um sie zu tödten.
Man kann den Kornwurm auch von den Speichern vertreiben, indem man starkriechende
Substanzen dahin bringt, z.B. Hanf, mit Steinkohlentheer getränkte Gewebe etc.; aber
die Wirksamkeit dieser Mittel dauert nicht länger als ihr starker Geruch anhält; das
weiter unten angegebene Mittel scheint uns den Vorzug zu verdienen.
Die sogenannte Kornmotte, zur Zeit der
Getreide-Ernte ein Schmetterling, legt auf jedes noch in der Aehre
befindliche Samenkorn ein Ei und das vor oder nach dem Dreschen auskriechende Insect
verzehrt den größten Theil der Mehlsubstanz zu seiner Ernährung. Der dadurch
angerichtete Schaden ist zuweilen so groß, daß die Weizengarben einer ganzen
eingeheimsten Ernte einige Monate später beim Dreschen nur noch hohle Körner geben,
womit man kein verkäufliches Mehl erhalten kann.
Um so großen Schaden zu vermeiden, muß man das Getreide so früh als möglich einführen
und ausdreschen, sowie das Korn vor dem Auskriechen der Eier mahlen lassen. Allein
nicht immer ist es möglich, solche Maßregeln zur rechten Zeit zu treffen, und
beginnt einmal das Auskriechen, so ist man mit den Verheerungen bedroht und muß
nothwendig zu dem Robin'schen Verfahren greifen, um alle
Larven der Kornmotte rasch zu tödten.Das Princip, auf welchem diese Vorrichtung beruht, ist ein längst bekanntes,
nämlich obenerwähnte, schon von Duhamel mit gutem
Erfolg angewandte Temperatur-Erhöhung. – Seit Duhamel erreichte Murat-de-Bord denselben Zweck auf einfacherem Wege;
er begnügte sich einige Augenblicke Wasserdampf in die Getreidemasse selbst
streichen zu lassen, aber das Getreide verändert dadurch sein Ansehen, und
einige zu feucht gewordene Portionen desselben sind dann schwer
auszutrocknen und anderm Verderbniß unterworfen.
Dieses Verfahren besteht darin, die ganze Masse des Getreides auf 60° C.
(48° R.) zu erwärmen, bei welcher Temperatur die Larven umkommen. Man gelangt
dazu mittelst der in Fig. 28 und 29
abgebildeten Vorrichtung; dieselbe besteht aus einem in den Ofen K eingesetzten Kessel, welcher durch das Feuer im
Feuerraum erhitzt wird. Der zu drei Viertheilen mit Wasser angefüllte Kessel muß
Dampf liefern, welcher durch die Röhren B, C in einen
Cylinder D, D von verzinntem oder verzinktem Eisenblech
von 60 Centimet. (1' 10'') Durchmesser und 2 Meter (6' 2'') Höhe geleitet wird; die
verticalen Röhren a, a, a, 18 bis 24 an der Zahl, von 3
Centimet. (1'') Durchmesser, gehen durch die ganze Höhe des Cylinders hinauf, sind
an den beiden Böden desselben angelöthet und communiciren oberhalb und unterhalb der
zwei Böden mit der äußern Luft. Der zwischen allen diesen Röhren circulirende Dampf
erhitzt sie, indem er sich zum Theil condensirt; das erzeugte Condensationswasser
kehrt in den Kessel zurück, um neuerdings in Dampf verwandelt zu werden.
So lange also das Sieben im Kessel gehörig unterhalten wird, bleibt die Temperatur
der Röhren auf ungefähr 100° C. (80° R.); man schüttet nun das
Getreide in den Trichter F, welcher sich in gleicher
Linie mit dem Fußboden M, M des obern Stockwerks
befindet; das Getreide lauft in allen Röhren hinab, erhitzt sich und fällt in den
untern Trichter E, aus welchem man es durch beliebiges
Oeffnen des Registers I mehr oder weniger schnell
herausfallen läßt. Man hat sich dabei nach der Temperatur des Getreides bei seinem
Herausfallen zu richten; beträgt dieselbe unter 60° C. (48° R.) an dem
in der Dille steckenden Thermometer oder weniger als 45° C. (36° R.)
in dem darunter befindlichen Korb, dann läßt man das Getreide langsamer
herausfallen; zeigt es hingegen mehr als 60° C. (48° R.), so ist das
Register I weiter zu öffnen, um das Auslaufen zu
beschleunigen.
Der Apparat von Robin ist leicht zu transportiren, denn er
wiegt nur etwa 260 Kilogr.; um 160 bis 200 Franken kann man einen solchen
herstellen; die Kosten des Brennmaterials und Arbeitslohns kommen per Hektoliter Getreide nicht über 13 Centimes zu
stehen.Damit möglichst wenig Wärme verloren geht, muß man den ganzen Cylinder D mit schlechten Wärmeleitern umhüllen, z.B. mit
wollenen Sahlbändern oder Heugewinden und einem Mantel von dichter Leinwand.
Endlich sollte der Kessel oben mit Asche umgeben werden, die durch einen
Kranz von Eisenblech zusammengehalten wird. Ein Ventil G, H würde etwaigen Unfällen durch zu starken
Dampfdruck vorbeugen. Wie man sieht, nimmt er einen Raum von nur 3 Meter (9' 3'') Höhe auf 1 Meter
(3' 1'') im Quadrat ein. Dieser Apparat kann in mehreren Wirthschaften nacheinander
verwendet werden. Seitdem der Erfinder dieses Apparats von der
Central-Ackerbaugesellschaft dafür mit der goldenen Medaille belohnt wurde,
hat sich der Gebrauch desselben verbreitet und der Verlust der Landwirthe in Folge
der Verheerungen durch die Kornmotte bedeutend vermindert.
Die Kosten der Vertilgung der Kornmotte haben sich nach der Berechnung des Erfinders
und der Bestätigung der Ackerbau-Gesellschaft des Indre-Departements
für den Ort Châteauroux wie folgt gestellt:
Der Apparat befand sich unter dem Getreidespeicher in der Art, daß ein Canal das
Getreide in den Trichter F leitete, und nur das
Herausfallen unten regulirt zu werden brauchte. Eine Frau verrichtete allein die
ganze Operation und reinigte 15 Hektoliter (6 2/3 bayer. Schäffel) in zehn
Stunden:
TaglohnHolz nach seinem
Werth im DepartementReparaturkosten etc.
0 Fr.0 „0
„
50 Cent.50 „50
„
1 Fr. 50 Cent.
15 Hektoliter kosteten also 1 Fr. 50 Cent.; 1 Hekt. nur 10
Cent.