Titel: | Ueber das Entzünden von Sprengminen mittelst eines galvanischen Stromes. |
Fundstelle: | Band 126, Jahrgang 1852, Nr. XLIX., S. 279 |
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XLIX.
Ueber das Entzünden von Sprengminen mittelst
eines galvanischen Stromes.
Aus dem Notizblatt des hannoverschen Architekten- und
Ingenieur-Vereins, Bd. I S. 38.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Ueber das Entzünden von Sprengminen mittelst eines galvanischen
Stromes.
Die gewöhnliche Art des Anzündens der Minen mittelst Zündfäden hat im Vergleich zu
dem Zünden mittelst eines galvanischen Stromes die Nachtheile:
1) daß man bei dem Absprengen von großen Massen eine bedeutende
Menge Pulver in einer Mine vereinigen muß, während
erfahrungsmäßig eine Anzahl kleinerer und zweckmäßig vertheilter Minen eine
bedeutendere Wirkung hervorbringt, wenn dieselben genau
gleichzeitig entzündet werden, was mittelst des galvanischen Stromes
möglich ist;
2) daß dabei ein Theil der Gasarten durch das Zündloch
entweicht;
3) daß die Zündung wegen ihrer Unsicherheit und des oft
vergeblichen Wartens viel Zeit erfordert;
4) daß man dem Sprunge von Felsmassen bei dem Entzünden von
einzelnen Minen keine bestimmte Richtung geben kann,
was bei einer größeren Zahl durch den galvanischen Strom genau gleichzeitig
entzündeter kleinerer Minen möglich ist.
Diese Nachtheile der bis jetzt fast allgemein gebräuchlichen Sprengmethode, im
Vergleiche zu dem Sprengen mittelst eines galvanischen Stromes, müssen der letzteren
Methode in vielen Fällen unzweifelhaft den Vorzug einräumen, und wird daher die
Mittheilung eines im Ganzen sehr einfachen Verfahrens, wie dasselbe in der hiesigen
Gegend durch den Hrn. Telegraphen-Ingenieur Frischen bereits mehrfach mit Erfolg angewandt
ist, vielleicht zur Verbreitung dieser vollkommeneren Sprengmethode beitragen.
Das Zünden von Sprengminen mittelst eines galvanischen Stromes beruht auf der
Eigenschaft, daß der galvanische Strom bei hinreichender Stärke durch einen feinen
und kurzen Draht geleitet, den Draht zum Glühen bringt, wodurch dann andere in der
Nähe befindliche brennbare Stoffe (Pulver, Schießbaumwolle etc.) entzündet werden
können. – Um diese Eigenschaft auf einfache Weise zur Wirkung zu bringen,
fertigt man zuerst eine Anzahl von Zündpatronen, welche
durch den galvanischen Strom zunächst entzündet werden sollen, in folgender Weise
(Fig. 26)
an. Man nimmt zwei Kupferdrähte von mindestens einer Linie Durchmesser und von der
Länge des Sprengloches, umwickelt davon den einen in seiner ganzen Länge mit Zeug
oder einem dergleichen nicht leitenden Stoffe, legt den andern Draht darneben und
verbindet beide mit Bindfaden, jedoch so, daß die Drähte sich nicht metallisch
berühren. – Dann sprengt man von einer 1/2 bis 3/4 Zoll weiten Glasröhre
Stücke von 2 bis 2 1/2 Zoll Länge ab, und steckt auf das eine Ende derselben einen
gut schließenden Kork. Durch diesen Kork steckt man einzeln die beiden Enden der
vorhin erwähnten Drähte, ohne daß dieselben im Korke oder vor demselben sich
berühren. Diese beiden hervorragenden Drahtenden schabt man blank, läßt sie etwa 3/4
bis 1 Zoll aus dem Korke hervortreten und 3/16 bis 1/4 Zoll auseinanderstehen.
Zwischen diese beiden blanken Drahtenden spannt man einen sehr
feinen Stahl-, Eisen- oder Platindraht, indem man denselben
mit dem Kupferdrahte gut verbindet.
Beim Gebrauche umwickelt man nun diesen feinen Draht mit einem Faden trockener
Schießbaumwolle, schiebt den Kork mit den Drahtenden etc. in den Glascylinder, füllt
denselben mit dem feinsten Jagdpulver an und bindet ihn vorn mit einem einfachen
dünnen Papiere zu.
Darauf füllt man die Mine halb mit Sprengpulver, läßt die Zündpatrone hinein,
schüttet das übrige Sprengpulver darauf, so daß die Zündpatrone sich in der Mitte
der Sprengpatrone befindet, und schlägt die Mine vorsichtig zu, wobei die Drähte 1
bis 2 Zoll aus der Mine herausstehen, um daran die Zuleitungsdrähte befestigen zu
können. – In ähnlicher Weise werden die sämmtlichen Minen vorbereitet und
zugeschlagen.
Darauf stellt man an irgend einem sicheren Orte eine hinreichend starke Batterie aus
Zink- und Kupfer-Elementen (Fig. 27) auf, und leitet
sowohl von dem Zinkpole wie von dem Kupferpole einen Kupferdraht von wenigstens 1,
besser 2 Linien Durchmesser nach den Minen. Hier verbindet man von jeder Mine das
eine Drahtende mit dem Kupferpoldrahte und das zweite Drahtende mit dem Zinkpoldrahte. Wird nun die Kette
geschlossen, und circulirt demnach die elektrische Strömung, so beginnen die feinen
Drähte in den Zündpatronen sofort zu glühen und sämmtliche Minen werden gleichzeitig
entzündet. Dabei muß man jedoch beachten, daß bei der gleichzeitigen Sprengung
mehrerer Minen die beiden Drahtlängen von der Batterie nach den einzelnen Minen etwa
gleich sind, da trotz der unmeßbar großen Geschwindigkeit der Elektricität dennoch
das gleichzeitige Entzünden und der Effect des Sprengens davon abhängig ist.
Um lange Drahtleitungen zu ersparen und schwächere Batterien anwenden zu können, kann
man die Batterie in der Nähe der Minen unter einem starken Kasten aufstellen und
dann die Drahte mittelst einer einfachen Vorrichtung durch Ziehen an einer beliebig
weit wegzuleitenden Schnur zur Berührung bringen, dadurch die Kette schließen und
somit das Entzünden der Minen bewirken.
Erfordern es die Umstände, daß man die Minen einen oder einige Tage in schußfertigem
Zustande erhalten muß, so müssen die Entzündungsdrähte von Platin seyn, damit
dieselben nicht rosten, und statt der Schießbaumwolle muß der Draht mit fein
geriebenem Pulver umgeben werden. Ebenso muß man verfahren, wenn das zu sprengende
Material sehr feucht ist.
Will man ganz unter Wasser sprengen, so muß Zünd- und Schießpatrone
wasserdicht verschlossen seyn – etwa in Blechbüchsen, welche mit Wachs
zugeklebt sind, oder in einer Gutta-percha-Hülle – und muß
wenigstens einer der Leitungsdrähte mit Gutta-percha umpreßt seyn.
Die Anwendung von Erdplatten zur Ersparung eines
Leitungsdrahtes bei sehr langen Poldrähten wird einer Erklärung nicht weiter
bedürfen.