Titel: Untersuchungen über die Dauerhaftigkeit der Bronze als Schiffsbeschlag; von Hrn. Bobierre.
Fundstelle: Band 125, Jahrgang 1852, Nr. XLVIII., S. 187
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XLVIII. Untersuchungen über die Dauerhaftigkeit der Bronze als Schiffsbeschlag; von Hrn. Bobierre. Aus den Comptes rendus, Mai 1852, Nr. 18. Bobierre, über die Dauerhaftigkeit der Bronze als Schiffsbeschlag. Seit einem Jahre von dem Handelsgericht zu Nantes beauftragt, den Ursachen des Verderbens der zum Beschlag des Schiffes „Sarah“ verwendeten Bronze nachzuforschen, untersuchte ich diese Legirung im Vergleich mit jener vieler andern Schiffsbeschläge, deren Dauer zur See mir bekannt war.39) Ich überzeugte mich bald, daß die Dauer der Bronze lediglich von ihrer Zusammensetzung abhängt, und daß die Unregelmäßigkeiten, welche man beim Verderben der bronzenen Schiffsbeschläge beobachtet zu haben glaubt, in der Zusammensetzung der Legirung ihre Erklärung finden. In dieser Abhandlung theile ich die angestellten Analysen mit, und werde in einer nachfolgenden die synthetischen Versuche veröffentlichen, welche meine Folgerungen bestätigen. Das erste von mir analysirte Muster eines bronzenen Schiffsbeschlags war, wie erwähnt, von der „Sarah“. Im März 1849 angeschlagen, war diese Legirung im Mai 1850 an einigen Stellen schon so durchlöchert, daß sie in Calcutta durch eine neue ersetzt werden mußte. Der Beschlag der „Sarah“ war ziemlich gleichförmig abgenutzt; auf beiden Seiten des Schiffs40) hatten vorzüglich der Vordertheil und die Wassertracht gelitten. Das Metall war mit einer grünlichweißen Haut überzogen, worin ich 22,2 Proc. Zinnoxyd fand. Die Farbe der Legirung näherte sich mehr derjenigen des gewöhnlichen Rothkupfers als derjenigen der Statuenbronze. Mehrere Blätter waren unversehrt, andere zeigten Lücken auf ziemlich großen Flächen, die mit seltsam begränzten krummen Linien endigten. Bei den Blechen die am meisten verdorben waren, zeigte sich das Metall siebartig durchlöchert. An allen Blechen war leicht zu bemerken, daß das Metall von grobem, nicht sehr dichtem Korn, mittelmäßigem Glanze und die Legirung nicht von gleichartiger Beschaffenheit war. Der Mangel an Gleichartigkeit war noch leichter zu erkennen, wenn man ein Stück der Bronze in einen Schraubstock spannte und rasch abbrach; man konnte dann in der Masse leicht Blasen, namentlich aber Zinnflecken wahrnehmen, was eine unvollkommene Vertheilung desjenigen Metalls anzeigt, welches dem Kupfer gegenüber die Rolle des positiven Elements vertreten muß. Schon auf den ersten Blick, besonders aber mittelst der Loupe, fand man, daß zum Walzen ein Metall angewendet worden war, dessen Theile nicht alle gleichartig beschaffen waren. Da ich wußte, daß ein Schiff des Hafens von Nantes, das Packetboot „Ferdinand“, ebenfalls mit Bronzebeschlag, zehn Jahre lang zur See gewesen war, so suchte ich mir ein Blech von dieser Legirung zu verschaffen. Auch erhielt ich ein Stück Bronze von dem Beschlag der „Aline“, welcher mehrere Jahre der Einwirkung des Meerwassers ausgesetzt blieb, ohne merklich dadurch zu leiden. Meine ersten analytischen Versuche wurden mit diesen verschiedenen Metallproben vergleichend und gleichzeitig angestellt. Schon der bloße Anblick zeigte einen großen Unterschied zwischen den vortrefflichen Bronzen des „Ferdinand“ und der „Aline“ und der fehlerhaften Bronze der „Sarah“. Erstere hatten nämlich eine Farbe, welche sich mehr derjenigen des Kanonenmetalls als derjenigen des Rothkupfers näherte; ihr Korn war vollkommen fein; ihr Gefüge sehr homogen und ihre Härte beträchtlicher. Endlich waren sie gleichmäßiger abgenützt, daher an allen Stellen von ziemlich gleicher Dicke und die nachtheilige Einwirkung des Seewassers offenbarte sich nur durch eine Reihe einige Millimeter langer, paralleler Linien von unbedeutender Tiefe. In allen Bronzebeschlägen, die ich untersuchte, fand ich kleine Antheile von Arsenik; nachdem ich mich aber durch praktische Versuche überzeugt hatte, daß sein Vorkommen in der Legirung kein wesentlicher Fehler ist, bestimmte ich ihn nicht mehr quantitativ. Folgendes sind die Analysen der verschiedenen Proben; die am meisten verdorbene Platte der „Sarah“ bildet das eine Ende der Reihe, und die vortreffliche Bronze des „Ferdinand“ das andere Ende derselben. Angewandte Substanz, 1000 Gewichtstheile.
Kupfer. Zinn. Blei. Arsenik.               Bemerkungen. 1. Fein durchlöcherte Platte der „Sarah“    (Backbord)     971   24   5   Spur 2. Auf großen Flächen durchbrochene    Platte („Sarah“, Steuerbord)     968   24   8   Spur 3. Platte in gutem Zustand (dasselbe    Schiff, Backbord)     959   29 12   Spur 4. Platte in gutem Zustand (dasselbe    Schiff, Steuerbord)     960   31   9   Spur Verhältnismäßig gutes Aussehen. 5. Platte in sehr gutem Zustand (das-    selbe Schiff, Steuerbord)     952   35 13   Spur Das analysirte Stück war von der     besten Stelle der Platte gewählt. 6. Platte von einem Beschlag, welcher    nicht sehr lange im Gebrauch war     959   34   7   Spur Das Muster erhielt ich v. Hrn.    Brosse, Rheder zu Nantes. 7. Beschlag des Packetboots „Ferdi-    nand“, welcher zehn Jahre in See war     953   41   6   Spur Muster von dem in Reparatur    befindlichen Schiff genommen. 8. Anderes Muster desselben Beschlags    (dasselbe Aussehen)     847   44   9   Spur 9. Muster vom Beschlag der „Aline“,    welche eine lange Fahrt gemacht    hatte     935   55 10   Spur Aussehen wie bei der vorigen     Bronze. 10. Bronzene Bolzen von schönem    Aussehen, zum Schiffsbau bestimmt       –   66   –      – 11. Analoge Legirung, von Hrn. Vo-    ruz, Gießer zu Nantes; schönes    Aussehen       –   56   –      –
Aus diesen analytischen Resultaten geht klar hervor: daß im fehlerhaften Beschlag das positive Metall in sehr geringer Menge vorhanden ist; daß bis zu einer gewissen Gränze der Gehalt der Legirung an oxydirbaren Metallen der Dauerhaftigkeit der Legirung proportional ist; daß die Beschläge, welche eine große Dauer erprobten, wenigstens 4 Proc. Zinn enthalten; endlich daß die Legirung, wenn sie weniger als 4 Procent Zinn enthält, grobkörnig ist, eine schlechte Farbe hat und Zinnflecken bekommt, kurz daß dann das positive Metall in der Masse schlecht vertheilt ist.