Titel: Neue Oefen zum Brennen von Kalk und Gyps mit Brennmaterial-Ersparung; erfunden von den HHrn. Triquet und Guyant, Kalkbrenner zu Saint-Léger du Bourg-Denis bei Rouen.
Fundstelle: Band 125, Jahrgang 1852, Nr. XV., S. 42
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XV. Neue Oefen zum Brennen von Kalk und Gyps mit Brennmaterial-Ersparung; erfunden von den HHrn. Triquet und Guyant, Kalkbrenner zu Saint-Léger du Bourg-Denis bei Rouen. Aus Armengaud'sGénie industriel, März 1852, S. 122. Mit Abbildungen auf Tab. I. Gayant's neue Oefen zum Brennen von Kalk und Gyps mit Brennmaterial-Ersparung. Die neuen Oefen unterscheiden sich von allen bekannten durch eine eigenthümliche Einrichtung, wodurch man weit bessere Resultate, mit größerer Regelmäßigkeit und besonders mit einer größeren Brennmaterial-Ersparung erlangt. Beim Kalkbrennen beläuft sich letztere auf 50 Proc. im Vergleich mit den früheren Methoden, und man bekommt einen weit besser gebrannten Kalk, als sonst beim Brennen mit Holz oder Steinkohlen. Derselbe ist eben so weiß, wie der in den bisherigen Oefen gebrannte, zeigt keine Verglasung und wird von den Architekten wegen seiner guten Eigenschaften bei der Mörtelbereitung sehr geschätzt. Daß mit Steinkohlen gebrannter Kalk besser ist als mit Holz gebrannter, ist eine längst bekannte Sache. Da wo keine Steinkohlen vorkommen, oder wo man dieselben nicht zu wohlfeilem Preise herbeischaffen kann, wendet man Holz, namentlich Reisig oder sogenannte Wellen, zum Kalkbrennen an; da dieser Proceß aber eine bedeutende Hitze erfordert, so ist viel Brennmaterial nöthig, der gebrannte Kalk wird dadurch sehr vertheuert, und es ist also nicht möglich ihn so ausgedehnt als Düngmittel anzuwenden, als dieß zu wünschen wäre. Der Hauptzweck jeder Verbesserung beim Kalkbrennen muß in Brennmaterial-Ersparung bestehen, um den gebrannten Kalk zu wohlfeilen Preisen verkaufen zu können, hauptsächlich damit er in der Landwirthschaft zur Verbesserung des Bodens benutzt werden kann, und dieß ist den Erfindern des neuen Ofens in dem Maaße gelungen, daß sie ihre Preise 25 Procent unter den gewöhnlichen stellen können. In gewissen Fällen benutzen die HHrn. Triquet und Guyant die aus den Kalköfen entweichende Hitze zum Brennen des Gypses, wodurch die Vortheile ihres Verfahrens noch erhöht werden. Die in dieser Beziehung angenommenen Einrichtungen sind von zweierlei Art: sie bestehen entweder in einem einzigen Raum, der oben auf dem Kalkofen angebracht ist und die aus dem letzteren sich entwickelnde Wärme aufnimmt, oder aus einem langen geneigten Canal, in welchem eine Reihe gußeiserner Cylinder angebracht ist, die den zu brennenden Gyps aufnehmen. In anderen Fällen werden diese Oefen mit Cylindern auch für sich bestehend, mit einem besonderen Herde eingerichtet. Die erstere Einrichtung mit dem Gypsofen über dem Kalkofen ist besonders da zweckmäßig, wo der Gyps in derben Stücken gebrannt werden soll; die letztere mit eisernen Cylindern aber besonders da, wo, wie in der Umgebung von Paris, der Gyps in kleinen Stückchen und in Staub vorkommt und zum Theil in den ausgedehnten Steinbrüchen deren Betrieb nur nachtheilig ist. In gewöhnlichen Oefen läßt sich dieser staubförmige Gyps nicht gut brennen. Man braucht nur die Figuren 4 bis 7 zu betrachten um die allgemeine Construction dieser Oefen sofort kennen zu lernen. Fig. 4 stellt einen senkrechten Durchschnitt durch die Achse des Kalkofens dar. Fig. 5 ist ein Grundriß oder ein horizontaler Durchschnitt in der Ebene des Herdes. Man erkennt sogleich aus diesen Figuren, daß der eigentliche Kalkofen A von eiförmiger Gestalt die größte Basis unten hat, und daß über demselben ein Gypsbrennofen B angebracht ist, welcher nur die aus dem Innern des Kalkofens sich entwickelnde Hitze erhält. Am unteren Theil des Kalkofens A befindet sich ein kreisförmiger Herd C, mit welchem die Canäle D in Verbindung stehen, indem beide durch die Löcher a, a' vereinigt sind. Eine Esse b geht von diesem Herde aus und erhebt sich seitlich bis zur Gicht des Ofens; sie dient zur Regulirung des Zuges (weßhalb sie auch am obern Theil mit einem Register versehen ist), besonders am Anfange eines Processes, um das Feuer auf dem Rost E in gehörigen Brand zu bringen. Die Ladung des Kalkofens ist die im nördlichen Frankreich gebräuchliche, indem sie aus abwechselnden Schichten von Kalksteinen und von Steinkohlen besteht. Eine Kalksteinschicht ist etwa 10 Zoll stark, eine Staubkohlenschicht nicht ganz 1 Zoll stark. Man wird leicht begreifen, daß so wenig Steinkohlen zum gehörigen Brennen des Kalkes unzulänglich sind, und daß daher noch eine andere, ununterbrochen wirksame Feuerung nothwendig ist. Nachdem der Ofen geladen ist, bringt man Wellholz oder Reisbündel auf den Rost und setzt sie in Brand; darauf bringt man einige große Steinkohlenstücke auf den Rost, die sich durch Einwirkung des Zuges mittelst der Esse an der entgegengesetzten Seite des Ofens unmittelbar entzünden. Rauch und brennbare Gase entweichen durch diese geöffnete Esse, denn da die Staubkohlen die Zwischenräume des Kalksteins ausgefüllt haben, so kann durch dieselben kein Zug stattfinden. Die gegen das Gewölbe stoßende Flamme macht dasselbe nach und nach rothglühend; der Kalkstein erhitzt sich während dieser Zeit, welche etwa sechs Stunden beträgt, langsam, sein Wassergehalt entweicht, die Steinkohlenschichten entzünden sich und der Zug durch den Ofen selbst wird hergestellt. Die in der Ofenwand befindliche Esse wird nun nachtheilig, weßhalb man sie mit dem Register an ihrem oberen Ende verschließt; zu gleicher Zeit wird auch die Feueröffnung des Ofens mit einer eisernen Thür d verschlossen; darauf öffnet man die kleinen Thüren der Canäle D und unterhält das Feuer auf dem Rost so, daß die Hitze eine leichte Weißgluth ist. In dem Maaße als sich das Feuer in den Kalksteinschichten verbreitet, nimmt auch der Zug im Ofen zu, und man verschließt nun nach und nach das Register G, um jedes unnöthige Entweichen der Wärme zu verhindern. Sobald der Kalkstein keinen weißen Rauch mehr entwickelt, was anzeigt, daß derselbe keine Feuchtigkeit mehr enthält, so verstärkt man die Feuerung in der Art, daß die Gluth oben erscheint und das Register G muß alsdann bis auf 4 Zoll verschlossen seyn. Erscheint die Flamme in dieser Oeffnung desselben, so verschließt man das Register G luftdicht und öffnet das Register h, so daß die Hitze durch die Oeffnung n in den Raum B gelangt, um den in demselben befindlichen Gyps zu brennen. Der Ofen B, welcher den zu brennenden Gyps enthält, ist, wie Fig. 4 zeigt, über dem Kalkofen angebracht, und hat eine cylindrische, kegelförmige oder prismatische Form. Eine weite Oeffnung O, welche durch Ziegelsteine oder auf andere Weise verschlossen ist, dient zum Ausziehen des gebrannten Gypses. Auf diese Weise wird jeder Wärmeverlust möglichst vermieden, indem alle die beim Kalkbrennen nicht benutzte Wärme zum Gypsbrennen verwendet wird. Um die Benutzung der entweichenden Wärme zum Gypsbrennen noch vortheilhafter zu machen, haben die Erfinder den Gypsbrennöfen eine andere Einrichtung gegeben, welche sich unter allen Umständen anwenden läßt, namentlich auch dann, wenn die verloren gehende Hitze der Kalköfen nicht benutzt werden kann. Im ersteren Falle, wenn nämlich die verloren gehende Hitze der Kalköfen benutzt werden soll, wird statt des Ofens B ein Canal, am Ende mit einer Esse versehen, angebracht, in welchem die Cylinder liegen. Diese Gypsbrennöfen mit eisernen Cylindern sind in den Figuren 6 und 7 abgebildet: E sind die Cylinder aus Gußeisen oder aus Blech, in welche man den in kleinen Stücken und in Pulver vorkommenden Gyps einschließt. Auf der Sohle des Canals und des Ofens sind eiserne Schienen angebracht, auf welche man diese Cylinder legt, so daß sie von dem oberen bis zu dem unteren Ende hinabrollen, und der eine an den anderen stößt. Unten werden sie durch die beiden Thüren F von starkem Eisenblech oder von Gußeisen aufgehalten. Wenn der Kalkofen im Betriebe ist, so entweichen die Gase durch die Oeffnung n (Fig. 4), durchströmen die ganze Länge des geneigten Canales, umgeben die Cylinder und erhitzen dieselben nebst dem darin enthaltenen Gyps. Eine solche Einrichtung ist um so zweckmäßiger, da die im untern Theil des Ofens befindlichen Cylinder die stärkste Hitze erlangen, weil nach oben zu die Temperatur abnimmt. Der Gyps wird daher nach und nach gebrannt, und in dem Maaße als die Cylinder nach unten zu vorrücken. Wenn man daher annehmen kann daß der Gyps in den ersten Cylindern gaar gebrannt ist, so nimmt man diese durch Oeffnen der Thüren F heraus. Fig. 6 ist eine Endansicht und Fig. 7 ein senkrechter Längendurchschnitt eines solchen Ofens zum continuirlichen Gypsbrennen, wenn man eine besondere Feuerung mittelst eines Herdes A' anwendet; jedoch ist die schon beschriebene Einrichtung bei der Benutzung der aus den Kalköfen entweichenden Hitze, im Wesentlichen nicht anders. Die Cylinder E sind zu 1/3 mit Gypspulver und kleinen Gypsstücken angefüllt; man bringt sie oben in den Ofen und sie werden in dem Maaße als sie hinabsteigen, einer höheren Temperatur ausgesetzt. Auf den Schienen drehen sie sich natürlich um sich selbst, und die sich aus dem Gyps entwickelnden Dämpfe entweichen durch eine Oeffnung auf jeder Basis der Cylinder. Will man den gaaren Gyps herausnehmen, so hebt man erst eine Schiebethüre F, läßt den Cylinder in den Raum zwischen beiden Thüren gelangen, und nimmt ihn alsdann ohne weitere Unbequemlichkeit durch Heben der vordersten Thür heraus.

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