Titel: | Ueber die Bereitung eines Lackfirnisses und Polirlacks für Hornarbeiter. |
Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XLVIII., S. 223 |
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XLVIII.
Ueber die Bereitung eines Lackfirnisses und
Polirlacks für Hornarbeiter.
Aus den Mittheilungen für den nassauischen GewerbvereinGerwerbverein, 1848, S. 104.
Ueber die Bereitung eines Lackfirnisses für
Hornarbeiter.
Da die Hornarbeiten wegen der schweren Wegschaffung der fettigen Theile nicht einen
jeden Lackfirniß annehmen, so glauben wir uns durch folgende Mittheilung den Dank
aller Horndreher und Drechsler zu erwerben.
Zu dem Lackfirniß nimmt man ungefähr, je nachdem man mehr oder weniger anfertigen
will, 4 Loth Schellack und 3/4 Loth Mastix, stößt beides in irgend einem Gefäße
recht klar, und gießt so viel absoluten Alkohol hinzu, daß er ungefähr zwei
Querfinger hoch über die Substanzen zu stehen kommt. Die Composition setzt man so
lange einer gelinden Wärme aus, bis sich alles aufgelöst hat; wenn die Schmelzung
schnell geschehen soll, so schmelzt man die Ingredienzien unter öfterem Umschütteln
bei etwas stärkerer Wärme. Dieser Lackfirniß muß jedoch mehr Consistenz als andere
spirituöse Lackfirnisse erhalten, und bis zur Syrupdicke gekocht werden. Wenn die
Horn- oder auch feinen Holzarbeiten auf der Drehbank gehörig geschliffen und
polirt sind, so taucht man einen kleinen Pinsel, oder im Nothfall auch eine Feder in
reines Leinöl und überfährt damit im flüchtigen Umlaufen die zu lackirende Arbeit;
alsdann schüttet man auf ein kleines leinenes Läppchen etwas Lackfirniß, und
überfährt den vorher geölten Gegenstand dermaßen, daß sich der Lack sehr gut
anhängen kann. Während des Ueberfahrens hält man das Läppchen derb darauf, damit
sich der Lack einbrennt, und fährt mit diesem Läppchen schnell hin und her, um den
Lack auf der Arbeit recht egal auseinander zu treiben. Noch mehr Glanz kann man dem
Lacke geben, wenn man zuletzt ein Stückchen seidenes Zeug nimmt, an die Arbeit hält,
und dieselbe noch einmal umlaufen läßt. Man kann jedoch zu diesen Arbeiten auch
folgende Lackpolitur anwenden, welche ebenfalls einen sehr schönen Glanz bekommt und
sehr schnell trocknet. Man nehme ganz reinen Schellack, stoße ihn recht klar, thue
ihn in ein gläsernes, unten weites und oben enges Gefäß, und schütte dem Gewichte
nach noch einmal so viel Alkohol darüber. Die Oeffnung des Gefäßes wird mit nasser
Blase verbunden, welche man mit einer Nadel durchsticht. Den Schellack läßt man im
Wasserbade, welches man höchstens bis auf 48° R. erhitzt, auflösen. Ist die
Auflösung erfolgt, so thut man zu zwei Theilen des Polirlacks noch einen Theil Provenceröl, und gießt
von diesem Gemenge etwas auf ein feines leinenes Läppchen oder einen kleinen
leinenen Ballen, mit dem man unter fortwährendem Drehen recht schnell und kräftig
das abpolirte Horn oder Holz reibt. Ist der Polirlack gut eingedrungen, und der
Ballen trocken geworden, so wird dieser wiederum befeuchtet und das Einreiben
wiederholt. Auf diese Art fährt man so lange fort, bis alles mit einer dünnen Lage
überzogen ist. Ist dieselbe gut getrocknet, so gebe man eine zweite, eine dritte,
oder nach Verhältniß des Gelingens eine vierte Schicht. Befinden sich an dem zu
polirenden Gegenstande Gesimse, so macht man den Polirlack, mit etwas Alkohol,
welchen man vorher erwärmt hat, ein wenig flüssiger, worauf man ihn nicht mit einem
Ballen, sondern mit einem feinen Pinsel aufträgt; die letzte Politur gibt man in
diesem Falle mit einem feinen Dachshaarpinsel. Ist die Fläche, welche polirt werden
soll, groß, so muß die Politur, so gut wie der Lack, durch warmen Alkohol ebenfalls
dünnflüssiger gemacht werden.
Ein sehr guter Polirlack ist ferner folgender: man nimmt zwei Loth Gummilack, zwei
Loth Sandarak, stößt beides zusammen etwas gröblich, schüttet ein halb Quart Alkohol
darüber und läßt dann die Substanzen in mäßiger Wärme zur völligen Auflösung kommen.
Hierauf macht man einen Ballen von Anschrote, schüttet auf denselben, nachdem er
vorher mit etwas Leinöl angefeuchtet worden ist, etwas Polirlack und reibt damit den
zu polirenden Gegenstand unter beständigem Umdrehen auf der Drehbank so lange, bis
alle Poren bedeckt und ausgefüllt sind. Zuletzt nimmt man noch etwas Politur, und
verfährt, wie es weiter oben angegeben ist.