Titel: | Ueber die Anwendung des Chromoxyds zum Färben und Drucken der Baumwollenzeuge; von J. Persoz. |
Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XXVIII., S. 126 |
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XXVIII.
Ueber die Anwendung des Chromoxyds zum Färben und
Drucken der Baumwollenzeuge; von J. Persoz.
Aus dessen Traité théorique et pratique de
l'Impression des Tissus, tome III.
Persoz, über Anwendung des Chromoxyds zum Färben der
Baumwollenzeuge.
Die Anwendung des Chromoxyds im Baumwollenzeugdruck verdankt man Hrn. Camille Köchlin, welcher zuerst im J. 1832 das Chromoxyd (nach
Art des Eisenoxyds) anwandte, sowohl als grüne oder
grünlichgraue Eindruckfarbe, als auch um Stücke, deren Muster in Krapp
gefärbt worden sind, dann mit einem glatten oder gemusterten meergrünen Boden zu versehen. Damit sich das Chromoxyd mit der Baumwolle
verbindet, braucht man dieselbe nur mit salzsaurem, salpetersaurem oder
schwefelsaurem Chromoxyd zu tränken, welches hinreichend neutral ist, damit es die
Faser beim Austrocknen auf derselben nicht schwächt, und den Zeug dann mit einer
geeigneten Basis zu behandeln, um das Chromoxyd auf ihn niederzuschlagen.
Darstellung glatter grüner Böden aus
Chromoxyd.
Chromoxydsalz für Hellgrün.
Dazu dient das salzsaure Chromoxyd; man bereitet es, indem man 1 Pfd.
doppeltchromsaures Kali und 2 Pfd. käufliche Salzsäure mit einander kocht; dabei
zerstören sich die Salzsäure und Chromsäure gegenseitig, indem einerseits Wasser und
Chlor und andererseits salzsaures Chromoxyd entsteht. Die Auflösung wird abgedampft,
um die überschüssige Salzsäure zu verjagen.
Chromoxydsalz für Dunkelgrün.
Man versetzt
10
Pfd. Wasser mit
5
Pfd. doppeltchromsaurem Kali,
6
Pfd. 22 Loth arseniger Säure (weißem Arsenik) und
10
bis 12 Pfd. Salzsäure; letztere muß hinreichen, um alle Chromsäurezu
zerstören, wobei das frei gewordene Chlor die arsenige Säuremittelst
des Sauerstoffs des zersetzten Wassers in Arseniksäureumwandelt.
Nach beendigter Reaction hat man eine schön grüne Flüssigkeit, welche man nur
abzudampfen braucht, um die überschüssige Säure zu verjagen und sie auf eine Stärke
von 60 oder 65° Baumé zu bringen.
Man muß sehr darauf achten, daß diese beiden Präparate keine überschüssige Säure
enthalten; in diesem Falle müßte man sie mit kohlensaurem Natron neutralisiren.
Behandlung der
Baumwollenzeuge.
Man verdünnt das eine oder andere dieser Präparate auf 45° Baumé,
verdickt es dann schwach mit Gummi und schüttet diese Flüssigkeit in den Trog der
Grundirmaschine, in welcher die getränkten Stücke hinreichend ausgepreßt werden
müssen. Dann trocknet man die Stücke mit Vorsicht; um das Chromoxyd auf sie
niederzuschlagen, passirt man sie hierauf in einer kleinen mit Walzen versehenen
Kufe, welche mit einer Auflösung von kohlensaurem Natron von 3° Baumé,
die man zuvor auf 32° Reaumur erwärmte, gefüllt ist.
Statt des Natronsalzes kann man auch ein aus Ammoniak bestehendes Bad anwenden,
welches man erhält, wenn man in
100
Pfd. Wasser
8
Loth Salmiak und
8
Loth sorgfältig gelöschten Kalk
auflöst.
Wenn man das Chromoxyd mittelst kohlensauren Natrons auf die Zeuge niederschlagen
will, wendet man vorzugsweise eine krystallisirte Soda an, welche der Luft
ausgesetzt war; solche enthält etwas Natron-Bicarbonat, welches die Fällung
des Chromoxyds begünstigt.
Die so dargestellten chromoxydgrünen Böden sind vollkommen ächt, aber blaß; um sie dunkler zu
machen, passirt man die Stücke in warmem Wasser, worin etwas Kupfervitriol aufgelöst
ist.
Chromgraue Böden mit reservirten weißen
Mustern.
Um weiße Muster mittelst des Walzendrucks auf Stücken zu reserviren, denen nachher
der chromgrauechcomgraue Boden aufgeklotzt werden soll, benutzt man ähnliche (gewissermaßen mechanische)
Reservagen, wie man sie für das Catechu oder unter rostgelben Böden anwendet. Eine
solche Reservage ist folgende:
6 1/2
Pfd. Citronensaft von 34° Baumé werden in der Reibschale
sorgfältig einverleibt:
7 1/2
Pfd. Pfeifenerde; dann setzt man
8
Pfd. 8 Loth Gummiwasser (worin 3 Pfd. 8 Loth Gummi enthalten sind)
zu;endlich setzt man nach und nach hinzu
6
Pfd. 19 Loth caustische Lauge von 35° Baumé.
Diese Reservage muß zwei bis drei Tage lang gerieben werden, ehe man sie aufdruckt;
die mit ihr bedruckten Stücke hängt man einen oder zwei Tage an einem trockenen Orte
auf und tränkt sie dann in der Grundirmaschine mit sogenanntem Chromalaun (schwefelsaurem Chromoxyd-Kali); die Stücke werden
neuerdings getrocknet und dann in einer mit Walzen versehenen Kufe auf oben
angegebene Weise durch kohlensaures Natron oder unreines Ammoniak passirt, um das
Chromoxyd auf denjenigen Stellen zu befestigen, welche nicht durch das citronensaure
Alkali reservirt wurden.
Bereitung des schwefelsauren
Chromoxydkalis zum Grundiren der Stücke.
Man löst in
10
Pfd. Wasser auf:
4
Pfd. doppeltchromsaures Kali; andererseits werden
2 1/2
Pfd. concentrirte Schwefelsäure von 66° Baumé mit
5
Pfd. Wasser verdünnt und ersterer Flüssigkeit zugesetzt.
Dieser Flüssigkeit mengt man nach und nach 1 Pfd. Mehlzucker bei; die Einwirkung
erfolgt sogleich; Kohlensäure entbindet sich unter starkem Aufbrausen und man erhält
eine concentrirte Auflösung, welche mit Wasser verdünnt, sich in unauflösliches
schwefelsaures Chromoxyd und in Chromalaun zersetzt; letzterer bleibt in der
Auflösung zurück.
Verfahren auf chromgraue Böden weiße
Muster zu ätzen.
Wenn das Chromoxyd einmal auf dem Zeug befestigt ist, läßt es sich schwer wegätzen;
anders ist es aber, wenn man den mit Chromoxydsalz getränkten und getrockneten Zeug
(vor dem Passiren durch Alkali) mit Weinsteinsäure oder auch mit stark alkalischem
weinsteinsaurem Kali
bedruckt; das entstehende Doppelsalz verhindert dann die Vereinigung des Chromoxyds
mit dem Zeug. – Meines Wissens hat man dieses Verfahren bis jetzt in den
Kattundruckereien nicht angewandt.
Weißböden mit aufgedruckten chromgrauen
Streifen oder andern Mustern.
Das Verfahren ist dasselbe wie bei der Darstellung glatter Böden mit Chromoxyd. Um
helles Chromgrau zu erhalten, verdickt man Chromalaun mit Gummi und etwas
Pfeifenerde; oder man versetzt
15
Pfd. concentrirtes salzsaures Chromoxyd mit
5
Pfd. Leiocom.
Letztere Farbe muß unmittelbar nach dem Aufdrucken getrocknet werden, weil sie sonst
fließt (austritt); einen Tag darauf grundirt man die Stücke in Ammoniak.
In Deutschland, wo dieses helle Chromgrau nicht beliebt ist, verwendet man zum
Aufdrucken das obenerwähnte arsenicirte Chromoxydsalz, welches man gehörig verdickt;
nachdem die Stücke eine Zeit lang aufgehängt waren, fixirt man aus gewöhnliche
Weise; man passirt nämlich die Stücke in einem Bad, welches die zum Abscheiden des
arseniksauren Chromoxyds erforderliche Menge Alkali enthält.
Verhalten des Chromoxyds als Base oder
Beitze zu verschiedenen Farbstoffen.
Wenn man einen Zeug, auf welchem Chromoxyd befestigt ist, in Krapp färbt, so erhält man ein Röthlichbraun; in Fernambukbrühe ein Röthlichgrau; in Quercitronabsud ein in Oliven stechendes Gelb; durch Ausfärben in einem
Bad von Quercitron und Krapp erzielt man gemischte Farben.