Titel: | Ueber die Construction von Uhren zur Controle der Arbeiter und ihrer Leistungen. |
Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXXIX., S. 325 |
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LXXIX.
Ueber die Construction von Uhren zur Controle der
Arbeiter und ihrer Leistungen.
Im Auszug aus den
Verhandlungen des niederösterreichischen Gewerb-Vereins, 1847, 13tes
Heft.
Ueber die Construction von Uhren zur Controle der Arbeiter und
ihrer Leistungen.
Wächter-Uhren des Hrn. A. Liszt.
Die älteste Art, in der man sich von der Wachsamkeit eines Wärters oder Arbeiters
Ueberzeugung verschaffte, bestand darin, daß durch eine in gewissen Zeitabschnitten
in einen Kasten geworfene Kugel die Anwesenheit zur rechten Zeit bestätigt wurde.
Abgesehen davon, daß bei diesem Verfahren eine Menge Uebelstände eintraten, welche
die Controle erschwerten, so war bei demselben öfters nie ganz bestimmt die Zeit zu
erkennen, in welcher die Kugel eingesenkt wurde. Diesem Uebelstande suchte Hr. Anton
Liszt, zweiter Vorsteher der bürgerl. Kleinuhrmacher
in Wien, auf eine einfache Weise abzuhelfen und construirte zu diesem Ende im J.
1838 eine Control-Uhr folgender Einrichtung.
Ober dem Zifferblatte einer einfachen gewöhnlichen Uhr befindet sich eine schmale
querlaufende Leiste, in welcher gleichfalls die zwölf Stunden wie am Zifferblatte
der Uhr angezeigt sind. Ein Zeiger lauft, genau mit dem Gange der Uhr
correspondirend, längs dieser Leiste hin und weiset die Stunden. – An seiner
Rückseite ist ein Kreidegriffel angebracht, der auf den Druck eines Stiftes einen
Strich an der Leistenfläche macht, wodurch sich ohne Widerspruch ermitteln läßt, zu
welcher Zeit dieser Druck ausgeübt wurde. – Bei der Anwendung ragt der
erwähnte Stift aus dem geschlossenen Uhrkasten vor, und der Arbeiter oder Wächter,
welcher seine Anwesenheit zu einer bestimmten Zeit nachzuweisen hat, bewirkt durch
den leisesten Druck den an der Scala genau die Stunden bezeichnenden Strich.
Obgleich diese Uhr als einfach und zweckmäßig erkannt wurde, suchte Hr. Liszt dennoch eine verläßlichere Vorrichtung zu ersinnen,
indem sich beim längeren Gebrauche derselben einige, wenn auch kleine Uebelstände
zeigten, wie z.B. die oft eintretende Notwendigkeit einer Zuschärfung und Erneuerung
des Kreidegriffels u.s.w. Er construirte demnach im J. 1840 eine zweite Art solcher
Wächter-Uhren.
Unter dem Zifferblatte einer gewöhnlichen Uhr ist eine Scheibe angebracht, welche mit
dem Zeiger der Uhr selbst in Verbindung steht. Durch diese Verbindung wird die
Scheibe, je nach der Fortrückung des Zeigers, um ihre Achse bewegt. Der Rand der
Scheibe ist in 24 gleiche Theile getheilt, von denen 12 die Stunden des Tages, die
übrigen die Stunden der Nacht bezeichnen. Beide sind durch leicht kennbare Zeichen
getrennt. Der Umfang der Scheibe ist ferner mit kleinen beweglichen Stahlstiften
bedeckt, deren jeder eine Viertelstunde bezeichnet. An der Außenseite des Uhrkastens
befindet sich eine Vorrichtung, durch welche mittelst Druck oder Zug die Stifte
gesenkt werden.
Um die Anwesenheit oder Wachsamkeit einer Person zu bestätigen, ist dieselbe
gezwungen, zu jeder gegebenen Zeit einen Stift mittelst der genannten Vorrichtung
einzusenken. Die Sorglosigkeit wird durch die hervorragenden Stifte angedeutet, die
sich auf keine Weise später mehr einsenken lassen. Bei Vornahme der Controle können
die Stifte sämmtlich wieder eben so schnell richtig gestellt werden. Es ist übrigens
nicht nothwendig, daß der Wächter oder Arbeiter jedesmal unmittelbar bei der Uhr
selbst erscheine; letztere kann in einem verschlossenen Zimmer, ja selbst einige
Stockwerke von dem Orte, an welchem der Wächter sich befindet, entfernt aufgestellt
seyn und die Controle dennoch vorgenommen werden.
Mit kleinen Veränderungen hat Hr. Liszt dieses Princip
auch auf eine andere Weise ausgeführt, welche sich von dem vorhergehenden dadurch
unterscheidet, daß die Controlscheibe von der Uhr nicht getrennt ist, sondern
zugleich das Zifferblatt letzterer bildet. – Durch einige leicht zu
bewerkstelligende Abänderungen können diese Uhren auch dergestalt eingerichtet
werden, daß sie nicht bloß den Beweis liefern, ob ein Arbeiter in bestimmten Zeitabschnitten
bei der Uhr anwesend war, sondern man kann sich durch dieselbe auch von den
Leistungen eines Arbeiters in gewisser Beziehung und bis zu einer gewissen Gränze
volle Ueberzeugung verschaffen.
Mehrere Control-Uhren des Hrn. Liszt sind in Wien
seit längerer Zeit im Gebrauch, z.B. im Palais des Hrn. Erzherzogs Carl, im Haupt-Münzgebäude, in der k. k.
Porzellanfabrik, in den Bahnhöfen der Nordbahn und der Wien-Gloggnitzer
Eisenbahn, in der k. k. Salmiakfabrik zu Nußdorf etc. und haben den Beweis
geliefert, daß sie bei ihrer einfachen Einrichtung und sicheren Handhabung höchst
geringen, ja bei einiger Sorgfalt beinahe gar keinen Reparaturen unterliegen. Die
Uhr selbst wird überdieß durch die Control-Vorrichtung in ihrem richtigen
Gange nicht gestört. Der billige Preis von 16 fl. C. M. per Stück endlich gestattet ihre allgemeinere Anwendung.
Control-Uhr des Hrn. J.
Lutz.
Bei den Eisenhohöfen der Innerberger Hauptgewerkschaft zu Eisenerz handelte es sich
um die Herstellung einer verläßlichen Controle über die Hüttenarbeiter bei dem
Stürzen der Erz- und Kohlengichten. Es sollte nämlich constatirt werden
können, wie viele Gichten in einer bestimmten Zeit, und in welchen Zeitabschnitten
in den Hohofen gestürzt wurden. Es besteht bei einem dieser Hohöfen eine
Aufzugmaschine, mit welcher die Erze und Kohlen von der untern Etage bis zum Niveau
der Gicht gehoben werden.
Dem Uhrmacher Ignaz Lutz in Wien (Währingergasse Nr. 276)
wurde nun zur Aufgabe gestellt, eine Control-Uhr zu verfertigen, welche mit
der Aufzugmaschine in Verbindung gebracht, die Zeit anzeigt, in welcher Erz und
Kohlen bis zur Gicht aufgezogen und von dort auf den Ofen aufgegeben worden sind.
Dieser Aufgabe entsprach derselbe durch eine allen Anforderungen vollkommen
genügende Control-Uhr.
Eine ganz einfache gewöhnliche Uhr bewegt um die Zeigerwelle bei feststehenden
Zeigern das in zwölf Stunden und diese wieder in Minuten eingetheilte Zifferblatt,
welches mit einem zum Schreiben mit einem Thonschiefergriffel oder Kreide geeigneten
schwarzen Kranze umgeben ist. Auf diesem schwarzen Kranze wirkt ein in einer
beweglichen Feder gehaltener Griffel so oft und so lang, als ein seitwärts
angebrachter Stift gedrückt wird, und beschreibt bei Beginn des Druckes eine
verticale Linie, und sodann einen Kreisbogen so lange, bis der Druck an der Feder
wieder behoben wird. Der Stift nämlich, mit dem Gichten-Aufzuge in
Verbindung gebracht, drückt bei jedesmaliger Bewegung des Aufzuges auf den Griffel
und bringt ihn mit dem Kranze des Zifferblatts in Berührung, wodurch er auf dem nach
dem Gange der Uhr beweglichen Zifferblatt in der Breite des Kranzes nach abwärts
fällt und einen verticalen Strich zurückläßt, dann während des Stillstands des
Erzaufzuges einen der Bewegung des Uhrblattes entsprechenden Kreisbogen in so lange
beschreibt, bis der Druck an dem Stifte aufhört, wobei dann zugleich auch wieder der
Griffel in die Höhe gehoben und von dem Kranze des Uhrblattes entfernt wird.
Durch die auf diese Art auf dem schwarzen Rande des Zifferblatts zurückgebliebenen
geraden und krummen Linien läßt sich somit bis zur Genauigkeit einer Minute ersehen:
zu welcher Zeit jede Erz- und Kohlengicht aufgezogen wurde, wie lange sie
dort gestanden, bis sie in den Ofen gestürzt wurde, dann wie lange die leeren
Gichtkörbe ausgeblieben sind, bis sie wieder gefüllt zur Gicht gelangten. Es ist
somit eine so vollständige und genaue Ueberwachung der Arbeiter in Beziehung auf
ihre Arbeitsleistungen und die Zeit der Leistung erreicht, als nur immer nothwendig
und wünschenswerth ist.
Diese Uhr ist so einfach construirt, daß sie von Jedem, der nur einige mechanische
Begriffe hat, leicht zerlegt und wieder zusammengerichtet werden kann. Sie kann
somit auch nur sehr wenigen Reparaturen unterliegen. Bei dem richtigen Verhältniß
ihrer Größe, des Räderwerkes und der Stärke der Federn wird sie durch den Druck und
die Bewegung des Griffels in ihrem richtigen Gange nicht gehindert.
Diese Control-Uhr eignet sich nicht bloß zu dem bezeichneten Gebrauche,
sondern sichert sich auch eine ausgedehntere Anwendung sowohl bei Maschinen als
andern Verrichtungen durch Arbeiter, wo es sich um eine Constatirung von Leistungen
und der darauf verwendeten Zeit handelt; ihr verhältnißmäßig billiger Preis ist 40
fl. C. M.