Titel: | Verfahrungsarten zur Kerzenfabrication und Methoden um das Tropfen der Kerzen während des Brennens zu verhüten, worauf sich Lemuel Goddard zu London, einer Mittheilung zufolge, am 3. Jul. 1845 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. LXXI., S. 376 |
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LXXI.
Verfahrungsarten zur Kerzenfabrication und
Methoden um das Tropfen der Kerzen während des Brennens zu verhüten, worauf sich
Lemuel Goddard zu
London, einer Mittheilung zufolge, am 3. Jul.
1845 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts, März 1846, S.
69.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Goddard's Verfahrungsarten zur Kerzenfabrication.
Vorliegende Verbesserungen bestehen
1) in einer eigenthümlichen Construction der Formen, worin die Kerzen gegossen
werden;
2) in neuen Formen der Kerzen, worin letztere zur Einfügung trockener Dochte hohl,
oder ohne Dochte massiv, oder auf gewöhnliche Weise mit Dochten gegossen werden
können;
3) in der Krystallisirung des Materials, woraus die Kerzen angefertigt werden;
4) in einer neuen Methode die Oberfläche der Kerzen, der Verzierung wegen, mit einem
geeigneten Material zu überziehen;
5) in eigenthümlich construirten metallenen Schalen, welche das Abtropfen der Kerzen
während des Brennens verhüten, oder einem hinabsinkenden Docht als Führung
dienen.
Was die Construction der Gußformen betrifft, so macht der Erfinder dieselben aus
einem dünnen hämmerbaren Metall, indem er zuerst einen geeigneten Metallstreifen in
eine Röhre umbiegt, dann die Ränder zusammenlöthet und die Röhre über einem polirten
Stahlkern in die verlangte Gestalt zieht. Um die gegossenen Kerzen leichter von der
Form trennen zu können, läßt man den Kern etwas verjüngt zugehen. Verzinnte
Zinkplatten, vor dem Strecken ungefähr 1/30 bis 1/50 Zoll dick, zeigten sich dem
Zweck entsprechend.
Fig. 21
stellt eine der verbesserten Lichterformen im Längendurchschnitt dar. a, a ist die Röhre der Form; b die Büchse oder Erweiterung, in welche das geschmolzene Material
gegossen wird. Der untere Theil der Röhre ist bei c, c
zusammengedrückt, um der Spitze (tip) d einen Anhalt darzubieten. Diese Spitze ist an ihrem
äußersten Ende mit einem Knopf versehen, mit dessen Hülfe sie in die Höhe gedrückt
werden kann, um die Kerze frei zu machen, ehe sie aus der Form entfernt wird, und um
die Spitze wieder in ihre geeignete Lage zu bringen. Dieser Theil d gleitet durch eine als Führung dienende Oeffnung in
dem Ende der Form. Die hier dargestellte Form ist zum Guß hohler Kerzen bestimmt,
durch welche nachher ein trockener Docht gezogen werden soll. Zu diesem Zweck geht
durch die Röhre ein dicker Draht e, dessen unteres Ende
in dem Centrum des Theils d aufsitzt und dessen oberes
Ende durch eine adjustirbare Führung aufgehalten wird.
Die Methode Wallrath und andere krystallisirbare Materialien, aus denen Kerzen
dargestellt werden sollen, zum Krystallisiren zu bringen, besteht darin, daß man die
oben beschriebenen Metallformen unmittelbar nach ihrer Füllung mit dem Material in
heißes Wasser taucht und mit diesem allmählich sich abkühlen läßt. In Folge dieses
Verfahrens gerinnt das Material allmählich bei einer durch seine ganze Masse
gleichförmigen Temperatur, wodurch die Kerzen an ihrer Oberfläche ein sehr schönes
buntes Aussehen gewinnen. Indem man dem Material während des Schmelzens noch
färbende Stoffe in geringen Quantitäten beigibt, erhöht man jenes schöne Aussehen
noch bedeutend.
Das Ueberziehen der Kerzen mit einem Material für ornamentale Zwecke geschieht mit
Hülfe der oben beschriebenen dünnen Metallformen. Diese werden unmittelbar nachdem
sie mit dem geschmolzenen Material, das den Ueberzug bilden soll, gefüllt worden
sind, eine oder zwei Minuten in kaltes Wasser getaucht, damit eine dünne Schicht des
Materials an den innern
Wänden der Form erstarrend sich ansetze. Die Dicke dieser Schichte hängt von der
Dauer des Eintauchens ab und wird nach Gutdünken regulirt. Nachdem sich eine Kruste
von der gehörigen Dicke angesetzt hat, gießt man den noch flüssigen Theil aus der
Form und füllt den übrigen Raum mit dem Stoff, welcher die eigentliche Substanz der
Kerze bilden soll. Unmittelbar darauf muß die Form wieder in kaltes Wasser getaucht
werden, um zu verhüten, daß die Kruste wieder schmelze und sich mit dem andern
Material vermenge. Nachdem die Formen in der kühlenden Flüssigkeit 2 oder 3 Minuten
eingetaucht geblieben sind, werden sie herausgenommen und in ein kühlendes Medium
gebracht, welches mit einer Atmosphäre von nicht weniger als 17° R. umgeben
ist. Diese Behandlung der Kerzen verhütet ihr Springen und erzeugt besonders bei
Wallrathkerzen eine glatte Oberfläche, ohne Zusatz von Wachs. Der gute Erfolg dieser
Procedur, die Kerzen mit einer sehr dünnen Schicht zu überziehen, hängt von der
Dicke des Metalls, woraus die Form besteht und von der plötzlichen Wirkung des
kühlenden Mediums ab, weßhalb diese Procedur mittelst Anwendung dicker Formen nicht
so gut und schnell bewerkstelligt werden kann.
Die Construction metallener Hütchen, um das Abtropfen der Kerzen zu verhüten, und
einen separaten Docht zu leiten, erhellt aus Fig. 22 bis 24. Fig. 22 stellt
ein einfaches oben auf die Kerze zu setzendes Hütchen aus dünnem Metall in mehreren
Ansichten dar. Das mit der niederbrennenden Kerze herabsinkende Hütchen verhütet das
Abtropfen der letztern. In einigen Fällen stellt der Erfinder auf das Hütchen ein
cylindrisches oder elliptisches Zugglas, welches von kleinen Armen getragen wird,
die sich wie Fig.
23 zeigt, von dem Hütchen aus erstrecken. Letzteres hat in seiner Mitte
eine kleine Metallröhre, welche ein kurzes mit irgend einem fetten Material
getränktes Dochtstück hält. Das Hütchen wird mit seinem Dochte oben auf die Kerze
gesetzt, wie Fig.
24 zeigt; angezündet erwärmt der Docht das unter ihm befindliche Material
und sinkt allmählich herab, während Röhre und Docht die fette Substanz fortwährend
heraufziehen. Eine Kerze solcher Art braucht nicht geputzt zu werden.