Titel: | Verbesserungen an Apparaten zur Dampferzeugung und zum Abdampfen von Flüssigkeiten, worauf sich Frederic Lesnard, Ingenieur zu London, am 29. April 1845 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. XLIX., S. 250 |
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XLIX.
Verbesserungen an Apparaten zur Dampferzeugung
und zum Abdampfen von Flüssigkeiten, worauf sich Frederic Lesnard, Ingenieur zu London, am 29. April 1845 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts, Febr. 1846, S.
3.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Lesnard's Verbesserungen an Apparaten zur
Dampferzeugung.
Vorliegende Verbesserungen in der Dampferzeugung und im Abdampfen von Flüssigkeiten
bestehen in der Anwendung eines Thranbades oder eines andern fetten Bades als
heizendes Mittel, wodurch Wasser in Dampf verwandelt werden soll. Da bei
gewöhnlichen Dampfkesseln die Oberfläche des Ofens und seiner Feuercanäle, womit das
Wasser in Berührung gebracht wird, der unmittelbaren Einwirkung des Feuers
ausgesetzt ist, so ereignet es sich öfters daß, wenn in Folge von Unachtsamkeit oder
sonstiger Ursachen das Wasser unter sein normales Niveau herabsinkt, der Dampfkessel
rothglühend wird, wodurch leicht eine Explosion entstehen kann. Vorliegende
Verbesserungen haben den Zweck, diesem Uebelstand abzuhelfen, und zwar durch
Anordnung eines Bades zwischen der Heizfläche des Dampfkessels und dem Wasser.
Dieses Bad soll dem Wasser die erforderliche Wärme mittheilen, ohne dasselbe der
Einwirkung der erhitzten Metallfläche des Ofens und seiner Feuercanäle auszusetzen.
Zu dem Ende wird der Kessel mit Fischthran oder einer andern fetten Substanz
gefüllt, welche ehe sie siedet, eine weit größere Menge Wärmestoff aufnimmt als das
Wasser. Wenn der Thran die geeignete Temperatur erreicht hat, so leitet man durch
die Flüssigkeit Wasserstrahlen welche, die Wärme aufnehmend, in Dampf verwandelt
werden. Diese im Wasser unlöslichen Substanzen lassen sich bis zu einer solchen
Temperatur erhitzen, daß sie, ohne eine Zersetzung zu erleiden, Wasser bei 80 bis
117° R. verdampfen; ja ihre Temperatur kann noch höher gesteigert werden, indem ihre
Zersetzung nicht eher stattfindet, als bis sie den Siedepunkt erreichen, der weit
über dem des Wassers liegt.
Fig. 27
stellt einen vertical durch den Ofen gehenden Längendurchschnitt des in Rede
stehenden Dampfkessels dar. Fig. 28 ist ein doppelter
Dampfkessel, wovon der Theil A einen Querschnitt von
Fig. 27
nach der Linie YZ und der Theil B einen Endaufriß von Fig. 27 darstellt. Fig. 29 ist
ein Grundriß des Kessels, B in der äußeren Ansicht, A im Durchschnitt nach der Linie WX, Fig. 27. a, a sind die Oefen; b, b
die Roste; c, c die Aschenfälle; d, d die Thüren für die Aufgabe des Brennmaterials; e, e Hängethüren zur Bedeckung der Mündungen der Aschenfälle und zur
Dämpfung des Feuers; wenn der Kessel im vollen Gange ist, sollten jedoch diese
Thüren offen gelassen werden, um die zum Verbrennungsprocesse nöthige Luft
zuzulassen. f, f, f sind zickzackförmig gebogene durch
und um den Kessel laufende Feuercanäle, aus denen der Rauch in den Schornstein g tritt. Die unteren Theile des Kessels bei h, h enthalten Wasser; von da an ist der Kessel bis nach
i, i mit Fischthran oder einer andern fetten
Flüssigkeit gefüllt. k, k sind lange flache Röhren, die
sich in horizontaler Richtung unter dem Thranniveau von einen Ende des Kessels bis
zum andern erstrecken und mit einer großen Menge von Löchern durchbohrt sind, durch
welche das Wasser einströmt. Eine durch die Röhren m, m
mit jenen flachen Röhren communicirende Druckpumpe I
liefert das Wasser. Wenn die fette Substanz in dem Kessel den erforderlichen
Hitzegrad erreicht hat, so wird die Druckpumpe in Thätigkeit gesetzt, worauf das
Wasser in einer Menge von Strahlen in die Fettsubstanz überströmt und daselbst
sogleich in Dampf verwandelt wird. Der Dampf tritt sofort in die Dampfkammer p, um von da durch die Röhre q in die Dampfmaschine überzuströmen, oder zu einem anderweitigen Zweck
fortgeleitet zu werden. Um zu verhüten, daß der Thran oder das Oel i, i vorzugsweise nach einer Seite des Kessels
hinfließe, was bei Dampfschiffen der Fall seyn könnte, ist im Kessel eine verticale
Scheidewand r, r angeordnet, welche mit Oeffnungen s, s versehen ist, damit der Dampf frei in die
Dampfkammer treten kann. t ist das Sicherheitsventil und
u die Einfahrt.