Titel: | Ueber die Anwendung des Ammoniaks bei der Stärke-Fabrication, ferner zum Reinigen des Reises, Mehls etc.; von E. Nash. |
Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. XXXIX., S. 204 |
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XXXIX.
Ueber die Anwendung des Ammoniaks bei der
Stärke-Fabrication, ferner zum Reinigen des Reises, Mehls etc.; von E. Nash.
Aus dem Mechanics Magazine 1844, Nr.
1103.
Nash, über die Anwendung des Ammoniaks bei der
Stärkefabrication.
Ich habe mich schon vor einigen Jahren durch zahlreiche Versuche überzeugt, daß
flüssiges Aezammoniak für praktische Zweke das beste Mittel ist, um aus Weizen,
Reis, Erbsen, Kartoffeln etc. den Kleber und Farbstoff aufzulösen, auf welche beide
Stoffe dasselbe kräftig wirkt, während es auf reine Stärke gar keine Wirkung hat.
Flüssiges Aezammoniak (Salmiakgeist) von 0,945 spec. Gewicht (30 Procent
Ammoniakgehalt) ist zu diesem Zwek ganz geeignet und sowohl dem Aeznatron als Aezkali
vorzuziehen, da starke Auflösungen dieser lezteren nicht bloß auf den Kleber,
sondern auch auf die Stärke kräftig wirken.
Bei der Zubereitung von Nahrungsmitteln leistet der Salmiakgeist ebenfalls treffliche
Dienste, weil er aus allen mehlartigen Substanzen den darin enthaltenen
adstringirenden Stoff auszieht, die Faser und Stärke aber unberührt zurükläßt. Die
Faser kann dann von der Stärke auf gewöhnliche Weise, nämlich durch Auswaschen der
lezteren auf feinen Drahtsieben, getrennt werden.
Das Ammoniak läßt sich auch in gasförmigem Zustand anwenden, wenn man die zu
behandelnden Substanzen nur so stark befeuchtet, daß sie das Gas absorbiren
können.
Aus dem mit Kleber gesättigten Salmiakgeist kann man das Ammoniak durch Destillation
leicht wieder gewinnen und es dann neuerdings zu ähnlichen Zweken benuzen; der
abgeschiedene Kleber aber läßt sich um so eher zu verschiedenen Zweken verwenden,
weil er nach der Behandlung mit Ammoniak nicht mehr so leicht gährt.
Ich habe gefunden, daß mehlartige Substanzen – insbesondere Reis – in
Ammoniak beliebig lange aufbewahrt werden können, ohne Schaden zu leiden, und daß
die so bereitete Stärke nach dem Auswaschen des Klebers während des Troknens keine
Gährung erleidet, besonders wenn etwas Ammoniak darin zurükbleibt, wo sie dann auch
rascher troknet. Man thut unter allen Umständen gut, die Stärke behufs ihrer
Verbesserung mit etwas Ammoniak zu versezen, sie mag nun mittelst des gewöhnlichen
Gährungsprocesses oder durch Anwendung sehr verdünnter Auflösungen von Aezkali oder
Aeznatron bereitet worden seyn. Ferner habe ich gefunden, daß geringere Sorten von
Reis, Erbsen etc. in Qualität und Wohlgeschmak als Nahrungsmittel solchen von bester
Qualität dadurch gleich gemacht werden können, daß man sie in Salmiakgeist einweicht
und die Unreinigkeiten auswascht.
Geschlossene Gefäße sind zur Behandlung der Substanzen mit Salmiakgeist am
zwekmäßigsten und in einigen Fällen ist ein niedriger Wärmegrad ohne Nachthell
anwendbar; für alle gewöhnlichen Zweke reicht jedoch die Behandlung in der Kälte
aus.
Der Salmiakgeist ist auch dem Aezkali und Aeznatron vorzuziehen, um kleberartige
Stoffe aus der vegetabilischen Faser bei der Fabrication von Geweben und in andern
Fällen auszuziehen.