Titel: | Verbesserungen in der Bearbeitung und Zubereitung des Kautschuks und an den hiezu erforderlichen Maschinen und Apparaten, worauf sich Walter Hancock, Ingenieur zu Stratford, in der Grafschaft Essex, am 9. Nov. 1843 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LXXXIX., S. 332 |
Download: | XML |
LXXXIX.
Verbesserungen in der Bearbeitung und Zubereitung
des Kautschuks und an den hiezu erforderlichen Maschinen und Apparaten, worauf sich
Walter Hancock,
Ingenieur zu Stratford, in der Grafschaft Essex, am 9.
Nov. 1843 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Jul. 1841,
S. 20.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Hancock's Verbesserungen in der Bearbeitung und Zubereitung des
Kautschuks.
Der erste Theil meiner Erfindung bezieht sich auf eine Maschine zum Zerschneiden oder
Zertheilen des Kautschuks in kleine Stüke, um den nachfolgenden Bearbeitungsproceß
zu erleichtern und zu vervollkommnen.
Die Figuren 47
bis 51
liefern verschiedene Ansichten und Durchschnitte der in Rede stehenden Maschine und
einzelner Theile derselben; auch sind in sämmtlichen Figuren die entsprechenden
Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet. a, a sind ein
paar Schneid- oder Zertheilungswalzen, deren Peripherien gezahnt sind und
beinahe einander berühren; b eine vorzugsweise stählerne
gezahnte Stange, zwischen deren Zähnen die Zähne der Walzen hinstreifen. In Folge
der Umdrehungen der Walzen wird der Kautschuk in kleine Stüke zerschnitten. c ist der zur Aufnahme des Kautschuks bestimmte Trichter
oder Behälter; w ein Gewicht, welches den Kautschuk
zwischen die Walzen hinabdrükt; e die Treibwelle, welche
die Bewegung den beiden Walzen mit Hülfe eines Paares Stirnräder g, g mittheilt; f, f das
Gestell, worin die Walzen gelagert sind; h der Behälter,
worin sich der zerschnittene Kautschuk sammelt.
Fig. 51a stellt einen Theil der Walze a mit dem Querschnitt ihrer Zähne und einen Theil der
oberen gezähnten Seite der Stange b in vergrößertem
Maaßstab dar. Die Zähne der Stange und der Walzen correspondiren in der Art mit
einander, daß sie auf das Material wie Scheren wirken. Die Stange b läßt sich mit Hülfe der Schrauben d adjustiren. Sowohl die Walzen als auch die Stange
sollten vor dem Ausschneiden der Zähne gehärtet werden. In gewissen Fällen mag
dieser Schneidapparat mit größerem Vortheil unter Wasser in Thätigkeit gesezt
werden. Die Zertheilung des Kautschuks in kleine Stüke bietet den Vortheil dar, daß
er sich leichter und schneller auflösen läßt, indem er der Einwirkung des
Lösemittels eine größere Oberfläche darbietet; auch läßt er sich vor seiner
Auflösung besser von Unreinigkeiten befreien, wodurch die Fabrication des Kautschuks
in große Blöke, die nachher in kleinere Blöke oder Blätter zerschnitten werden sollen, bedeutend
erleichtert wird.
Fig. 52
stellt eine Maschine dar, welche den Zwek hat, die nachher zu beschreibende
Composition über gewisse Fabricate auszubreiten. Das Gestell x trägt ein paar Walzen r, r. Das in Blätter
auszubreitende Material kommt in einen Behälter h und
wird durch Gewichte d zwischen die Walzen r, r hinabgepreßt. Man löst den Kautschuk durch
geeignete Mittel auf und vermengt ihn mit geraspeltem Kork. c, c sind zwei hölzerne Walzen, auf deren jeder ein Stük aufgewunden wird,
wenn die Composition von Kautschuk und Kork zwischen beide Zeuge gelegt werden soll.
B ist eine Trommel. Die Walzen r, r werden in Bewegung gesezt, die Enden der beiden
getrennten Tuchstüke von den Walzen c, c zwischen die
Walzen r, r geführt und an die Trommel B befestigt. Wenn nun diese Trommel aus freier Hand oder
auf irgend eine andere geeignete Weise in Umdrehung gesezt wird, so wikelt sie beide
Tuchstüke mit der Kautschuk-Zwischenlage auf sich. Ist dieses geschehen, so
wird das Fabricat von der Walze B abgenommen und
getroknet. Die Dike der Blätter der Composition kann nach Belieben abgeändert
werden, indem man die Achsen der Walzen r, r mittelst
Stellschrauben adjustirt. Die Länge der Walzen richtet sich nach der verlangten
Breite des Fabrikats. Wenn man eine sehr adhäsive Verbindung mit dem Fabricate
verlangt, so kann man dasselbe, ehe die Composition dazwischen gepreßt wird, zuerst
mit einer dünnen Lage von Kautschuklösung überziehen, oder man kann anstatt dieser
Walzen den unten zu beschreibenden Apparat Fig. 53 anwenden.
Bisweilen gebe ich den Oberflächen der Kork- und Kautschukverbindung allerlei
Verzierungen in erhabener Gestalt, indem ich die Composition zwischen Platten, in
die das verlangte Muster gravirt ist, oder zwischen gravirten Walzen presse. Auch
bemale ich diese Oberflächen, indem ich irgend ein geeignetes Pigment mit einer
dünnen Kautschuklösung menge und dasselbe entweder vor oder nach der Herstellung der
gepreßten Dessins auf der Oberfläche auftrage. In einigen Fällen bringe ich die
Kork- und Kautschukverbindung an mehreren Tuchlagen an, und zwar so, daß
abwechselnd Erhabenheiten und Vertiefungen entstehen, indem ich entweder den Walzen
eine entsprechende Form gebe, oder die Kork- und Kautschukcomposition in die
gewünschte Form schneide und dieselbe auf oder zwischen das Tuch bringe. Soll die
Kombination recht compact ausfallen, so kann man die Platten oder Walzen bis zur
Temperatur des Blutes erwärmen; im Allgemeinen ist aber die Anwendung der Wärme
nicht nothwendig.
Fig. 53
stellt einen Apparat dar, mit dessen Hülfe die oben genannte Composition ausgebreitet und bis
zur gehörigen Dünne ausgedehnt wird; zugleich ist die Anordnung getroffen, daß der
Spiritus oder das Lösemittel während des Troknens des Fabricates aus dem Kautschuk
herausgezogen, condensirt und auf diese Weise wieder gewonnen werden kann. i, i ist das Gestell des Apparats; q eine Walze, welche das zu überziehende Fabricat
aufgewikelt enthält; o eine hölzerne oder metallene
Querschiene, welche der Walze h genähert oder von
derselben entfernt werden kann und die Dike des Fabricats und der Composition
bestimmt. k ist eine über das ganze Gestell sich
erstrekende, auf Trägern c, c ruhende Dampf- oder
Heizkammer. Ueber dieser Heizkammer ist ein Dekel L
angebracht, der an beiden Enden eine Oeffnung von der Länge der Tuchbreite
darbietet, die aber so schmal ist, daß mit dem Tuch und der Composition so wenig wie
möglich atmosphärische Luft in den Raum L, dringen kann.
Eine an dem Dekel L angebrachte Röhre m führt nach einer Luftpumpe oder einem sonstigen
Luftverdünnungsapparat, welcher die aus der Composition sich entwikelnden Dämpfe
aufsaugt und in einen Condensator bringt.
Die Operation mit dem Apparat Fig. 53 ist näher
folgende. Das zu bearbeitende, auf die Walze q gewikelte
Tuch p tritt durch den Schliz A unter den Dekel L und über die Heizkammer
k, während das andere Ende desselben an eine größere
in Fig. 53
nicht sichtbare Walze befestigt wird, die der Walze B,
Fig. 52,
vollkommen gleicht. Die Kautschukcomposition wird vorn an der justirbaren Schiene
o auf das Tuch gelegt und das leztere durch die
zwischen der Schiene o und der Walze h befindliche schmale Oeffnung gezogen. Während sich nun
das Tuch mit seiner Composition langsam längs der erwärmten Kammer oder Platte k gegen die Trommel oder Walze hin fortbewegt, wird es
von dem Spiritus oder sonstigen Auflösungsmittel befreit. Um die Entweichung der
Dämpfe durch die Röhre m zu erleichtern, wird eine
Luftpumpe oder ein sonstiger Luftverdünnungsapparat in Thätigkeit erhalten. Dieser
Verdünnungsapparat liegt zwischen dem Dekel L, und dem
Condensator. Die Dampfkammer k sollte von beträchtlicher
Länge seyn, damit die Procedur des Troknens und der Extraction des Spiritus desto
vollständiger vor sich gehen kann.
Die Figuren
54, 55
und 56
erläutern einen andern Troken- und Extractionsapparat, zugleich in Verbindung
mit dem Luftverdünnungs- und Condensationsapparate. Fig. 54 zeigt einen
eisernen Trokenofen zum Theil im Durchschnitt. Dieser Ofen sollte so luftdicht wie
möglich seyn. Er enthält ein Röhrensystem P, P, das
durch Dampf, heißes Wasser oder heiße Luft bis zu einer Temperatur von 39 bis 44° R. erhizt
werden kann. Eine um ein Scharnier e drehbare Thür N läßt sich aufklappen. Durch das Einmündungsrohr s strömt der Dampf aus einem Dampfkessel oder irgend ein
anderes heizendes Medium in das Röhrensystem, aus dessen unterem Ende y das Condensationswasser entweicht. K ist eine Röhre, welche mit einem oder mehreren
Luftverdünnungsapparaten W in Verbindung steht. Das den
aufgelösten Kautschuk enthaltende Fabricat wird in diesen Ofen gebracht, die Thür
dicht verschlossen und gut verkittet, und der Dampf in die Röhren P zugelassen. Die während des Trokenprocesses aus dem
Fabricate sich entwikelnden Dämpfe werden durch die Röhre K in den Luftverdünnungsapparat W gezogen und
von da in den Condensator Fig. 55 getrieben. Dieser
besteht aus einem gewöhnlichen Schlangenrohr V in einem
Kühlfasse H. Der condensirte Spiritus fließt in den
Recipient Fig.
56. Dieser besizt oben eine Röhre T mit einem
leichten Ventile q, um der durch die Fugen der Ofenthür
etwa eingedrungenen Luft den Ausweg zu gestatten. c ist
ein Glasrohr, um die Höhe des gewonnenen Spiritus in dem Recipient anzuzeigen und
x ein Hahn zum Ablassen der Flüssigkeit.
Fig. 57
stellt einen Apparat dar, mit dessen Hülfe sich der Kautschuk leichter erweichen
oder auflösen läßt, als mit dem sogenannten „Masticator.“
A ist ein eiserner Cylinder; C ein aufgeschraubter Dekel, der sich leicht abnehmen läßt. In diesen
Cylinder wird der durch die Maschine Fig. 47 bis 51 in kleine
Stüke zerschnittene Kautschuk gefüllt und der Dekel C
festgeschraubt. Das Auflösemittel, sey es Aether, Terpenthingeist, Kohlentheer,
Oehl, Naphtha oder dergl., läßt man nun in Dampfgestalt durch eine Röhre P in die Kautschukmasse strömen. Die Röhre P geht nach einem Behälter, worin das durch Wärme in
Dampf zu verwandelnde Lösemittel enthalten ist. Mit Hülfe des Hahns b kann man die Quantität des durch die Röhre P nach dem Behälter A
strömenden Dampfes reguliren, und ihn ganz absperren, während man den aufgelösten
Kautschuk herausnimmt. Die Röhre E führt nach einer
Luftpumpe, welche den Behälter A nach Einfüllung des
Kautschuks, nach Verschluß des Dekels und vor Zulassung der Dämpfe luftleer macht.
Um fortwährend warm zu bleiben, sollte der Behälter A in
einem andern Behälter eingeschlossen und der Raum zwischen beiden mit warmem Wasser,
Dampf oder heißer Luft gefüllt werden. Dieses Verfahren, das Lösemittel in
Dampfgestalt anstatt als Flüssigkeit auf den Kautschuk einwirken zu lassen,
beschleunigt den Auflösungsproceß.