Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LXXXIII., S. 310 |
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LXXXIII.
Miszellen.
Miszellen.
Versuche mit der atmosphärischen Eisenbahn nach Hallette's System.
Die durch die Akademie zu Arras zur Berichterstattung uͤber Hrn. Hallette's neues SystemPolytechn. Journal Bd. XCI S.
489. erwaͤhlte Commission wohnte den Versuchen bei, welche
kuͤrzlich in den Atelier's des Hrn. Hallette mit
dem von diesem geschikten Mechaniker erfundenen Apparate angestellt wurden.
Die Mitglieder der Commission haben die Wirksamkeit des hermetischen Verschlusses
einer Roͤhre erkannt, deren diametrale Dimension diejenige der bisher
angewandten Roͤhren uͤbersteigt.
Diese Roͤhre wurde auf der einen Seite durch den Kolben verschlossen, dessen
Stange in Gestalt eines Kahnes durch den longitudinalen Schliz aus der Roͤhre
hervorragte. Das andere Ende der Roͤhre wurde mit einer kleinen Luftpumpe in
Verbindung gesezt, die ihre Bewegung von der zum Betrieb der Arbeiten des Ateliers
aufgestellten Dampfmaschine herleitete. Das Innere der Triebroͤhre und der
undurchdringlichen Daͤrme, welche die Lippen der Fuge verschlossen, wurde mit
einem Barometer in Communication gesezt, der in jedem Momente den Druk in den Lippen
und den Grad der Luftverduͤnnung in der Triebroͤhre anzeigte. Nach 1
1/2 Minute betrug der Druk in den Lippen ungefaͤhr 1/20 Atmosphaͤre,
durch eine Queksilbersaͤule von 3–5 Centimeter gemessen, und die
Luftverduͤnnung in der Roͤhre 1/6 Atmosphaͤre, durch eine
Queksilbersaͤule von 12–15 Centimeter gemessen.
Bei dieser Lage der Dinge goß man Wasser in die durch beide Lippen bei ihrer
Beruͤhrung gebildete Rinne. Waͤhrend eines so schwachen Druks auf die
Lippen erhielt sich das Niveau des Wassers, ohne daß auch nur ein einziger Tropfen
durch die Luftleere ins Innere der Roͤhre gezogen worden waͤre. Einen
Augenblik spaͤter war der Druk in den Lippen auf 1/6 Atmosphaͤre,
einer Queksilbersaͤule von 12 Centimeter entsprechend, gestiegen, und die
Luftverduͤnnung in der Roͤhre hatte 1/2 Atmosphaͤre,
35–38 Centimeter entsprechend, erreicht. Diese Versuche haben die Gewißheit
gegeben, daß der Schluß des Hallette'schen Apparats
vollkommen ist, und man muß das Problem, jedes Eindringen der Luft durch das
laͤngs der atmosphaͤrischen Eisenbahn fortlaufende Ventil zu
verhindern, als geloͤst betrachten. (Moniteur
industriel Jun. 1843. No. 835.)
Regnault's Versuche uͤber die Spannkräfte des
Wasserdampfs.
Regnault hat auf Ansuchen der (franz.) Centralcommission
fuͤr Dampfmaschinen zahlreiche Versuche angestellt, um die
Spannkraͤfte des Wasserdampfs innerhalb der Temperaturgraͤnzen von
– 30 und 150° C. zu bestimmen (Annales de
Chimie et de Physique, Jul. 1844, S. 273). Die folgende (in den Comptes rendus, 1844, No. 14
mitgetheilte) Tabelle enthaͤlt die Hauptversuchsreihen, wie die Beobachtung
die Zahlen lieferte; die Temperatur-Angaben beziehen sich auf das
Queksilber-Thermometer.
Tabelle Nr. 1.
Textabbildung Bd. 93, S. 311
Erste Reihe; Zweite Reihe; Temperaturen; Mittel aus
den Temperaturen; Spannkräfte; Millim.
Tabelle Nr. 2.
Textabbildung Bd. 93, S. 312
Dritte Reihe; Vierte Reihe; Fünfte
Reihe; Sechste Reihe; Temper. Th. Nr. 7; Spannkräfte; Millim.
Tabelle Nr. 3.
Textabbildung Bd. 93, S. 313
Sechste Reihe; Siebente Reihe;
Achte Reihe; Neunte Reihe; Temper. Th. Nr. 7; Spannkräfte; Temperaturen; Th. N;
Millim.
Tabelle Nr. 4.
Textabbildung Bd. 93, S. 314
Zehnte Reihe; Eilfte Reihe; Zwölfte
Reihe; Dreizehnte Reihe; Vierzehnte Reihe; Fünfzehnte Reihe; Sechszehnte Reihe;
Temperatur; Spannkräfte; Millim.
Magnus' Versuche über die Spannkräfte des
Wasserdampfs.
Bekanntlich hat Gust. Magnus nachgewiesen, daß der
Ausdehnungs-Coefficient fuͤr verschiedene Luftarten nicht derselbe
ist, wie man fruͤher glaubte; es schien ihm daher wahrscheinlich, daß auch
der bis jezt fuͤr den Wasserdampf angenommene Ausdehnungscoefficient nicht
richtig sey. Um diesen genau zu erfahren, bestimmte er neuerdings die
Spannkraͤfte des Wasserdampfs bei verschiedenen Temperaturen, namentlich
zwischen 0° und 100° C, indem er auf das sorgfaͤltigste sich
bemuͤhte, den Fehlerquellen der fruͤheren Methoden zu begegnen. In der
folgenden (seiner Abhandlung in Poggendorff's Annalen,
1844, Bd. LXI S. 225 entnommenen) Tabelle sind seine Resultate zusammengestellt. Die
Temperaturen wurden mittelst des Luft-Thermometers bestimmt.
Textabbildung Bd. 93, S. 315
Nr.; Temperatur; Spannkräfte;
beobachtet; berechnet; Differenz; Millim.; Millimet.
Textabbildung Bd. 93, S. 316
Nr.; Temperatur; Spannkräfte;
beobachtet; berechnet; Differenz; Millim.; Millimet.
Verminderung der Unglüksfälle auf englischen
Eisenbahnen.
Nach dem Bericht des Eisenbahncomité's im Handelsministerium (Board of trade) hat sich die Anzahl der
Ungluͤksfaͤlle im verflossenen Jahre so sehr vermindert, daß sie sich
fast auf nichts reducirt. Im Jahr 1840 fanden 56 Unfaͤlle statt, wodurch 44
Personen getoͤdtet und 262 verwundet oder verlezt wurden; im Jahr 1841 waren
es 29 Unfaͤlle, wodurch 25 Personen getoͤdtet und 72 verwundet wurden;
im Jahr 1842, 10 Unfaͤlle, wodurch 5 Personen getoͤdtet und 14
verwundet wurden; und im Jahr 1843 nur 5 Unfaͤlle, wodurch 3 Personen
getoͤdtet und 4 verlezt wurden, von vielleicht drei Millionen Reisenden. (Mechanics' Magazine 1844, No. 1094.)
Ueber das Abfeuern des Schießpulvers unter Wasser durch
Galvanismus.
Lieutenant Barlow hat zu Spithead zahlreiche Versuche
uͤber das Entzuͤnden von Schießpulver unter Wasser mittelst der
volta'schen Batterie angestellt, theils mit den Pulverladungen in Buͤchsen
aus Weißblech, wie sie zur Zerstoͤrung der Wrake vorgeschrieben sind und
welche 44–55 Pfd. Schießpulver enthalten, theils mit Ladungen von nur einigen
Lothen; General Pasley wuͤnschte naͤmlich
den sinnreichen Vorschlag des Lieutenants Hutchinson
auszufuͤhren, welcher darin besteht, die Pulverladungen unter Wasser mittelst
eines einzigen Leitungsdrahtes anstatt zweier abzufeuern, indem man das Meerwasser
zur Ergaͤnzung des elektrischen Stroms benuzt (siehe polytechn. Journal Bd. LXXXV S. 347). Bei diesen Versuchen fand
Lieutenant Barlow zuerst, daß es unnoͤthig ist,
von der volta'schen Batterie ein Drahtstuͤk, woran Zinkplatten befestigt
sind, in das Wasser hinabzulassen, wie es Lieutenant Hutchinson that, denn die volta'sche Kette war eben so gut, wenn bloß
Draht angewandt wurde. Nun zeigte sich aber eine unvorhergesehene Schwierigkeit: es
waren naͤmlich zwei Platten-Batterien, jede von zehn Zellen
erforderlich, um eine Pulverladung in einer Entfernung von 200 Fuß mit dem einfachen
Draht abzufeuern, waͤhrend fruͤher mit einer Daniell'schen Batterie von bloß acht Zellen, welche bei weitem nicht so
kraͤftig wie eine Platten-Batterie von zehn Zellen ist, Pulverladungen
unter Wasser mittelst des doppelten Drahts stets augenbliklich abgefeuert wurden.
General Pasley schloß daraus, daß das Entzuͤnden
von Pulverladungen mit einem Leitungsdraht anstatt zweier, die Kraft der volta'schen Elektricitaͤt
mehr schwaͤchen duͤrfte, als man vermuthet hatte; er ließ daher wie
man fruͤher stets zu Chatham und Spithead verfuhrPolytechn. Journal Bd. LXXXIII S.
121., zwei Leitungsdrahte (dieselben, welche eine Pulverladung nicht
entzuͤndeten, als sie einzeln mit einer Platten-Batterie von weniger
als zwanzig Zellen angewandt wurden) an eine Platten-Batterie von zehn Zellen
befestigen, so daß diese zwei Draͤhte gut isolirt, die Batterie und eine
Pulverladung am Meeresgrund ohne Mitwirkung des Wassers verbanden. Bei dieser
Anordnung erfolgte die Explosion augenbliklich, sobald die Kette geschlossen war.
Ein doppelter Leitungsdraht ist also zum Entzuͤnden von Schießpulver unter
Wasser oder unter dem Boden am besten, daher er bei allen kuͤnftigen
Explosionen ausschließlich angewandt werden wird. Bei elektrischen Telegraphen
hingegen, wo die Draͤhte viele Meilen weit gelegt werden muͤssen und
wo der Strom unverhaͤltnißmaͤßig schwaͤcher seyn darf als zum
Entzuͤnden von Schießver, laͤßt sich Wasser oder feuchte Erde mit
Vortheil zur Ergaͤnzung der Kette benuzen, in Verbindung mit nur einem Draht,
welcher sich uͤber die ganze Laͤnge der telegraphischen Linie
erstrekt. (Civil Engineers' Journal, Julius 1844, S.
251.)
Cameron's Vorschlag brennende Gebäude zu löschen.
Charles Cameron, Chemiker zu Liverpool, ließ sich am 16.
Jan. 1844 fuͤr England folgendes Verfahren zu diesem Zwek patentiren. Er
benuzt dazu eine unverbrennliche Substanz, vorzugsweise Kreide oder
Toͤpferthon, in Verbindung mit Wasser. Jede Loͤschmaschine sollte nach
seinem Vorschlag mit einem Behaͤlter versehen seyn, welcher beilaͤufig
100 Gallons Wasser (1 Gallon = 10 Pfd.) faßt; dieser Behaͤlter wird mittelst
eines durchloͤcherten Metallblechs senkrecht in zwei Faͤcher
abgetheilt, ein enges und ein weites. Die Kreide oder den Thon gibt man in
gepulvertem Zustande in das weite Fach, mit welchem die Speisungsroͤhre von
der Wasserleidung verbunden wird; das Saugrohr der Feuersprize wird mit dem schmalen
Fach verbunden und die Loͤschmaschine dann in Gang gesezt, indem man das
Pulver in dem weiten Fach mittelst eines Besens bestaͤndig umruͤhrt,
so daß es im Wasser suspendirt bleibt. Bekanntlich loͤscht ein schlammiges
Wasser das Feuer viel besser als reines Wasser. (Repertory of
Patent-Inventions) August 1844, S. 105.)
Ueber die Zermalmung der Knochen zu ihrer Verwendung als
Dungmittel.
Die Knochen, welche in der Maschine des Hrn. James Anderson
Er erhielt einen Preis von der Gesellschaft der Bergschotten im Jahr 1829
fuͤr diese Maschine, welche durch eine Dampfmaschine von 12
Pferdekraͤften in Bewegung gesezt wird. zermalmt werden sollen, nimmt eine endlose Kette mit
Schoͤpfkaͤsten vom Boden auf und traͤgt sie in den obern Theil
der Maschine. Die Knochen werden auf diese Weise auf ein Stuͤk Leinwand ohne
Ende gebracht, was zwischen zwei beweglichen Rollen gespannt ist, die man nach
Willkuͤr von einander entfernen oder einander naͤhern kann. Die
Bewegung der Leinwand fuͤhrt und schuͤttet die Knochen zwischen zwei
Walzen von gegossenem oder geschmiedetem Eisen, welche auf ihrer Oberflaͤche
hervorstehende Spizen haben, wodurch die dazwischen gebrachten Knochen zermalmt
werden. Die zwischen diesen ersten Walzen zum Theil zermalmten Knochen fallen
zwischen zwei andere aͤhnliche Walzen, nur mit gedraͤngtern
Zaͤhnen, und unmittelbar unter diesem zweiten Walzenpaar befindet sich ein
Sieb, das durch eine excentrische Vorrichtung an der Maschine in Bewegung gesezt
wird.
Die gepulverten Knochen gehen durch das Sieb und fallen in einen Behaͤlter
unten in der Muͤhle. Die groͤbsten Stuͤke, welche durch die
Loͤcher des Siebs nicht gehen konnten, werden durch die naͤmliche
Bewegung des leztern, zwischen ein drittes Walzenpaar, wie die ersten gebaut, aber
mit noch gedraͤngtern Zaͤhnen, gebracht; unmittelbar unter diesen Walzen befindet sich
ein zweites Sieb, was durch denselben Mechanismus in Bewegung gesezt wird und durch
welches das Knochenpulver geht, um in den gemeinschaftlichen Behaͤlter zu
fallen, waͤhrend die unvollkommen zermalmten Knochen durch dieselbe Bewegung
des Siebs in einen andern Behaͤlter geworfen werden, aus dem man sie nimmt,
um sie entweder in diesem Zustande zu verkaufen oder sie wieder in den Bereich der
Schaufelkelle zu bringen, die sie aufhebt und nach oben in die Maschine bringt, um
sie einer neuen Zermalmung zu unterwerfen.
In Ermangelung einer solchen Maschine wird man mit Nuzen, besonders in den
unbeschaͤftigten Zwischenzeiten, welche die Feldarbeiten gewaͤhren,
dieß Zerstampfungsgeschaͤft mit der Hand
vornehmen, indem man die Knochen zuerst mit einem Hakbeil in kleine Stuͤke
zerschlaͤgt und sie dann in einem Moͤrser zerstampft. Ein wenig
kostspieliges und sehr bequemes Werkzeug zu diesem Zwek hat Hr. d'Arcet angegeben; es besteht aus einem kleinen Handamboß
von Stahl, dessen Oberflaͤche zu stumpfen Spizen geschnitten ist; auf
demselben schlaͤgt man die Knochen mit einem starken Hammer, dessen
Schlagflaͤche aͤhnliche Spizen besizt. Mit wenigern Kosten
koͤnnte man an die Stelle dieses Handamboßes einen Holzblok mit eisernen
Reifen sezen, in welchen dike Naͤgel mit dreiekigen Koͤpfen oder eine
abgestumpfte Pyramide bildend neben einander geschlagen sind. Ein hoͤlzerner
Schlaͤgel, auf dieselbe Weise mit Eisenspizen bewaffnet, wuͤrde den
Hammer mit Spizen ersezen.
Es ist beobachtet, daß es weit leichter ist, stark getroknete und erhizte Knochen als
solche im frischen Zustande zu zerschlagen, es wuͤrde daher zwekmaͤßig
seyn, sie gleich nach dem Brodbaken in den Ofen zu schießen und sie hierauf ganz
heiß zu zerschlagen. (Aus Payen's Schrift uͤber
Duͤnger in der landw. Ztg. fuͤr Kurhessen.)
Bessemer's neue Farbe für die Bronzemalerei.
Die Farbe, welche sich Henry Bessemer am 13. Jan. 1844
fuͤr England patentiren ließ, besteht aus Bronzepulver mit Kopal etc. verdikt
und wird folgendermaßen bereitet:
Man bringt 8 Pfd. Kopal in einen kupfernen Kessel, welchen man uͤber dem Feuer
so stark erhizt, daß der Kopal in beilaͤufig 20 Minuten schmilzt; unterdessen
kocht man in einem anderen Kessel beilaͤufig 2 1/2 Gallons Leinoͤhl
und wenn der Kopal im Fluß ist, sezt man das Leinoͤhl in kleinen Portionen
zu, waͤhrend man das Ganze bestaͤndig umruͤhrt; diese Mischung
wird dann eine Stunde lang gekocht, wobei man gelegentlich die Unreinigkeiten
beseitigt, welche sich auf der Oberflaͤche derselben sammeln. Man
laͤßt die Mischung hierauf beilaͤufig auf 8° R.
abkuͤhlen und sezt ihr sodann 25 Gallons Terpenthin, welcher auf 52°
R. erhizt worden ist, nach und nach unter Umruͤhren zu. Endlich muß ein
Gallon zu Pulver geloͤschter Kalk zugesezt und das Ganze gehoͤrig
einander einverleibt werden, worauf man es 3–4 Tage lang stehen lassen kann.
Die fluͤssige Mischung wird nun abgezogen (der Kalk bildet einen Saz auf dem
Boden), nachdem sie sich hinreichend geklaͤrt hat, kann man sie mit dem
Bronzepulver mischen, welches von bester Qualitaͤt seyn muß. (Civil Engineer's Journal, August 1844, S. 285.)
Ueber die Verfälschung des Wachses mit Stearinsäure und die
Erkennung derselben.
Die Verfaͤlschung des Wachses mit Stearinsaͤure, welche in Frankreich
haͤufig vorkommen soll, veranlaßte Hrn. Regnard
Versuche anzustellen, wie diese Verfaͤlschung am besten zu erkennen ist.
Seine Resultate sind folgende:
Laͤßt man etwas Wachs, dem eine kleine Menge Stearinsaͤure zugesezt
wurde, in destillirtem Wasser kochen und dann erkalten, so wird die erkaltete Masse
uͤber dem Wasser schwimmen, dieses aber das Lakmuspapier roͤthen.
Reines Wachs zeigt diese Reaction nicht. Doch ist auf dieselbe kein großer Werth zu
legen, weil in manchen Gegenden Schwefelsaͤure zum Bleichen des Wachses
benuzt wird und man bei solchem Wachs durch jene Reaction irre gefuͤhrt
werden koͤnnte.
Das beste Mittel ist folgendes: man bringt in einen kleinen Glaskolben, der mit
wohlschließendem Korkstoͤpsel versehen ist, in welchem eine oben ausgezogene
Roͤhre stekt, Kalkwasser nebst der in moͤglichst kleine Streifchen
geschnittenen zu untersuchenden Masse, und erhizt rasch; ist das Wachs rein, so
bleibt das Kalkwasser durchsichtig, im entgegensezten Fall verliert es bald seine
Durchsichtigkeit sowohl als die Eigenschaft, geroͤthetes Lakmuspapier zu
blaͤuen. Es entsteht bald eine Truͤbung und ein weißer Bodensaz von
unloͤslichem stearinsaurem Kalk, den man zur groͤßern Sicherheit noch
genauer untersuchen kann. Auch Ammoniak wirkt auf aͤhnliche Weise und bildet
stearinsaures Ammoniak, welches aber wegen seiner Aufloͤslichkeit in einer
verduͤnnten Fluͤssigkeit keine Truͤbung hervorbringt. (Journal de Chimie médicale. Jun. 1844, S.
328.)
Larbalestier's Verfahren die Hamsterfelle dem Zobelpelz
ähnlich zu machen.
Isabella Larbalestier in London ließ sich am 26. Febr.
1844 folgendes Verfahren patentiren, die Hamsterfelle dem Zobelpelz aͤhnlich
zu faͤrben. Die Hamsterfelle werden nach gehoͤriger Vorbereitung mit
einer Beize von Kalkmilch uͤberzogen, welche aus 1 Pfd. gebranntem Kalk und
10 Pfd. Wasser bereitet wird; dieselbe wird auf die Haarseite des Fells leicht mit
einer Buͤrste aufgetragen und zwoͤlf Stunden lang darauf gelassen; sie
bekommen dann eine Lage der faͤrbenden Composition, welche aus folgenden
Materialien zusammengesezt ist:
drei Pfund geroͤstete Gallaͤpfel,
vier Unzen Salmiak,
vierzehn Unzen Sumach,
zwoͤlf Unzen Spießglanz,
zwei Unzen Gruͤnspan,
zehn Unzen Eisenschlaken,
vier Unzen Kupferasche,
zehn Unzen Thon.
Diese Materialien werden zu einem feinen Pulver gerieben und dann allmaͤhlich
mit 90 Pfd. Wasser versezt und das Ganze gut gemischt; man traͤgt mittelst
einer Buͤrste eine Lage dieser Composition auf die Felle auf und laͤßt
sie 24 Stunden lang darauf, indem man immer zwei Felle so zusammenlegt, daß sie sich
mit ihrer Haarseite beruͤhren, dabei ist darauf zu achten, daß sie sich nicht
erhizen. Nach Verlauf von 24 Stunden werden die Hamsterfelle gut geklopft und der
Proceß wird wiederholt, bis sie die verlangte Farbe angenommen haben. Sie
muͤssen nun gereinigt werden, weßhalb man sie in einen geschlossenen Cylinder
mit Sand und Saͤgespaͤnen von Mahagonyholz bringt, dem man
beilaͤufig zwei Stunden lang eine drehende Bewegung ertheilt; dabei darf die
Temperatur die Blutwaͤrme nicht uͤbersteigen. Nach dieser Reinigung
sind die Hamsterfelle in verkaͤuflichem Zustand. (Repertory of Patent-Inventions, August 1844, S. 106.)
Townend's Verfahren Manchester und andere Baumwollzeuge
wasserdicht zu machen.
Charles Townend ließ sich am 6. Maͤrz 1844 folgende
Aufloͤsungen Patentiren, womit die Manchester, besonders sogenannte beaverteens, getraͤnkt werden, um sie wasserdicht
zu machen, ohne daß sie einen uͤblen Geruch erhalten.
80 Pfd. kaltes Wasser werden mit 20 Pfd. geroͤsteter Kartoffelstaͤrke
verdikt; in einem anderen Gefaͤße werden 10 Pfd. Palmoͤhlseife oder
weiße Seife in 80 Pfd. kochendem Wasser aufgeloͤst und diese
Aufloͤsung wird der vorhergehenden zugesezt nebst einer Pinte Blauholzabsud,
worauf man das Ganze mit einander aufsieden laͤßt: dann sezt man eine
Aufloͤsung von 3 Pfd. Alaun in 10 Pfd. Wasser zu und nach einigen Minuten
anhaltendem Kochen ist das Gemisch zur Anwendung geeignet. Der (vorher
gefaͤrbte) Zeug wird damit auf gewoͤhnliche Weise mittelst einer
Grundirmaschine impraͤgnirt und hierauf getroknet.
Man kann auch zwei Aufloͤsungen nach einander anwenden; die eine
erhaͤlt man, indem man 6 Pfd. Zinkvitriol in 90 Pfd. Wasser aufloͤst;
um die andere zu bereiten, loͤst man 20 Pfd. geroͤstete
Kartoffelstaͤrke in 80 Pfd. kaltem Wasser auf, ferner loͤst man 10
Pfd. Palmoͤhlseife oder weiße Seife in 80 Pfd. kochendem Wasser auf,
vermischt dann diese zwei Aufloͤsungen, sezt hierauf 1/2 Loth Potasche zu und
bringt sie zum Sieden. Der Zeug wird zuerst durch die Zinkvitriolloͤsung und
unmittelbar darauf durch die andere Fluͤssigkeit passirt. (London Journal of arts. August 1844, S. 40.)
Verfahren, um colorirte Bilder etc. mit einem schönen Lak zu
überziehen.
Seit einiger Zeit fielen, besonders auf franzoͤsischen Papeterien, die
Dekelverzierungen auf, welche mit farbigen Lithographien versehen waren, die einen
außerordentlich schoͤnen Lakuͤberzug hatten. Dergleichen
Lakuͤberzug herzustellen hat da wenig Schwierigkeiten, wo es leicht
zulaͤssig ist, den Grund mittelst einer Gummi- oder
Pergamentleimloͤsung zu schuͤzen und darauf mit weißer
Schellakloͤsung zu poliren; dennoch ist dieses Verfahren zeitraubend. Bilder,
welche mit Wasserfarben colorirt sind, lassen sich auf diese Weise oft sehr schwer
behandeln, weil, wenn man sie gegen das Eindringen des Lakes schuͤzen will
und einen Gummi- oder Leimuͤberzug zu geben versucht, durch die
Feuchtigkeit selbst bei großer Vorsicht und Gewandtheit oft genug die Malerei leidet
oder gar verwischt wird. Um dieß zu vermeiden, ist es noͤthig, sich eine
vollkommen gesaͤttigte Schellakloͤsung zu machen, die man am besten in
der Art herstellt, daß man staͤrksten Alkohol mit bestem gebleichtem
Schellakpulver zusammenbringt, etwa 4 Theile Alkohol, 1 Theil Schellakpulver. Man
befoͤrdert die Loͤsung durch Schuͤtteln, erwaͤrmt etwas,
laͤßt bis zum andern Tage stehen, filtrirt klar und loͤst darin wieder
in gleichem Verhaͤltniß Schellak auf, welches Verfahren man so lange
fortsezt, bis man eine Loͤsung erlangt hat, welche mittelst eines Pinsels auf
maͤßig stark geleimtes Papier aufgetragen, nicht mehr durchschlaͤgt.
Das Bild wird durch Copirnaͤgel auf ein Brettchen geheftet und zuerst recht
duͤnn mit Lak uͤberzogen. Nach dem Eintroknen gibt man einen zweiten
Aufstrich und endlich einen dritter. Es wird nun ein genuͤgend starker
Lakuͤberzug vorhanden seyn, dem es freilich an vollkommener Ebene fehlt. Um
dieß zu erreichen, nimmt man weiße Politur oder noch besser versezt die gebleichte
und gesaͤttigte Schellakloͤsung mit einer gleichen Menge Alkohol und
bedient sich dieser Mischung zur Politur reibt den Lakuͤberzug leise mit
Leinoͤhl ab, wozu man sich eines baumwollenen Baͤuschchens bedienen
kann und traͤgt nun auch mit demselben die Politur vorsichtig auf. Der
Ueberschuß von Alkohol in dieser Politur ist es nun naͤmlich, welcher die
Unebenheiten des Pinselaufstrichs auszugleichen vermag, da er auf die
Lakflaͤche etwas aufloͤsend wirkt. Bei sehr geringer Uebung ist es
moͤglich in schnellster Zeit ausgezeichnete Lakuͤberzuͤge der
Art zu machen. Auch fuͤr andere Zeichnungen, Landkarten etc. ist dieser
Lakuͤberzug zu empfehlen, da er weit besser ist und sich schoͤner
ausnimmt als der Ueberzug von Dammarharz. Dr. Winterfeld. (Berliner Gewerbe-, Industrie-
und Handelsblatt 1844. Nr. 8.)