Titel: | Anwendung des Ammoniaks beim Weißmachen tuchartiger Wollenzeuge. |
Autor: | Dr. Emil Maximilian Dingler [GND] |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LXXXII., S. 310 |
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LXXXII.
Anwendung des Ammoniaks beim Weißmachen
tuchartiger Wollenzeuge.
Anwendung des Ammoniaks beim Weißmachen tuchartiger
Wollenzeuge.
Die Eigenschaft des Ammoniaks fettige Substanzen aus wollenen Zeugen auszuziehen,
findet gegenwärtig im Großen Anwendung beim Weißmachen der Kammgarn-Gewebe,
welche nicht zum Färben bestimmt sind, sondern als solche in den Handel kommen, wie
Fries, Molton, Flanell etc. Von diesen Stoffen verlangt man ein vorzüglich schönes
Weiß, welches auf dem Lager nicht nachgelbt, und durch die Frische seiner Farbe auch
minder guter Waare in dem Auge des Käufers höhern Werth verleiht. Man verfährt dabei
auf folgende Art:
Wenn die Wollenzeuge durch das Schwefeln bereits weiß gemacht worden sind, gibt man
ihnen zulezt noch ein Seifenbad aus
48 Maaß (96 Pfd.) Wasser und
3 Pfd. Marseiller- oder Stearinseife
bestehend,
welchem man 1–1 1/2 Pfd. (äzendes) Ammoniak von 0,90
specifischem Gewicht (26 Proc.) zusezt; in diesem Bad werden die Stoffe wie
gewöhnlich behandelt.
Ammoniak allein würde zwar diesen Zwek eben so gut erfüllen, die Wolle jedoch nach
einem solchen Bad sich rauh anfühlen, weßhalb ein gehöriges Verhältniß zwischen
Seife und Ammoniak je nach Befund der Waare ausgemittelt werden muß. Dieses
Verfahren findet bereits in großen Manufacturen Anwendung und verhindert das Gelben
der Waare auf dem Lager, indem das Ammoniak, abgesehen von seiner oben erwähnten
Eigenschaft, die fettigen Substanzen der Wolle aufzulösen, auch die schwefligen Theile, welche im
Gewebe noch zurükblieben, gänzlich entfernt, durch deren Beseitigung das
nachfolgende Bläuen der Waare sich mit Erfolg geltend machen kann.
E. D.