Titel: | Dicht haltender und dicht bleibender Fensterverschluß; von H. Lincke in Stettin. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LXXIII., S. 263 |
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LXXIII.
Dicht haltender und dicht bleibender
Fensterverschluß; von H. Lincke in Stettin.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Lincke's dicht haltender und dicht bleibender
Fensterverschluß.
Nach so mannichfachen Verbesserungen und Neuerungen, welche der Fensterverschluß
erlitten, sollte man meinen: die Aufgabe, ein stetes Dichthalten der Fenster erzielt
zu haben, sey gelöst; dem ist indeß nicht so. Troz all den angewandten künstlichen
Unterfälzungen wird sich der Raum zwischen dem Schluß des aufgehenden Flügels und
seinem festen Futterrahmen beim Troknen des Holzes erweitern, beim Quellen beengen,
eine Pressung, Reibung hervorbringen; und noch besizen wir kein Material, das so
elastisch wäre, diesen Raum, der je nach Verhältniß der Temperatur sich bis auf 1/4
Zoll erweitern könnte, vollständig auszufüllen. Es bleibt mit einem Wort der
Fensterverschluß bis jezt ein unvollkommener, wandelbarer, nicht stets
dichthaltender. – Dieß wäre weniger der Fall, wenn von vorne herein das
Fenster gehörig behandelt würde; allein die so vielen Verstöße, welche gerade beim Einsezen und Vollenden des Fensters
vorkommen, machen selbst die auf den dichtesten Verschluß abgezielte Construction,
die auf das sauberste ausgeführte Arbeit, zu schanden. – Ist das Fenster
fertig, mit einem Oehlanstrich gegründet (welches aber auch nicht immer mit der
besten Grundfarbe geschieht), und angeschlagen, so wird es ins rohe Gemäuer
eingesezt, das Futter hat somit die ganze Nässe des inneren und äußeren Puzes vom
Gebäude mit durchzumachen. Der Maurer ist zu bequem, zwei oder auch nur einen Flügel
vor dem Befestigen des Fensterrahmens in denselben einzuhängen; steht bei ihm der
Fensterpfosten im Loth, so wähnt er das ganze Fenster in der Waage; die Futter sind
aber gewöhnlich nur mit einem Nagel an den Eken verbohrt, und deßhalb sehr leicht
überek hineinzubringen, und eben dieß ist ein oft vorkommender Uebelstand. Das Quellen des
Futterrahmens während der Bauzeit (da das Futter mit seiner leichten Grundfarbe die
größte Nässe aufzunehmen im Stande ist) ist die zweite Ursache, daß die Flügel, noch
ehe der Bau fertig, nicht schließen können. Während dem ist das Fenster zum
zweitenmale gestrichen, der Herbst naht, die Wohnungen müssen bezogen werden; nun
paßt kein Flügel, der Tischler muß Jemand zum Nachpassen senden, dieß geschieht
gemeinhin durch Leute, die man am besten entbehren kann, da ohnehin die
Fensterpreise so arg gedrükt sind, daß man gerne davon abzukommen sucht.
Die zweite Farbe wird von den nicht schließenden Flügelkanten abgehobelt, auch wohl
hin und wieder zu viel abgenommen; nun erhalten die Fenster den dritten Anstrich,
welcher bei den von Farbe entblößten Kanten der erste ist. Viele meinen wohl auch
etwas zu ersparen, und lassen den lezten Anstrich bis zum nächsten Frühjahr, und
somit hat denn die ganze Winternässe Spielraum, den Verschluß des Fensters zu
durchdringen. – Zum Frühjahr endlich geht kein Flügel auf, theils sind
dieselben zu arg gequollen, theils ist der dritte Anstrich auf den nassen Kanten
nicht troken geworden, da aber bindet die Oehlfarbe, der
Tischler muß die Flügel mit Gewalt öffnen, und häufig gehen die Eken der Falze mit
fort. Es wird wieder nachgepaßt, im Sommer wirkt die Sonne auf das Holz, und der
Wind fährt durch den Verschluß überall in die Stube. Diese Darstellung mag etwas zu
grell geschildert scheinen, daß es aber wirklich so ist, und sehr häufig so ist, wird ein Jeder, der gebaut hat einräumen, und man kann
nicht vorsichtig genug sey, all diesen Uebeln vorzubeugen.
Mit Bezug hierauf war nun die Aufgabe: ein Fenster zu construiren, bei welchem,
während dem Flügel sowohl – als dem Futter der größtmögliche Spielraum zum
Quellen und Troknen gegeben ist, der Verschluß dennoch ein dichter bleibt. Wie ich
dieß zu erreichen strebte, werden die Abbildungen Fig. 8 und 9 klar machen.
Der Flügel A erhält rings umher die angegebene Falzung,
ein Gleiches der Pfosten B und der Futterrahmen wie das
Loos- oder Querholz. Quillt das Holz, so wird der bewegliche Rahmen, wovon
A ein Durchschnitt ist, hineintreten, beim Troknen
aber heraustreten. Damit nun der Verschluß bei dieser Bewegung ein dichter bleibe,
müssen die den Rahmen tragenden Bänder folgendermaßen eingerichtet seyn.
a ist das im Futterrahmenstük festzuschraubende,
eingelassene Bandstük; fest angenietet ist an diesem die Stüze b in diesem Bandstük; auf der Stüze b ruhend, bewegt sich der das Ekband des Flügels
tragende Zapfen c; dieser Zapfen erhält hinten eine
kräftige Feder d,
welche sich an das
Bandstük im Holz von hinten lehnt, und ein Heraustreten des Ekbandes mit dem Zapfen
von höchstens 1/4'' zuläßt, somit der Fensterflügel bei jedem Stand dicht
hervorziehen wird. Der Vorreiber endlich läuft auf einer Schraube, welche vorne mit
einem Kopf versehen, der das ganze Abschrauben des Vorreibers verhindert. –
Nimmt man zu den Fenstern, wie es auch seyn soll, nur Holz von geradliniger Textur,
so werden die Verschlußkanten, sowohl des Futters als des Flügels, auch nur
gleichmäßig quellen und troknen können. – Rechnet man die Ausdehnung des
Rahmens beim Quellen 1/2'', was am Ende schon bedeutend, also auf jedes Rahmenstük
1/4'', so wird der Rahmen, wie aus der Zeichnung ersichtlich 1/4'' hereintreten, auf
welcher Weite sich eine Feder kräftig genug am Zapfenbande anbringen läßt, den
Rahmen dicht zu halten. – Wie das Futter auf den Eken dicht zu construiren
sey, weiß ein jeder Tischler.
Bei den Flügeln ist zu bemerken, daß das Holz in ganzen Längen vorher ausgekehlt
werden kann; man richtet sich dann nach der Größe des Lichtenmaaßes einen Rahmen
vor, schneidet in demselben die Rahmenstüke auf Gehrung ein, verbohrt dieselben mit
einem der Stärke des Holzes angemessenen Dübel, und schraubt die Flügel mit
wasserdichtem Leim, oder auch nur mit steifer Oehlfarbe in den vorgerichteten Rahmen
zum Troknen hinein. – Sonst können diese Fenster die Wasserschenkel
entbehren, indem das Rahmenholz über das Futterholz heraustritt, und die unteren
Rahmenstüke statt der Abrundung einen Grad erhalten.
Die Ekbänder auf den Rahmen bleiben die gewöhnlichen. (Aus dem Berliner Gewerbe-, Ind.-u. Hdlsbl. 1844. Bd. 12. Nr. 1.)