Titel: | Ueber die Qualität des mit heißer Luft erblasenen schlesischen Eisens; vom HütteninspectorWachler in Malapane. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LXIV., S. 227 |
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LXIV.
Ueber die Qualitaͤt des mit heißer Luft
erblasenen schlesischen Eisens; vom HuͤtteninspectorWachler in Malapane.
Aus Hartmann's
berg- und hüttenm. Zeitung, 1844, Nr. 19 und 20.
Wachler, über die Qualität des mit heißer Luft erblasenen
schlesischen Eisens.
Die im polytechn. Journal Bd. LXXXVI S. 53
mitgetheilte Zusammenstellung von Versuchen über englisches Eisen ist die nächste
Veranlassung der vorliegenden Mittheilung, welche zeigen wird, daß die
Verschlechterung der Eisenqualität in vielen englischen Etablissements wohl nicht
wesentlich in der Anwendung der heißen Luft allein, sondern wohl auch überhaupt
darin begründet ist, daß man in England es häufig zunächst und einzig allein auf
eine möglichst große und billige Production durch Vergrößerung der Ofendimensionen, starke Pressung
und sehr hohe Erhizung des Windes u.s.f. absieht, ohne sich dabei viel Sorge um die
chemische Zusammensezung des Products zu machen.
Das in Oberschlesien auf den Hohöfen der königlichen Werke erblasene Roheisen bei
Kohks sowohl als bei weichen Holzkohlen zerfällt nach der Beschaffenheit der
verhüttet werdenden Schmelzgeschike und sonach in Hinsicht der Qualität des daraus
dargestellten Stabeisens in mehrere Sorten, welche es zu einem ganz vorzüglichen,
guten und auch wohl ganz schlechten Stabeisen verarbeiten lassen; diese leztere
Sorte, als eigentlich zur Stabeisenfabrication gar nicht anwendbar, vereinigt
dagegen ganz vorzügliche Eigenschaften zur Gußwaarendarstellung und wird auch nur
ausschließlich hiezu verwandt.
Die Anwendung der heißen Gebläseluft ist, wie bekannt, in der Provinz keineswegs eine
allgemeine zu nennen, zwar auf allen königlichen Werken, dagegen nur bei wenigen
Privatanlagen bei den Hohöfen und Frischfeuern eingeführt. Bei den Kohkshohöfen,
welche nur Roheisen zum Verfrischen oder Verpuddeln erblasen, ist die angewandte
Temperatur des Windes nur in seltenen Fällen 100° R. erreichend, meist 50 und
80° R. – und nur bei denjenigen Oefen, wobei das erblasene Roheisen
eine alleinige Anwendung zum Gießereibetrieb findet, geht man wohl mit der Erhizung
des Windes etwas höher. Es liegt diese niedere Temperatur des Windes aber keineswegs
in der Unzulänglichkeit der vorhandenen, mit besonderen Feuerungen versehenen
Erwärmungsapparate, sondern wohl nur mehr an den engen Schächten, an der
Beschaffenheit der sonst vorzüglichen Kohks und Erze, namentlich und ganz besonders
aber an der tadellosen Beschaffenheit des Roheisens, und nur allein dieser leztern
Bedingung wegen wird die Anwendung einer gesteigerteren Windtemperatur auch nur
unter ganz bedingten gewissen Umständen, also nach dem Gange der Oefen für anwendbar
und gut befunden.
Bei den Holzkohlenhohöfen ist man dagegen mit der Temperatur des Windes etwas höher
gegangen, da die dabei angewandten Erwärmungsapparate durch die Gichtflamme
gespeist, doch aber eine Regulirung in der Temperaturhöhe des Windes gestatten. Die
Hize des Windes erreicht hier bei den Formen selten 180–190° R.,
dagegen im Mittel 130–160° R., je nachdem man mehr mulmigere oder an
Eisenstein reichere Beschikung, ein leichteres Durchdringen des Windes, daher
kleinere oder größere Gichtflamme in Folge stellt. Im Allgemeinen hat man die
frühere Pressung des Windes noch nicht gesteigert, eher wohl etwas weitere Formen
angewandt oder die frühere Windführung ganz unverändert beibehalten. Die durch diese
Anwendung der erhizten Gebläseluft erzielten materiellen Ersparungen, groß genug, um
hohe Beachtung zu verdienen, vielleicht aber den in England erreichten doch weit
nachstehend, sind durch eine lange Reihe von Jahren als fast ermittelt eine
unwiderrufliche Thatsache; außerdem ist dadurch die Produktion nur um ein Geringes
gesteigert, und zwar nur allein durch ein reineres Ausbringen, folglich auch
eisenfreiere Schlake.
Unter diesen hier angeführten Umständen in der Anwendung der erhizten Gebläseluft
läßt sich, auf alle Fälle bei Kohks und Holzkohlen anwendbar, gar wohl die
Behauptung gründen, daß sich die Qualität des Eisens vor wie nach allein auf die
Beschaffenheit der angewandten Schmelzgeschike beschränke, und gutartige
Beschikungen, d.h. solche, die nicht allein einen guten Gang im Ofen haben, sondern
auch ein zur Stabeisenfabrication vorzügliches Material Eisen ergeben, stets und
auch bei Anwendung wie oben erwähnt erhizter Gebläseluft ein gutartiges Roheisen
erwarten lassen. Daß dieses Roheisen in Hinsicht seiner chemischen Zusammensezung
bei kalter und erhizter Gebläseluft aber dennoch verschieden ist, dieß bleibt eine
eben so bekannte Thatsache, wenn immer eine sehr große Verschiedenheit zwischen den
Bestandtheilen des schlesischen und englischen Eisens stattfinden muß.
Bei dem Roheisen zum Gießereibetrieb motiviren diese veränderten chemischen
Beimischungen die auffallenden Vortheile einer bei weitem größern Flüssigkeit,
geringern und seltenern Abscheidung von Graphit, daher schönerer Oberfläche und
Dichtigkeit bei nicht bemerkbar zunehmender Härte oder gar Sprödigkeit. Das
Malapaner Roheisen ist bekannt als ein sehr Kaltbruch führendes und dieserhalb zur
Stabeisendarstellung minder anwendbar noch je angewandt – die Erze halten
Phosphorsäure – und es bestätigt die hier gemachte langjährige Erfahrung die
Behauptung von Karsten: daß ein durch Anwendung der
erhizten Gebläseluft dem Roheisen mitgetheilter Siliciumgehalt diesem kaltbrüchigen
Roheisen eine etwas größere Festigkeit ertheile, die sich aber bei einem mehr
zunehmenden Gehalt von Silicium wieder vermindere. Gußwaaren aus kaltbrüchigem
Roheisen werden also etwas an Festigkeit gewinnen, wenn dasselbe bei heißem Winde
erblasen wird.
Aus der bis jezt bekannt gewordenen, immer noch geringen Zahl von Analysen des auf
deutschen Eisenhütten bei heißem Winde erblasenen Roheisens können für jezt noch
wenig vergleichende Resultate gezogen werden; die Art des bei den Hohofenprocessen
angewandten Brennmaterials, ob Kohks, harte (d.h. Buchen, Eichen, Birken) oder
weiche (d.h. Kiefern, Fichten und Tannen) Holzkohlen, bedingt den Temperaturgrad bei
den Formen und, bei der Zugrundelegung eines gar erblasenen grauen Roheisens, dann
auch das gegenseitige Verhältniß der Kohlenaufnahme, so daß man im Allgemeinen wohl
die Behauptung aufstellen kann: daß bei den Kohks und harten Holzkohlen und bei
Anwendung heißer Gebläseluft mehr Graphit und freie Kohle, dagegen weniger
gebundene Kohle, aber mehr Erdenmetalle – und umgekehrt – bei
weichen Holzkohlen und
Anwendung heißer Gebläseluft weniger Graphit und freie
Kohle, aber mehr gebundene Kohle und Erdenmetalle in dem
dargestellten Roheisen gegen den frühern Betrieb mit kalter Luft enthalten sind.
Bei dem Malapaner Werke wird bekanntlich alles erblasene Roheisen nur ausschließlich
zu Gußwaaren verwandt, und ganz abgesehen von den materiellen Vortheilen, welche bei
dem Hohofenbetrieb mit erhizter Gebläseluft erzielt werden, läßt in Betreff der
Qualität die langjährige Erfahrung die der Wahrheit entsprechende Behauptung zu:
daß die Haltbarkeit dieses bei heißer Gebläseluft erblasenen
Roheisens keineswegs auf eine namhaft zu machende Weise abgenommen, im Gegentheil
sich die von früherer Zeit herrührende, allgemein anerkannte Güte der Malapaner
Gußwaaren auch in Hinsicht ihrer Haltbarkeit ungetheilt erhalten hat.
Bei so vielen, große und größte Kraft auszuübenden und auszuhaltenden
Maschinentheilen aller und jeder Art, als Getrieben, Winkelrädern,
Hammergerüsttheilen, Walzen u. dergl. mehr, hat sich dieß Gesagte auf eine solche
thatsächliche Weise bewährt, daß seit den leztverflossenen zehn Jahren, also seit
der Zeit der Einführung des Betriebs mit erhizter Gebläseluft, noch nie Klage geführt worden ist, es sey ein Gußstük der Art
gebrochen – wenn immer dieß bei einem größern Gießereibetriebe anderer
Umstände und Veranlassungen wegen doch wohl vorkommen könnte.
Das Malapaner Roheisen geht bei der vorhandenen Maschinenwerkstatt jedenfalls in der
vielfältig weiteren Bearbeitung alle Stadien von Prüfungen durch, ist dabei weich
und dicht, läßt sich gut und selbst in vielfach gewundenen Drehspänen drehen,
bohren, feilen, und erscheint selbst in den schwächsten Platten keineswegs spröde,
sondern biegsam und dabei in hohem Grade elastisch. – Daß diese Eigenschaften
bloß von einem gar erblasenen grauen Eisen gemeint sind, bedarf wohl kaum der
Erwähnung. Aber auch selbst das halbirt erblasene Eisen kann an Festigkeit nicht
abgenommen haben, dieß beweist die vorzügliche Haltbarkeit der solchergestalt
dargestellten Blechwalzen, welche Jahre lang in ununterbrochenem Gebrauch von 16
Zoll Stärke oft bis auf unter 12 Zoll Walzenstärke abgenuzt werden, und dann selbst
nur durch ein Versehen der Arbeiter, nicht aber wegen Beschaffenheit des Eisens,
meist nur in den Zapfen brechen. Ein sich nun zehn Jahre, wie hier nur
beispielsweise hat erwähnt werden müssen, bewährter guter Ruf einer Gießerei darf
somit wohl als Beweis angeführt werden, daß sich das mit heißer Gebläseluft erzeugte
Roheisen nicht in dem Maaße seiner Haltbarkeit und Festigkeit verschlechtert, als sich fremde
Stimmen im Allgemeinen gegen die Anwendung erhizter Gebläseluft haben vernehmen
lassen.
Es folge hierauf die Betrachtung über das bei erhiztem Winde dargestellte Stabeisen
aus ebenfalls bei erhiztem Winde, wie vorhin angeführt, erblasenem Roheisen, wobei
wohl ganz im Allgemeinen kein Zweifel übrig bleibt, daß das solchergestalt erblasene
Roheisen unreiner, d.h. reicher an Erdbasen und mehr gebundener Kohle ist, folglich
auch einen unbedingten Vorzug vor dem bei kaltem Winde erblasenen nicht erhalten,
dagegen bei Anwendung sonst nur gutartiger Schmelzgeschike, jedenfalls unter
gewissen Verhältnissen wenigstens demselben gleichgestellt werden kann.
Es kann hier beispielsweise auch nur das specielle Verhalten und Verfahren auf den
königlichen Werken zum Anhalten genommen werden – und es wurde bei dieser
Stabeisenfabrication früher nur königshütter Kohksroheisen mit etwa 1/3
kreuzburgerhütter oder anderem gutartigen Holzkohlenroheisen, beide bei kaltem Winde
erblasen und eben so verfrischt, angewandt; dasselbe Materialroheisen aus gleichen
Beschikungen, nur wie angeführt bei heißem Winde erblasen, wird auch jezt ebenfalls
bei nur heißem Winde verfrischt.
Die Anwendung des erhizten Windes bei der Herdfrischerei kann indeß auf die Qualität
des dargestellten Stabeisens keinesfalls nachtheilig einwirken; der heiße Wind bei
dem Herdfrischen verursacht, je höher die angewandte Windtemperatur, einen roheren
Gang und bewährt sich wegen der intensivem Hize vor der Form, hauptsächlich beim
Schmieden und Garfrischen; bei lezterem begünstigt derselbe vorzugsweise das
Anlaufen und gewährt in seiner zwekentsprechenden Anwendung materielle Ersparungen
und einen mindern Eisenabgang, obwohl er andererseits die Production nicht steigert,
sondern eher die einzelnen Schichten verlängert.
Die angewandten Winderwärmungsapparate sind von der Art, daß sie den Temperaturgrad
des Windes, selbst das Blasen mit kalter Luft völlig und ohne weitere Mühe
bewerkstelligen lassen, und es hat sich diese Einrichtung bereits eine Reihe von
Jahren als sehr praktisch bewährt. Es läßt sich nach den hier gemachten Erfahrungen
wohl behaupten, daß die gleichzeitige Anwendung des erhizten Windes bis zu einer
Temperatur von 120–150° R. wohl geeignet sey, die dem Roheisen
beigemengten fremden Bestandtheile auch leichter und reiner abzuscheiden und somit
hierdurch diejenigen Nachtheile völlig zu beseitigen, welche das bei heißem Winde
erblasene Roheisen wohl sonst in Bezug auf die Qualität des Stabeisens befürchten
lasse. Die Anwendung des erhizten Windes gestattet ferner durchgreifenden
Schweißhizen und befördert bei vermindertem Eisenabgange das reinere Ausschmieden; das
Eisen selbst aber bekommt dabei eine bei weitem schönere, fehlerfreiere Oberfläche
und läßt sich somit um vieles in der Schmiedung halten.
In den meisten Fällen bleibt es dem sachkundigen Ermessen der Frischer überlassen,
von dem erhizten Winde nach der jedesmaligen Beschaffenheit des Roheisens und dem
Gange im Feuer den zwekentsprechendsten Gebrauch zu machen, und wenn die sehr
veränderliche Beschaffenheit und dadurch bedingtes Verhalten des zur Verarbeitung
kommenden Roheisens ein in allen Stüken nicht gleich gutes Stabeisen immer hervorbringen lassen, so liegt dieß wohl nur in der
Natur der Sache und war bei Anwendung des kalten Windes in demselben Grade
vorhanden.
Die Güte des dargestellten Stabeisens wird bei der weiteren Bearbeitung in dem
Verhalten und zuerst durch vorgeschriebene strenge Wurf- und Schlagprobe
dargelegt. – Beide waren in demselben Grade auch früher bei nur kaltem Winde
in Anwendung, und bewähren sich nach einem Zeitraume von 6–8 Jahren, als
derjenigen Zeit, wo der erhizte Wind in Oberschlesien allgemein eingeführt wurde,
auf eine jedenfalls gleich zufriedenstellende Weise.
Die sehr gesuchte Qualität dieses Eisens bekundet der eben so lebhafte Begehr und
Absaz; die entsprechende Haltbarkeit und sonstigen Anforderungen beim kalten und
rothwarmen Pochen, Drehen, Schweißen u.s.w. bezeugen die damit vorgenommenen
strengen Proben bei jeder weitern Verarbeitung.