Titel: | Verfahren Brom-Jodid von gleichförmiger Zusammensezung für Daguerre'sche Lichtbilder zu bereiten; von Hrn. v. Valicourt. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LVII., S. 211 |
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LVII.
Verfahren Brom-Jodid von
gleichfoͤrmiger Zusammensezung fuͤr Daguerre'sche Lichtbilder zu bereiten;
von Hrn. v.
Valicourt.
Aus dem Technologiste, Jul. 1844, S.
453.
Valicourt's Verfahren Brom-Jodid für Daguerre'sche
Lichtbilder zu bereiten.
Bekanntlich ist das Brom-Jodid, nach der Vorschrift des Hrn. Gaudin bereitet, eine sehr unbeständige Verbindung; es
liefert kaum acht Tage hinter einander gleichförmige Resultate. Um es dann wieder
auf seinen ursprünglichen Zustand zurükzubringen, muß man ihm bald Jod, bald Brom
zusezen, wobei man mit allem Probiren den Zwek oft doch nicht erreicht. Dieß
veranlaßte mich zu untersuchen, ob es nicht eine andere Verbindung von Brom mit Jod
gibt, welche in ihrer Zusammensezung unveränderlich ist. Ich mache dieselbe jezt
ohne allen Rükhalt bekannt, hauptsächlich um dem Treiben habsüchtiger Speculanten
ein Ziel zu sezen, welche ihre Recepte geheim halten und die Leichtgläubigkeit der
Liebhaber der Photographie ausbeuten, indem sie ihnen zu hohen Preisen sogenannte
beschleunigende oder photogenische Flüssigkeiten verkaufen. Die Basis aller dieser
Präparate ist das Jod-Chlorür oder Bromür; bisweilen sez man denselben noch
ganz unwirksame oder gar schädliche Substanzen zu. Sie haben außerdem den Fehler,
langsamer zu wirken als das Bromwasser und sich in kurzer Zeit zu zersezen, so daß
man sich bald einen neuen Vorrath zu verschaffen genöthigt ist.
Mein Brom-Jodid scheint mir von allen diesen Fehlern frei zu seyn. Die
Bereitung desselben ist so leicht, daß sie allenthalben, ohne Gewichte und Maaße,
von Jedermann ausgeführt werden kann. Die Platten sind in höchstens einer Minute
gehörig bromirt. Das Präparat wirkt eben so schnell wie das Bromwasser. Die Tinten
der mittelst dieser Verbindung erhaltenen Bilder sind so satt und so kräftig als man
sie mit irgend einer andern Substanz erhält, vorausgesezt daß die Platten stark
genug jodirt worden sind; es liefert besonders sehr schöne Lichter. Diese
Flüssigkeit, welche sich auf Reisen sehr bequem mitführen läßt, bleibt wenigstens
sechs Monate lang in ihrer Wirksamkeit unverändert.
Bereitung des Brom-Jodids. In ein Glasfläschchen
von beiläufig 5 Centiliter Inhalt, gießt man 30 bis 40 Tropfen Brom; die Menge
desselben ist nicht von Belang. Dann sezt man Korn für Korn so lange Jod zu, als das
Brom noch solches auflösen kann. Sobald in dem Brom einige Körner Jod unaufgelöst
bleiben, ist man überzeugt, daß es damit gesättigt ist. Man kann das unaufgelöste
Jod ohne Nachtheil
in dem Fläschchen lassen; es hat keinen Einfluß auf die Resultate.
Das so bereitete Brom-Jodid nimmt sehr wenig Raum ein und läßt sich also
leicht transportiren; es ist aber viel zu concentrirt, als daß man es in diesem
Zustande anwenden konnte.Man kann sich desselben jedoch so in Dampfform bedienen, nach der Methode von
Choiselat und Ratel (polytechnisches Journals Bd. LXXXIX S. 359). Wenn man sich also desselben bedienen will, gießt man ein wenig davon, z.B.
einen Gramm, in eine Flasche und sezt beiläufig 150–200 Gramme filtrirtes
Flußwasser zu. Begreiflicherweise kann die größere oder geringere Verdünnung mit
Wasser das Verhältniß des Broms zum Jod im Präparat nicht ändern. Das angegebene
Verhältniß von Wasser schien mir das geeignetste, um sowohl die Platten schnell
präpariren als auch die Verbindung eine unbestimmte Zeit über unverändert
aufbewahren zu können.
Anwendung des Brom-Jodids. Das auf angegebene
Weise mit Wasser verdünnte Brom-Jodid besizt alle Eigenschaften des
Bromwassers und eignet sich, um alle Farben, welche man beim Jodiren erhielt, zu
modificiren, vorausgesezt daß die Zeit, während welcher die Platte über dem
Brom-Jodid liegen bleibt, proportional ist der Menge Jod, welches vorläufig
von der Platte absorbirt wurde. Am besten eignen sich jedoch von den Jodfarben: das
möglichst dunkle Gelb (Uebergang von Gelb in Rosenroth); das lebhafte Rosenroth und
das in Roth oder Violett stechende Rosenroth.
Nachdem die Platte auf eine dieser Farben gleichförmig jodirt ist, gießt man in das
Schälchen (welches zum Bromiren dient) nur so viel Brom-Jodid, daß sein
ganzer Boden davon bedekt wird. Man wartet beiläufig eine Minute; dann exponirt man
die Platte über dem Schälchen so lange, bis man glaubt, daß sie genug Brom absorbirt
hat (man benuzt dabei einen Chronometer).
Man begreift, daß die Dauer dieser Verdampfung nach der Temperatur, der Stärke des
Brom-Jodids, der Tiefe oder Weite des Schälchens, so wie auch nach den
Dimensionen der Platte verschieden seyn muß.
An folgende Angaben über die Verdampfungszeit kann man sich bei einem auf obige Weise
bereiteten Brom-Jodid ziemlich genau halten.
Für eine dunkelgelb jodirte Platte 25 bis 30 Secunden.
Für eine lebhaft rosenrothe Platte 40 bis 50 Secunden.
Das in Violett stechende Rosenroth erfordert 60–70 Secunden
Verdampfungs-Zeit.
Die Verdampfungs-Zeit läßt sich nach Belieben verlängern oder verkürzen, indem
man die Flüssigkeit entweder mit Wasser oder mit concentrirtem Brom-Jodid
versezt.
Personen, welche sich nach der Farbe der Platten zu richten gewohnt sind, können
diese Methode auch bei meinem Brom-Jodid anwenden: eine dunkelgelb jodirte
Platte muß bis zum lebhaften Rosenroth bromirt werden; eine rosenroth jodirte Platte
muß bromirt werden, bis sie violett ist, und eine violett jodirte muß ihre Farbe in
ein sehr intensives grünliches Blau umwandeln.
Jedenfalls ist es gut, wenn man, während die Platten über dem Brom-Jodid
liegen, nicht nur die Secunden zählt, sondern auch von Zeit zu Zeit die Platte
besichtigt; sobald leztere die gewünschte Nüance erlangt hat, braucht man nur die
Operation noch so lange fortzusezen als sie bereits gedauert hat, ohne noch einmal
ihre Farbe zu untersuchen, welche sich unterdessen nicht mehr ändern wird.
Die Dosis Brom-Jodid, welche man in das Schälchen goß, kann einen ganzen Tag
über dienen, ohne erneuert zu werden; am Ende der Operationen schüttet man es wieder
in die Flasche zurük, welche man luftdicht verschließt. Sollte man bemerken, daß die
Flüssigkeit langsamer zu wirken anfängt, so versezt man sie von Zeit zu Zeit, z.B.
alle 15 Tage, mit einem oder zwei Tropfen concentrirtem Brom-Jodid.