Titel: | Stephenson's Bericht über die atmosphärische Eisenbahn. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. L., S. 182 |
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L.
Stephenson's Bericht
uͤber die atmosphaͤrische Eisenbahn.
(Aus dem Mechanics' Magazine. 1844. No.
1088.)
Stephenson's Bericht über die atmosphärische Eisenbahn.
Wir haben bereits im polytechnischen Journal Bd.
XCII S. 471 die Schlußsäze des Stephenson'schen
Berichts über die atmosphärischen Eisenbahnen mitgetheilt und lassen nun einen alles
Wesentliche enthaltenden Auszug aus demselben folgen.
Kostenbetrag des atmosphärischen Systems im Vergleich mit
andern stationären Maschinensystemen.
Ich ziehe im folgenden und zwar nach den Resultaten der von mir auf der
Kingstown-Dalkey-Bahn angestellten Versuche einen Vergleich zwischen
dem atmosphärischen System und anderen schon lange angewandten
Fortschaffungssystemen mittelst stationärer Maschinen, um ihre relativen Vorzüge
oder Nachtheile nachzuweisen. Ich wählte zu diesem Zwek die stationären Maschinen zu
Camden Town, weil sie einen jenem zu Kingstown ähnlichen Fall darbieten, oder
jedenfalls die
Verschiedenheiten derselben die Vergleichung nicht wesentlich hindern. Nachfolgende
Tabelle enthält die Steigungen und Länge der Euston-Rampe mit dem Gewichte
des daselbst angewandten Seiles, die Dimensionen der Maschinen und Angaben über die
verschiedenen Trains, welche die Rampe gewöhnlich hinaufgezogen werden; es folgt
hierauf die wirksame Totalkraft der stationären Maschinen und der Verlust an
derselben durch den Widerstand der Maschinen, des Seils, des Trains und der
Atmosphäre, woraus der Verlust abgeleitet wird, welcher durch die Anwendung des
Seils als Fortpflanzungsmittel der Triebkraft entsteht.
Tabelle.
Die constanten Größen, auf welchen diese Tabelle beruht, sind eine durchschnittliche
Steigung von 1/106; Länge der mittelst des Seils befahrenen Streke 0,91 (engl.)
Meile; Gewicht des Seils 7 Tonnen; Fläche der beiden Maschinencylinder 2904
Quadratzoll; Geschwindigkeit der Kolben 224 Fuß in der Minute.
Textabbildung Bd. 93, S. 182
Train; Pferdekräfte consumirt durch; Gewicht;
Reibung; Schwerkraft; Geschwindigkeit; die Reibung der Maschine; die Reibung und
Schwerkraft des Seils; die Reibung u. Schwerkraft des Trains; den Widerstand der
Atmosphäre; den Train mit Ausschl. d. Maschine u. d. Seils; Alles mit Ausschluß
d. Masch.; Durch das Seil verloren gehende Kraft; Tonnen; Pfund; Meilen in der
Stunde; Pferdekr.; Pf. per Ton des Trains;
Pferdekr.; Procente d. Ganzen
Ehe ich eine Vergleichung zwischen den Resultaten in dieser Tabelle und den bei
meinen Versuchen auf der atmosphärischen Eisenbahn erhaltenen anstelle, finde ich es
um so nöthiger, die Daten auseinanderzusezen, worauf erstere sich gründen, weil alle
Resultate berechnet sind mit Ausnahme der durch die Reibung der Maschine und des
Seils absorbirten Kraft. Es wurde an den Camden Town-Dampfmaschinen ein
Indicator angebracht, um den Betrag dieser lezteren zu ermitteln und diese Resultate
führen uns zu der Thatsache, daß 58 Pferdekräfte erforderlich sind, um die Maschinen in
Gang zu sezen und das bloße Seil mit einer Geschwindigkeit von 20 Meilen per Stunde zu ziehen. Aus Versuchen über die Reibung der
Dampfmaschinen und der Maschinerie an der Blackwall-Bahn, wo Gelegenheit ist,
das Seil und die Trommeln außer Verbindung zu sezen und das Verhältniß der Kraft auf
den beiden Schienenwegen zu bemessen, ersah ich, daß 13 Pferdekräfte von derselben
auf die Reibung der Dampfmaschinen und der Maschinerie kommen, wornach also 45
Pferdekräfte für die Reibung des Seils übrig bleiben.
Die Reibung der einzelnen Wagenzüge, zu 10 Pfd. per Tonne
angenommen, addirt zur Schwerkraft in Folge der durchschnittlichen Steigung, wurde
multiplicirt mit der oben erwähnten Geschwindigkeit von 20 Meilen per Stunde und in der Tabelle in Pferdekräften
ausgedrillt. Die durch den Widerstand der Atmosphäre absorbirte Kraft wurde nach Lardner's Versuchen berechnet. Man erhielt so die von den
Dampfmaschinen ausgeübte Gesammtkraft, von welcher die zur Ueberwindung der Reibung
der Dampfmaschinen und Maschinerie erforderliche Kraft abgezogen wurde, um einen
genauern Vergleich mit der auf der atmosphärischen Eisenbahn zu Kingstown
verwendeten Kraft anstellen zu können. Die in den angeführten Fällen zum Ingangsezen
des Seils erforderliche Kraft beläuft sich auf einen zwischen 39 und 17 Procent
wechselnden Verlust an der Gesammtkraft, welcher in dem Maaße abnimmt, als das
Gewicht des Trains zunimmt.
Um mit diesen Resultaten diejenigen der Versuche auf der atmosphärischen Eisenbahn zu
vergleichen, wählte ich einen Fall, wo zwischen beiden Systemen hinsichtlich des
Widerstandes und der Geschwindigkeit die größte Aehnlichkeit Statt fand. Der vierte
Wagenzug in obiger Tabelle entspricht in dieser Hinsicht sehr nahe dem achtzehnten
Wagenzug einer Reihe von Versuchen auf der atmosphärischen Bahn indem der
Gesammtwiderstand der Seilzugbahn, mit Einschluß der Reibung, der Schwerkraft und
des Widerstands der Atmosphäre gleich war 102 Pferdekräften, und bei der
atmosphärischen Bahn 100 Pferdekräften und die respectiven Geschwindigkeiten 20 und
18 Meilen per Stunde betrugen. Der Kraftverlust durch
das Treiben des Seils war gleich 30 Procent, und bei der atmosphärischen Bahn betrug
der durch Erzeugung des luftleeren Raums, das Lekwerden (Lufteindringen) und
Unvollkommenheiten des Apparats entstehende Verlust 74 Procent der Totalkraft. Um
jedoch die Vergleichung zwischen beiden Fällen ganz richtig zu machen, muß in jenem
die Totalkraft im Verhältniß der mittlern zur größten Geschwindigkeit vermehrt
werden, was den angestellten Versuchen zufolge einen Mehrbetrag von 37 Pferdekräften ausmacht,
welcher der Totalkraft hinzugerechnet werden muß, wo dann das Verhältniß sich so
stellt, daß der Kraftverlust bei der Euston-Rampe 45 Procent ausmacht,
während derjenige auf der Kingstown-Dalkey-Bahn 74 Procent beträgt.
Dieses Resultat wurde mit einem Train erhalten, welcher den durchschnittlichen
Betrieb der Euston-Rampe repräsentirt. Es ist daher einleuchtend, daß in
diesem besondern Fall das Seil um ein Bedeutendes weniger kostspielig ist als das
atmosphärische System. Nehmen wir ein anderes Gewicht des Trains an, so finden wir,
daß je leichter derselbe wird, um desto mehr der Verlust durch den atmosphärischen
Apparat sich vermindert, weil mit der Abnahme des Druks auch das Lekwerden ganz oder
theilweise aufhört; der Kraftverlust durch das Seil hingegen wird großer, weil die
Kraft um das Seil in Bewegung zu sezen, dieselbe bleibt bei einem leichten wie bei
einem schweren Train; während andererseits bei schwereren Trains der Verlust durch
das Seil sich vermindert und bei dem atmosphärischen System sich vergrößert in Folge
des stärkeren Lekwerdens und der Kraftvermehrung, welche nöthig ist, um ein höheres
Vacuum zu erzeugen.
Ferner dient zu dieser Vergleichung die Bestimmung der auf den beiden Bahnen täglich
verbrauchten Quantität Brennmaterials. Zu diesem Zwek habe ich 14 Tage den Betrieb
der Euston-Rampe beobachtet, und auf der Kingstown-Dalkey-Bahn
einen Versuch angestellt, bei welchem die Anzahl der Trains, das genaue Gewicht
eines jeden und die Consumtion an Brennmaterial einen ganzen Tag hindurch
aufgezeichnet wurde. Das Resultat bei der erstern war, daß dreizehn Trains, jeder im
Durchschnitt von 44 Tonnen, deren mittlerer Widerstand 1590 Pfd. betrug, die 0,91
Meile lange Steigung mit einer Mittlern Geschwindigkeit von 17 Meilen per Stunde, in einem Tage zu 15 Stunden, bei einem
Verbrauch von 30 Cntn. Steinkohlen, hinaufgezogen wurden; das Resultat bei der
leztern war, daß zehn Trains, jeder im Durchschnitt von 44 Tonnen, deren mittlerer
Widerstand 1295 Pfd. betrug, die 1,22 Meilen lange Steigung mit einer mittleren
Geschwindigkeit von 14 Meilen per Stunde, in einem Tage
zu 8 Stunden, bei einem Verbrauch von 29 Cntn. Steinkohlen hinaufgefahren wurden.
Die Kohlenconsumtion per Meile beträgt für die Trains in
diesen beiden Fällen bei der Rampe zu Euston 284 Pfd., bei Kingstown 266 Pfd.;
dividirt man dieselben mit den respectiven Beträgen der Reibung und Schwerkraft, so
erhält man die relative Consumtion per Pfd. Zugkraft
gleich 18 Pfd. im erstern und 21 Pfd. im leztern Fall.
Das Resultat dieser Vergleichung stimmt sehr nahe mit der vorhergehenden Vergleichung der
Pferdekräfte überein und die geringe Abweichung ist dem Umstand zuzuschreiben, daß
ich die Zeit für das Vorheizen, die verschiedene Construction der Dampfmaschinen
etc. nicht berüksichtigte. Dieß unterließ ich aber absichtlich, weil mein Zwek nicht
war, in eine Vergleichung der Details einzugehen, sondern nur im Wesentlichen die
Leistungen der beiden Systeme zu ermitteln; die besprochenen Fälle sind interessant,
weil sie zwischen diesen beiden Systemen von Triebkraft eine schöne Parallele zu
ziehen gestatten, da der Betrag der verrichteten Arbeit beinahe gleich ist und die
Trains auf jeder Bahn nur in Einer Richtung gezogen wurden, indem sie in der anderen
Richtung durch die Schwerkraft hinunter liefen. In Bezug auf einige Trains, welche
die Euston-Rampe hinaufgezogen wurden und volle 100 Tonnen betrugen, finden
wir jedoch, daß der Totalwiderstand die Capacität der zu Kingstown angewandten
Röhre, welche 15 Zoll Durchmesser hat, überschreitet; denn nimmt man den Druk = 22
Zoll Barometerhöhe oder 11 Pfd. auf den Quadratzoll an, so würde ein solcher Train
auf der Steigung von 1 auf 75, wie sie nahe am obern Ende der Euston-Rampe
Statt findet und sich auf ein Dritttheil ihrer Länge fortsezt, bei einer
Geschwindigkeit von 17 Meilen per Stunde, einen
Widerstand von 4500 Pfd. darbieten und daher eine Röhre von 23 Zoll Durchmesser
erheischen.
Eine solche Vergrößerung der Röhre hat aber nothwendig eine große Beeinträchtigung
der Geschwindigkeit beim atmosphärischen System zur Folge, oder bedingt eine
Vergrößerung der Luftpumpe, welche wieder eine entsprechende Vergrößerung der Kraft
erheischt, weil das Verhältniß zwischen den Kolbenflächen der Luftpumpe und der
Vacuumröhre dadurch gestört wird; denn es ist klar, daß wenn man für dieselbe
Triebkraft bei großer Luftentleerung eine enge Röhre oder bei einer weiteren Röhre
ein geringeres Vacuum anwendet, an Geschwindigkeit gleichmäßig geopfert wird. Dieß
ist ein entscheidender Beweis, daß die sogenannten guten Steigungen keineswegs ein
gleichgültiger Gegenstand für das atmosphärische System seyn können und daß
demselben mit Unrecht die Eigenschaft zugeschrieben wurde, die Herstellung der
Eisenbahnen bedeutend wohlfeiler zu machen.
Die Vergleichungen in welche wir eingingen, zeigten uns, daß für die
Euston-Rampe das Seil ein viel wohlfeileres Fortschaffungsmittel ist als die
Vacuumröhre; würde aber die Rampe auf 3 bis 4 Meilen fortgesezt, so wäre dieß sehr
in Frage zu stellen, weil der von der Reibung des Seils herrührende Kraftverlust
genau im Verhältniß der Länge zunimmt; beim atmosphärischen System aber nimmt der
Verlust durch das Lekwerden nicht so schnell zu, weil ein großer Theil desselben von dem Kolben
der Luftpumpe und Röhre herrührt, und für alle Längen der Röhre sich gleich
bleibt.
Kosten der Zugkraft bei Locomotiven in Vergleich mit den
stationären Maschinen des atmosphärischen Systems.
Bei einer Fahrt, wo die größte Geschwindigkeit erreicht wurde und deren Resultate
ganz zu Gunsten des atmosphärischen Systems sprechen, betrug die Last 26,5 Tonnen
und es wurde bei einer Steigung von 1 auf 115 eine Geschwindigkeit von 34,7 Meilen
per Stunde erreicht, daher der Widerstand 1311 Pfd.
betrug, die Reibung, die Schwerkraft und den Widerstand der Luft inbegriffen. Bei
Besiegung dieses Widerstandes gingen nach dem Experiment auf der atmosphärischen
Bahn 53 Procent an Kraft verloren. Nun muß eine Locomotive unter diesen Umständen,
außer jenen 1311 Pfd., noch die Reibung, die Schwerkraft und den atmosphärischen
Widerstand der Maschine und des Tenders, zusammen ungefähr 900 Pfd. überwinden,
zugleich aber noch einen fernern Widerstand, welcher von dem Druk der Atmosphäre
gegen den Kolben herrührt, da die Locomotive eine nicht condensirende Dampfmaschine
ist; diese Widerstände betragen respective 32 und 22 Proc., zusammen also 54 Proc.
der von der Maschine entwikelten Gesammtkraft. Bei dieser Vergleichung habe ich die
Reibung des Triebwerks vernachlässigt, weil sie auch bei den stationären Maschinen
unberüksichtigt blieb, indem die Aufzeichnungen des Indicators zu Kingstown von der
Luftpumpe und nicht von dem Dampfcylinder genommen wurden. Auch habe ich den durch
das Schleifen der Räder bei der Bewegung von Locomotiven auf steilen Steigungen
entstehenden Verlust nicht in Rechnung gebracht. Der Kraftverlust bei einer
Locomotive unter solchen Umständen scheint daher denjenigen beim atmosphärischen
System etwas zu übertreffen; es ist dieß aber für die Locomotive eine sehr
unvortheilhafte Vergleichung, weil eine solche Steigung für sie viel zu groß
ist.
Wird die Last vergrößert, so nimmt der Kraftverlust bei der Locomotive etwas ab und
der Verlust in Procenten von der Totalkraft wird dadurch vermindert; während beim
atmosphärischen System der Verlust den Procenten nach sich bedeutend vergrößert und
bei einem Zug von 64,7 Tonnen 77 Proc. ausmacht. Es geht daraus hervor, daß bei
kleinen Trains auf dieser Steigung 1 : 115 der Kraftaufwand beim atmosphärischen
System geringer ist als mit Locomotiven; während andererseits, falls der Widerstand
des Trains so groß ist, daß ein starkes Vacuum nöthig wird, die Locomotive vor dem
atmosphärischen System den Vorzug verdient.
Die leichtesten Züge auf der Kingstown-Dalkey-Rampe überschreiten bei
den erwähnten Geschwindigkeiten wahrscheinlich die Kräfte der Locomotiven und
beweisen soweit, daß das atmosphärische System zu etwas steilern Steigungen
anwendbar ist und bei solchen Steigungen eine größere Geschwindigkeit statt finden
kann als mit Locomotiven. Es muß jedoch bemerkt werden, daß dieser Vorzug nicht bloß
dem atmosphärischen System eigentümlich ist, sondern nothwendig jedem aus einer
Reihe stationärer Maschinen bestehenden System zukömmt, bei welchem die Schwerkraft
der Treibmaschine keinen Bestandtheil des der Bewegung entgegengesezten Widerstandes
ausmacht.
Wandeln wir die bei den Versuchen fortgeschafften Lasten in äquivalente Lasten auf
einer waagrechten Ebene um, so finden wir, daß sie in keinem Fall die täglichen
Leistungen der Locomotiven überschreiten. So wird nach obigem Versuch, wo die Last
26,5 Tonnen betrug, der Widerstand per Tonne auf einer
Rampe von 1 : 115, bei einer Geschwindigkeit von 34,7 Meilen per Stunde (den
Widerstand der Atmosphäre nach Lardner's erwähnten
Versuchen angenommen) sich wie folgt ergeben:
Schwerkraft
20 Pfd. per Tonne
Reibung
10
– –
–
Atmosphaͤre
20
– –
–
––––
Gesammtwiderstand
50 Pfd. per Tonne.
Und der Widerstand auf einer waagrechten Ebene wird seyn:
Reibung
10 Pfd. per Tonne
Atmosphaͤre
20
– – –
–––––
Gesammtwiderstand
30 Pfd. per Tonne.
Dieser Train von 26,5 Tonnen auf einer Rampe von 1 : 115 kömmt daher gleich 44 Tonnen
auf einer waagrechten Ebene bei derselben Geschwindigkeit von 34,7 Meilen per
Stunde. Diese Leistung, welche unbestritten die höchste von allen bei meinen
Versuchen auf der Kingstown-Bahn erzielten ist, wird auf vielen Eisenbahnen,
namentlich auf der Great-Western- der Nord- und Ostbahn,
täglich weit übertroffen. Aus allen diesen Versuchen ergibt sich folglich, daß die
Leistung der Kingstown-Dalkey-Maschine, auf eine entsprechende Ebene
reducirt, sowohl hinsichtlich der Geschwindigkeit als der fortgeschafften Last
hinter der täglichen Leistung der Locomotiven unserer vorzüglichsten Eisenbahnen
zurükbleibt.
Wird die Vergleichung so angestellt, daß man die Locomotive auf die Umstände der
Kingstown-Dalkey-Rampe anwendet, so tritt das atmosphärische System in
Vortheil. Eine solche Vergleichung aber kann nicht als streng richtig betrachtet werden, weil
die Locomotive als bewegende Kraft auf steilen Steigungen kostspielig und unsicher
ist; auf einer langen Reihe schlechter (unvortheilhafter) Steigungen, welche sich
auf mehrere Meilen erstreken und wo der Verkehr der Art ist, daß Zwischenstationen
vermieden werden sollen, ist daher das atmosphärische System passender. Wo aber
Zwischenstationen zulässig sind, z.B. beim Transport schwerer Güter oder von
Steinen, wie auf den Eisenbahnen in der Nähe von
New-castle-upon-Tyne, ist die Anwendung des Seils dem
atmosphärischen System vorzuziehen. Diesen Schluß halte ich durch die Vergleichung
der Kingstown- und Euston-Rampe für völlig begründet. Auf
Eisenbahnlinien hingegen, wo mäßige Steigungen um billige Kosten hergestellt werden
können, verdient die Locomotive vor dem atmosphärischen System entschieden den
Vorzug, sowohl was Kraft als Geschwindigkeit anbelangt.
Ueber die Herstellungskosten des atmosphärischen
Systems.
In dieser Hinsicht muß vor allem ermittelt werden, ob man mit einer einzigen
Vacuumröhre ausreichen kann, was von einigen sogar auf großen Bahnen für thunlich
gehalten wird. Es ist aber leicht zu zeigen, daß eine einzige Röhrenlinie für den
gewöhnlichen Verkehr, wie er auf den Hauptbahnen unseres Landes statt findet,
durchaus nicht genügt. Es wurde deßhalb von jenen, welche die Leistungen des
atmosphärischen Systems für beinahe unbegränzt halten, mit Nachdruk darauf
hingewiesen, daß man alle halbe, ja alle viertel Stunden einen Zug abfahren lassen
könne; aber sie haben dabei ganz übersehen, daß gerade dieser Vorzug hinsichtlich
der Anzahl der Züge eben gegen das Ausreichen einer einzigen Röhrenlinie für eine
nur etwas beträchtliche Eisenbahnlänge spricht.
Angenommen z.B. eine 112 Meilen lange Eisenbahnlinie werde in Stationen von 3 1/2
Meilen Länge abgetheilt, wie es die Erfinder vorschlugen; wird nun 12 Stunden lang
jede halbe Stunde ein Zug abgeschikt und könnte dabei die Geschwindigkeit von 37
Meilen in der Stunde, das Anhalten zum Zwek des Verkehrs mit eingeschlossen,
erreicht werden, so würde sich auf je 10 Meilen der Linie ein Zug befinden und jeder
Zug auf seiner Fahrt eilf anderen Zügen begegnen, deren Fortgang er hinderlich wäre;
kurz, jeder Train müßte nothwendig eilfmal anhalten und stehen bleiben, bis der die
Abtheilung der Röhre einnehmende Train sie wieder verlassen hat und die Röhre wieder
ausgepumpt worden ist. Eine solche Reihe von Aufenthalten würde natürlich eine so
große Verzögerung verursachen, daß eine doppelte Röhrenlinie zur gebieterischen Nothwendigkeit
würde. In dem eben angeführten Beispiel sind als mittlere Geschwindigkeit 37 Meilen
per Stunde angenommen, die ganze Fahrt würde also
drei Stunden Zeit erfordern; allein die eilf Aufenthalte, wovon jeder wenigstens 10
Minuten in Anspruch nimmt, was noch bedeutend hinter dem Bedürfniß zurükbleibt,
würden, troz der angenommenen großen Geschwindigkeit, die Zeit auf 5 Stunden
ausdehnen. Nun darf aber nicht vergessen werden, daß dieses Anhalten wieder neue
Begegnungen von Zügen nach sich zieht, was den Aufenthalt noch weiter vermehrt,
wodurch die Zeit sich also auf 7 1/2 Stunden ausdehnt. Oder reducirt man die
mittlere Geschwindigkeit auf 30 Meilen per Stunde, was
jezt die größte mittlere Geschwindigkeit auf Eisenbahnen ist, so wächst die ganze
Fahrtzeit auf 10 Stunden heran.
Wir müssen daher eine doppelte Röhrenlinie annehmen, wodurch die ebenerwogene
Hauptschwierigkeit sicher beseitigt wird; allein die Herstellung einer doppelten
Linie involvirt eine andere kaum weniger zu fürchtende Schwierigkeit, wenn es sich
um die Kosten des besprochenen Systems handelt. Das absolute Anhalten der Züge wird
zwar dadurch vermieden, aber eine große Beeinträchtigung der Geschwindigkeit muß
auch hier nothwendig an den Stationen entstehen, wo sich die Züge begegnen, wenn
nicht für jede Röhrenlinie eine besondere Reihe stationärer Maschinen errichtet
wird, indem sonst die Maschine 7 Meilen Röhren auf einmal auspumpen müßte, was der
Geschwindigkeit großen Eintrag thun würde. Eine solche Beschränkung ist ganz
unzulässig, wenn es sich um die Einführung dieses Systems für die großen Bahnen
unseres Landes handelt.
Die Schwierigkeit, wegen welcher wir eine doppelte Reihe stationärer Maschinen für
nöthig erachteten, dürfte auf den ersten Anblik zu überwinden seyn durch
Beschränkung dieser Verdoppelung auf die Punkte, wo sich die Züge begegnen, wodurch
eine große Vermehrung der ursprünglichen Auslagen bei Herstellung dieses Systems auf
einer großen Linie umgangen würde; dieß sezt aber wieder voraus, daß man nicht so
oft, jede halbe Stunde, einen Zug ablaufen ließe, weil dieß die Verdoppelung aller
Maschinen erheischen würde. Man kann aber unmöglich die Begegnung der Züge immer auf
denselben Punkten eintreten lassen, wenn man auch annehmen wollte, daß jede
Eisenbahn unabhängig von jeder andern, mit welcher sie in Verbindung steht,
betrieben würde. Berüksichtigen wir nun noch den Umstand, daß mehrere Zweigbahnen
nothwendig in die Hauptbahnen münden müssen, daß keine Linie unabhängig befahren
werden kann, daß die Ankunft der Züge sehr vielen Unregelmäßigkeiten ausgesezt ist
und jederzeit seyn muß, welche bald von örtlichen Verhältnissen, bald vom Wetter, bald von den
auf einer Eisenbahn unvermeidlichen Zufälligkeiten herrühren, – so muß es
einleuchten, daß zwei von einander unabhängige Reihen stationärer Maschinen eben so
unentbehrlich sind als zwei von einander unabhängige Röhrenlinien, zur Erreichung
jener Sicherheit, Regelmäßigkeit und schnellen Expedition, welche die gewöhnlichen
Eisenbahnen schon charakterisirt.
Sollte, was hier hinsichtlich der doppelten Reihe stationärer Maschinen zu beweisen
gesucht wurde, als nicht entscheidend betrachtet werden, so muß man doch die
Alternative, jeden Zug an dem Punkte anzuhalten, wo sie sich begegnen, als
unvermeidlich zugeben, weil zwei Röhrenlängen oder -Abschnitte zu gleicher
Zeit mittelst derselben Maschine auszupumpen sind; wir haben daher zu untersuchen,
ob es möglich ist, 7 Meilen der Röhre mittelst einer Maschine auszupumpen, welche
nur zum wirksamen Auspumpen von 3 1/2 Meilen langen Röhren errichtet und berechnet
wurde. Die im Vorhergehenden hinsichtlich des Lekwerdens mitgetheilten Berechnungen
beweisen, daß beim Betrieb einer Linie in dieser Weise jede Begegnung von Zügen eine
solche Verminderung der Geschwindigkeit veranlassen würde, daß unfehlbar der Einfluß
derselben sich weiter erstreken und im ganzen Eisenbahnsystem eine große
Unregelmäßigkeit hervorbringen müßte, wenn sich diese Einrichtung auch auf eine
abgeschlossene Linie der Eisenbahn beschränkte; dieß würde an Punkten und unter
Umständen, welche zur Zeit noch nicht vorgesehen werden können, in erhöhtem Maaße
Einfluß haben auf die zahlreichen tributpflichtigen Ströme des Verkehrs, welche alle
früher oder später in die Hauptstraßen der Eisenbahnverbindungen sich ergießen
müssen. Ein anderer, sehr triftiger Grund für diese doppelte Maschinenreihe ist daß,
wenn an einer dieser Maschinen etwas fehlen sollte, der sämmtliche Verkehr eines
ganzen Districts gehemmt würde, während eine zweite Maschine an jeder Station für
diesen Zufall vorsehen würde, wenn sie nicht aus den schon vorgebrachten Gründen
unentbehrlich wäre.
Diese Thatsachen hinsichtlich der Herstellungskosten (denn sie müssen als Thatsachen
betrachtet werden, weil sie die unmittelbaren Folgen dieses Systems sind)
veranlaßten mich die ursprünglichen Kosten viel höher anzuschlagen, als sie bisher
von irgend einem Ingenieur, der sich bisher öffentlich darüber vernehmen ließ,
angeschlagen wurden.
Hr. Samuda übergab Sir Friedrich Smith und Professor Barlow eine
Kostenberechnung für durchschnittliche Lasten von 30 Tonnen bei einer
Geschwindigkeit von 30 Meilen per Stunde auf der
einfachen atmosphärischen Eisenbahnlinie. Seitdem wurden in Folge der Erfahrungen zu
Kingstown einige Abänderungen in den Verhältnissen der Maschinen und der Vacuumröhre
eingeführt. Folgendes ist nun sein Kostenanschlag für den Apparat, wie er auf der
London-Birminghamer Eisenbahnlinie anwendbar wäre.
KostenperMeile Länge.
Vacuumröhre von 15 Zoll
Durchmesser
1,632 Pfd. St.
Lederklappe etc.
770
– –
Kitt für die Klappe, welche die
Röhre der Längenach verschließt etc. und die Klappenvertiefung
250
– –
Planirung des Terrains etc.
295
– –
Legen, Zusammenfügen etc.
295
– –
Stationsklappe und
Kolbenapparat
100
– –
–––––––––––
3,342 Pfd. St.
Dampfmaschine von 100 Pferdekräften
mit Luftpumpe
4,250 Pfd. St.
Maschinenhaus, Schornstein etc.
450 – –
–––––––––––
Für 3 1/2 Meilen zusammen
4,700 Pfd. St.
Kosten per Meile Länge
1,343
– –
–––––––––––
Gesammtkosten für die Meile
4,683 Pfd. St.
Man sieht, daß Hr. Samuda nur eine einfache Vacuumröhre
und eine einzige Reihe Maschinen berechnete, in der Ueberzeugung, daß hiemit jedem
Bedürfniß genügt sey. Doch glaube ich im Vorhergehenden bis zur Evidenz dargethan zu
haben daß, wenn man sich bei einer wichtigen Communicationslinie auf diese
Einrichtung beschränken wollte, man, um mich gelinde auszudrillen, nicht zwekmäßig
verfahren würde. Ich habe folglich diese Rechnung revidirt und Folgendes scheint mir
das Minimum der Kosten zu seyn, womit der atmosphärische Apparat auf irgend einer
größern Eisenbahnlinie in Anwendung gebracht werden könnte.
KostenperMeile Länge.
Vacuumröhre von 15 Zoll
Durchmesser mit Zugehör
7,000 Pfd. St.
Zwei Dampfmaschinen von 250
Pferdekräften, jede zu 33,000 Pfd. St. mit Luftpumpen etc.
vollständig, zu 25 Pfd. St. per
Pferdekraft
12,500 Pfd. St.
Maschinenhaus, Schornstein, Reservoir
oder Brunnen
1,500 – –
––––––––––––
Für 3 1/2 Meilen zusammen
14,000 Pfd. St.
Uebertrag
7,000 Pfd. St.
Kosten per Meile Länge
4,000 –
–
––––––––––––
Gesammtkosten für die Meile
11,000 Pfd. St.
Diese Kosten überschreiten Hrn. Samuda's Voranschlag sehr
bedeutend, wovon ich aber den Grund schon hinlänglich auseinandergesezt habe; ich
habe nur noch beizufügen, daß ich auf diesen Theil der Untersuchung nur mit dem
innigen Wunsch einging und ihn verfolgte, die Kosten eher zu gering als zu hoch
anzuschlagen, und überzeugt bin, daß die hier festgesezten Beträge gegen die
wirklichen zurükbleiben werden. Deßhalb habe ich auch die Größe der Vacuumröhre
angenommen, wie sie Hr. Samuda angibt, welcher jedoch
nicht berüksichtigt zu haben scheint, wie nothwendig es ist, sich für starke
Frequenz vorzusehen, weil auf den Hauptbahnen sich oft so vieles concentrirt; so ist
es auf der London-Birminghamer-Eisenbahn nicht selten der Fall, daß
bei der Ankunft der irländischen Post der Zug sich auf 20–30 Wägen
vergrößert, welche 90–130 Tonnen wiegen, und aus Rüksicht für das Publicum
nicht getheilt und in solchen Abtheilungen wieder fortgeschafft werden dürfen, wie
dieß bei einer Vacuumröhre von der angegebenen Größe nöthig wäre. Auch darf man
nicht vergessen, daß der gegenwärtige Verkehr aus schnellen Passagiertrains und
langsamen Gütertrains combinirt ist; bei dem atmosphärischen System aber müßten die
leztern, welche sehr schwer sind und sich manchmal auf 250 Tonnen belaufen, in
mehrere Trains vertheilt werden, nicht nur um sie der Zugkraft der Röhre anzupassen,
sondern auch um ihre Collision mit den leichtern Passagiertrains zu vermeiden; es
ist dieß bei Erörterung der Betriebskosten wohl zu beachten.
Die von mir angenommene Maschinenkraft mag auf den ersten Anblik groß erscheinen;
nach den Leistungen der Maschine an der Kingstown-Dalkey-Bahn finden
wir aber, daß die Kraft, welche wir annahmen, gerade nur zur Erzielung hinreichend
großer Geschwindigkeiten für Passagiertrains, wie sie jezt durchschnittlich auf der
London-Birminghamer-Bahn fahren, ausreicht; auch darf man nicht
übersehen, daß bei dem atmosphärischen System beinahe dieselbe Kraft für leichte wie
für schwere Züge nöthig ist. Man muß daher das Maximum der Kraft als beständig
wirksam annehmen; dieß ist zwar nicht streng richtig, aber die Unterschiede in der
Kraft, um die Luftpumpe bei niederm und hohem Vacuum zu treiben, liegen zwischen so
engen Gränzen, daß dieser Saz in der Hauptsache doch richtig ist. Die Maschine zu
Kingstown kann beinahe zu 200 Pferdekräften angenommen werden, und als fähig einen
ungefähr 36 Tonnen schweren Train auf einer Steigung von 16 Fuß per Meile in einer Stunde 35 Meilen weit zu fahren. Dehnen wir die Länge
einer Röhre auf 3 1/2 Meilen aus, so übersteigt, wenn man das vermehrte Lekwerden
hinzurechnet, die zur Fortschaffung einer solchen Last (welche die durchschnittliche
der London-Birminghamer-Bahn noch nicht erreicht) erforderliche Kraft
schon die 250 Pferdekräfte, welche ich als nöthig annahm und welche die großen
Kosten von 11,000 Pfd. St. verursacht.
Die halbjährige Rechnungsablage der
London-Birminghamer-Eisenbahngesellschaft ergibt, daß das bis zum 31.
December 1843 in Locomotiven angelegte Capital 171,974 Pfd. St. 17 Schill. 6 Pence
betrug. Um das ganze gegenwärtig unter dem Titel Kraft angelegte Capital zu
ermitteln, müssen Locomotiven-Stationen für Reparaturen etc. hinzugerechnet
werden, wofür sich in den Rechnungen keine besondere Rubrik befindet, sicher aber
150,000 Pfd. St. angenommen werden können, was die ganze Capitalsanlage für Kraft
auf 321,974 Pfd. St. bringt.
Ich beabsichtige hier keineswegs, alle unter diesen Titel sich eignende Beträge mit
einzuschließen; mein einziger Zwek ist, einen vergleichenden Ueberschlag zu machen,
welcher genau genug ist, ohne daß Rubriken in denselben eingeführt werden, welche
beiden Systemen gemeinschaftlich zukommen. Die Vergleichung der Capitalsanlage für
Kraft würde nach dieser Grundlage auf der London-Birminghamer-Bahn
sich wie folgt stellen:
Locomotiven und Stationsmaschinen
321,974 Pfd. St.
Atmosphärischer Apparat für 111 Meilen,
dieMeile zu 11,000 Pfd. St. per
Meile
1,221,000 – –
was zu Gunsten des Locomotivensystems in Betreff des für die
Krafterzeugung ausgegebenen Capitals einen Unterschied von 899,026 Pfd. St.
ausmacht. Dieser große Unterschied in den Kosten der beiderlei Triebkräfte dürfte,
wie behauptet wird, mehr als ausgeglichen werden durch Ersparungen in den
ursprünglichen Kosten des Eisenbahnbaues. Es ist dieß bei der
London-Birminghamer-Bahn zum Theil wahr, keineswegs aber in dem Grade,
wie man sich dieß allgemein vorstellt.
Ich kann jezt nicht in alle Details dieser Untersuchung eingehen, weil dieß eine
vollständige Revision aller ursprünglichen Pläne und, zahlreiche Erörterungen
erheischen würde. Wir wollen aber, um unsere Vergleichung hinsichtlich des Capitals
in diesem besondern Fall durchzuführen, annehmen, daß durch die Anwendung des
atmosphärischen Systems bei der ersten Anlage 900,000 Pfd. St. erspart worden wären;
dieß wäre dann aber nur eine Uebertragung der Kosten für Ausgrabungen, Tunnels und Brüken, auf
Dampfmaschinen und Röhren, und am Ende bleibt das Capital immer dasselbe.
Betrachten wir nun einige andere Eisenbahnlinien, um zu sehen, inwiefern ihre Kosten
durch Anwendung des atmosphärischen Systems hätten verringert werden können, so
finden wir, daß je günstiger das Terrain wird, desto mehr die Ersparung im Bau
verschwindet, und wenn wir in eine ganz flache Gegend gelangen, wie die östlichen
Grafschaften in England, wo die Unkosten für Ausgrabungen, Tunnels und Brüken sehr
gering sind, so würde die Anwendung des atmosphärischen Systems mit doppelter
Schienenlinie die ursprünglichen Kosten sicher verdoppeln. Bei der großen
Verbindungseisenbahn hätte z.B. gar keine Ersparung an den ursprünglichen Kosten
stattfinden können, weil die Steigungen mit der Oberfläche der Gegend einen sehr
großen Theil der ganzen Linie hindurch schon übereinstimmen; die Anwendung des
atmosphärischen Systems würde daher in diesem Falle noch eine sehr große Vermehrung
des Capitals zur Folge gehabt haben; wahrscheinlich um 8000 Pfd. St. per Meile, was der Kostenunterschied zwischen den
beiderlei Triebkräften ist.
Vergleichung der Betriebskosten der
London-Birminghamer-Bahn nach dem Locomotiven- und dem
atmosphärischen System.
Die Ausgaben für die Locomotivkraft auf der
London-Birminghamer-Eisenbahn im Jahr 1843 waren folgende:
Besoldung der Locomotivenführer und
Heizer
9,673 Pfd. St.
Kohls
25,541 –
–
Oehl, Leitungsrohren, Heizwerkzeuge, Pumpen
und Wasser
4,099 –
–
Arbeiter, besonders zum Puzen der Maschinen
und Oehl
4,194 –
–
Reparatur der Locomotiven und Tender
12,521 –
–
Steinkohlen und Brennholz, Kosten der
stationärenMaschine zu Wolverton, Baureparaturen,Leuchtgas und
zufällige Ausgaben
3,172
– –
Besoldungen des Oberaufsehers, der
Commis,Aufseher der Werkstätten und Bureauspesen
4,634 –
–
––––––––––––
63,834 Pfd. St.
Die Kosten des atmosphärischen Systems für ein Jahr
berechne ich wie folgt:
Besoldung der Maschinisten,
–
der
Heizer
64 zu 6 Shilling64 zu 3
–
10,512 Pfd. St.
Uebertrag
10,512 Pfd. St.
Eben so viel die Nacht
hindurch
10,512 –
–
Steinkohlen, 172 Tonnen täglich,
à 9 Shill.
28,332 –
–
Oehl, Hanf, Talg und Reparaturen
zu 5 Procentder Kosten der Maschinen
20,000 –
–
Auslagen für Bureaux, Aufseher
etc. wie beidem Locomotivensystem
4,634 –
–
–––––––––––––
Jährliche Kosten
73,990 Pfd. St.
Diese Summe macht keinen Anspruch auf Genauigkeit, denn ich habe absichtlich mehrere
Ansäze für Ausgaben, welche sich bei dem atmosphärischen System ergeben müssen,
weggelassen, um die Vergleichung für dasselbe noch so günstig als möglich zu machen;
die Frage, ob das atmosphärische oder das Locomotivensystem vorzuziehen sey, läßt
sich nach dem Vorhergehenden auch keineswegs bloß durch die jährlichen
Betriebskosten entscheiden. Ich begnüge mich mit dem Gegebenen, wodurch, wie ich
glaube, genugsam erwiesen ist, daß die Betriebskosten der London-Birminghamer
oder jeder andern Eisenbahnlinie von gleichstarkem Verkehr mittelst des
atmosphärischen Systems sich viel höher stellen würden als mittelst Locomotiven.
Allgemeine Schlüsse.
Aus dem Vorhergehenden ergibt sich:
1) Daß das atmosphärische System kein wohlfeiles Fortschaffungsmittel ist und in
dieser Hinsicht sowohl den Locomotivmaschinen als den stationären Maschinen mit
Seilen nachsteht;
2) daß sich mittelst desselben keineswegs größere Geschwindigkeit erzielen lasse, als
sie der gegenwärtige Betrieb mit Locomotiven ergibt;
3) daß in den meisten Fällen durch das atmosphärische System an den ursprünglichen
Herstellungskosten der Eisenbahnen nichts er spart würde, in vielen Fällen vielmehr
diese Kosten dadurch sehr vermehrt würden;
4) daß für kurze Eisenbahnen, wo der Verkehr groß ist und Trains von mäßigem Gewicht
zuläßt, aber große Geschwindigkeiten und zahlreiche Abfahrten erheischt und wo das
Terrain so beschaffen ist, daß für Locomotivmaschinen geeignete Steigungen unmöglich
sind, das atmosphärische System das geeignetste wäre;
5) daß für kurze Eisenbahnlinien, von vier bis fünf (engl.) Meilen Länge, in der Nähe
großer Städte, wo eine starke und schnelle Verbindung lediglich zwischen den
Endstationen erforderlich ist, das atmosphärische System mit Vortheil angewandt
werden kann;
6) daß für kurze Linien, wie die Blakwall-Bahn, wo der Verkehr hauptsächlich
durch die Zwischenstationen bedingt ist, was häufiges Anhalten zwischen den
Endpunkten erfordert, das atmosphärische System unanwendbar ist und für solche Fälle
die stationären Dampf maschinen mit Seilen ihm bei weiten vorzuziehen sind;
7) daß auf langen Eisenbahnlinien durch ein so unschmiegsames System wie es das
atmosphärische ist, den Erfordernissen eines starken Verkehrs nicht genügt werden
kann, weil seine Leistungen so gänzlich von dem vollkommenen Zustande aller
einzelnen Theile des Mechanismus abhängen.