Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XXVI., S. 72/73 |
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XXVI.
Miszellen.
Miszellen.
Gewicht der Wägen der Versailler Bahn (linkes Ufer).
Man hat Berlinen mit Imperiales
mit zwei Abtheilungen und zwei Coupés,
sie wiegen
3850 Kilogr.
Diligencen mit drei Abtheilungen
3500 –
Gewoͤhnliche Waggons mit vier
Abtheilungen
3600 –
Waggons mit Bremsen
3750 –
Jeder Wagen hat 46 Plaͤze.
(Matthias, Études sur les machines
locomotives, Paris 1844.)
Probiren der Dampfkessel zu Locomotiven.
Das großherzoglich baden'sche Staats- und Regierungsblatt Nr. 9 vom 8. Mai
enthaͤlt eine Verordnung, betreffend die Pruͤfung der Locomotiven,
bevor sie zum oͤffentlichen Dienste in Gebrauch genommen werden. Eben so
muͤssen die bereits in Gebrauch befindlichen des Jahres wenigstens einmal von
einer technischen Commission gepruͤft werden, deßgleichen nach jeder
Hauptreparatur des Kessels. Bei dieser Pruͤfung muß der Kessel einem Druke
ausgesezt werden, der mindestens 1 1/2 mal so stark als das Maximum des fuͤr
den Gebrauch der Locomotive zu gestattenden Drukes ist. An jeder Locomotive muß eine
Vorrichtung angebracht seyn, wodurch der Locomotivfuͤhrer verhindert werden
kann, die Ventile uͤber dieß Maximum der Dampfkraft zu belasten.
Constructions-Verhältnisse einiger französischen
Locomotiven. Nach Matthias, Études sur les machines locomotives, Paris
1844.
Textabbildung Bd. 93, S. 72
Veraͤnderliche Blasrohrmuͤndung, die Flaͤche ist
fuͤr den kleinsten Durchmesser achmesser angegeben.
Namen der Erbauer; Sharp; Hawthorn;
Cavé; Creusot; Pauwels; Jackson; Meyer; Stephenson; Budicom; Namen der
Maschinen; Rapide; Seine et Oise; Gauloise; Creusot; Ville de Tourcoing; Mathieu
Murray; Mulhouse; Victorieuse; Monge; Veränderl. Expansion;
Güter-Maschine; Rouen; Namen der Bahnen, auf welchen sie laufen;
Versailles linkes Ufer; Versailles rechtes Ufer; Lille; Basel; Orléans;
Rouen; Aeußerer Kessel-Durchmesser in Metern; Länge des cylindrischen
Theiles; Herd; Breite; Länge; Fläche in Quadratmetern; der Herd faßt Hektoliter;
bis zur ersten Reihe der Siederöhren; an der Ofenthüre; im Ganzen; Siederöhren;
innerer Durchmesser; Länge; Zahl; Heizfläche; der Esse in Quadratmetern; der
Siederöhren; im Ganzen; reducirt, die Fläche der Siederöhren zu 1/3 jener der
Esse gerechnet; die Heizfläche der Esse verhält sich zu jener der Siederöhren
wie 1; Nach dem Kubikinhalt berechnete Förderungsmenge der Pumpe bei jedem
ganzen Kolbenspiel in Litern; Dampfvolumen, das bei jedem ganzen Kolbenspiel
verbraucht wird, in Litern; Blasrohr; lichter Durchmesser; sein Querschnitt
verhält sich zu der reducirten Heizfläche wie 1; Durchmesser der Hälse der
Treibachsen; – der Hälse der Vorderachsen; – der Vorderräder;
– der Treibräder; Kolbenhub; Cylinder; Durchmesser; jeder Hub verbraucht
Kubikmet. Dampf Totalgewicht der Maschine (wahrscheinlich leer) in Kilogrammen;
Auf den Treibrädern ruhen Kilogramme; Auf den Vorderrädern ruhen; Ungefähres
Gewicht eines Paares; Treibräder; Vorderräder
Alle angefuͤhrten Maschinen sind sechsraͤderig, nur der Mathieu Murray, welcher bei dicher bei der Katastrophe
am 8. Mai 1842 zu Grunde ging, hatte vier Raͤder.
Preise französischer und englischer Locomotiven.
Textabbildung Bd. 93, S. 74
Eine Locomotive kostete; In der
Fabrik; Auf der Bahn, für welche sie angekauft wurde, mit Zoll etc; Der Rapide
der Versailler Bahn (linkes Ufer) von Robert und Sharp in Manchester (bei einer
Lieferung von zwei Maschinen mit Tender) kostete; Eine Passagier-Maschine
von Stephenson für die Bahn von Orleans kostete (bei einer Lieferung von 24
Stüken) mit und ohne variable Expansion, ohne Tender; Eine Güter-Maschine
von Stephenson; Maschine mit Parallelogramm von Hawthorn für die Versailler Bahn
(linkes Ufer); Der vierräderige Mathieu Murray kostete mit Tender; Die
vierräderigen Maschinen von Hick in Bolton mit Tender; Französische Maschinen
für die Bahn von Orleans; Französische Maschinen vom Staate für die Nordbahn
angekauft, wurden (wahrscheinlich loco Fabrik) geschäzt; Ein sechsräderiger
Tender von Dürenne in Paris; Hievon die sechs Räder mit Achsen allein; Der
Tender des Rapide, welcher beladen 9500 Kilogr. wiegt, von Robert und Sharp
kostete
(Matthias, Études sur les machines locomotives,
Paris 1844.)
Steinkitt.
Einen guten Steinkitt erhaͤlt man, wenn man Alaunseife in einem Gefaͤß
erwaͤrmt und mit Leinoͤhlfirniß zu einem Brei aufloͤst, in
diesem Werg eintaucht und die Fugen des zu kittenden Steines damit ausfuͤllt.
Dieser Kitt troknet sehr schnell, wird sehr fest und wasserdicht. (Gewerbeblatt
fuͤr Hannover 1844, 2tes Heft.)
Drehbankschnuren aus Sohlenleder.
Diese werden jezt in England gefertigt, und zwar auf folgende Weise:
Man schneidet aus dem besten Mastrichter Sohlenleder vierkantige Streifen und
laͤßt sie durch ein Drahtzieheisen, jedoch von der entgegengesezten Seite
gehen, wodurch die scharfen Kanten abgestoßen werden. Hierauf zieht man sie durch
ein zweites, engeres Zieheisen, dießmal aber auf der rechten Seite. Das
Zusammenfuͤgen der Enden geschieht durch Oehsen und Haken, welche ein kurzes
Roͤhrchen (Huͤlse) haben, das mit einem conisch eingeschnittenen
Schraubengang versehen ist, in welchen die zugespizten Enden eingedreht werden.
(Gewerbeblatt fuͤr Hannover 1844, 2tes Heft.)
Versuche mit Flintenlaͤufen.
Wir haben im polytechn. Journal Bd. XC S. 319
uͤber die neuen Flintenlaͤufe der HHrn. Renette und Gastine, und in Bd. XCI S. 166
uͤber diejenigen des Hrn. Bernard berichtet. Hr.
Séguier sezt nun die franzoͤsische Akademie neuerdings von
den Proben, welche mit Producten dieser auf lobenswuͤrdige Weise
wetteifernden Buͤchsenmacher angestellt wurden, in Kenntniß.
Zuvoͤrderst legte er zwei Flintenlaͤufe von den HHrn. Renette und Gastine vor (deren
Verfertigung siehe a. a. O.), wovon einer 71 Centimeter lang und 840 Gramme schwer
ist und nacheinander Ladungen mit 20, 30, 40, 50 Grammen Pulver und 114, 171, 228,
285 Grammen Blei aushielt, zulezt aber noch der außerordentlichen Ladung mit 60
Grammen nicht fest gestopften Pulvers und 320 Grammen Puͤrschhagel Nr. 4,
also der 15fachen gewoͤhnlichen Ladung Widerstand leistete. Der zweite eben
so lange und eben so schwere Lauf hielt, nachdem er Ladungen mit 20 und 40 Grammen
Pulver mit 4 und 7 Kugeln bestanden hatte, als lezte Probe eine Ladung mit 50
Grammen Pulver und 8 Bleikugeln aus. Diese Ladungen, welche im ersten Lauf 43
Centim. und im zweiten 34 Cent. Hoͤhe einnahmen, versezten diese beiden
Laͤufe nur unbedeutend in wellenfoͤrmige Schwingung und veranlaßten an
dem einen derselben eine nur aͤußerst kleine Kruͤmmung.
Nicht minder erwaͤhnenswerth sind die Versuche, welche mit den aus Gußstahl,
Gerbstahl und mit 1/15 Eisen legirtem Stahl, in der Werkstaͤtte des Hrn. Bernard verfertigten Laͤufen angestellt wurden.
Der erste 72 Centimeter lange und 832 Gramme schwere Lauf von Gerbstahl unterlag,
nachdem er Ladungen mit 20, 30, 40 Grammen Pulver und 120, 180 und 240 Gr. Blei
ausgehalten, erst einer Ladung von 50 Grammen Pulver und 300 Gr. Blei, welchen am
Ende des Laufs noch 6 Centimeter hoch Erde zugesezt worden war. Ein eben so langer,
822 Gramme wiegender Lauf von Gußstahl unterlag nach und nach erst einer Ladung mit
60 Grammen Pulver und 360 Grammen Blei; diese Ladung hatte 57 Centimeter der
Laͤnge des Laufs eingenommen. Andere Laͤufe von Gerbstahl und mit 1/15
Eisen legirtem Stahl barsten erst bei Ladungen mit 40 Grammen Pulver und 240 Grammen
Blei, bei Zusaz von 12 Centimer hoch Erde, zwischen welcher und der Ladung aber ein
leerer Raum gelassen wurde. Endlich widerstand ein Doppellauf von 652 Grammen
Gewicht aus Gerbstahl, ohne irgend eine Veraͤnderung zu erleiden, Proben mit
30 Grammen Pulver und 180 Grammen Blei unter Zusaz von einer oder zwei Kugeln,
welche in Abstaͤnden und entfernt von den ersten Ladungen angebracht waren.
(Comptes rendus 1844. 1r Sem.
No. 17.)
Verbesserungen in der Papierfabrication.
Leuchs' polytechnische Zeitung theilt, ohne weitere
Bezeichnung der Quelle oder des Erfinders, die folgenden, einer Pruͤfung wohl
nicht unwerthen Verfahrungsarten in der Papierfabrication mit.
Diese Verbesserungen beruhen:
a) auf einer bessern Leimung,
b) auf Anwendung des Staͤrkmehls, statt des
Staͤrkmehlkleisters,
c) auf der Beseitigung des Chlors durch kohlensaures
Bleioxyd,
d) auf besonderer Art mit Berlinerblau zu
blaͤuen.
A. Bessere
Leimung.
Man bedient sich zu dieser des in AezammoniakDieses kann aus kohlensaurem Ammoniak, das billig im Handel vorkommt oder
aus Salmiak bereitet werden, nach dem in den Lehrbuͤchern der
Chemie angegebenen Verfahren. geloͤsten ColophoniumsDie gewoͤhnliche Bereitungsart der Harzseife ist folgende:20 Pfd. Potasche werden mit Aezkalk zu Aezlauge von 11–12°
B. gemacht, zum Sieden erhizt, nach und nach 60 Pfd. Harz eingetragen
(bei feinem Papier helles Harz, bei geringem gewoͤhnliches
amerikanisches).3 Pfd. Harzleim werden in 200 Wasser geloͤst, geseiht, zu 100 Pfd.
Gangzeug (troken gewogen) gesezt, in den Hollaͤnder (1/4 Stunde
vor Schluß der Arbeit) gebracht, nach 5 Minuten 3 Pfd. Alaun in
30–40 Pfd. Wasser geloͤst zugegeben. – Wachs ist
weniger gut, auch gebraucht man 1/3 mehr als von Harz. –
Fuͤr Drukpapier dient Seife in Wasser geloͤst (3 Proc.),
wobei man spaͤter auch Alaun (3 Proc.) zugibt..
3 Pfd. Colophonium (fuͤr 60 Pfd. Masse) werden fein gerieben mit 40 bis
70°R. heißem kalkfreiem Wasser (etwa 40 Pfd.) angeruͤhrt, und nach
und nach so viel
aͤzendes Ammoniak (Salmiakgeist) unter Ruͤhren zugesezt, bis alles
Colophon zu einer gallertartigen Masse geloͤst ist, die man durch ein
Sieb schlaͤgt.
Etwas weniger gut, aber auch genuͤgend, ist Colophonium in kohlensaurem
Kali geloͤst auf folgende Art:
50 Pfd. Colophonium werden langsam bei schwachem Feuer geschmolzen, wenn es ganz
fluͤssig ist, 20–25 Pfd. fein geriebene Potasche
eingeruͤhrt, oder auch eine gesaͤttigte Loͤsung von
Potasche oder Soda in Wasser.
Die Masse schaͤumt stark, daher der Kessel groß seyn muß. Laͤßt der
Schaum nach, was in 10–15 Minuten der Fall ist, so gibt man nach und nach
40 bis 50 Pfd. Wasser zu, je nachdem die Loͤsung diker oder
duͤnner seyn soll.
Der Vortheil hiebei ist, daß man nicht noͤthig hat die Potasche
aͤzend zu machen, folglich an Arbeit erspart, und die Masse nicht lang
kochen muß, folglich Brennstoff erspart. Die Kohlensaͤure der Potasche
wird von Harz ausgetrieben.
Die auf eine oder die andere Art bereitete Harzseife wird in den
Hollaͤnder gegeben (auf 30 Pfd. Zeug die Seife von 2 1/2 Pfd.
Colophonium).
B. Anwendungsart des
Staͤrkmehls.
Das Staͤrkmehl (am besten Kartoffelstaͤrkmehl) kann in jedem
Verhaͤltniß zugesezt werden, darf aber nicht zu Kleister gekocht, sondern muß als fein geriebenes Pulver in den
Hollaͤnder kommen.
Auf die bisher gewoͤhnliche Art als Kleister angewandt, macht es die
Walzen aus Wolle schmierig, und laͤuft groͤßtentheils mit dem
Wasser unter dem Siebe ab. Es leimt daher auch als Kleister 1 Pfd.
Staͤrkmehl nicht so viel, als 1/4 Pfd. auf unsere Art angewandt.
Bei dieser Art haͤngt sich jedes Staͤrkmehlkoͤrnchen an eine
Faser, plazt, so wie das Papier unter dem heißen Cylinder durchgeht, und liefert
dann eine herrliche Leimung.
Auf 50 Pfd. Zeug genuͤgen 1, 2, 3, 4 Pfd. Staͤrke, je nach der
Leimung, und je nachdem das Papier hart und rauschend werden soll.
C. Beseitigung des
Chlors.
Das Bleiweiß ist der einzige Koͤrper der, ohne die Faser des Papiers zu
schwaͤchen und der Farbe zu schaden, alles Chlor bindet, auch jede
uͤberschuͤssige Schwefelsaͤure des Alauns wegnimmt, ohne
die leimende Kraft desselben zu vermindern. Man nahm bisher kohlensaures Natron;
allein dasselbe hat die Eigenschaft, alle Schwefelsaͤure der
schwefelsauren Thonerde zu neutralisiren und dadurch die Leimung aufzuheben;
durch richtige Mengen-Verhaͤltnisse des kohlensauren Natrons zum
Alaun kann man sich nicht immer helfen, da dieß zu umstaͤndlich ist, weil
Soda und Potasche sehr veraͤnderlich in ihrem Gehalte sind (bald zu viel
Wasser, bald zu viel fremde Salze fuͤhren); und die Potasche oft auch
weit mehr kohlensauer ist. Das kohlensaure Bleioxyd indessen nimmt nur die nicht
an die Faser gebundene uͤberfluͤssige Schwefelsaͤure des
Alauns hinweg und bildet damit eine schoͤn weiße, im Lichte nicht grau
werdende Masse. Freilich enthaͤlt das Papier dann salzsaures und
schwefelsaures Blei, aber nur in geringer Menge.
Von obigen Verbesserungen wird am besten in folgender Reihenfolge Gebrauch
gemacht:
1) der Papierzeug wird gut ausgewaschen;
2) 1/2 Pfd. Bleiweiß zugegeben, womit man den Hollaͤnder 2–4
Minuten gehen laͤßt;
3) die Harzseife zugesezt;
4) das Staͤrkmehl zugesezt;
5) die uͤbliche Alaunmenge, oder statt 1 Pfd. Alaun besser 1/2 Pfd.
schwefelsaure Thonerde, die seit Kurzem im Handel billig zu haben ist;
6) noch 1/2 Pfd. ausgeschlaͤmmtes Bleiweiß zugegeben.
D. Blaͤuung mit
Berlinerblau.
Ist das Papier auf die unter C angegebene Art von
Chlor befreit, so eignet sich der Nuͤrnberger Ultramin ganz besonders zum
Blaͤuen und gibt ausgezeichnet schoͤne Faͤrbung.
Sehr billig und schoͤn kann man aber auch mit Berlinerblau auf folgende
Art blaͤuen:
Auf den Hollaͤnder von 60–65 Pfd. sezt man zu 1 Pfd.
ordinaͤrem Eisenvitriol (Centner 4 fl.) nach und nach 1/5 Pfd.
Salpetersaͤure, in welcher er sich zu einer braungelben
Fluͤssigkeit loͤst.
Ist dieß geschehen, so gibt man 1/16 Pfd. Chlorkalk und nach 24 Stunden 1/8 Pfd.
Salpetersaͤure zu, dann sogleich 3/8 Pfd. blausaures Kali (in Wasser
geloͤst) und kocht die Mischung 1/4 Stunde.
Nach halbstuͤndiger Ruhe gießt man die gelbgruͤne
Fluͤssigkeit ab, gießt Wasser auf, nach einiger Zeit wieder ab, und
wendet dann den Niederschlag zum Blaͤuen an.
Hiebei ist aber Folgendes zu bemerken:
Soll Drukpapier geblaͤut werden und ganz ungeleimt bleiben, so gibt man
auf den Hollaͤnder noch 1 Loth Vitrioloͤhl zu, oder besser eine
Flasche guten Essig. Ohne diesen Zusaz verschwindet die Farbe auf dem
Papier.
Soll aber das Papier geleimt werden, so nimmt man auf die Seife von 2 Pfd. Harz
statt 2 Pfd. 2 1/2 Pfd. Alaun oder 1 1/4 Pfd. schwefelsaure Thonerde.
Schadet aber dem Drukpapier eine geringe Leimung nicht, so genuͤgt es,
statt des Essigs auf den Hollaͤnder 1/2–3/4 Pfd. Alaun
zuzusezen.
Das Berlinerblau wird dadurch reiner blau und verschwindet nicht mehr.
Antichlor und Zeugregulator fuͤr
Maschinenpapierfabriken.
Die Maschinenpapierfabrication macht unausgesezt Anstrengungen, mehr und mehr die
Wuͤnsche zu befriedigen, welche man an sie stellt, so wie die Maͤngel
zu beseitigen, die ihr noch anhaften. Die Bleiche der Lumpen mittelst Chlor hat von
jeher Veranlassung gegeben, der Fabrication Vorwuͤrfe aufzubuͤrden,
welche Gruͤnde von der Moͤglichkeit hergenommen werden, daß das Chlor
endlich zerstoͤrend auf die Papierfaser und demgemaͤß vernichtend auf
Schrift und Druk wirken muͤsse. Auch ist nicht in Abrede zu stellen, daß ein
mit lasser Sorgfalt vollendetes Waschen der Lumpen jene Folge des Verhaltens von
Chlor im Papier wohl haben kann.
Ein bis zur aͤußersten Graͤnze fortgeseztes Waschen der Lumpen
inzwischen wirkt auf der andern Seite wieder insofern nachtheilig auf die
Qualitaͤt des Papiers ein, als es die feinsten Fasern, welche vorzugsweise
die Festigkeit erhoͤhen, wegschwemmt. – Bei diesem Dilemma ist die
entdekte Zusammensezung eines Praͤparats, welches Wesenfeld u. Comp. in Barmen fuͤr 6 Thlr. den Centner verkaufen und
von dem Erfinder Antichlor genannt wird, von hoͤchstem Interesse fuͤr
die Maschinenpapierfabrication.
Dieses Antichlor soll naͤmlich das Chlor im Zeug neutralisiren, und sich mit
demselben zu einem indifferenten Koͤrper verbinden, der keine dem Papier
schaͤdlichen Eigenschaften besizt, oder annimmt. Es wird sich bald zeigen, ob
die Erfolge diesen Behauptungen entsprechend sind, und in diesem Falle ist ein
Vorschritt in der Fabrication gemacht, vor dem ein großer Vorwurf gegen die
Maschinenpapierfabrication weichen muß. Das Papier wuͤrde jedenfalls
bedeutend fester werden.
Die Vorrichtungen, daß das Papier auf beiden Seiten gleichgeglaͤttet
erscheint, die des Knoten- und Sandfanges, sind schon seit einigen Jahren in
den Hauptfabriken eingefuͤhrt worden. Auch fehlt es wohl nicht an sogenannten
Zeugregulatoren, welche so eingerichtet sind, daß stets in gewissen Zeiten eine
gleiche Masse aufs Sieb fließt. Donkin, der
beruͤhmte Maschinenpapierfabrikant in London, verkauft dazu einen Apparat,
der sehr groß ist und gegen 700 Thlr. kostet. In Deutschland und Frankreich hat man
wohlfeilere Apparate, welche man unter 100 Thlr. herzustellen vermag. Der Erfinder
des Antichlors construirt einen Regulator, der ein aufrechtstehender hohler Cylinder
ist, in dem ein Kolben wasserdicht von oben herabgeschoben werden kann, um das genaue Maaß des
Rauminhalts des Cylinders zu bestimmen, wozu Mikrometerschraube und Scala dient. In
den hohlen Fassungsraum des Cylinders muͤnden zwei Oeffnungen in
entgegengesezter Seite. Durch die eine Oeffnung stroͤmt das Zeug hinein, aus
der anderen hinaus auf das Sieb, und beide Oeffnungen werden wechselsweise durch
Schieber durch Vermittelung eines einfachen Mechanismus geoͤffnet und
geschlossen. Die Einstroͤmungsoͤffnung bleibt, waͤhrend die
Ausstroͤmungsoͤffnung geschlossen ist, so lange offen, bis der
Cylinderraum voll ist, dann schließt sie sich und diese oͤffnet sich, um das
Zeug herauszulassen. Dieses Spiel geht regelmaͤßig ohne Aufhoͤren
fort. Der franzoͤsische Regulator hat ein gleiches Princip, naͤmlich
das der Absperrung eines gewissen Volumens Zeug; inzwischen wirkt er noch
bestimmter, und seine Einrichtung ist mechanisch schoͤner und einfacher; es
findet nicht, wie bei jenem, eine abgesezte, sondern eine ruhige rotirende Bewegung
statt; auch ist lezterer bereits mit dem guͤnstigsten Erfolg in Deutschland
an einigen Orten in Gebrauch.Naͤhere Nachweisungen uͤber diesen Regulator theilt mit F. G.
Wieck. in Chemnitz (Sachsen).
In Bezug auf die Beziehung von Papiermaschinen sind wir noch zu sehr von England
abhaͤngig; zwar baut Schaͤuflin sehr gute
Maschinen, inzwischen haben doch die neueren Donkin'schen
Maschinen Vortheile, welche ihnen den Vorzug geben, wir aber durch eigenen
Maschinenbau herbeizuziehen wohl auch im Stande waͤren. Leider und zu ihrem
eigenen Schaden sind aber die Fabrikanten zu sehr geneigt, den einheimischen
Maschinenbau im Preise zu druͤken, waͤhrend Vorurtheile ihnen
englische Forderungen nie zu hoch erscheinen lassen. (Allg. Ztg. f. Nat.-Ind.
etc. 1844. Nr. 43.)
Neues Verfahren zur Alaunbereitung.
Die alte Methode Alaun aus sogenannter Alaunerde (Alaunerz) und aus Alaunschiefer,
ferner aus Thon und Schwefelkies haltenden Steinkohlen zu bereiten, hat sehr große
Maͤngel; zuerst gehoͤrt ein großes Alaunerdelager dazu, ferner
erfordert sie sehr bedeutende Raͤumlichkeiten, macht große Verschwendung von
Kraft und Brennmaterial nothwendig, und die Fabrication muß einen großen Theil des
Jahres im Winter unterbrochen werden, auch haben sich die passenden
Zuschlaͤge (schwefelsaures Kali und salzsaures Kali) so vermindert, daß es
schwierig ist diese in hinreichender Menge herbeizuschaffen.
Man hat daher schon von verschiedenen Seiten her versucht, dem Alaun die reine
schwefelsaure Thonerde zu substituiren, dieß wird aber nie gelingen, da der
Fabrikant in dieser mit Recht nicht die Sicherheit findet, welche der
gewoͤhnliche Alaun bei seiner constanten Zusammensezung ihm
gewaͤhrt.
Es kann sich daher nur darum handeln eine Bereitungsmethode aufzufinden, welche sich
an vielen Orten in kuͤrzerer Zeit auf kleineren Raͤumen
ausfuͤhren laͤßt, die mit einem Worte weniger kostspielig ist; eine
solche Methode duͤrfte nachstehende seyn:
Von dem so weit verbreiteten weißen Toͤpferthon waͤhlt man den
weißesten, am wenigsten Eisen enthaltenden aus, formirt Stuͤke aus diesem,
troknet und pulverisirt sie. Zu 110 Gewichtstheilen dieses pulverisirten Thons sezt
man dann 60 Gewichtstheile gute Potasche, die man in wenig Wasser aufgeloͤst
hat, und formirt aus der mit Huͤlfe einer Maschine wohl durchkneteten Masse
1–2 Zoll dike Stuͤke; nachdem diese etwas abgetroknet sind, werden sie
in einem Ziegelofen bis zur schwachen Rothgluͤhhize so lange gegluͤht,
bis die Kieselerde des Thons die Kohlensaͤure der Potasche ausgetrieben hat;
nachdem die Stuͤke sich abgekuͤhlt haben, werden sie herausgenommen,
zum feinsten Pulver gemahlen, einige Zeit an der Luft liegen gelassen, und dann wird
mit verduͤnnter Schwefelsaͤure das Pulver gekocht. Wenn der Proceß
richtig geleitet wurde, ist die ganze Menge des Thons zersezt, die Kieselerde
scheidet sich leicht aus, und man erhaͤlt eine so concentrirte
Alaunaufloͤsung, daß diese sofort auch Alaunmehl gibt.
Man wiederholt das Auskochen mit verduͤnnter Saͤure so lange das Pulver
nicht vollstaͤndig zerlegt ist.
Was die Rentabilitaͤt der Sache anlangt, so wuͤrde diese an
verschiedenen Orten zwar verschieden, aber dennoch, wie nachstehende
annaͤhernde Berechnung zeigt, sehr wohl ausfuͤhrbar seyn.
1 Cntr. gepulverter
Toͤpferthon
– Thlr. 25
Ngr.
60 Pfd. Potasche
6 – 24
–
1 1/4 Cntr. concentrirte
Schwefelsaͤure
4 – 15
–
–––––––––––––
12 Thlr. 4 Ngr.
Man bekommt 3 1/2 Cntr. Alaunmehl.
Daß die Fabricationskosten fuͤr diese nach der angegebenen Methode nicht 5
Thlr. 11 Ngr. betragen koͤnnen liegt auf der Hand
(3 1/2 Cntr. Alaun à 5 Thlr. =
17 Thlr. 15 Ngr.)
Der nach dieser Methode dargestellte Alaun wird sich auch durch seine groͤßere
Reinheit empfehlen, da die Materialien, aus welchen er bereitet wird, viel reiner
sind.
Zu verwundern ist es uͤbrigens, daß man den Alaun immer noch in Stuͤken
krystallisirt versendet, da es doch fuͤr Producenten und Consumenten viel
vortheilhafter waͤre, denselben als Alaunmehl zu verfuͤhren und zu
verbrauchen. Z. (Allgem. Ztg. f. Nation.-Ind. u. Verkehr 1844. Nr. 48.)
Ueber eine besondere gegenwaͤrtig im Handel vorkommende
Gummisorte.
Unter den Producten, welche uns aus Afrika und Asien zugefuͤhrt werden, und
fuͤr welche wir noch lange diesen Laͤndern zinsbar seyn werden, nimmt
das Gummi einen der ersten Plaͤze ein. – Die gesteigerte Industrie
Europa's kann das Gummi troz aller Surrogate nicht entbehren; da nun die Erzeugung
desselben nicht willkuͤrlich vermehrt werden kann, ja diese selbst durch
Kriege oder politische Veraͤnderungen in jenen Laͤndern geringer
geworden zu seyn scheint, so ist die natuͤrliche Folge, daß der Preis des
Gummis sich immerfort gesteigert hat, und daß in dem Maaße es seltener wird, die
Qualitaͤt sich verschlechtert.
Ein gutes Gummi verdankt seine vielfache Anwendbarkeit vorzuͤglich seinen
negativen Eigenschaften, d.h. farblos zu seyn und Fluͤssigkeiten ohne
chemische Action zu verdiken.
Seit einiger Zeit ist ein Gummi im Handel, sowohl fuͤr sich, als auch mit
Senegalgummi vermischt, welches diese schaͤzbaren Eigenschaften nur
theilweise besizt: es loͤst sich zwar farblos im Wasser auf, klebt und gibt
einen consistenteren Schleim, als aͤchtes Senegalgummi, hat aber den
Nachtheil, gewisse Farben und Farbenholzabkochungen zusammenzuziehen, zu coaguliren,
wodurch es fuͤr Drukfarben unbrauchbar wird.
Dieses Gummi besteht aus Stuͤken verschiedener Groͤße, die
groͤßten erreichen jedoch nur ein Gewicht von einem Loth. – Der Form
nach sind die Stuͤke fuͤnf- bis sechsmal laͤnger als
dik, und regelmaͤßig wurmfoͤrmig oder den Widderhoͤrnern nicht
unaͤhnlich, gekruͤmmt, die Oberflaͤche derselben ist bei den
kleineren glatt, die groͤßeren sind uneben, rissig, genarbt, Farbe weißgrau;
etwas zaͤher als Senegalgummi hat es glaͤnzenden, muschligen
Bruch.
Ohne auf sein anderweitiges chemisches Verhalten einzugehen, charakterisirt es sich
am besten dadurch, daß es durch Gerbstoff und gerbstoffhaltige Pigmente coagulirt
wird. Gallaͤpfelinfusum einem diken Schleime dieses Gummis zugesezt, zieht
diesen so zusammen, daß dieser aufhoͤrt fluͤssig zu seyn,
waͤhrend Senegalgummi durch dieses nicht veraͤndert wird.
Da es im Wasser farblos loͤslich ist, gut glaͤnzend troknet, so ist es
zur Appretur gut zu verwenden, es sollte aber nie unter das Senegalgummi gemischt
werden, da es mit diesem zugleich angewandt, den es consumirenden Fabrikanten
empfindlichen Schaden machen kann.
Es laͤßt sich durch jenes Reagens jedoch nicht mit Sicherheit die Menge dieses
Gummis angeben. Z. (Allgem. Zeitg. fuͤr National-Industr., 1844, Nr.
38.)
Verfahren zur Bereitung des Wuͤrfelzukers.
In Oesterreich hat Hr. v. Grebner, ein geborner
Wuͤrtemberger und einer der fruͤhesten Ruͤbenzukerfabrikbesizer
in Maͤhren, ein Privilegium zur Anfertigung des sogenannten Wuͤrfelzukers (kleiner gleich großer Stuͤke
in Wuͤrfelform) erhalten, der seiner gefaͤlligen und in vieler
Beziehung passenden Form wegen gegenwaͤrtig allgemeine Anwendung findet. Die
gleichmaͤßige Groͤße dieser Stuͤke gestattet weit leichter eine
gleiche Vertheilung in verschiedene Portionen, was sie fuͤr Gastwirthe und
Haushaltungen um so mehr empfiehlt, als dadurch eine nicht unbedeutende Ersparung
erreicht wird. Fuͤr den Fabrikanten gewaͤhrt aber diese weitere
Verarbeitung des Zukers den Vortheil, daß er dadurch auch solchen Zuker
hoͤher verwerthen kann, den er nur seiner unpassenden Form wegen zu einem
billigern Preise veraͤußern oder mit geringerem Nuzen zu Hutzuker weiter
verarbeiten wuͤrde. Auch laͤßt sich erwarten, daß in dieser
regelmaͤßigen Form der bessere Farin- oder Brosamzuker eine
allgemeinere Anwendung finde, was aus dem eben angefuͤhrten Grunde
fuͤr den Fabrikanten erwuͤnscht und fuͤr den Consumenten
vortheilhaft seyn wuͤrde, weil dieser Zuker zu manchem Gebrauche eben so
anwendbar als der Hutzuker und um zwei Drittheile des Preises von diesem zu erhalten
ist.
Zur Anfertigung des Wuͤrfelzukers dient eine 2–3 Quadratfuß große, 1
Zoll starke Messingplatte mit 2–300 Oeffnungen, welche 1/2 Zoll lang und
breit, 1 Zoll tief sind und dabei 1/2 Zoll von einander abstehen, damit die Platte
durch die vielen Loͤcher nicht zu sehr geschwaͤcht werde. Ferner
gehoͤrt zu dieser Formplatte eine gleich große Dekplatte von Eisen oder auch
von Messing, auf welcher eben so viel kleine vierseitige Prismen befestigt sind, als
Loͤcher in der ersteren vorhanden sind, die von jenen beim Aufeinanderlegen
der beiden Platten genau ausgefuͤllt werden. Beim Gebrauch legt man erstere
Platte auf einen 1/2 Zoll starken Rahmen und schiebt von der Seite ein gleich
starkes Brett unter die ganze Platte, so daß dieß die Loͤcher unterhalb
verschließt. Der fein gemahlene Zuker wird nun mit so viel Wasser angefeuchtet, daß
er sich noch durch ein Sieb gleichmaͤßig auf der Form vertheilen laͤßt
und die Loͤcher derselben loker anfuͤllt. Hierauf streicht man den
uͤberfluͤssigen Zuker ab, legt die Dekplatte genau auf und
druͤkt sie mit einem einfachen Hebel so weit hinunter, daß der Zuker die
Loͤcher nur noch zur Haͤlfte anfuͤllt. Nach diesem wird die
untergeschobene Holzplatte entfernt und durch eine Blechtafel ersezt, auf welche nun
die Zukerwuͤrfel aus den Offnungen durch weiteres Niederdruͤken der
obern Platte gelangen und mit welcher sie zum voͤlligen Erhaͤrten in
die Trokenstube gebracht werden. Nach dem Troknen pakt man die Wuͤrfelchen in
gleiche Paͤkchen zu 1 Pfd. Gewicht, wie sie in den Handel gebracht werden.
Durch eine Faͤrbung des Wassers, womit der Zuker angefeuchtet wird, kann man
den Wuͤrfeln eine beliebige Farbe ertheilen, was aber nicht weiter zu
empfehlen ist. Siemens. (Riecke's Wochenblatt 1844, Nr. 26.)
Huͤhnermist zum Waͤschwaschen angewendet.
Sehr schmuzige Waͤsche kann dadurch mit Leichtigkeit und mit geringerem
Nachtheil fuͤr die Dauer derselben rein gemacht werden, wenn man
Huͤhnermist in einer entsprechenden Menge Wasser aufweicht und die
Waͤsche in dieser Loͤsung einige Zeit liegen laͤßt und dann wie
gewoͤhnlich waͤscht. Es wird dieses Verfahren in den meisten großen
Haushaltungen, wo man viele Arbeitsrechte haͤlt, im Meklenburg'schen mit
entschiedenem Vortheil angewendet. (Gewerbebl. fuͤr Hannover, 1844, 7tes
Heft.)