Titel: | Ueber den afrikanischen Guano; von W. Francis. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XXIV., S. 68 |
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XXIV.
Ueber den afrikanischen Guano; von W. Francis.
Aus der Chemical Gazette, 1844, No. 37.
Francis, über den afrikanischen Guano.
„Der afrikanische Guano, schreibt Hr. Turner an
den Verf., von welchem Sie ein Muster von mir erhalten, wurde in Bristol
eingeführt und wird da zu 8 Pfd. St. per Tonne
verkauft. Er wird auf einigen kleinen Inseln in der Nähe von Angra Pequenna an
der Westküste von Afrika zwischen 26 und 27° südlicher Breite gefunden.
Das Lager ist sehr bedeutend, den Berichten nach 20 bis 30 Fuß tief. Das Ihnen
gesandte Muster wurde 20 Fuß unter der Oberfläche genommen. Durch die Entdekung
dieser Lager wird vorerst der Einführung von Guano aus Südamerika Einhalt
geschehen, da die Reise nach Afrika in der Hälfte Zeit gemacht wird und überdieß
die Regierung von Peru einen Ausfuhrzoll von 3 Pfd. St. per Tonne erhebt, während der afrikanische Guano zollfrei exportirt
werden kann. Schon viele Schiffe wurden an diese Küste abgeschikt, um Ladungen
zu holen, und werden noch täglich abgesandt.“
Der Guano, wie ich ihn erhielt, bestand aus einem chocoladebraunen, feuchten Pulver,
welches mit zahlreichen Theilchen einer weißlichen Substanz untermengt war. Er hatte
keinen urinösen Geruch, roch aber stark nach Ammoniak. Unter dem Mikroskop konnten
keinerlei Krystalle darin entdekt werden; er enthielt aber viele Pflanzenrükstände,
welche zum Theil schon im Zustande der Zersezung, aber doch noch grün von Farbe
waren und Stärkekügelchen in den Zellen hatten; ferner braune und weiße Federn,
Bruchstüke von Eierschalen und Fischgräten. Die wässerige Lösung war von
lichtröthlichbrauner Farbe, stark ammoniakalisch und sezte bei gelindem Abdampfen
eine große Menge Krystalle von phosphorsaurer Ammoniak-Talkerde ab. Als man
die filtrirte Flüssigkeit mit Salpetersäure versezte, entstand ein reichlicher
flokiger brauner Niederschlag, welcher aus Humussäure und Extractivstoff bestand.
Der unlösliche Theil hatte eine sandgelbe Farbe.
Zur Bestimmung der Quantität des Ammoniaks, eines Hauptbestandtheils des Guano, wurde
ein abgewogener Antheil desselben in seinem Normalzustande nach dem Verfahren von
Varrentrapp
und Will analysirt. Die andern Bestandtheile wurden auf
gewöhnliche Weise bestimmt. Die Analyse ergab in 100 Theilen:Während des Niederschreibens dieses Artikels erhielt ich Nachrichten über
eine von Dr. Ure
angestellte Analyse eines mit demselben Schiff eingeführten Guano, deren
Resultate hier folgen:Verweste verbrennliche thierische
Materie, 3 Th. Harnsäure enthaltend37,0Ammoniak, hauptsächlich mit
Phosphorsäure verbunden, nur 4/10 mit Kohlensäure 9,5Phosphorsaure Erden, wie
oben18,5Kieselerde 0,5Salze fixer Alkalien, größtentheils
Kalisalze 6,0Wasser oder Feuchtigkeit28,5.Diese Resultate stimmen mit obigen so nahe überein, als man es bei einem so
ungleichartigen Gemenge nur erwarten kann.
Flüchtige Salze, nämlich oxalsaures
Ammoniak, Salmiak und kohlensauresAmmoniak, dann verbrennliche
organische Materie, welche5,50 Proc. Humussäure, Harnsäure und
Extractivstoff enthält
32,89
Wasser
27,13
Ammoniak
9,70
Phosphorsaure Kalk- und
Talkerde
22,32
In Salpetersäure unauflöslicher Rükstand,
aus Sand bestehend
0,81
Alkalische Salze, hauptsächlich
phosphorsaure, salzsaure und kleineMengen schwefelsaure (vorzüglich
Kalisalze)
7,08
––––––
100,00.
Aus dieser Untersuchung geht hervor, daß der afrikanische Guano von dem
peruvianischen und chilischen sehr verschieden ist, daß er nämlich den zersezenden
Einflüssen der Atmosphäre und des Wassers mehr ausgesezt war als leztere.
Unter den bisher analysirten Guanosorten ist die von Fritzsche beschriebene amerikanische (polytechn. Journal Bd. LXXXVII S. 380) vorzüglich merkwürdig;
vergleicht man seine Analyse mit der meinigen, so überzeugt man sich, wie nöthig es
ist, ehe man Guano kauft, ihn von einem tüchtigen Chemiker analysiren zu lassen. Der
afrikanische Guano war, wie schon gesagt, offenbar ganz andern Umständen ausgesezt,
als der peruvianische, denn während lezterer die außerordentliche Menge von 59 Proc.
Harnsäure enthält, sind in jenem kaum Spuren davon zu finden und sie ist darin ganz
zersezt.
Ich erlaube mir schließlich ein paar Worte über den relativen Werth des afrikanischen
Guano als Dünger. Der Werth eines Guano als Dünger ist bedingt erstens durch den
Gehalt an phosphorsauren Salzen und dann durch den Gehalt an Ammoniak oder
Substanzen, welche dasselbe erzeugen können. Es kommt aber auch auf den Zustand an,
in welchem sich die Stikstoffverbindungen im Dünger befinden, ob nämlich in Form von
Ammoniak, wie in dem von mir analysirten Guano oder in Form von Harnsäure.Man vergleiche Payen's und Boussingault's Abhandlung über die Düngerarten im polytechn.
Journal Bd. LXXXVI S. 372.
Der afrikanische Guano wird auf die Vegetation anfangs wahrscheinlich sehr
stimulirend wirken; seine Kraft dürfte aber bald verzehrt seyn, wenn man ihn vor
seiner Anwendung nicht mit einer Substanz vermengt, welche das Ammoniak zu binden
vermag, wie mit Gyps, Kohle, was Boussingault und Payen empfehlen; während der Harnsäure enthaltende Guano
vermöge der langsamen Zersezung dieser leztern sich lange Zeit hindurch als eine dem
Fortwuchs der Pflanzen angemessene dauernde Quelle von Stikstoff bewähren
dürfte.