Titel: | Ueber eine Verbesserung in der Form und Anordnung der Roststäbe zu Dampfkesselöfen, von Iwan Schlumberger. |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. C., S. 402 |
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C.
Ueber eine Verbesserung in der Form und Anordnung
der Roststaͤbe zu Dampfkesseloͤfen, von Iwan Schlumberger.
Aus dem Bulletin de la Soc. industr. de Mulhouse,
1843, No. 80.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Schlumberger, über eine Verbesserung in der Form und Anordnung der
Roststäbe zu Dampfkesselöfen.
Seit zwei Jahren habe ich mich mit praktischen Versuchen über die Einrichtung der
Roste größerer Oefen beschäftigt, und mir durch dieselben verschiedene interessante
und mittheilenswerthe Aufschlüsse verschafft. Es handelt sich nicht um eine neue
Erfindung; denn das System der Roste, worauf sich gegenwärtige Mittheilung bezieht,
wurde bereits vor einigen Jahren von dem Hrn. Barthelemy
zu Cambray bei einem Ventilatorofen in Anwendung gebracht; ein solcher Ofen wurde
auch zu Thann bei den HHrn. Schlumberger
jun. und Comp. errichtet.
Da diese Oefen bei uns die erwarteten großartigen Resultate nicht gewährten, so kamen
sie sammt den Rosten, die den besseren Theil des Systems bildeten, in Vergessenheit.
Seit dieser Zeit stellte ich mehrere Versuche an, um zu sehen, wie weit sich die
Anwendung schmaler Ofenroste anstatt der früher angewandten plumpen und massiven
Roststäbe erstreken ließe.
Jedermann wird sich wohl erinnern, wie plump und massiv die vormaligen Roststäbe
waren, die man bei den Dampfkesselöfen anwendete. Noch jezt kann man ähnliche Roste
in verschiedenen Etablissements unseres Landes sehen. Wahrscheinlich wurde man auf
dieselben größtentheils durch ein unrichtiges System der Oekonomie geleitet, indem
man in Berüksichtigung des raschen Verbrennens dieser Roste glaubte, dieselben
seltener erneuern zu müssen, wenn man sie recht solid und massiv machte. Auf der
andern Seite glaubte man, indem man sie möglichst selten erneuerte, zu ökonomisiren,
selbst wenn sie zur Hälfte verbrannt waren; aber die Roststäbe waren am Ende
manchmal so weit von einander entfernt, daß ein großer Theil der Steinkohlen
unverbrannt in den Aschenfall fiel. Man kann sich von dem Unterschiede zwischen den
ehemaligen und den in Rede stehenden Rosten darnach einen Begriff machen, daß ich
bei dem lezten Dampfkesselrost, den ich in unserm Etablissement einrichten ließ, an
die Stelle von 18 ehemaligen Stäben 54 neue sezte, welche mithin dreimal schmäler als die früheren sind,
und außerdem der einströmenden Luft den dreifachen Zwischenraum darbieten.
Man hat im Allgemeinen Unrecht anzunehmen, daß die Roststäbe ohne besondere Sorgfalt
gegossen zu werden brauchen, und daß man jede für anderweitige Zweke unbrauchbare
Qualität Eisen dazu verwenden könne. Daraus folgt, daß man in Gießereien diese Art
Arbeit meistens den Lehrjungen überläßt, die eben keine große Sorgfalt und
Genauigkeit darauf verwenden; so daß, wenn man einen Rost empfängt, viele Stäbe
unter sich ungleich und weit davon entfernt sind, mit einander eine ebene Oberfläche
zu bilden; andere sind krumm und lassen neben einander angeordnet auf der einen
Seite einen großen, auf der andern Seite einen geringen Zwischenraum; viele endlich
haben Blasen oder sonstige Fehler im Guß, über die man meistens sorglos hinweggeht.
Und doch tragen diese Blasen zum raschen Ausbrennen solcher schlecht gearbeiteten
Roste bei. Denn viele praktische Beobachter haben die Bemerkung gemacht, daß eine
breite Roststange immer in der durch eine Blase gebildeten Höhlung, so klein sie
auch seyn möge, oder in ihrer Mitte auszubrennen anfängt. Durch ein heftiges Feuer
wird der Rost rothglühend, und da wo keine fortwährende Erneuerung der Luft
stattfindet, verbrennt er, zudem daß auch die Verbrennung der Kohle schlecht von
statten geht.
Die verschiedenen Mängel, welche man an den breiten und plumpen Rosten nach dem alten
System tadelt, haften keineswegs an den in Rede stehenden neueren Rosten, deren
Stangen wie die Figuren 25, 26 und 27 zeigen, 1 Meter 28
Cent. lang und nur 15 Millimeter breit sind. Sie sind ihrer Länge nach mit drei 5
Millimeter breiten Ansäzen oder Stüzen versehen, die dazu dienen, die Stäbe in
gleichem Abstande zu erhalten, und dieselben hindern sich in Folge der Hize zu
werfen. Sie werden mit Sorgfalt gegossen und nach dem Gusse nöthigenfalls mit dem
Hammer gerichtet, um zwischen ihnen regelmäßige Räume herzustellen. Die geringe
Breite der Roststäbe gestattet, diese Operation, die bei den älteren breiteren
Stäben unmöglich war, mit Leichtigkeit vorzunehmen.
Man ebnet sodann die obere Fläche und die Seitenstüzen der Roststäbe, damit der Rost,
an seine Stelle gebracht, eine ganz ebene Fläche darbiete, und dessen Stäbe an allen
Stellen gleiche Abstände zeigen. Obgleich so schmal, tragen sie dennoch eine starke
Steinkohlenladung, weil sie wegen der großen Quantität Luft, die zwischen ihnen
hindurchstreichen kann, nie rothglühend werden, also auch nicht Gefahr laufen, sich
zu biegen. 54 an der Zahl bilden die Stäbe einen 1 Meter 8 Cent. breiten Rost für
einen Dampfmaschinenkessel von 14 bis 16 Pferdekraft.
Wir haben gegenwärtig in unserm Etablissement drei größere und drei kleinere Roste
von der in Rede stehenden Art. Einer der größeren ist seit länger als zwei Jahren
unter einem Kessel, der unsere Färberei mit Dampf versieht, in Anwendung; es wurde
mehreremale sehr heftig gefeuert, ohne daß der Rost in diesen zwei Jahren eine
nachtheilige Veränderung erfahren hätte. Wegen der regelmäßigen Entfernung der
Roststäbe von einander und ihrer zahlreichen Zwischenräume strömt die Luft in großer
Menge und an der ganzen Rostfläche gleichförmig herbei. Der Zug ist sehr groß und
die Verbrennung sehr regelmäßig, ich möchte sagen vollkommen; denn die in den
Aschenraum fallende Asche ist weiß im Vergleich mit der Asche, die man unter andern
Oefen sieht, und die eine große Menge unverbrannter Kohle enthält.
Die Roststäbe dauern länger, weil sie durch die unter dem Roste einströmende
Luftmenge beständig abgekühlt und am Verbrennen gehindert werden, und weil ihre
abgehobelte Oberfläche weder Rauhigkeiten noch Blasen darbietet, die sie der
Zerstörung durch das Feuer zugänglicher machten.
Diese sorgfältig geebnete Oberfläche bietet übrigens noch einen andern Vortheil dar:
die Steinkohle, selbst von einer leicht sich verschlakenden klebrigen Qualität,
hängt sich nämlich nie an den Rost, weil die Luft überall die Roststangen abkühlt.
Der Heizer hat daher nie nöthig, der Luft dadurch einen Weg zu bahnen, daß er mit
seinem Schüreisen mühsam unter dem Rost zwischen den Stäben herumarbeitet; er schürt
sein Feuer mit der größten Leichtigkeit, indem er ein Werkzeug von beliebiger Form
nach allen Richtungen auf der Oberfläche des Rostes hin- und herbewegt. Die
Verbrennung der Kohle ist vollständig bis auf die steinigen und absolut
unverbrennbaren Theile. Mit einem Worte, wir haben seit zwei Jahren auch nicht eine
einzige Unannehmlichkeit an diesem System der Roste zu tadeln gehabt.
Was den Kostenpunkt betrifft, so kommt ein Rost nach dem neuen System wegen seiner
größeren Leichtigkeit wohlfeiler zu stehen, als einer nach dem alten. Am besten wird
man sich hievon überzeugen können, wenn ich den Preis der beiden lezten Roste
anführe, die wir in unserm Etablissement gesezt haben. Auf eine Breite von 1 Met. 8
Centim. besaß der ältere Rost 18 massive, 1 Meter 28 Centim. lange Stäbe, deren
jeder 46 bis 48 Kilogr. wog, die also zusammen 846 Kilogr. schwer waren und zum
mittleren Preis von 40 Fr. per 100 Kilogr., 338 Fr. 40
Cent. kosteten. Sie wurden durch 53 schmale Roststäbe von gleicher Länge ersezt, die
zusammen 388 Kilogr wogen.
à 55 Fr. per 100
Kilogr.
123
Fr.
40
Cent.
Fuͤr das Glatthobeln dieser 53 Staͤbe auf der
Maschine
67
—
50
—
––––––––––––––––––
Summe
280
Fr.
90
Cent.
Hieraus ergibt sich dem älteren Roste gegenüber eine Ersparniß von 57 Fr. 50 Cent.,
abgesehen von den ökonomischen Vortheilen, welche die bessere Verbrennung der Kohle
gewähren muß.