Titel: | Verbesserungen an Maschinen zum Vorbereiten, Kämmen und Streken der Wolle und Ziegenhaare, worauf sich Charles Augustus Preller, Kaufmann zu London, am 7. Jul. 1842 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. LXV., S. 257 |
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LXV.
Verbesserungen an Maschinen zum Vorbereiten,
Kaͤmmen und Streken der Wolle und Ziegenhaare, worauf sich Charles Augustus Preller,
Kaufmann zu London, am 7. Jul. 1842 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jun.
1843, S. 330.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Preller's Maschinen zum Vorbereiten etc. der Wolle und
Ziegenhaare.
Meine Erfindung bezieht sich insbesondere auf das Vorbereiten, Kämmen und Streken der
feineren und kürzeren Gattungen von Wolle und Ziegenhaaren und besteht darin, daß
ich die Wolle oder das Ziegenhaar, nachdem dieselben mit Seifenwasser gut gewaschen
worden sind, gewissen zwekdienlichen Anordnungen und aufeinanderfolgenden
mechanischen Operationen ausseze. Es ist zu bemerken, daß während dieses
Bearbeitungsprocesses weder Wärme noch Oehl nöthig ist. Der erste mechanische
Proceß, dem die Wolle oder das Haar ausgesezt wird, besteht im Krämpeln, wozu ich
mich vorzugsweise einer Maschine bediene, die aus zwei Trommeln oder Cylindern von
ungefähr 19 Zoll Weite besteht. Die erste Trommel ist mit grobdrähtigen
Krazenbändern ganz überzogen, wodurch ein ungefähr 19 Zoll weites Wollenband
gebildet wird. Die Krazenbänder der zweiten Trommel sind ungefähr 4 Zoll breit und
zwei derselben lassen jedesmal einen ¼ Zoll breiten Raum zwischen sich.
Vermöge dieser Anordnung liefert die zweite Trommel eine Reihe dünner
Wollenstreifen, welche abgekämmt und vermittelst einer geeigneten Maschine so dicht
als möglich auf breite Spulen gewikelt werden. Auf diesen Spulen bleibt die Wolle
12–14 Tage, wodurch ohne Anwendung von Wärme die natürliche gekräuselte
Beschaffenheit derselben beseitigt wird. Hierauf erfolgt das Kämmen der Wolle in der
Maschine, die ich jezt beschreiben will.
Fig. 40 stellt
die Seitenansicht und Fig. 41 die Frontansicht
einer Wollenkämmmaschine dar. Das Kämmen wird theils mit Hülfe von Kämmen, theils
mit Hülfe von Drahtkrazen bewerkstelligt, welche die successiv abgekämmten
Quantitäten Wolle bearbeiten. A, A ist das
Maschinengestell, dessen Beschaffenheit aus der Abbildung in die Augen springt; B sind die Lager der Hauptwelle C, welche die Bewegung mittelst eines über die Trommel D gespannten Riemens von einer Dampfmaschine oder
sonstigen Triebkraft aus mitgetheilt erhält. An der Achse C ist das Getriebe (1) befestigt, welches in das Stirnrad (2) greift.
Lezteres greift in das Rad (3) und dieses in das an der unteren Walze K befestigte Rad (4). Die obere Walze K wird durch die belasteten Hebel P und die Stangen P, die zugleich gegen die
Achse der oberen Walzen
K′ drüken, gegen die untere gepreßt. An dem
anderen Achsenende der unteren Walze K befindet sich ein
Stirnrad (5), das in ein zwischenliegendes Stirnrad (6) eingreift; lezteres steht
mit dem an der Achse der unteren Walze K sizenden Rade
(7) im Eingriff. Auf diese Weise wird den Strek- oder Speisungswalzen K′ die Bewegung mitgetheilt. An der Achse C ist eine Schraube befestigt, welche in das an der
Achse v befindliche Rad (8) greift. An der Achse v, deren Lager v′ an
der Seite der Maschine angebracht ist, sizt ein Winkelrad (9), welches mit dem an
der Achse w befindlichen Winkelrade (10) im Eingriffe
steht, und an der Achse w befindet sich das Stirnrad
(11), welches das an dem Krazencylinder s befestigte Rad
(12) umtreibt. Die Achsenlager dieses Krazencylinders werden durch die an den
Stangen u befindlichen Federn stets aufwärts gedrükt;
die Stangen u treten durch Lager u′, die an dem Seitengestell der Maschine angebracht sind. Der
langsam rotirende Krazencylinder bietet stets neue Krazenflächen den Kämmen G dar, welche quer über die Rahmen F geschraubt sind; leztere sind an das rotirende Gestell
E befestigt. Auf diese Weise wird die lokere Wolle
der aufeinanderfolgenden Wollenlagen von den Kämmen G
abgenommen; da nun die Wolle in den Kämmen sich anhäuft und es wünschenswerth ist,
daß die Krazen nur auf die successiven in den Kämmen aufgenommenen Wollenlagen
einwirken und nicht bis zu den vorhergehenden eindringen, läßt man den
Krazencylinder in dem Maaße als sich die Kämme mit Wolle füllen, allmählich von
denselben sich entfernen. Von der Oberfläche des Krazencylinders wird die Wolle
beständig durch die Walze y abgenommen, welche ihre
Bewegung von dem Stirnrade (12) erhält; dieses steht nämlich mit dem an der Achse
der Walze Y befindlichen Rade (13) im Eingriff. Die von
der Oberfläche des Cylinders s abgenommene Wolle nimmt
ihren Weg über die Walze Z und tritt von da zwischen den
Speisungswalzen K wieder in die Maschine, um mit der
anderen der Maschine übergebenen Wolle durch die Kämme abgenommen zu werden. Um die
rükgängige Bewegung des Krazencylinders zu reguliren, ist an beiden Enden seiner
Achse ein Excentricum x angebracht, mit dessen Hülfe
jene Bewegung erzielt wird. W, W sind nämlich
Adjustirschrauben, gegen welche die Excentrica x sich
lehnen; wenn sich die lezteren nun drehen, so nimmt offenbar der Abstand zwischen
den Kämmen und dem Krazencylinder s zu; wenn nun die
Kämme gehörig gefüllt sind, so wird die Maschine auf folgende Weise in Stillstand
gesezt, indem sich der Treibriemen von der festen auf die lose Rolle bewegt. Der
Riemen läuft nämlich durch die um eine Achse bewegliche Gabel R, welche mit einem Gegengewichte versehen ist. Dieses Gewicht strebt den
Treibriemen beständig auf die lose Rolle herüberzuziehen, wird aber, so lange die
Maschine im Gang ist, durch den verschiebbaren Bolzen R′ daran gehindert, dessen Hervorragung sich gegen die Hervorragung der
Gabel R lehnt. Der verschiebbare Bolzen R′ ist stets unten, so daß er die Gabel der
festen Rolle gegenüber und dadurch den Riemen auf dieser Rolle erhält. Dieser Zwek
wird vermittelst einer an dem Theile R′
befindlichen Hervorragung R2 erreicht, welche in eine geeignete, zur Seite des Excentricums x angebrachte Vertiefung tritt, um die Schiebstange R′ während des Ganges der Maschine an der
geeigneten Stelle zu erhalten und zu bewegen, wenn die Maschine in Stillstand gesezt
wurde. Die Spulen, von denen aus die Wolle in die Maschine geleitet wird, sind auf
einem geeigneten Gestell an der Vorderseite der Maschine angeordnet.
Ich will nun die Art und Weise beschreiben, wie die Wolle aus den Kämmen gezogen
wird. Die auf den Kämmen G befindliche gekämmte Wolle
wird aus freier Hand mit Hülfe des Fig. 44 abgebildeten
Handkammes auf die Kämme H der unten zu beschreibenden
Strekmaschine hinübergeschafft. In diesen Kamm, welcher eine einzige Reihe langer
Zähne besizt, drükt der Arbeiter mehrere Loken der gekämmten Wolle und versezt sie
der Reihe nach auf die Kämme H der Strekmaschine und
zwar auf jeden Kamm H eine Loke. Der kleine an dem Kamm
Fig. 44
angebrachte Seitenkamm dient dazu, die Enden der Wolle oder Ziegenhaare auszukämmen
und sie in die geeignete Lage zu bringen.
Fig. 42 stellt
eine Seitenansicht und Fig. 43 eine Endansicht
der in Rede stehenden Maschine dar. A, ist das Gestell;
E die zu beiden Seiten der Maschine gelagerte
Hauptwelle, mit der festen und losen Rolle F Die
Bewegung wird dieser Welle von einer Dampfmaschine vermittelst eines über die feste
Rolle oder Scheibe F gespannten Riemens mitgetheilt. Ein
an der Welle E befindliches Stirnrad (l) greift in das
Stirnrad (2), an dessen Achse B ein Kettenrad C befestigt ist, welches die Ketten D in Bewegung sezt. An jedem Gliede dieser Kette ist ein
Kamm H befestigt. Die auf diese Weise durch die Maschine
sich bewegenden Kämme sind Rüken an Rüken angeordnet, so daß die Zähne zu beiden
Seiten herausstehen. Die Ketten D liegen auf den Walzen
C′ und die unteren Kämme gleiten auf der
Führungsfläche V. Die Achse B trägt das Stirnrad (3), welches an das Stirnrad (2) befestigt ist, und
lezteres greift in das Rad (4), das mit dem Rade (5) an einer und derselben Achse
sizt. Das Rad (5) sezt das an der Achse B befestigte Rad
(6) in Umdrehung. Dieses ist die Anordnung, wodurch die Kettenräder mit den Ketten
in Thätigkeit
gesezt werden. Das Stirnrad (1) sezt außerdem das Rad 7, welches an der Achse einer
der Strekwalzen K befestigt ist, in Bewegung. Die obere
Strekwalze wird durch die um M drehbaren Hebelarme L, L gegen die untere gedrükt, indem zu beiden Seiten
der Maschine wurmförmige Federn N auf die unteren Enden
dieser Hebel wirken. O ist eine Walze, deren Achse auf
den Hebeln a, a liegt. Diese Hebel werden durch
wurmförmige Federn b, welche auf die unteren Enden der
Stangen a′ auf die Walze O und auf eine der Strekwalzen K wirken,
angedrükt. Ein endloses Tuch nimmt die beiden von den Kämmen H entfernten Wollenbänder auf. Die Wolle windet sich allmählich auf die
große Trommel Q auf, welche auf Säulen gelagert ist, die
um Achsen X drehbar sind. An dem einen Ende der
Trommelachse befindet sich eine Schraube, die in ein Zählrad eingreift, welches ein
Glökchen in Thätigkeit sezt, wenn die erforderliche Quantität Wolle sich auf der
Trommel Q aufgewikelt hat. Die Trommel erhält ihre
Bewegung von der Walze O, welche durch das endlose Tuch
P in Thätigkeit gesezt wird. Dieses wird durch eines
der Räder K bewegt, welche die Wolle aus den Kämmen
herausziehen. Die Kämme mit dem daran haftenden Abfall bewegen sich eine Reihe
geneigter Platten o, o hinab, von denen einige an der
Außenseite, andere zwischen den Reihen der Kammzähne wirksam sind. Diese geneigten
Platten sind an die Seitengestelle so befestigt, daß sie zu beiden Seiten auf die
Kämme wirken können und so gestaltet, daß sie bis zu einem gewissen Punkt
herabkommen und sich gegen die Rüken der sich ihnen entgegen bewegenden Kämme
lehnen. Die Enden der Platten o sind weiter als die
Tiefe der Kämme. Indem nun der in den Kämmen befindliche Abfall mit den geneigten
oder keilförmigen Platten o in Berührung kommt, erhebt
sich der Abfall auf diese Platten und wird endlich auf diese Weise aus den Zähnen
der Kämme herausgeschafft. Um eine vollständige Reinigung der Kämme von dem Abfall
zu bewerkstelligen, ist es besser, eine der Platten o
länger als die übrigen zu machen. Indem sich die Kämme der Zugwalze K entgegenbewegen, sind sie den Wirkungen eines Rades
ausgesezt, dessen hervorstehende Zähne zwischen die Zähne der Kämme H eindringen und den Abfall in den Kämmen auflokern.
Dieses wird mit Hülfe des folgenden Apparates bewerkstelligt. Für jede Reihe Kämme
ist ein Rad p vorhanden, und die Achsen sämmtlicher
Räder p sind auf einem Hebel q gelagert, welcher durch Federn s beständig
angedrükt wird. Sämmtliche um Achsen q′ drehbare
Hebel lassen sich gegen die Kämme aufwärts erheben. Gegen jeden der Hebel wirkt ein
Excentricum r. An der Achse r′ der Excentriken sizt ein Stirnrad (9), welches mit Hülfe des
Zwischenrades (8) von
dem Rade (7) umgetrieben wird. Die excentrischen Scheiben sind so gestaltet, daß sie
die Hebel erheben und die Spizen der Räder p
veranlassen, in der Nähe der Rüken der Kämme einzudringen und sich dann nach Außen
gegen die Spizen der Zähne hinzubewegen, wodurch der in den Kämmen angesammelte
Abfall aufgelokert und frei gemacht wird. Um das Stoken der auf dem endlosen Tuch
P fortgeführten Wolle zu verhüten, sind Walzen T, T angebracht, die sich
auf diesem Tuche hin und herbewegen, und deren Achsen auf der in den Lagern G gleitenden Stange T′ liegen. Diese verschiebbare Stange wird durch eine Feder beständig
gegen die an der festen Rolle F angebrachte
wellenförmige Bahn gedrükt. Alles dieses wird bei näherer Betrachtung der
Abbildungen deutlich werden.