Titel: | Neues Gerbeverfahren, worauf sich Julius Bordier, Kaufmann zu London, am 13. Jan. 1842 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. LIX., S. 233 |
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LIX.
Neues Gerbeverfahren, worauf sich Julius Bordier, Kaufmann zu
London, am 13. Jan. 1842 ein Patent ertheilen ließ.Wir verweisen auf D'Arcet's Bemerkungen uͤber
dieses Gerbeverfahren im polytechnischen Journal Bd. LXXXV S. 68.A. d. R.
Aus dem London Journal of arts. Jun. 1843, S.
382.
Bordier's Gerbeverfahren.
Bei diesem Verfahren benuzt man eine neue Gerbeflüssigkeit, durch welche viel Zeit,
Mühe und Kosten erspart und die Häute fast wasserdicht werden.
Die Häute werden, wenn sie gewaschen, enthaart und geschwellt sind, mit solchen
metallischen und andern Salzen behandelt, welche von ihnen zersezt werden, oder sich
mit ihnen verbinden können. Es eignen sich hiezu am besten das zweifachbasische
schwefelsaure Eisensesquioxyd und das basische rothe schwefelsaure Eisen oder das
halbschwefelsaure Eisenoxyd.
Das basische rothe schwefelsaure Salz wird bereitet durch Kochen von 15¼,
Gallons (152½ Pfd.) Wasser in einem kupfernen Kessel und Auflösen von 2
Centnern Kupferwassers (grünen Eisenvitriols) in demselben. Lezterer wird zerstoßen,
durch Siebe (mit zollgroßen Löchern) geschlagen, allmählich in das Wasser
eingetragen und dieses bis zum Sieden erhizt. Wenn aller Eisenvitriol aufgelöst ist,
wird die siedendheiße Flüssigkeit in eine Kufe von Tannenholz von etwa 44 Gallons
RauminhaltDem Raum, welchen 440 Pfd. Wasser einnehmen. gebracht und mit 44
Pfd. Schwefelsäure von 66° Baumé (1, 848 spec. Gewicht) vermischt, worauf man
44 Pfd. feingepulverten Braunstein allmählich zusezt. Man rührt um, bis das
Aufbrausen aufhört und läßt die Flüssigkeit dann erkalten; nach dem Erkalten wird
sie mit Wasser auf den gehörigen Grad verdünnt. — Statt Schwefelsäure von
66° B. zuzusezen, kann man sich zum Auflösen des Kupferwassers auch eines
Gemisches von 66 Pfd. schwächerer Schwefelsäure von 50° B. (1,530 spec.
Gewicht) und 132 Pfd. Wasser bedienen; die Auflösung muß aber in diesem Falle in
einem bleiernen Kessel geschehen, damit die kochende Schwefelsäure nicht das Metall
angreift.
Man kann auch folgendermaßen verfahren. Man schlägt den Eisenvitriol durch ein Sieb
mit Löchern von ⅓ Quadratzoll, bringt 22 Pfd. davon in einen großen
steinernen Topf und gießt darauf eine Mischung von 2¼ Pfd. Salpetersäure von
36° B. (1,333 spec. Gewicht) und 3 Pfd. 1 Unze Schwefelsäure von 66°
B. (1,848 spec. Gew.),
rührt mit einer hölzernen Spatel um, erhizt durch Dampf und rührt so lange fort, bis
sich keine salpetrigen Dämpfe mehr entwikeln und der Eisenvitriol völlig aufgelöst
ist; man entfernt dann den Topf vom Feuer und rührt so lange die Flüssigkeit von
Zeit zu Zeit um, bis sie sich zu einem Teig verdikt, oder wenigstens bis sie kalt
ist, läßt sie hierauf 24 Stunden lang ruhen, sezt Wasser zu, mischt sorgfältig und
gießt dann so viel Wasser auf, bis die Flüssigkeit den gewünschten Grad hat. Nun
sezt man die gehörige Quantität oder einen Ueberschuß frisch bereiteten
Eisenoxydhydrats zu, rührt die Flüssigkeit 2 oder 3 Tage lang alle 2 Stunden wohl
um, wo sie dann zum Gebrauche fertig ist.
Der bei der Bereitung der Flüssigkeit nach dem ersten Verfahren entstehende gelbe
Niederschlag kann statt des Eisenoxydhydrats zur Beendigung der zulezt beschriebenen
Bereitung gebraucht werden. Auch kann man diesen Niederschlag leicht in eine Lösung
von zweifach basischem schwefelsaurem Eisenoxyd umwandeln, wenn man ihm in seinem
teigartigen Zustand eine gehörige Quantität concentrirte Schwefelsäure zusezt; die
Mischung erhizt sich sehr stark, alles basische Salz löst sich auf und nach dem
Erkalten wird die Flüssigkeit mit Wasser gehörig verdünnt; man sezt von dem gelben
Niederschlag oder dem Eisenoxydhydrat genug hinzu, um sie so basisch als möglich zu
machen. Die während 2–3 Tagen bisweilen umgerührte Mischung läßt man nun
absezen und die so erhaltene Flüssigkeit kann dann zur Zubereitung der Häute
gebraucht werden.
Die Flüssigkeit, aus welcher die Häute alles doppeltbasische Eisenoxyd ausgezogen
haben, und die nur mehr schwefelsaures Mangan und wenig schwefelsaures Eisenoxydul
enthält, kann man durch Kalkmilch zersezen, um damit noch verschiedene wohlfeile
Farben zu gewinnen.
Die geschwellten und enthaarten Häute werden in die gehörig verdünnte Flüssigkeit
getaucht; hinsichtlich der Zeit richtet man sich nach ihrer Dike; drei Tage z. B.
reichen hin für dünne Felle, wie Kalbfelle, während Ochsenhäute 6 bis 8 Tage
erfordern; sie sind nach dem Herausnehmen der Fäulniß vollkommen unfähig, gestatten
aber dem Wasser so viel Durchgang, als das auf gewöhnliche Weise gegerbte Leder. In
15 bis 20 Tagen, auch in kürzerer Zeit, kann so jede Art Leder bereitet werden,
vorzüglich aber dikes Sohlenleder von größerer Dauerhaftigkeit als das
gewöhnliche.
Die so gegerbten und dann auf gewöhnliche Art weiter zubereiteten Häute gewähren den
Vortheil, daß sie, wenn sie abgenüzt sind, von den basischen Salzen und den Fetten,
welche sie gegen Fäulniß schüzen und wasserdicht machen, leicht befreit und zur
Bereitung von Leim
angewandt werden können, wie dieß sonst mit den Abfällen der noch ungegerbten Häute
geschieht.