Titel: | Freie Steigradshemmung; erfunden von R. S. Rigtrup, Uhrmacher aus Dänemark. |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XXVI., S. 99 |
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XXVI.
Freie Steigradshemmung; erfunden von R. S. Rigtrup, Uhrmacher aus
Daͤnemark.
Mit einer Abbildung auf Tab. II.
Rigtrup's freie Steigradshemmung.
Ich hatte schon seit lange nachgedacht, ob den Mängeln, welche die außerordentlich
weit verbreiteten Uhren mit Steigrad und Spindel alle haben, nicht abzuhelfen sey,
und bin durch unten näher beschriebene Hemmung zu einem Resultat gelangt, wodurch
nicht nur diese Mängel beseitigt sind, sondern die Hemmung so vervollkommnet ist,
daß sie den Hemmungen in Chronometern an die Seite gesezt werden kann.
A, A, Fig. 15, ist der obere
Boden; B, B die Potence und der Steigradskloben; C, c ist die Basküle, auf deren vorderstem Ende die Ruhe
bei c stattfindet; d ist die
Hebungsrolle; e ein kleiner Auslösungszahn; f die Auslösungsfeder; a, a
die Anschlagsschraube, welche dient den Eintritt der Basküle in die Zähne zu
bestimmen; b, b eine sehr schwache Spiralfeder, um die
Basküle in der Richtung gegen das Rad und die Anschlagsschraube zu halten. Indem
jezt die Unruhe G, G von der rechten zur linken Seite
schwingt, führt sie, da der Auslösungszahn e die
Auslösungsfeder f gegen die Basküle C, c drükt, und dieselbe in dieser Richtung um ihre
Achse drehend macht, die Basküle aus dem Zahne des Steigrades. Sobald dasselbe frei
ist, fällt es gegen die Hebungsrolle d. Wenn das
Steigrad ein Drittel von seinem Wege zurükgelegt hat, sezt sich die Basküle in Ruhe,
indem der kleine Zahn e die Auslösungsfeder f entläßt. Jezt vollzieht sich die Hebung und das
Steigrad kömmt bei c auf der Basküle C, c in Ruhe, indem die Unruhe nach der Impulsion frei
schwingt. Wenn die Unruhe zurük schwingt, gibt bloß die kleine Feder f den Einwirkungen des Zahnes e nach, indem dieselbe sich nicht in dieser Richtung gegen die Basküle
stüzt und die Hemmung beginnt von Neuem ihr Spiel. Der Durchmesser der Hebungsrolle
kömmt dem Raume zwischen zwei Zahnspizen und dem der Hälfte bis zum nächsten gleich.
Die Hebung ist 60 Grad.
Alle Mängel, welche auch bei einer sorgfältigen Arbeit die Hemmung mit der Spindel
beibehält, werden durch dieses Echappement aufgehoben. Meine Uhr habe ich ohne Rüker
ausgeführt und eine Compensations-Unruhe angewendet, so daß die Uhr wie ein
Chronometer regulirt worden ist. Die Unruhe schwingt 480°.
Nachdem die Hemmung fertig war, ließ ich die Uhr mit derselben Unruhe und Spiralfeder
gehen, womit sie früher als Spindeluhr regulirt war, und dieselbe blieb jezt binnen 24 Stunden 2
St. 23 Min. 30 Sec. zurük. Einen andern Versuch machte ich, indem ich die Unruhe
wechselte, und die Compensations-Unruhe anbrachte, welche einen Durchmesser
von 710/12 Linien
hat und 6 Gran wiegt, wogegen die alte Unruhe eine Größe von 89/12 Linien hatte
und 4 Gran wog; mit dieser schwerern Unruhe nun blieb die Uhr 2 St. 42 Min., also
nur um 18 Min. 30 Sec. mehr zurük als beim ersten Versuch. So viel um den
Unterschied zu zeigen, welchen meine Hemmung gegen das Spindelechappement darbietet.
Mit einer stärkern Spiralfeder ist die Uhr bis auf geringe Kleinigkeiten regulirt.
Diese Hemmung, welche ich freie Steigradshemmung nenne, läßt sich in jeder einfachen
Spindeluhr einrichten, wenn man nur zwischen der Potence und dem Steigrade Plaz
genug findet, oder solchen leicht machen kann, so daß der kleine Auslösungszahn,
ohne die Potence und das Steigrad zu berühren, freien Spielraum hat. Nothwendig ist
es, daß man eine Schneke mit Hülfskraft anwendet, ohne welche die Uhr beim Aufziehen
stehen bleiben würde. Ich beabsichtige diese Hemmung auch mit Federn anstatt der
Basküle auszuführen. Um sie endlich bei Repetiruhren, wo der Plaz neben der Potence
sehr beschränkt ist, anwenden zu können, bin ich darauf bedacht, der Ruhe in dieser
Hinsicht eine andere, von den beiden oben erwähnten etwas verschiedene Form zu
geben.
Die Basküle C, c hat bei C
deßhalb eine stärkere Form, um den hintern Theil mit dem vordern ins Gleichgewicht
zu bringen, was, da ihre Achse nicht in der Mitte ihrer Länge angebracht worden ist,
nicht statt fand und durchaus nothwendig ist.