Titel: | Verfahren dem Stärkmehl ohne Beihülfe des Röstens oder von Säuren die Eigenschaft zu ertheilen, sich in Wasser von 56° R. aufzulösen und diese Auflöslichkeit ein Jahr zu behalten; von Hrn. Jacquelin. |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XVI., S. 62 |
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XVI.
Verfahren dem Staͤrkmehl ohne
Beihuͤlfe des Roͤstens oder von Saͤuren die Eigenschaft zu
ertheilen, sich in Wasser von 56° R. aufzulösen und diese Aufloͤslichkeit
ein Jahr zu behalten; von Hrn. Jacquelin.
Aus den Comptes rendus, Mai 1843, Nr.
20.
Jacquelin, über Stärkmehl.
Es wurde bei 48° R. eine Diastaslösung mit 300 Grammen reinen Wassers und 80
Gr. gekeimter Gerste bereitet. Die 200 Gr. wiegende filtrirte Lösung wurde in zwei
gleiche Portionen getheilt, deren eine zum Befeuchten von 125 Gr. lufttrokenen
Stärkmehls und die andere ebenfalls von 125 Gr. Stärkmehls diente, welches vorher
bei 80° R. getroknet worden war, um das Einziehen der Flüssigkeit in das
Stärkmehl zu befördern.
Eine Stunde nach dem Befeuchten wurden beide Theile behufs des Abtropfens auf
Gypsblöke gebracht und endlich in einer im Wasserbade auf 40° R. erwärmten
Platinschale vollends ausgetroknet.
Durch das Ausbreiten des feuchten Stärkmehls auf dem Gypse wollte ich, wie man
einsehen wird, das Abfließen der überflüssigen Flüssigkeit befördern und der so
schnell eintretenden Veränderung des feuchten Diastas an der Luft vorbeugen. Es
mußte nun erstens ermittelt werden, ob das mit Diastas imprägnirte Stärkmehl die
Eigenschaft erlangt hatte, sich in Wasser von 56° R. aufzulösen und zweitens,
ob es diese Auflöslichkeit lange beibehält.
Die erstere Frage wurde bejahend gelöst, denn 5 Gr. beider Stärkmehle, in 30 Gr.
Wasser gerührt, gaben eine vollkommene und sehr flüssige Lösung, sobald das Wasser
56° hatte.
Dasselbe Resultat erhielt man, wenn man, statt wie oben, 5 Gr. von beiden Stärkmehlen
in 30 Gr. Wasser von 56° R. fallen ließ.
Diese am 25. März 1841 angestellten Versuche wurden mit gleichem Erfolge zur selben
Zeit im J. 1842 wiederholt und sogar, wenn man auf diese Weise bereitetes, aber
absichtlich in bloß mit Papier bedekten Gefäßen aufbewahrtes Stärkmehl nahm, erhielt
man jederzeit eine Auflösung desselben in Wasser. Im J. 1843 lösten sich dieselben
Stärkmehle nicht mehr in Wasser von 56° auf.
Es geht hieraus unstreitig hervor, daß das Diastas, dieser im isolirten Zustande im
höchsten Grad ephemere Stoff, in das Stärkmehl übergetragen werden und eine Zeit
lang sich darin vor den Einflüssen der Temperatur und der atmosphärischen
Feuchtigkeit geschüzt erhalten kann, wie es sich im Innern der Gerste erhält, wenn
durch gehörige Austroknung ihrer Zersezung rechtzeitig Einhalt gethan wird.