Titel: | Verschiedene Ofenkitte. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. LXXXIV., S. 369 |
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LXXXIV.
Verschiedene Ofenkitte.
Aus der „Anleitung, Zimmer- und Kochöfen den
neuesten Erfahrungen entsprechend zu bauen. Von Gustav v. Kern, königl. bayer.
Ingenieur-Obrist-Lieutenant.“Nürnberg. 1843.
Verschiedene Ofenkitte.
1) Man nimmt ausgebrannten, ganz fein pulverisirten Bakofenlehm, eben so viel
frischen, guten, durch ein Sieb geschlagenen Thon, Eisenfeilspäne oder Hammerschlag,
etwas frisch gebrannten gelöschten Kalk, Flachsahnen (Flachsscheben) und Kuhhaare.
Diese Masse mengt man gut unter einander und feuchtet sie mit Weinessig an. Um sie
zur Verarbeitung geschmeidig zumachen, verdünne man sie mit Wasser. Braucht man
diesen Kitt allezeit frisch (denn der alte wird unbrauchbar), so wird er in kurzer
Zeit durch das Feuer so fest, daß man ihn kaum mit dem Hammer abschlagen kann.
Uebrigens bedient man sich auch zur schnellen Hülfe gegen das Rauchen der Oefen eines
Eßlöffels voll Salz, mit eben so viel rein gesiebter Asche vermengt, beides mit
Wasser zu einem Teig angeknetet.
2) Eine andere Art Kitt besteht aus durchgesiebtem Lehm mit frischem Ochsenblut,
Essig, Salz, Ziegelmehl und Eisenfeilspänen an gemacht.
3) Als vorzüglich dauerhaft und erprobt durch vielfache Versuche fand ich
nachstehenden Mörtel, womit sowohl die Töpferkacheln, als auch die Ziegelsteine an
den Oefen und die unglasirten Kacheln zusammengefügt werden können. Man nimmt zu 2
Maaß geschlämmtem und wieder getroknetem Lehm 1/2 Maaß fein gesiebte Flachsscheben,
1/4 Maaß Eisenfeilspäne, 1/4 Maaß Küchensalz, 1/4 Maaß Silberglätte und 1/4 Maaß
fein gesiebte Eichen- oder Buchenasche, mischt alles im trokenen Zustande gut
durcheinander, sättiget diese Masse mit Leinöhlfirniß und bereitet davon einen
ziemlich steifen Mörtel (Ofenkitt). Es troknet zwar dieser Mörtel etwas langsam,
jedoch wird er so fest wie Stein und verbindet sich sowohl mit den Kacheln als
Ziegelsteinen so innig, daß die Fugen auch bei der stärksten Feuerung nie im
mindesten auseinander gehen, wobei jedoch das Tränken der Stoßfugen mit Firniß,
sowohl bei den Kacheln als den Steinen, nicht vergessen werden darf. Besteht der
Ofen aus unglasirten Kacheln oder aus Ziegelsteinen und wird sohin übertüncht (mit
Farbe bemalt), so darf das Tünchwerk nicht eher aufgetragen werden, bis nicht die
Fugen völlig troken sind; auch dürfen die Fugen außerhalb nicht eher mit Oehl abgepinselt werden,
weil sonst das Oehl an dem vorbeschriebenen Mörtel nicht haftet.
4) Um sowohl eiserne Ofenplatten, als auch Ziegelzungen mit eisernen Platten, dicht
und fest miteinander zu vereinigen, gibt Chryselius
folgendes an. Bevor die Platten zusammengesezt werden, ist es nöthig, daß gut
getrokneter durchgesiebter Lehm mit Vieressig gleichsam zu einer diken Farbe
angemacht und damit alle inneren Seiten der Platten, Fälze und Spünde gut
ausgestrichen werden. Diese Masse rostet stark an und wenn solche troken ist, kann
man diesen Anstrich wiederholen, bis alles Eisen vollkommen gedekt ist; man kann
auch etwas Salz unter die Masse nehmen. Dieser Anstrich hat den Nuzen, daß der Lehm,
womit man die Fugen der Ziegelzungen an den eisernen Platten verstreicht, mit dieser
festen, gleichartigen Masse sich besser verbindet, als es an dem bloßen Eisen
erfolgen würde.
5) Bei gußeisernen Oefen läßt sich insbesondere der von dem berühmten Architekten
Elias Holl beschriebene Kitt, den ich aus dessen zu
Augsburg auf dem städtischen Baubüreau in Manuscript befindlichen Tagebuch entnahm,
mit gutem Erfolg anwenden. „Man nimmt 1 Maaß Feilspäne und 1/3 Maaß
Waldsand, mengt es gut durcheinander und stößt es fein zu Pulver, dann 1 Pfd.
Vitriol und 1/4 Pfd. gestoßene Galläpfel, bringt es in einen Hafen und gießt 1
Maaß Essig darüber, läßt es vorsichtig bei dem Feuer warm werden, bis der
Vitriol vergeht, sonach rührt man die Feilspäne daran, läßt es erkalten und
verkittet damit die Fugen und Falze der Platten; wenn der Kitt troken ist, nimmt
man Baumöhl und etwas Firniß, läßt es auch warm werden und überpinselt damit die
Fugen.“
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Die „Anleitung Zimmer- und
Kochoͤfen, Sparkochherde und Kesselherde den neuesten Erfahrungen
entsprechend zu bauen, von Gustav v. Kern, koͤnigl. bayer.
Ingenieur-Obrist-Lieutenant, Nuͤrnberg, 1843 (Friedr. Korn'sche Buchhandlung) mit 5 Tafeln
Abbildungen“, woraus vorstehender Artikel entnommen ist, glauben wir
den Toͤpfern als ein in leichtfaßlichem Styl geschriebenes Handbuch mit Recht
empfehlen zu koͤnnen. Der Verfasser beschreibt darin nicht nur mehrere nach
neuester Art construirte, durch Erfahrung bewaͤhrt befundene
Stubenoͤfen und Kochherde, sondern verbreitet sich auch genuͤgend
uͤber dasjenige, was den Toͤpfern behufs der innern Einrichtung oder
Construction der Oefen und ihrer einzelnen Theile, uͤber den Einfluß des
Baues der Schornsteine darauf, die Heizkraft der gewoͤhnlichen
Brennmaterialien etc. im Allgemeinen zu wissen noͤthig ist, damit sie im
Stande sind, nicht nur neue Feuerungsanlagen nach physikalischen Grundsaͤzen
zu errichten, sondern auch die nach alter Art construirten Oefen holzersparend
umzuaͤndern.
Die Einleitung dieser Schrift enthaͤlt historische Notizen
uͤber die Feuerungskunde und ihre allmaͤhliche Verbesserung in
Beziehung auf Zimmer- und Kochoͤfen, Kochherde und Kesselfeuerung,
woraus wir uͤber Geschichte der Luftheizung
Folgendes mittheilen:
„Professor Johann Georg Leutmann war der erste,
welcher eine zwekentsprechende Ofenfeuerung bekannt machte. Seine Schrift: Vulcanus famulans, oder sonderbare Feuerbenuzung
durch Einrichtung der Stuben-, Schmelz-, Treib- und anderer
Oefen, welche im Jahr 1720 in 8° mit Kupfern zu Wittenberg erschien und
wovon 1764 zu Zerbst die 5te Auflage heraus kam, fand allgemeinen Beifall. Er
ordnete Oefen mit horizontaler und verticaler Rauchcirculation an, mittelst
sogenannten Zungen, welche in dem Ofenaufsaz angebracht waren. Er
benuͤzte die Waͤrme eines Ofens, um damit zugleich ein oberes
Zimmer zu heizen, indem er den Rauch aus dem unteren Ofen in einen im oberen
Zimmer angebrachten Ofen mittelst einer Rauchroͤhre leitete. Eben so
fuͤhrte er die Heizung mit erwaͤrmter
Luft durch die sogenannte Leutmann'sche
Roͤhre ein. Es war dieß ein trichterfoͤrmiges, an der
Einmuͤndung etwa 4 Zoll, vor der Ausmuͤndung 1 1/2 bis 2 Zoll
weites, aus starkem Eisenblech gefertigtes Rohr, welches von Außen durch den
Feuerkasten hindurch in das Zimmer ging. Auf diese Weise stroͤmte die
reine Luft von Außen in die Roͤhre, wurde da durch das Feuer
erwaͤrmt und trat als warme Luft durch die an der Ausmuͤndung 1
1/2 bis 2'' weite Oeffnung in das Zimmer. Sobald das Feuer abgebrannt war,
schloß man die aͤußere Oeffnung mittelst einer Klappe. Um dieses Rohr
gegen die nachtheilige Einwirkung des Feuers zu schuͤzen, wurde es mit
einem zu Schaum geschlagenen Eiweiß uͤberstrichen und sogleich mit
ungeloͤschtem Kalk, gestoßenem Glas und Ziegelmehl uͤberstreut; so
wie dieser Ueberzug gehoͤrig getroknet war, erfolgte ein zweiter
derselben Art.
Die nur in den Kloͤstern bekannt gewesene Heizung mit erwaͤrmter
Luft, wo in einer besonderen Kammer Luft heiß gemacht und mittelst
Canaͤlen in mehrere Zimmer zugleich durch die Scheidemauern geleitet
wurde, war dem Publicum wohl nicht bekannt. Wohl aber hat Leutmann in seinem erwaͤhnten Werke, Cap. 33, schon sehr
ausfuͤhrlich diesen Gegenstand unter der sonderbaren Aufschrift
behandelt: „wie alte Leute und Podagrici, die Waͤrme an den
Fuͤßen noͤthig haben, selbes anordnen
koͤnnen.“ Daselbst heißt es: diesen zu helfen, geschieht
wie folgt; wenn sie in einer unteren Stube wohnen, so lasse man den Stubboden
aufreißen und 3 1/2 bis 4 Ellen der Erde ausgraben, hernach die Waͤnde
mit Mauerstein auffuͤhren, als ob man einen Keller machen wollte. Dann
lasse man Balken uͤber diesen Keller legen, und auf diese Balken nagelt
man duͤnne Tischbretter. Dann sezt man in diesen Keller einen Öfen
der gut heizt und zwar mit einer Windroͤhre, und lasse das oberste
undloch derselben mit einer
Roͤhre versorgen, welche durch die Bretter in die Wohnstube gehe, nicht
aber die Bretter beruͤhre, sondern ringsherum frei, durch ein
groͤßeres Loch, als sie (die Roͤhre) dik ist, gehe und mit einem
eisernen Kreuz befestigt werde, damit sie die Bretter nicht anzuͤnde.
Wenn nun der Ofen im Keller geheizt und gut verschlossen gehalten wird, so
steigt die Hize am meisten in die Hoͤhe und dringt durch die Bretter, das
Windrohr wird auch viele warme Luft in die Stube blasen und mit einem Wort, die
Stube wird unten am Boden so warm seyn, wie oben an der Deke. Will man ein solch
Zimmer im oberen Stok des Hauses anlegen, so wird die jezt geschehene Anweisung
genugsam Anleitung geben, wie man statt des Kellers, eine untere Stube dazu
gebrauchen kann. Es wird auch daraus abzunehmen seyn, wie man ein
fuͤrstliches Zimmer zubereiten kann, daß kein Ofen darin anzutreffen und
doch warm gemacht werden koͤnne; naͤmlich durch lauter
Luftroͤhren, welche aus den Waͤnden, unten nahe am Boden
herausgehen und erwaͤrmte Luft aushauchen.
Da aber dennoch spaͤter erschienene Schriften uͤber die
Feuerungskunde diese Leutmann'sche Heizmethode nicht
in Anregung brachten, so bin ich der Ansicht, daß dieser in dunkle Vergessenheit
zuruͤkgestellt gewesene wichtige Gegenstand vorzuͤglich durch die
gehaltvolle Schrift des Hrn. Professor Meißner (die
Heizung mit erwaͤrmter Luft, 2te Auflage, Wien 1823) nicht nur die
wuͤrdigste Anerkennung, sondern namentlich eine weit umfassendere
Vervollkommnung erhielt.“