Titel: | Verbesserungen an den Maschinen zum Vorbereiten und Verspinnen der Baumwolle und anderer Faserstoffe, worauf sich Thomas Knowles, Baumwollspinner in Manchester, am 1. Aug. 1839 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. X., S. 21 |
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X.
Verbesserungen an den Maschinen zum Vorbereiten
und Verspinnen der Baumwolle und anderer Faserstoffe, worauf sich Thomas Knowles,
Baumwollspinner in Manchester, am 1. Aug. 1839 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Febr.
1842, S. 65.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Knowle's Maschinen zum Vorbereiten und Verspinnen der
Baumwolle.
Meine Verbesserungen an Maschinen zur Verarbeitung von Baumwolle und anderen
Fasersubstanzen bestehen 1) in einem neuen Mechanismus in Anwendung auf Maschinen
zum Krämpeln, Streken und Spinnen der Baumwolle; 2) in der Anwendung einer einfachen
Garnröhre (twisting-tube) oder eines Fadenführers
auf Strek- und Vorspinnmaschinen; diese Vorrichtung soll in Verbindung mit
den zuerst erwähnten Verbesserungen dazu dienen, dem Bande vor seinem Aufwikeln auf
die Spule eine hinreichende Festigkeit zu geben, damit es sich bei dem darauf
folgenden Proceß ohne Nachtheil abwikeln lasse. Das wesentlich Neue des ersten
Theiles meiner Verbesserungen besteht darin, daß man das von dem Abnehm-Ende
(dofing end) der Krämpelmaschine kommende Band um
einen beweglichen ausdehnbaren Führer leitet, welcher jeder ungleichförmigen
Spannung des Bandes auf seinem Wege nach der Spule vorbeugt, auf welchem Theile der
Spule sich dasselbe auch aufwinden möge. Der näheren Erläuterung dieser Einrichtung
wegen gehe ich sogleich zur Beschreibung der Abbildungen über, mit der Bemerkung,
daß in allen Figuren die correspondirenden Maschinentheile mit gleichen Buchstaben
bezeichnet sind.
Fig. 31 ist
eine Frontansicht und Fig. 32 eine
Seitenansicht, welche den ersten Theil meiner Verbesserungen in Anwendung auf eine
Krämpelmaschine darstellen.
Fig. 33
liefert einen Grundriß und Fig. 34 einen
Verticaldurchschnitt des in Rede stehenden Apparates.
Es ist zu bemerken, daß die Verbesserungen nur auf solche Maschinen anwendbar sind,
bei denen sich die Baumwollbänder auf Spulen aufwikeln, anstatt in Kannen
niederzufallen. a, a ist ein Theil des gußeisernen
Gestells einer gewöhnlichen Krämpelmaschine und zugleich das Abnehm-Ende; b das Baumwollenvließ, welches durch den Trichter c nach dem gewöhnlichen Strekapparat d, d vorschreitet. Von hier geht die Baumwolle in
Gestalt eines Bandes längs der Führung d', d' weiter und
um einen Pflok e, welcher in der Mitte der Führung auf
einem gewöhnlichen Scharniere steht. Das Band geht sofort durch den Führer f,
f und unter die Preßwalzen g, g, von wo es sich
um die auf der Trommel i, i sich drehende Spule h, h aufwikelt. Die Bewegung kann von irgend einem
passenden Theile der Krämpelmaschine oder einer anderen Maschine aus auf meinen
Verbesserten mechanischen Apparat übertragen werden. Bei Krämpelmaschinen seze ich
dieses auf folgende Weise ins Werk. An der Welle I,
einem Theile der Krämpelmaschine, sizt eine kleine Rolle m, von der aus ein Riemen um eine größere Rolle n läuft, welche sich an der Achse der Trommel i,
i befindet. Diese Trommel dreht sich und sezt vermöge der Friction auch die
Spule in Umdrehung, so daß das Band auf der lezteren sich aufwikeln kann. Zugleich
wird die Bewegung mit Hülfe der Zwischenräder o, o und
der Welle v dem Getriebe p
mitgetheilt, welches abwechselnd oben und unten in die Zahnstange q eingreift, um eine hin- und hergehende Bewegung
zu erzielen, und den an der Zahnstange befestigten Führer f vom einen Ende der Spule zum anderen hin und her zu führen, während sich
das Band auf der Spule aufwikelt. Es muß hier bemerkt werden, daß bei den sich
aufeinander legenden Windungen der Durchmesser der Spule zunimmt, und folglich ihre
Geschwindigkeit abnimmt, während der Führer f beständig
mit gleicher Geschwindigkeit hin- und Hergeht, wodurch die Windungen des
Bandes, welche in der ersten Lage neben einander zu liegen kamen, bei jeder
folgenden Lage weiter auseinander rüken. Es ist ferner zu erwähnen, daß der
Hin- und Hergang des Führers f an jedem Ende
ungefähr 1 Zoll kürzer wird, als der Abstand zwischen den Spulenenden; und da der
Durchmesser der Spule bei dem fortgesezten Aufwinden des Bandes zunimmt, so dehnen
sich die ersten oder unteren Lagen in Folge des Drukes der oberen Lagen aus. Durch
diese Anordnung kann die Spule bis auf den doppelten Durchmesser derselben gefüllt
werden, wobei die über den Enden der Spule befindliche Bandmasse konisch zuläuft,
ohne daß man hiezu irgend eine abnehmende Bewegung nöthig hätte; ein Abgleiten der
Windungen kann dabei nicht stattfinden. Auf solche Weise erhalte ich einen
bedeutenden Bandwikel, ohne die Nothwendigkeit großer Spulenränder. Ich gehe nun zur
Erläuterung des Gebrauchs des expansiblen Führers d', d'
über. Der Abstand zwischen dem unveränderlichen Punkte, wo das Band aus der
Krämpelmaschine tritt und den veränderlichen Stellen der Spule, auf der es sich
aufwikelt, nimmt in dem Maaße allmählich zu, als sich die Aufwindstelle von der
Mitte der Spule gegen die Enden derselben entfernt. Das Band würde daher mit Zunahme
dieses Abstandes immer stärker angespannt, mit Abnahme desselben aber allzu schlaff
werden. Zur Abhülfe dieses Schlaffwerdens oder Anspannens dient der ausdehnbare Führer d', d'. Das eine Ende desselben ist gerade an der
Stelle, wo das Band zum Vorschein kommt, an einen Zapfen y befestigt, während das andere Ende mit dem leitenden Ende des Arms f fest verbunden ist; in seiner Mitte besizt er ein
Scharnier, an welchem ein Stift e angebracht ist. Der
expansible Führer d', d' erstrekt sich über den
veränderlichen Abstand und läßt sich demnach wegen des erwähnten Scharniers, wenn
der Abstand gering ist, bedeutend biegen, und wenn der Abstand im Zunehmen begriffen
ist, allmählich ausdehnen. Der Stift e macht, daß das
Band stets der Richtung des Führers folgen muß. Nimmt der Abstand ab, so bildet der
expansible Führer ein Knie und verhindert dadurch das Schlaffwerden des Bandes;
nimmt der Abstand zu, so strekt sich der Führer und verhütet dadurch eine
nachtheilige Spannung des Bandes.
Fig. 35
stellt die Frontansicht und Fig. 36 die Seitenansicht
meiner Verbesserungen in Anwendung auf eine Strekmaschine dar. a, a ist das Gestell des Apparates, b das Baumwollenband, welches durch den Trichter c nach den Walzen d, d
seinen Weg nimmt und von da genau auf die oben beschriebene Weise längs des Führers
d', d' fortschreitet und um den in der Mitte
hervorspringenden Stift e sich biegt. Man wird bemerken,
daß bei diesem Apparate der ausdehnbare Führer vertical, anstatt wie bei dem obigen,
horizontal angeordnet ist. Die wechselnde Drehung der Fäden wird durch die Kurbel
oder das an dem Ende der Welle l sizende Excentricum p, hervorgebracht, welches den drehenden Riemen q, q vor- und rükwärts bewegt. Dieser Riemen,
dessen Enden an zwei passende Stellen des Gestelles befestigt sind, umschlingt die
Röhre w und ertheilt ihr eine ähnliche Bewegung. r, r sind Leitungsrollen, welche das Band q nach der Röhre hin und von derselben hinweg führen;
eine derselben ist an die bogenförmige Feder s
befestigt, die dem Bande die nöthige Elasticität verleiht. In dem oberen Theile der
Röhre muß eine Oeffnung angebracht seyn, damit das Band innerhalb derselben nicht
herumgleite. Ein sehr wesentlicher Umstand dieser neuen mechanischen Verbindung
liegt darin, daß sie sich ohne weitere Abänderung der Theile auf die gegenwärtig im
Gebrauch befindlichen Strekwerke anwenden läßt. Von dem ausdehnbaren Führer d', d' geht das Strekband durch die an dem Arme f befestigte Röhre w und
tritt unter die Preßwalze g, worauf es sich auf der
Spule h aufwikelt; diese dreht sich, wie bei der
Krämpelmaschine, auf der Trommel i, i. Der einzige
wesentliche Unterschied zwischen dem an einer Krämpelmaschine angebrachten Apparate
und den anderen Maschinen liegt in der Hinzufügung der Röhre w, durch welche das Band geleitet wird, damit es hinreichende Festigkeit
erlange, um für die folgende Procedur ohne Nachtheil von der Spule abgewikelt werden zu können.
Auf folgende Weise theile ich meiner neuen mechanischen Combination an dem
Strekwerke die Bewegung mit. An der Welle l, welche
einen Theil des gewöhnlichen Strekwerks bildet, sizt eine kleine Rolle m; um diese und eine größere an der Achse der Trommel
i, i befindliche Rolle n
ist ein Riemen geschlagen, wodurch der Hin- und Hergang und das Aufwikeln des
Bandes bewerkstelligt wird. Der Röhre w kann man eine
solche Bewegung ertheilen, daß die Drehung des Strekbandes entweder nur nach einer
Richtung oder zuerst nach der einen, dann auch nach der anderen Richtung erfolgt.
Das Abnehmen der vollen Spulen aus diesem verbesserten Apparate wird auf eine sehr
einfache Weise bewerkstelligt. Wenn nämlich die Spule h,
Fig. 35
und 36,
angefüllt ist, so wird durch Ausheben des Sperrhakens z
der vordere Theil 1 des Gestelles frei, so daß sich derselbe um seinen Mittelpunkt 2
dreht, bis der Ansaz 3 an der unteren Seite des stationären Gestells anstößt. Zu
gleicher Zeit rollt die dem Theile 1 folgende volle Spule längs der Oberfläche der
Trommel i fort, wobei sie fortwährend das Band
aufwikelt, bis dasselbe reißt. Nun kann eine leere Spule an die Stelle der vollen
eingesezt werden. Da die volle Spule noch so lange fortfährt, das Baumwollenband
aufzuwikeln, bis dasselbe reißt, so ist keine besondere Eile nöthig, und der
Aufseher kann ganz bedächtig das abgerissene Ende um die leere Spule schlingen,
welche sofort aufzuwikeln beginnt. Die volle Spule wird nun abgenommen, ihr Gestell
wieder in seine vorherige Lage gehoben, und durch Einhängen des Sperrhakens z in derselben gesichert.