Titel: | Ueber die Adhäsion der Räder der Locomotiven. Von Hrn. W. R. Casey, Civilingenieur in den Vereinigten Staaten. |
Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. LXXII., S. 424 |
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LXXII.
Ueber die Adhaͤsion der Raͤder der
Locomotiven. Von Hrn. W. R.
Casey, Civilingenieur in den Vereinigten Staaten.
Aus dem Civil Engineers and Architects Journal. Jan. 1840,
S. 18.
Casey, uͤber die Adhaͤsion der Raͤder der
Locomotiven.
Man bedarf für den Personentransport nur sehr selten kräftiger Locomotiven, und was
den Waarentransport betrifft, so beträgt dieser auf keiner der mir bekannten
Eisenbahnen der Vereinigten Staaten jährlich 100,000 Tonnen, ja nach Gerstner kann man auf jede der Bahnen im Durchschnitt nur
15,000 Tonnen rechnen. Dessen ungeachtet kann man annehmen, daß der Gütertransport
in kurzer Zeit in solchem Maaße zunehmen wird, daß man daraus abnehmen kann, in
wiefern unsere Eisenbahnen für einen solchen geeignet sind. Ich für meinen Theil
stehe jezt schon nicht an zu behaupten, daß unter allen unseren Bahnen keine ist,
welche so gebaut wäre und so unterhalten würde, daß sie sich auch nur einigermaßen
für einen größeren Gütertransport eignete. Die Eisenbahn von Reading wird wohl
zuerst die Kraft des neuen Communicationssystems zu zeigen haben, und wirklich
dürfte auch unter unseren Bahnen keine seyn, an der das Urtheil günstiger ausfallen
muß; denn es kommen an ihr in der Richtung, in welcher der Verkehr am größten ist,
keine Steigungen vor, so daß die gewöhnliche, 8 oder 9 Tonnen wiegende Maschine mit
Leichtigkeit eine Last von 150 bis zu 200 Tonnen fortzuschaffen vermag. Da wo
Gefälle von 40 bis 60 Fuß in der engl. Meile zu überwinden sind, reichen Maschinen
von diesem Gewichte nicht aus, und kräftige, mithin schwerere Maschinen erheischen
einen festeren und mithin kostspieligeren Ueberbau.
Aus diesen Betrachtungen ergibt sich ganz natürlich die Frage, ob sich die Kraft der
Maschine nicht ohne Vermehrung ihres Gewichtes erhöhen läßt, und was es eigentlich
ist, was der Kraft der Locomotiven Schranken sezt. Bekanntlich ist dieß die Reibung,
oder wie man zu sagen Pflegt, die Adhäsion des Rades an der Schiene, welche alle
guten, in den lezten 4 bis 5 Jahren gebauten Maschinen zu überwinden im Stande
waren. So sonderbar es auch scheinen mag, so ward dieser höchst wichtige Gegenstand
bisher doch noch nicht durch Versuche ins Reine gebracht; denn man nahm bei allen
Berechnungen die Reibungen vom Eisen auf Eisen, welche in den Handbüchern der Mechanik zu 1/4
der Schwere angegeben wird, als das Maximum an, obwohl aus vielen vollkommen
constatirten Leistungen hervorgeht, daß das Verhältniß der Adhäsion zur Schwere ein
ganz anderes gewesen seyn mußte. In einer im Jahre 1838 erschienenen Broschüre sagen
die HHrn. Knight und Latrobe, indem sie von einer
Leistung der Locomotive Stonington, bei der die Adhäsion 1/4,5 ihrer Schwere betrug,
sprechen, daß dieses Resultat, welches die bisherigen Annahmen bedeutend übersteigt,
wahrscheinlich dem Umstande zugeschrieben werden muß, daß sich ein Theil des
Gewichtes des Munitionswagens auf die Maschine übertrug. Allein lange vor dem
Erscheinen dieser Broschüre konnte man an den Maschinen, welche die HHrn. Baldwin und Norris für die Philadelphia- und
Columbia-Eisenbahn erbauten, Beobachtungen anstellen, welche noch weit über
das eben angegebene Resultat hinausreichten.
Im J. 1836 zogen Maschinen von nicht mehr als 8 Tonnen Schwere, welche von Hrn.
Norris gebaut worden, auf
ebener Bahn Lasten von 400 Tonnen, was, wenn das auf die Treibräder kommende Gewicht
richtig angegeben ist, eine Adhäsion gibt, die mehr dann den dritten Theil des
Gewichtes beträgt. Dieß ist aber noch nicht Alles; denn seither haben Maschinen aus
der Werkstätte des Hrn. Baldwin auf ebener Bahn Lasten von mehr dann 700 Tonnen gezogen.
Nimmt man nun die auf eine Tonne erforderliche Zugkraft zu 10 Pfd. an, so gibt dieß
eine Kraft von 7000 Pfdn.; und da es bekannt ist, daß an den Baldwin'schen Maschinen erster Classe ein Gewicht von 12,120 Pfd. auf die
Treibräder trifft, so mußte die Adhäsion 1/1,73 des Gewichtes betragen, wenn das
Gewicht nicht die 12,120 Pfd. übersteigen sollte, oder 1/2,3, wenn man 4000 Pfd. für
den Munitionswagen hinzuschlägt.
Nach Abzug von Allem, was füglich abgezogen werden kann, scheint es, daß man die
Adhäsion viel zu gering angeschlagen hat; dessen ungeachtet und obwohl die Kraft der
Locomotiven hiedurch allein auf ihren dermaligen Stand beschränkt bleibt, wüßte ich
nicht, daß man zur Ermittelung dieses wichtigen Gesezes je directe Versuche
angestellt hätte. In der im J. 1831 erschienenen Ausgabe von Wood's Werk über die Eisenbahnen wird die Adhäsion als ein Zwölftel
angenommen. Knight sezte sie später auf ein Achtel oder
auf die Hälfte der Reibung des Eisens auf Eisen, ein Werth, der nicht durch Versuche
bestimmt, sondern lediglich aus der Last abgeleitet wurde, fest; und noch später in
der angeführten Broschüre nahm er sie gar zu 1/4,55 an. Während ich dieses schrieb, kam mir Rennie's Abhandlung über die Reibung im V. Bde. des Journal of the Franklin Institute zu Gesicht, worin
gezeigt ist, daß, wenn die mit einander in Berührung stehenden Oberflächen dieselben
bleiben, mit der Gewichtszunahme auch das Verhältniß der Reibung steigt. Die
höchsten der bei 11 Versuchen angewendeten Gewichte waren 1,66 und 5 Cntr. auf den
Quadratzoll, und bei diesem Druke waren die Verhältnisse des Gewichtes zur Adhäsion
wie 4 und wie 2,44 zu 1. Die Resultate dieser Versuche sind übrigens sehr
unregelmäßig; und obschon in dem eben angeführten Falle das Verhältniß beinahe wie
die Quadratwurzeln der Gewichte wechselt, so wirft sich doch kein solches Gesez für
die Zunahme heraus, daß sich hienach mit einiger Sicherheit eine Tabelle anfertigen
ließe. Auf der nächstfolgenden Seite sagt Hr. Rennie, daß bei einer Belastung von 6,5 Cntr.
auf den Quadratzoll, Guß- und Schmiedeisen sich an einander abreiben, und daß
sich die Reibung zu dem Gewichte verhält wie 1 zu 2,3. Da nun das auf jedes der
Treibräder treffende Gewicht gewöhnlich 2 1/2 Tonne beträgt; da die Reibung von
Schmiedeisen auf Schmiedeisen größer ist als jene von Schmiedeisen auf Gußeisen; da
diese Differenz in der Reibung durch den Parallelismus der Fasern des Radreifens und
der Schiene auf die möglich größte Höhe gebracht wird; und die mit einander in
Berührung stehenden Oberflächen kaum den vierten Theil eines Quadratzolls betragen
können, so folgt hieraus, daß die Kraft, welche erforderlich ist, um die Maschine in
Gang zu sezen, wenn der auf eine Oberfläche von viel weniger als einen Quadratzoll
wirkende Druk 2 1/2 Tonnen beträgt, mehr dann 1/2,30 des aufliegenden Gewichtes seyn
muß. Auf derselben Seite sagt Hr. Rennie, daß sich gehärteter Stahl bei einem Druke von 10 Tonnen auf
den Quadratzoll abreibt, wobei er jedoch das Verhältniß der Kraft zu dem Gewicht
nicht angibt.
Die Geseze der Reibung finden übrigens nur so lange Anwendung, als keine Abreibung
Statt findet; und in den fraglichen Fällen ist der Druk oft so groß, daß sich selbst
gehärteter Stahl abreibt. Immer berechtigen aber diese Versuche und die Leistungen
der Maschinen der HHrn. Baldwin und Norris zu dem Schlusse, daß die Adhäsion wenigstens zweimal so groß
ist, als sie von den HHrn. Knight und Latrobe angenommen wird, obwohl man sie bereits von diesen höher
angegeben findet, als irgend anderswo.
Die interessantesten Leistungen von Locomotiven, wovon ich noch je hörte, sind im
Juniushefte 1839 des Franklin Institute angegeben. Eine achträdrige, von
den HHrn. Eastwick und
Harrison gebaute Maschine
zog nämlich beim Abfahren und bei einer Steigung von 27 Fuß in der engl. Meile eine
Last von 265 Tonnen; später überwand sie mit gleicher Last sogar eine Steigung von
35 Fuß in der engl. Meile. Dieß ereignete sich auf einer sehr schlechten Bahnstreke
zwischen Broad-Street und Schnylkill-Bridge, wo die Zugkraft auf
ebener Bahn 10 Pfd. per Tonne und die von der Maschine
ausgeübte Gesammtkraft 6660 Pfd. betragen haben mußte. Diese Maschine hatte 4
Treibräder, auf welche ein Gewicht von 18,059 Pfd. kam. Es geht also hieraus hervor,
daß die Adhäsion selbst mit verkuppelten Rädern den dritten Theil des Gewichtes
betrug. Das an den Baldwin'schen Maschinen erster Classe
auf die Treibräder treffende Gewicht ist um ein Drittheil größer als jenes, welches
auf einem Paare der Treibräder der Maschinen der HHrn. Eastwick und Harrison lastet. Jede plözliche Erschütterung,
durch welche bei dem gewöhnlichen Baue der Maschine mehr als die Hälfte ihres
Gewichtes auf eines der Räder geworfen werden würde, wird bei diesen Maschinen auf
zwei Räder vertheilt werden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß eine Maschine, an der
das gewöhnliche Gewicht nur auf zwei Treibrädern lastet, eine nachtheiligere Wirkung
auf die Bahn ausüben muß, als eine Maschine, an der dem von den HHrn. Eastwick und Harrison eingeschlagenen Bauplane gemäß das
Doppelte dieses Gewichtes auf vier Treibräder vertheilt ist. In lezterem Falle zieht
die Maschine mit Leichtigkeit eine Last von 100 Tonnen Netto über eine Rampe, deren
Gefäll 60 Fuß in der engl. Meile beträgt, hinan; und bei diesem Gefälle braucht die
Bahn keinen stärkeren Ueberbau zu bekommen, als er für die leichtesten Maschinen der
HHrn. Baldwin und Norris an Bahnen erforderlich ist,
deren Gefäll 20 bis 30 Fuß in der engl. Meile beträgt, selbst wenn mit Anthracit
geheizt wird.
Die HHrn. Knight und Latrobe erwähnen in ihren oben
angeführten interessanten Abhandlungen, „daß die Camden- und
Amboy-Compagnie dermalen mit dem Baue einer achträderigen Maschine, die
zwei Cylinder von 18 Zoll Durchmesser und 3 Fuß Kolbenhub bekommen und im Ganzen
18 Tonnen wägen soll, beschäftigt ist;“ – „daß die
an allen den 8 Rädern Statt findende Adhäsion mittelst Zahnrädern etc. in
Wirksamkeit gesezt werden soll;“ – „daß diese
Maschine bestimmt ist, Waarenzüge mit mäßigen Geschwindigkeiten weiter zu
schaffen, bisher aber nur als ein Versuch zu betrachten sey.“
– Wir begreifen nicht, wie diese sonst so scharfen Beobachter mit
Gleichgültigkeit über ein Factum hinweggehen konnten, welches zu den
interessantesten der in ihren Broschüren aufgestellten Thatsachen gehört, und welches, selbst wenn es
keinen vollen Erfolg hätte, doch von weit wichtigeren Folgen seyn dürfte, als alle
übrigen in Amerika gemachten Verbesserungen an den Locomotiven und Eisenbahnen
zusammengenommen. Zur Erläuterung muß ich bei dieser Gelegenheit beifügen, daß ich
unter allen den Ingenieurs und Maschinisten, mit denen ich in den lezten zwei oder
drei Jahren über diesen Gegenstand gesprochen habe, keine zwei fand, die ihm die
Aufmerksamkeit schenkten, welche er meiner Ansicht nach in so hohem Grade verdient.
Einer dieser Herren, Hr. R. H.
Campbell in Philadelphia, zeigte mir übrigens schon vor drei Jahren
eine achträderige Maschine mit vier Treibrädern, die er damals zum Behuft der
Heizung mit Anthracit baute, und welche nicht nur der Maschine der HHrn. Eastwick und Harrison außerordentlich ähnlich war, sondern
auch die bereits erwähnten dieser Maschine zugeschriebenen Vortheile gewähren
mußte.
Wie wir somit gesehen, beträgt die Adhäsion an einer achträderigen Maschine mit vier
verkuppelten Rädern den dritten Theil des auf die Treibräder treffenden Gewichtes.
Nehmen wir nun an, daß an der 18 Tonnen wiegenden Maschine der HHrn. Stevens die Adhäsion nur ein
Viertheil des Gewichtes beträgt, so haben wir eine Maschine, die auf ebener Bahn
1000 Tonnen zu ziehen vermag, ohne daß der Ueberbau durch sie mehr Schaden leidet,
als durch die gewöhnlichen 8 und 9 Tonnen wiegenden Maschinen der Bahnen von
Philadelphia, Baltimore, New-York, Lowell etc. Eine achträderige 10 Tonnen
wiegende Maschine, welche vermöge der Adhäsion ihres ganzen gleichmäßig auf 8 Räder
vertheilten Gewichtes wirkt, wird bei einer Steigung von 60 Fuß in der engl. Meile
eine Last von 90 Tonnen Netto ziehen, und man wird keinen Anlaß haben, dieses
Gewicht zu vermindern, indem nur 1 1/4 Tonnen, oder so viel auf jedes Rad treffen,
als auf das Rad eines befrachteten gewöhnlichen Personenwagens trifft.
Die rasche Zerstörung der hölzernen Riegel ist bekanntlich weniger der Verwesung des
Holzes, welche daraus erwächst, daß es den äußeren Einflüssen ausgesezt ist,
zuzuschreiben, sondern vielmehr der Quetschung, welche von den Treibrädern der
Locomotiven ausgeübt wird, und welche die seitliche Cohäsion der Holzfasern
zerstört, so daß Wasser, die große zerstörende Kraft, eindringen kann. Dessen
ungeachtet kommt die Unterhaltung der hölzernen Balken an der Bahn zwischen Utica
und Schenectady nicht höher zu stehen als die Unterhaltung der besten Bahnen um
Boston: nämlich auf jährlich 300 bis 350 Dollars per
engl. Meile, wobei jedoch in beiden Fällen die Erneuerung des Eisenwerkes nicht
mitgerechnet ist. Wenn eine Maschine von 10 Tonnen dem Ueberbaue nicht mehr Schaden
zufügt, als ein gewöhnlicher Personenwagen, so kann man füglich annehmen, daß diese Verbesserung
allein die Reparaturen des gewöhnlichen Ueberbaues unter jene herabdrüken wird, die
an der besten der amerikanischen Bahnen Statt finden. Dabei ist aber noch gar nicht
in Anschlag gebracht, was durch Benüzung der Kyan'schen
oder irgend einer anderen auf den Schuz des Holzes abzielenden Methode gewonnen
werden kann.
Es hat sich öfter ereignet, daß man Bahnen einige Zeit nach ihrer Eröffnung mit
Pferden befuhr, und daß die Adjustirung, welche den Schienen von den Ingenieurs
gegeben worden, hiedurch auch nicht den geringsten Schaden litt. Dagegen hat man an
denselben Bahnen, nachdem sie mit denselben Wagen aber mit Maschinen auch nur eine
Woche befahren wurden, größere und zahlreichere Unebenheiten entdekt, als durch die
Wirkung der Wagen allein im Laufe von 6 und mehr Monaten erzeugt worden wären.
Sowohl Holz als Eisen halten ohne den geringsten Nachtheil eine gewisse Gewalt aus;
allein eine geringe Steigerung über diese hinaus erzeugt oft schon eine bleibende
Senkung oder Biegung. Durch Verminderung des auf eines der Räder treffenden
Gewichtes von 2 1/2 auf 1 1/4 Tonne wird die relative Stärke des Ueberbaues nicht
bloß verdoppelt, sondern in einem noch weit höheren Maaße gesteigert. Allerdings
werden die Dimensionen des Eisens und Holzes, die Holzart, die Anordnung der Theile,
die Beschaffenheit des Erdreiches etc. ihren Einfluß auf dieses Maaß üben; allein im
Allgemeinen wird dieses Maaß gerade da am höchsten ausfallen, wo es am
nothwendigsten ist: nämlich in dem Falle, wo ein leichter Ueberbau in einem
nördlichen Klima in Thon eingebettet werden soll.
Die Vertheilung des Gewichtes der Maschine auf 8 Räder anstatt der Uebertragung von
3/5 oder eines noch größeren Antheiles dieses Gewichtes auf zwei Räder, steht mit
der Beibehaltung eines wohlfeilen Ueberbaues, wie man ihn selbst mit den dermaligen
Maschinen in vielen Gegenden annahm, wo Capital und Mechaniker selten, Holz und
Holzknechte dagegen in Ueberfluß sind, im innigsten Verbande. Allerdings wird die
größere Biegung der hölzernen Balken einen Verlust an Kraft bedingen; allein auch
dieser schon an und für sich nicht sehr bedeutende Verlust wird durch die
Vertheilung des Gewichts auf sämmtliche Räder um die Hälfte vermindert werden. Das
Einzige, was zu besorgen ist, ist, daß selbst für die leichtesten der nach diesem
Principe gebauten Maschinen und sogar bei Gefällen, die 40 bis 60 Fuß in der engl.
Meile betragen, nicht leicht ganze oder volle Ladungen aufzubringen seyn
dürften.
Einer meiner Freunde, Hr. E. F.
Johnson, hat mir gesagt, daß man die neue Maschine bereits einem
Versuche unterworfen habe, und daß sie hiebei ganz gut zu arbeiten schien. Zeit und
Erfahrung allein können jedoch deren Kräfte sowohl als deren Mängel zu Tage bringen,
und darüber entscheiden, ob sie allgemeine Annahme verdient. Wenn jedoch auch dieser
Versuch, was ganz unwahrscheinlich ist, kein günstiges Resultat haben sollte, so
bleibt immer noch die achträderige Maschine der HHrn. Eastwick und Harrison, welche auf einer Bahn, die mit 60 Fuß
in der engl. Meile hinansteigt, 100 Tonnen Netto zu ziehen vermag, und die dem
Ueberbaue weniger Schaden thun wird, als die gewöhnliche 8 oder 9 Tonnen wiegende
englische oder amerikanische Maschine.
Mit der Maschine der beiden leztgenannten Herren oder auch mit jener der HHrn.
Stevens ließe sich sehr
leicht ein höchst interessanter Versuch anstellen. Man hebe nämlich die
Räderverkuppelungen auf, lasse die Maschine nur durch die Adhäsion eines einzigen
Räderpaares wirken, und bestimme die Maximalladung, welche sie ohne Glitschen der
Räder fortzuschaffen vermag. Sodann verkupple man zwei der Räderpaare und wiederhole
den Versuch; die Zunahme der Ladung, die sich hiebei zeigen wird, wird das Maaß für
den Werth der von den HHrn. Eastwick und Harrison gemachten Verbesserung seyn. Wenn man mit der achträderigen
Maschine vier derlei Versuche anstellen würde, so würden sich die Vortheile dieser
Bauart der Locomotiven mit ziemlicher Genauigkeit herauswerfen, und wahrscheinlich
würde man gehörigen Aufschluß über das bisher zu sehr vernachlässigte Princip des
Locomotivbetriebes mittelst der Adhäsion von mehr dann zwei Rädern erhalten. Die
Einführung von Maschinen, an denen die Last gleichmäßig auf 8 Räder verweilt wäre,
und welche durch die Adhäsion dieser 8 Räder arbeiteten, würde, wie ich glaube, in
der Geschichte der Eisenbahnen eine Epoche machen, welche nur hinter jener
zurükbliebe, die mit der Anwendung der Dampfkraft auf den Eisenbahnen begann.