Titel: | Verbesserungen an den mechanischen Webestühlen und in der Fabrication von gewissen Arten geschnürten Manchester oder anderer Fabricate, welche in diagonalen Schnüren aus Baumwolle, Wolle und anderen Faserstoffen gewebt werden sollen, worauf Joseph Jones, Baumwollwaaren-Fabricant von Oldham in der Grafschaft Lancaster, und Thomas Mellodew, Mechaniker ebendaselbst, am 16. Jun. 1834 sich ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. LXIV., S. 380 |
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LXIV.
Verbesserungen an den mechanischen
Webestuͤhlen und in der Fabrication von gewissen Arten geschnuͤrten
Manchester oder anderer Fabricate, welche in diagonalen Schnuͤren aus Baumwolle,
Wolle und anderen Faserstoffen gewebt werden sollen, worauf Joseph Jones, Baumwollwaaren-Fabricant
von Oldham in der Grafschaft Lancaster, und Thomas Mellodew, Mechaniker
ebendaselbst, am 16. Jun. 1834 sich ein Patent
ertheilen ließen.
Aus dem London Journal of arts. Novbr. 1839, S.
129.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Jones's und Mellodew's mechanische Webestuͤhle.
Unsere Erfindung beruht auf der Ausstattung des mechanischen Webestuhles mit gewissen
Theilen, wodurch die Bewegungen der Geschirre so regulirt werden können, daß die
Schnüre, welche in dem Manchester oder in anderen derlei Fabricaten erzeugt werden
sollen, nicht wie an den gewöhnlichen Manchestern mit den Sahlbändern parallel,
sondern diagonal durch die Quere des Zeuges laufen.
Fig. 1 zeigt
einen unserer verbesserten mechanischen Webestühle von Vorne betrachtet. Fig. 2 gibt
eine vom Rüken her genommene Ansicht desselben. Fig. 3 ist eine
Endansicht. Die übrigen Figuren beziehen sich auf einzelne Theile der Maschinerie,
auf welche später hingewiesen werden soll.
A ist die fixe und die lose Rolle, wodurch der Stuhl in
Bewegung gesezt wird. B der Werkbaum; C der Kettenbaum. Die allgemeine Einrichtung des
größeren Theiles des dem Stuhle angehörigen Mechanismus ist so bekannt, daß jeder
Sachverständige keiner weiteren Andeutungen hierüber bedarf.
Es ist bekannt, daß an den zum Weben geschnürter Manchester und anderer derlei
Fabricate bestimmten Stühlen die Beschaffenheit, Größe und das Verhältniß der
Schnüre hauptsächlich von der Anordnung und Thätigkeit der Geschirre oder Lizen,
durch welche die Stellung der Kettenfäden bedingt ist, abhängen. Die Größe der
Schnüre richtet sich nach der Zahl der Fäden, welche in dem Kettenblatte, durch
welches die Schüze geworfen, gehoben oder herabgelassen wird. Das Spiel der
Geschirre, von dem die Stellung der Kette abhängt, wurde gewöhnlich durch Däumlinge
oder Muschelräder, die an einer Welle aufgezogen waren, und auf eine Weise, welche
dem Maschinenbauer am schiklichsten schien, umgetrieben wurden, hervorgebracht; denn
durch das Umlaufen dieser Muschelräder wurde je nach den Schnüren, die man zu
erzeugen wünschte, eine bestimmte Anzahl von Kettenfäden aufgehoben oder
herabgesenkt. Unsere Verbesserungen an dem mechanischen Webestuhle betreffen nun
gewisse Vorrichtungen, wodurch ein solches Spiel der Geschirre bewirkt wird, daß
diagonale Schnüre gewebt werden können.
Die Zahl der Kettenfäden, welche zum Behufe der Bildung des Blattes oder der
Oeffnung, durch welche die Schüze zu gehen hat, gehoben oder gesenkt werden muß,
läßt sich je nach der Zahl der Muschelräder, die an der umlaufenden Welle eines
gewöhnlichen Webestuhles angebracht sind, abändern. Es ist jedoch offenbar, daß die
Zahl dieser Abänderungen auf einen einzigen Umlauf der Welle, an der die
Muschelräder angebracht sind, beschränkt ist. Dieser Beschränkung abzuhelfen ist mit
der Zwek unserer Erfindung.
An den mit unseren Verbesserungen ausgestatteten Webestühlen ist die rotirende Welle
mit den die Stellung der Geschirre bedingenden Muschelrädern ganz weggelassen; und
anstatt des Räderwerkes, welches die Bewegung von der Treibwelle an die Muschelräder
fortpflanzt, ist die Treibwelle D, wie man in Fig. 2 sieht,
mit einem Stirnrade d versehen, welches durch das
Laufbandrad d¹ die Bewegung an das Stirnrad d² mittheilt. Lezteres muß daher während jedes
Umlaufes der Treibwelle D oder bei jedem Schlage der
Lade einen Umgang vollenden. An der Welle des Stirnrades d³ ist eine excentrische oder Schnekenplatte d³ angebracht, deren Form am besten aus Fig. 3 zu ersehen ist.
Diese Platte trägt die kleine Rolle d⁴, die auf
solche Weise mit dem Hebel E verbunden ist, daß jeder
Umgang der Platte d³ den Hebel E um
seinen Drehpunkt schwingt. Diese Schwingung wird durch die Verbindungsstangen f, f und den kleinen Hebel f' an einen ähnlichen Hebel F fortgepflanzt.
Verfolgt man die Bewegung dieser Theile, so wird man finden, daß die beiden Hebel
E, F sich bei jedem Umlauft der Platte d³ einmal nach entgegengesezten Richtungen
schwingen.
Von der Treibwelle D aus wird die Bewegung, wie aus Fig. 2 und 3 erhellt,
durch ein Winkelräderwerk an die senkrechte Spindel G
fortgepflanzt. An dem oberen Ende dieser lezteren befindet sich eine horizontale
Schneke, die bei jedem Umlaufe den kleinen Hebel g
aufhebt, und dadurch bewirkt, daß bei jedem Umlaufe durch den Sperrkegel eine
bestimmte Anzahl von Zähnen des Sperrrades H erfaßt
wird. Hieraus ergibt sich, daß das Sperrrad H bei jedem
Umgange der Welle G um eine bestimmte Streke vorwärts
getrieben wird. h, h ist eine eigenthümlich geformte
endlose Kette, deren Bau man aus der in Fig. 6 ist größerem
Maaßstabe gegebenen Abbildung erkennt. Diese Kette läuft über eine achtseitige
Trommel, die mit dem Sperrrade H an einer und derselben
Welle aufgezogen ist, und ferner über die Leitungsrollen h',
h'. Die Geschwindigkeit des Sperrrades H ist so
berechnet, daß sich dasselbe bei jedem Umgange der Welle G um den achten Theil eines Umlaufes dreht, wodurch die endlose Kette h, h jedesmal um ein Glied oder eine Platte vorwärts
bewegt wird. Die Glieder oder Platten der Kette sind so geordnet, daß sie den Seiten
der achtseitigen, an der Welle des Rades H aufgezogenen
Trommel, deren Gestalt am deutlichsten in Fig. 7 zu ersehen ist,
entsprechen.
Von der Spindel G aus wird die Bewegung, wie Fig. 3 zeigt,
durch ein Winkelräderwerk an einen kleinen horizontalen Schaft I fortgepflanzt, an dem sich zwei kleine Muschelräder
befinden, deren Gestalt am besten in Fig. 5 zu sehen ist.
Hienach wird der Theil K bei jedem Umlauft des
horizontalen Schaftes I abwechselnd in der Richtung der
in Fig. 2
ersichtlichen Pfeile rük- und vorwärts bewegt; und diese Bewegung wird einem
Theile der Kette h, h, welche in der aus Fig. 2 ersichtlichen
Richtung vorbeiläuft, mitgetheilt.
Den Bau und die Einrichtung dieses Theiles unserer Erfindung ersieht man noch
deutlicher aus der in Fig. 4 in größerem
Maaßstabe gezeichneten Abbildung. An dieser Figur ist nämlich i, i, i, i eine Reihe kleiner horizontaler Stäbe, welche der Zahl nach den
zum Weben der diagonalen Schnüre erforderlichen Geschirren entsprechen müssen. Da
die Traversirung des Theiles K mit der gleichförmigen
Bewegung der Kette h, h in Einklang gebracht ist, so
werden bei dem jedesmaligen Traversiren entweder einer oder mehrere der horizontalen
Stäbe i, i vorwärts getrieben, je nachdem das Kettenglied,
welches um diese Zeit dem Theile K gegenüber zu stehen
kommt, leere Räume darbietet.
L, LFig. 1 und
2 sind die
Hebel, an denen die Geschirre gewöhnlich aufgehängt zu werden Pflegen. Die
entgegengesezten Enden derselben sind mittelst der Bänder I,
I an entsprechenden, unter dem Stuhle angebrachten Hebeln befestigt. Da wo
sich die Hebel F, E, deren Schwingungsbewegung bereits
angedeutet wurde, mit den Bändern I, I kreuzen, sind an
jedem dieser lezteren die mit m, m bezeichneten
metallenen Haken befestigt. Diese Haken werden entweder durch einen der kleinen
Stäbe i auf den Hebel E
getrieben, oder durch die Spannung des Bandes, an das der Hebel F gebunden ist, oder mittelst einer kleinen, zu diesem
Behufe eingerichteten Feder unter den Hebel F geführt.
Es wird demnach durch die Schwingungen der Hebel F, E
nach der gewünschten Diagonale eine bestimmte Anzahl von Geschirren ausgehoben oder
herabgesenkt; und die Zahl der hierin zu machenden Abänderungen leidet nur durch die
Zahl der Glieder, aus denen die Kette h, h besteht, eine
Beschränkung, während sie an den gewöhnlichen Webestühlen auf einen einzigen Umlauf
der die Muschelräder führenden Welle beschränkt ist.
Als unsere Erfindung erklären wir hienach die oben beschriebene endlose, aus Platten
zusammengesezte Kette, welche so gebaut ist, daß durch sie die Stellung der
Geschirre zum Behufe des Webens diagonaler Schnüre bestimmt wird. Von den bereits
bekannten Theilen, welche wir in unserer Beschreibung erwähnt haben, nehmen wir
dagegen nichts in Anspruch, da wir dieselben bloß angeben mußten, um zu zeigen, wie
sich unsere Erfindung an den dermalen gewöhnlich gebräuchlichen Webestühlen in
Anwendung bringen läßt.
Es geht aus der vorstehenden Beschreibung hervor, daß der Winkel, unter welchem die
Schnüre auf der Oberfläche des Manchesters oder des sonstigen derlei Fabricates zu
erscheinen haben, von dem Baue und der Einrichtung der Kette h abhängt. Wenn die Schnüre mit einer endlosen Kette h, h der beschriebenen Art gewebt werden, so kann eine
größere Menge Einschuß eingeschlagen werden, bevor die Kette das Glied darbietet,
welches die Operation begann. Die erzeugten diagonalen Schnüre können auf dieselbe
Weise aufgeschnitten und weiter behandelt werden, wie die mit den Sahlbänden
parallel laufenden Schnüre behandelt zu werden Pflegen.