Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. LXIX., S. 311 |
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LXIX.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der vom 5. bis 26. September 1839 in England
ertheilten Patente.
Dem Charles Greenway
in Douglas auf der Insel Man: auf Verbesserungen an
Lichtschnuppen. Dd. 5. Septbr. 1839.
Dem Bryan Donkin,
Ingenieur in Blue Anchor Road, Bermondsey: auf
Verbesserungen in der Papierfabrication. Von einem Auslaͤnder
mitgetheilt. Dd. 5. Septbr. 1839.
Dem Paul Robin in St.
Paul's Chain, London: auf
Verbesserungen im Spinnen. Von einem Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 9. Sept.
1839.
Dem John Rapson in
Emmett Street, Poplar: auf Verbesserungen im Steuern der
Schiffe und Boote. Dd. 9. Sept. 1839.
Dem Frederick Brown
in Luton, Grafschaft Bedford: auf Verbesserungen an
Stubenofen. Dd. 9.
Sept. 1839.
Dem Samuel Stocker in
High Holborn: auf Verbesserungen an den Apparaten zur
Bier- und Branntweinfabrication. Dd. 11. Sept. 1839.
Dem Moses Poole im
Lincoln's Inn: auf verbesserte Apparate fuͤr
die Dampfkessel, um sie sicherer zu machen. Von einem Auslaͤnder
mitgetheilt. Dd. 11. Sept. 1839.
Dem Stephen Rogers,
Kaufmann in Bristol: auf Verbesserungen im Aufbauen der
Waͤnde fuͤr Haͤuser etc. Dd.
16. Sept. 1839.
Dem Isaac Dodds in
Masbrough und William
Owen in Rotherham, beides in der
Grafschaft York: auf Verbesserungen an den Eisenbahnen und Lokomotiven. Dd. 16. Sept.
1839.
Dem Job Taylor in
Pendleton bei Manchester: auf Verbesserungen an dem
Apparate zum Ausschneiden von Zierrathen aus Holz und anderen Materialien. Dd.
19. Sept. 1839.
Dem William Newton im
Chancery Lane: auf eine verbesserte Waage. Von einem
Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 19. Sept. 1839.
Dem John Wertheimer
in West Street, Finsbury Circus: auf sein verbessertes
Verfahren erhabene Muster auf Papier zu pressen. Von einem Auslaͤnder
mitgetheilt. Dd. 19. Sept. 1839.
Dem Thomas Todd in
Kingston-upon-Hull: auf Verbesserungen
im Forttreiben der Boote. Dd. 19. Sept. 1839.
Dem Henry Needham Scrope
Sharpnell in Gosport: auf Verbesserungen
an Korkziehern. Dd. 26. Sept. 1839.
Dem Samuel Wilks in
Catherine Cross, Darleston, Stafford: auf Verbesserungen
an den Schrauben fuͤr Schraubstoͤke und Pressen. Dd. 26. Sept.
1839.
Dem William Henry
Hornby und William Kenworthy, beide Fabrikanten in
Blackburn: auf Verbesserungen an den
Schlichtmaschinen fuͤr Baumwollgarn etc. Dd.
26. Sept. 1839.
(Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
Oktbr. 1839, S. 255.)
Preise, welche die Société industrielle Mülhausen in ihren Generalversammlungen
vom Mai 1840 und 1841 ertheilen wird.
Die Société industrielle in
Muͤlhausen hat in ihrer Generalversammlung am 29. Mai 1839 folgende Preise
fuͤr die beiden naͤchstfolgenden Jahre ausgeschrieben.
I. Chemische
Kuͤnste.
Die 40 ersten hieher gehoͤrigen Preise sind dieselben, die man bereits im
polyt. Journal Bd. LXI. S. 473 unter den
Nrn. 1, 2, 5, 6, 8, 10, 11, 14, 15 und 17 aufgefuͤhrt findet.
Die Preise 11, 12 und 13 findet man im polyt. Journal Bd. LXX. S. 311 unter Nr. 14, 15 und
16.
Neue Preise sind:
14. Silberne Medaille auf eine Analyse des Catechu mit Angabe der Rolle, welche
beim Faͤrben mit diesem Stoffe jede der in ihm enthaltenen Substanzen
spielt. (Es wird in dem Programme auf die Abhandlung uͤber den Catechu,
welche in Nr. 59 des Bulletin der Gesellschaft enthalten ist, verwiesen, und
dabei bemerkt, daß dieser gemaͤß das Catechu großentheils aus Gerbestoff
besteht, der mit einem Faͤrbestoffe verbunden ist, welcher mit der
Thonbeize gelb faͤrbt, und die Eigenschaft besizt, durch die Oxydirung an
der Luft braun zu werden. Es scheint fuͤr die Faͤrbekunst von
Belang, diesen Faͤrbestoff von dem Gerbestoffe getrennt zu erhalten, und
alle seine Eigenschaften genau zu kennen.)
15. Silberne Medaille fuͤr denjenigen, der vor dem 45. Maͤrz 1840
ein Verdikungsmittel in den Handel bringt, welches das Senegalgummi in allen
seinen Anwendungen mit Vortheil ersezt.
II. Mechanische
Kuͤnste.
Die 14 ersten hieher gehoͤrigen Preise findet man im polytechnischen
Journal Bd. LXI. S. 474 unter Nr. 1, 2,
3, 4, 5, 6, 8, 9, 14, 12, 13, 14, 15, 16 aufgefuͤhrt. Die vier
naͤchsten Preise, 15, 16, 17 und 18 findet man ebendaselbst unter Nr. 47,
48, 49 und 20. Neuer Preis wurde keiner ausgeschrieben.
III. Naturgeschichte und
Landwirthschaft.
Die 10 ersten Hieher gehoͤrigen Preise findet man gleichfalls im
polytechn. Journ. Bd. LXI. S. 474 und
zwar unter Nr. 1, 5, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 16. Die beiden naͤchsten
sind Bd. LXX. S. 342 unter Nr. 42 und 13
aufgefuͤhrt. Neue Preise sind nicht ausgeschrieben.
IV. Verschiedene Preise.
Die drei ersten Preise dieser Kategorie sind dieselben wie die im polytechn.
Journal Bd. LXI. S. 475 unter Nr. 1, 2,
3 aufgefuͤhrten. Die vier naͤchsten Preise findet man ebendaselbst
Bd. LXX. S. 342 unter Nr. 1, 5, 6,
7. Neue Preise fehlen auch hier.
Erprobtes Mittel, um das feste Ansezen des Wassersteins in den
Dampfkesseln zu verhüten.
Das von der englischen Admiralitaͤt (polyt. Journal Bd. LXIX. S. 394) empfohlene Mittel zur
Verhinderung der Dampfkessel-Incrustationen bewaͤhrte sich vollkommen
bei einem Versuche, welcher in Augsburg mit dem Kessel einer Dampfmaschine von vier
Pferdekraͤften in der J. G. Cotta'schen
Buchdrukerei angestellt wurde. Der mit dem Gemenge von Graphit und Talg
ausgestrichene Dampfkessel blieb sechs Monate lang unausgesezt in Gebrauch und nach
Verlauf dieser Zeit hatte sich an demselben ein Wasserstein angesezt, welcher nicht
nur bei weitem nicht so dicht wie gewoͤhnlich war, sondern auch ohne alle
Beihuͤlfe des Meißels ganz leicht von den Kesselwaͤnden getrennt
werden konnte. Am Schwimmer, welchen man nicht mit Graphitschmiere uͤberzogen
hatte, war eine ungewoͤhnlich große Menge Wasserstein angehaͤuft.
Barlow, über die Berechnung der
Kraft der Locomotiven.
Professor Barlow trug am 5. Maͤrz 1839 vor der Institution of Civil Engineers eine Abhandlung
uͤber die Kraft der Locomotiven und uͤber den Nuzeffect, den diese
Kraft bei verschiedenen Geschwindigkeiten gibt, vor. Er versuchte in dieser
Abhandlung eine geeignete Methode zur Berechnung der Kraft der Locomotiven
aufzustellen. Obschon nach dieser Methode keineswegs die absolute Kraft der
Maschinen ermittelt werden kann, so dient sie doch zur vergleichsweisen Bestimmung
der Kraft unter verschiedenen Umstaͤnden. Bekannt sind: die Anzahl der
Kubikfuß Wasser, welche in einer bestimmten Zeit verdampft werden, der innerhalb
dieser Zeit durchlaufene Raum; der Durchmesser der Treibraͤder; die
Laͤnge des Kolbenhubes und der Rauminhalt des Cylinders. Man weiß daher wie
viele Kubikfuß Dampf verbraucht, und folglich auch wie viele Kubikfuß Dampf im
Durchschnitte aus einem Kubikfuß Wasser erzeugt wurden. Ferner kennt man aus den
Versuchen, die von verschiedenen Autoren uͤber die Spannkraft des Dampfes
angestellt wurden, den auf jeden Zoll des Kolbens treffenden Druk. Zieht man also
hievon den Widerstand, den die Luft gegen den Kolben ausuͤbt, die Reibung des
Maschinenraͤderwerkes etc. ab, so bleibt die Kraft, welche ihre Wirksamkeit
auf den Kolben aͤußert. Diese Kraft soll auf den Umfang des Rades reducirt,
dem Widerstande der Last, der auf ebener Bahn aus der an der Achse Statt findenden
Reibung, aus dem Widerstande der Bahn, und aus dem Widerstande der Luft gegen die
Maschine und die Wagen besteht, gleichkommen. Dabei waͤre jedoch
vorausgesezt, daß die Maschine vollkommen und ohne allen Verlust arbeitet, was, so
wuͤnschenswerth es auch waͤre, doch in der Praxis nie der Fall ist.
Vergleicht man demnach das, was in Hinsicht auf Ueberwaͤltigung des
Widerstandes geleistet werden sollte, mit dem, was wirklich geleistet wird, so
erfaͤhrt man, wie viele Kraft verloren geht. Hr. Barlow erlaͤutert diese von ihm vorgeschlagene Methode durch einige
Versuche, welche von Hrn. Wood mit den Locomotiven
Nort-Star und Harvey-Combe angestellt, und in dem Berichte, den er den
Directoren der Great-Western-Eisenbahn erstattete, angefuͤhrt
wurden. Nach diesen Versuchen scheint es, daß die auf jede Tonne Bruttolast
aufgewendete Dampfkraft 32 Pfd. betraͤgt, waͤhrend man annimmt, daß
die durch eine solche Last veranlaßte Retardirung auf einer einigermaßen ebenen Bahn
nicht mehr als 9 Pfd. per Tonne betraͤgt; so daß
es also scheint, daß die aufgewendete Kraft mehr als dreimal so groß war, als der
mechanische Widerstand, den sie nach den bisher als richtig betrachteten Ansichten
gemaͤß zu uͤberwinden hatte. – Hr. Barlow pruͤfte sodann den Widerstand, auf den die Wagenzuͤge
auf den Eisenbahnen bei verschiedenen Geschwindigkeiten stoßen, und der aus dem
Widerstande der Luft, aus der Reibung an den Wagenachsen und aus dem Widerstande der
Bahn besteht. Er machte hiebei auf den großen Widerspruch, der in dieser Beziehung
in einigen von Hrn. Wood angestellten Versuchen herrscht,
aufmerksam, indem er bemerkt, daß der Luftwiderstand bei derselben Geschwindigkeit,
naͤmlich bei 32 1/4 engl. Meilen in der Zeitstunde, in einem Falle 393 und in
einem anderen 99,7 Pfd. betrug, so daß sich die Reibung in ersterem Falle auf 5 bis
6, in lezterem dagegen auf 20 Pfd. per Tonne berechnete.
Die Resultate der besten uͤber den Luftwiderstand und die Reibung
angestellten Versuche stellen nach des Verf. Ansicht heraus, daß ersterer beinahe
wie das Quadrat der Geschwindigkeit wechselt, waͤhrend leztere constant oder von der
Geschwindigkeit unabhaͤngig ist. Allein diese Constanz der Reibung kann wegen
der Eigenthuͤmlichkeiten des Falles in Hinsicht auf die Achsen der
Wagenzuͤge nicht gelten. Sehr viel ist auf Rechnung des vermehrten
Bahnwiderstandes, welcher durch die Abbiegung der Schienen bei großen
Geschwindigkeiten, durch die Schwingungen, denen alle Theile der Wagen ausgesezt
sind, und durch die Unvollkommenheit der Schienengefuͤge bedingt sind, zu
sezen. Der Verf. schloß seine Abhandlung mit Betrachtungen uͤber unser
dermaliges Wissen in Betreff des Luftwiderstandes, und uͤber den Einfluß der
Schraͤgflaͤchen oder Rampen auf den Betrieb einer Bahn. Die
Geschwindigkeit beim Hinabrollen uͤber die Rampen erleidet aus
Ruͤksichten, welche durch die Sicherheit geboten werden, eine
Beschraͤnkung; denn es ist mit der Sicherheit nicht vertraͤglich,
schwere Lasten uͤber Bahnen mit 1/96, 1/100 und 1/220 Gefaͤll mit
einer groͤßeren Durchschnittsgeschwindigkeit hinabrollen zu lassen, als mit
derselben Last auf ebener Bahn erreicht werden kann. Auf Bahnen, deren Gefall
zwischen 1/750 und dem Niveau liegt, ist dagegen die ganze erreichbare
Geschwindigkeit zulaͤssig. – In der Besprechung, welche diese
Abhandlung unter den anwesenden Mitgliedern der Gesellschaft veranlaßte, ward
besonders hervorgehoben, daß man bei dem Baue der Eisenbahnen wegen der damit
verbundenen Kosten nicht jene Schienengefuͤge, welche die besten sind,
annehmen koͤnne, und daß es erst noch darauf ankomme, ob die besten
Gefuͤge der anfaͤnglich groͤßeren Kosten ungeachtet am Ende
nicht dennoch wegen der geringeren Abnuzung und der groͤßeren Bequemlichkeit
fuͤr die Passagiere auch als die wohlfeilsten zu betrachten sind. Die
Eisenbahn zwischen Dublin und Kingstown, welche zu den befahrensten in der Welt
gehoͤrt, hat bis jezt schon bewiesen, daß die Anwendung einer besseren Art
von Schienengefuͤge mit großen Vortheilen verbunden ist. (London Journal. Septbr. 1839.)
Tragbares Boot aus Kautschuk.
Man hat kuͤrzlich auf der Newa einen Versuch mit einem tragbaren Boot
angestellt, welches von einem Ingenieur der russischen Marine erfunden wurde.
Dasselbe ist aus Kautschuk verfertigt und innerlich mit Segeltuch ausgekleidet; es
kann so zusammengebogen werden, daß es keinen groͤßeren Raum einnimmt, als
ein kleines Felleisen. In diesem Zustande nimmt es von selbst und in weniger als
zehn Minuten die erforderliche Form wieder an, um es auf das Wasser bringen zu
koͤnnen, sobald man naͤmlich vier kleine messingene Haͤhne
oͤffnet, welche daran angebracht sind, um die Luft in das Innere gelangen zu
lassen.
Das tragbare Boot hat den Vortheil, daß es beim niedrigsten Wasserstande eben so gut
wie beim hoͤchsten anwendbar ist. Beim Versuche befanden sich darauf drei
Personen; noͤthigenfalls finden aber vier Plaz. Jedermann, der es auf der
Newa fahren sah, bewunderte seine Form und seine Haltung auf dem Wasser. (Echo du monde savant, No. 487.)
Stevelly's Methode Barometer zu füllen.
Hr. Professor Stevelly hielt vor der British Association in Birmingham einen Vortrag
uͤber eine Methode, wornach sich Barometer ohne Huͤlfe einer Luftpumpe
fuͤllen lassen, und wornach man fuͤr die Oberflaͤche des
Queksilbers im Gefaͤße ein unwandelbares Niveau erhalten kann. Das Athenaeum berichtet hieruͤber im Wesentlichen
Nachstehendes. Da es bekanntlich sehr schwer haͤlt, eine
Barometerroͤhre so zu fuͤllen, daß weder Luft noch Feuchtigkeit in ihr
enthalten ist, so schlug Daniell vor, die Fuͤllung
unter dem ausgepumpten Recipienten einer Luftpumpe vorzunehmen Wirklich wurde auch
der Barometer der Royal Society von Hrn. Newman unter Daniell's
Anleitung auf diese Weise gefuͤllt. Wenn man aber auch in London Optiker
findet, die eine Roͤhre, wie man sie hiezu braucht, in gehoͤriger
Vollkommenheit herzustellen im Stande sind, so ist dieß doch keineswegs in kleineren
Orten der Fall, und wirklich mißlangen auch die Versuche, welche Hr. Stevelly in Belfort mit dieser Methode anstellte, sammt
und sonders. Er kam daher nach einigem Nachsinnen auf eine einfache Methode das
Torricellische Vacuum der Roͤhre selbst beim Faͤllen derselben statt
der Luftpumpe zu benuzen. Er erhizte das Queksilber so weit als es sich mit dessen
Handhabung vertrug und fuͤllte die Roͤhre damit auf die
gewoͤhnliche Weise bis auf einen halben Zoll von ihrem oberen Ende. Dann trieb er nach dem
uͤblichen Verfahren die Luftblasen so vollkommen als moͤglich aus, und
kehrte die Roͤhre, nachdem er sie bis oben angefuͤllt, in einer Schale
mit heißem Queksilber um, wobei das Queksilber in dem oberen Roͤhrentheile
bis auf die Barometerhoͤhe herabsank. Hierauf sezte er seinen Finger unter
dem in der Schale befindlichen Queksilber auf die Muͤndung der Roͤhre,
hob diese heraus und legte sie mit dem Finger zugehalten flach auf einen Tisch,
wobei das Queksilber schnell den unteren Theil der Roͤhre einnahm, so daß die
Roͤhre nach ihrer ganzen Laͤnge an dem oberen Theile leer blieb.
Sodann drehte er die Roͤhre unter stetem Zuhalten derselben mit dem Finger
langsam herum, wodurch jedes Theilchen Luft in den leeren Raum gebracht wurde.
Nunmehr brachte er die Roͤhre mit ihrer Muͤndung nach Aufwaͤrts
wieder in senkrechte Stellung, und ließ, nachdem er einen Trichter aus reinem
troknen Papiere auf die Roͤhre gesezt, diese durch einen Gehuͤlfen
langsam so weit mit heißem Queksilber fuͤllen, daß die Finger davon bedekt
waren. Bei langsamem Zuruͤkziehen der Finger drang das Queksilber sachte ein
und verdraͤngte beinahe vollkommen die atmosphaͤrische Luft, welche
sich in dem leeren Raume angesammelt hatte. Durch ein- oder zweimalige
Wiederholung dieses Verfahrens nach vorausgeschiktem Auswaschen der Luft aus der
Roͤhre erhielt Hr. Stevelly eine
Queksilbersaͤule von ausgezeichnetem Glanze. Als er diese von ihm erfundene
einfache Methode dem Hrn. Dr. Robinson von Annagh
mittheilte, bemerkte ihm dieser, daß es wegen der Feuchtigkeit und Fettigkeit,
welche sich beinahe bestaͤndig an den Fingern befindet, besser seyn
duͤrfte statt des Fingers zur Schließung der Roͤhre ein Stuͤk
reinen trokenen Kautschuks zu nehmen. Ein nach dieser Angabe vorgenommener Versuch
fiel entschieden zu Gunsten derselben aus. – Die Methode, nach welcher Hr.
Stevelly eine unwandelbare
Queksilberoberflaͤche in dem Gefaͤße erlangt, ist nicht minder
einfach. Zur Auffindung derselben veranlaßte ihn sein schlechtes Gesicht, bei dem es
fuͤr ihn von Belang war, an dem Instrumente moͤglichst wenige von
diesem abhaͤngige Ablesungen oder Adjustirungen zu haben. Man soll seinem
Vorschlage gemaͤß das Gefaͤß durch eine Scheidewand aus Eisenblech
oder aus Glas, die oben eine scharfe Kante hat, in zwei Faͤcher abtheilen,
und in eines dieser Faͤcher die Queksilberroͤhre untertauchen lassen,
in das andere dagegen einen Staͤmpel, welcher sachte auf- und nieder
bewegt werden kann, einpassen. Um den Barometer zu einer Beobachtung zuzurichten,
soll man den Staͤmpel zuerst herabschrauben, so daß er in dem einen Fache das
Queksilber aus der Stelle treibt, waͤhrend in dem anderen die
Oberflaͤche des Queksilbers sich bis uͤber die Schneide der
Scheidewand erhebt. laͤßt man den Staͤmpel sodann wieder langsam
steigen, so wird das Queksilber bis zum Niveau der Schneide der Scheidewand
herabsinken, so daß hiedurch bei jeder Beobachtung die Oberflaͤche auf ein
bestimmtes Niveau gebracht werden kann.
Daguerre's neues Verfahren die für Lichtbilder bestimmten Metallplatten
zu poliren.
Hr. Daguerre benuzt gegenwaͤrtig zum Poliren seiner
Metallplatten nicht mehr Bimsstein (auf die in diesem Bande des polytechnischen
Journals S. 191 angegebene Art), sondern Tripel. Bei der
Anwendung dieses lezteren ist Folgendes zu beobachten: 1) man beseitigt aus
demselben die gefaͤrbtesten Theile und diejenigen von steiniger Consistenz;
2) man pulverisirt den Ruͤkstand in einem marmornen Moͤrser; 3)
calcinirt ihn dann in einem Tiegel, um die lezten Spuren von Feuchtigkeit
auszutreiben; 4) endlich zerreibt man ihn troken auf einer Marmor – oder
Glastafel. Wollte man ihn mit Wasser abreiben, so muͤßte dieses vor dem
Ausgluͤhen geschehen. Das Pulver wird in einer glaͤsernen Flasche
aufbewahrt und bei seiner Anwendung nur immer ganz wenig davon in das baumwollene
Baͤllchen gebracht. Bemerkt man, daß es wieder feucht geworden ist, so muß
man es neuerdings ausgluͤhen. Der Tripel hat vor dem Bimsstein das voraus,
daß er besser und schneller polirt; er breitet die Saͤureschichten
gleichfoͤrmiger uͤber der Platte aus; auch genuͤgt es bei
seiner Anwendung, die Platte nach dem Erhizen zweimal mit Saͤure zu
uͤberwischen und zweimal zu poliren, anstatt dreimal, wie es beim Bimsstein
noͤthig ist.
Hr. Daguerre macht endlich noch eine wichtige Bemerkung:
in der Regel, sagt er, poliren diejenigen, welche Versuche mit der camera obscura anstellen, ihre Platten zu stark: nach dem lezten Auftragen von Saͤure darf man die
Platte nur ganz leicht reiben und nicht mehr als noͤthig ist, um die
Politur wieder herzustellen. (Echo du monde savant.
No. 484.)
Petzhold's Methode Lichtzeichnungen darzustellen.
Hr. Dr. Petzhold hat uͤber das von ihm entdekte
Verfahren auf Papier mittelst Silbersalz Lichtbilder darzustellen, wobei das in der
Natur Weiße wiederum weiß, das in der Natur Schwarze ebenfalls schwarz ist.
Folgendes der Oeffentlichkeit uͤbergeben.
„Die bisherige Annahme, daß reducirtes metallisches Silber einen
verschiedenen Aggregatzustand besizen koͤnne, je nach der Beschaffenheit
des ausfaͤllenden Reductionsmittels, daß es dem zufolge bald weiß, bald
braun, bald schwarz erschien, ist falsch. Reducirtes metallisches Silber sieht
immer weiß aus, wenn es rein ist, und was man fuͤr schwarzes metallisches
Silber hielt (wenn man sich eine aͤhnliche Vorstellung machte wie vom
Zustande des Platinmohrs u.s.w.), ist nach meinen Versuchen Silberoxydul.
Es gibt organische Saͤuren, z.B. Gallussaͤure, Tanninsaͤure
und mehrere andere, welche beim Zusammentreffen mit salpetersaurem Silberoxyd
das Silber nur bis zum Oxydul reduciren, also einen schwarzen Koͤrper
ausfaͤllen, waͤhrend sie bei passender Behandlung unter Einfluß
des Lichtes reines weißes metallisches Silber geben. Bestreicht man demnach
Papier mit einer Mischung einer Aufloͤsung genannter Saͤuren und
des salpetersauren Silbers (beide Aufloͤsungen in bestimmter
Concentration) und uͤberlaͤßt es der Einwirkung des Lichtes, so
erhaͤlt man weißes metallisches Silber; laͤßt man es dagegen im
vollkommnen Dunkel liegen, so wird es ganz schwarz. Legt man so zubereitetes
Papier in eine Camera obscura und laͤßt durch
eine Linse mit kurzer Brennweite das Bild irgend eines Gegenstandes darauf
fallen, so werden die Lichter des Gegenstandes auf dem Bilde ebenfalls hell und
weiß, die Schattenpartien ebenfalls dunkel und schwarz erscheinen. Im ersten
Falle bildet sich vorzugsweise metallisches weißes Silber, im lezteren schwarzes
Oxydul; ein Gemenge beider Koͤrper bildet die Mitteltoͤne der
Zeichnung und wird hervorgebracht durch die correspondirenden Mitteltoͤne
des abzubildenden Gegenstandes. Corpora non agunt nisi
fluida, d.h., wenn das so zubereitete Papier troken ist, so kann das
Licht nichts mehr wirken, und darin allein besteht die Fixirung dieser
Lichtbilder.
Da aber die atmosphaͤrische Luft immer wehr oder weniger feucht und mit
verschiedenem Gehalte von Schwefelwasserstoffgas versehen ist, so sind die
erhaltenen Bilder gegen den Einfluß dieser atmosphaͤrischen Feuchtigkeit
und des Schwefelwasserstoffes durch einen Firniß zu schuͤzen. Denn im
ersten Falle werden sie durch immer mehr uͤberhand nehmende Reduction von
metallischem Silber endlich ganz weiß, im andern Falle werden sie aber durch
Bildung von Schwefelsilber ganz schwarz, und die Zeichnung muß hier wie dort
verschwinden.
Das im Handel vorkommende ziemlich kostbare, aber ganz vortrefflich gearbeitete
Bristolpapier dient im ausgezeichneten Grade zur Fabrication von Lichtbildern,
indem es wegen seiner ungemein dichten Beschaffenheit der Masse und großen
Glaͤtte seiner Oberflaͤche die Anwendung des
Vergroͤßerungsglases vollkommen verstattet, ganz abgesehen von einer
Menge anderer Vortheile, die dasselbe noch außerdem darbietet.
Diese kurze Mittheilung scheint das Wichtigste meiner Erfahrungen uͤber
Daguerrotypie zu enthalten und meinen Absichten unter den jezt obwaltenden
Umstaͤnden voͤllig zu genuͤgen.“ (Erdmann's und Marchand's
Journal fuͤr praktische Chemie Bd. XVIII. S. 111.)
Jacobi's
Anwendung der galvanischen Batterie zur Entbindung von Sauerstoff- und
Wasserstoffgas, ferner als Triebkraft für Boote.
Hr. Jacobi schreibt an Faraday:
„Im lezten Winter beleuchtete ich oft meinen großen Salon mit Drummond's Licht. Die gemischten Gase erhielt ich in
hinreichender Menge (3 bis 4 Kubikfuß stuͤndlich), indem ich
verduͤnnte Schwefelsaͤure von 1,33 spec. Gewicht zwischen
Platinelektroden durch eine konstante Batterie von besonderer Construction
zersezte. Ich ließ die Gase bloß durch eine mit salzsaurem Kalk
gefuͤllte Glasroͤhre streichen und benuzte gar keinen Gasometer.
Man kann den Strom anzuͤnden, sobald der Volta'sche Strom geschlossen
ist; die Flamme brennt ruhig und immer gleich stark. Gegenwaͤrtig nimmt
eine Batterie meiner Erfindung, welche 3 bis 4 Kubikfuß Knallgas
stuͤndlich erzeugt, nur einen Raum von 10 Zoll Breite auf 8 Zoll
Laͤnge ein. Gewiß eine schoͤne Anwendung der Volta'schen
Batterie!
Bei der Anwendung des Elektromagnetismus zum Treiben von Maschinen, war die
groͤßte Schwierigkeit immer die Behandlung der Batterie. Diese habe ich
nun gehoben. Sie werden vielleicht in den Zeitungen gelesen habenPolytechn. Journal Bd. LXXI S.
411., daß ich im lezten Herbst die Newa mit einem zehnrudrigen Boote
durchschiffte, welches mit Ruderraͤdern versehen war, die durch eine
elektromagnetische Maschine in Bewegung gesezt wurden. Ich war mit diesem ersten
Versuche sehr zufrieden, denn wir fuhren ganze Tage mit 10 bis 12 Personen an
Bord herum, obgleich mir viele Fehler in der Construction der Maschine und
besonders im Isoliren derselben und der Batterie, welche nicht auf der Stelle
verbessert werden konnten, großen Verdruß machten. Nachdem diese Verbesserungen
jezt vollendet und wichtige Veraͤnderungen vorgenommen worden sind,
werden die Versuche demnaͤchst wieder beginnen. Die Erfahrung im lezten
Jahrs, verbunden mit den neuen Verbesserungen der Batterie, gibt als Resultat,
daß zur Erzeugung einer Watt'schen Pferdekraft eine
Batterie mit 20 Quadratfuß Platinblech erforderlich ist, doch hoffe ich,
dieselbe Wirkung noch mit 8 bis 10 Quadratfuß hervorbringen zu koͤnnenkoͤnnnen. Wenn mir der Himmel meine etwas angegriffene Gesundheit
erhaͤlt, werde ich in einem Jahre ein elektromagnetisches Schiff von 40
bis 50 Pferdekraͤften ausgeruͤstet haben.“ (Philosophical Magazine. Septbr. 1839, S. 163.)
Jacobi's
Verfahren Kupferplatten mittelst Galvanismus erhaben und vertieft zu
graviren.
Hr. Jacobi bemerkt uͤber seine Entdekung,
woruͤber wir fruͤher schon eine Notiz liefertenPolytechn. Journal Bd. LXXII. S.
76., in einem Schreiben an Faraday noch
Folgendes:
„Vor einiger Zeit entdekte ich bei meinen elektromagnetischen Versuchen
durch einen gluͤklichen Zufall ein Mittel, vertieft gravirte
Kupferplatten mittelst des Galvanismus erhaben zu copiren (durch neues Copiren
der Reliefplatten erhaͤlt man dann dem Original aͤhnliche) und sie
dadurch ins Unendliche zu vervielfaͤltigen. Durch dieses Verfahren werden
die zartesten Linien mit einer solchen Treue wiedergegeben, daß man bei einer
genauen Untersuchung die Copie von dem Original nicht zu unterscheiden im Stande
ist.
Der Apparat besteht aus einem einzigen Volta'schen Paar mit Zwischenwand, bei
welchem die gravirte Platte als negatives Element (anstatt der
gewoͤhnlichen Kupferplatte) angewandt ist und in eine Aufloͤsung
von Kupfervitriol taucht. Ich fand, daß es unumgaͤnglich noͤthig
ist, in die Kette ein Galvanometer mit kurzen Drahten zu bringen; man hat dann
einen Fuͤhrer, durch welchen man die Staͤrke des Stroms erfahrt,
so daß man seine Wirkung dirigiren kann. Lezteres geschieht dadurch, daß man die
Entfernung zwischen den Elektromotorplatten mehr oder weniger
vergroͤßert, indem man die Laͤnge des Verbindungsdrahts
abaͤndert oder endlich, indem man bis auf einen gewissen Grad die
Leitungsfaͤhigkeit der Fluͤssigkeit auf der Zinkseite
verschwaͤcht. Wenn die Operation gelingen soll, muß jedoch die
Kupferaufloͤsung immer vollkommen gesaͤttigt seyn.
Die Wirkung darf nicht zu rasch seyn; in 24 Stunden sollen sich nur 50 bis 60
Gran Kupfer auf einem Quadratzoll reduciren.
Von den zwei beigelegten Reliefcopien einer (mit dem Grabstichel) gravirten
Kupferplatte wurde die zweite durch genaues Copiren der ersten erhallen. Die
eine derselben wurde in zwei Tagen, die andere in einem einzigen
ausgefuͤhrt: sie sind daher auch nicht so dicht wie man sie bei
langsamerer Reduktion erhaͤlt.
Man kann das schwefelsaure Kupfer auf die Art reduciren, daß man den Strom eines
einfachen Volta'schen Paars in die Aufloͤsung mittelst Kupferelektroden
gelangen laͤßt: die Anode oder der positive
Pol wird sich oxydiren; die Kathode
oder der negative
Pol wird sich mit reducirtem Kupfer uͤberziehen und die Aufloͤsung
wird immer auf dem gehoͤrigen Saͤttigungsgrade erhalten werden.
Nach der Theorie koͤnnte man glauben, daß das Kupfer, welches sich auf
der einen Elektrode reducirt, eben so viel betraͤgt, als dasjenige,
welches sich auf der anderen oxydirt; dieß ist aber nicht der Fall und der
Unterschied scheint ziemlich constant zu sehn, denn nach einer gewissen Zeit
nimmt er bei der Fortsezung des Versuchs nicht mehr zu.
Eine sehr concentrirte Aufloͤsung von schwefelsaurem Kupfer zersezt sich
mit den Elektroden desselben Metalls nicht, selbst wenn man eine Batterie von
drei oder vier Paaren anwendet. Die Nadel des Galvanometers wird allerdings in
dem Augenblik, wo man die Kette schließt, stark afficirt; ihre Abweichung nimmt
aber schnell ab und wird bald Null. Verduͤnnt man hingegen die
Aufloͤsung mit Wasser, welches mit einigen Tropfen Schwefelsaͤure
versezt ist, so wird der Strom sehr stark und constant; die Zersezung schreitet
regelmaͤßig vorwaͤrts und die gravirte Kathode uͤberzieht
sich mit Kupfer von schoͤner Purpurfarbe. Wendet man statt der
Kupferaufloͤsung mit Schwefelsaͤure geschaͤrftes Wasser an,
so wird das Wasser selbst durch ein einziges Volta'sches Paar kraͤftig
zersezt: die Anode oxydirt sich und der Wasserstoff wird an der Kathode frei.
Anfangs wird kein Kupfer reducirt, dieß geschieht aber, sobald die
Fluͤssigkeit eine blaue Farbe annimmt; das Metall erlangt hiebei jedoch
nie Consistenz. Ich sezte den Versuch drei Tage lang fort, bis sich die Anode
fast vollstaͤndig aufgeloͤst hatte: die Fluͤssigkeit wurde
immer dunkler, aber die Wasserstoffentbindung nahm ab, ohne ganz
aufzuhoͤren; im Verlaus meiner Versuche kam ich noch auf mehrere
Anomalien bei den secundaͤren Volta'schen Reactionen.
In Bezug auf die technische Wichtigkeit dieser Volta'schen Copien habe ich noch
zu bemerken, daß man als gravirte Kathode nicht bloß solche Metalle anwenden
kann, welche negativer als Kupfer sind, sondern auch positive Metalle oder
Legirungen (Messing ausgenommen). obgleich diese Metalle fuͤr sich allein
die Kupfersalze zu energisch zersezen. Auf diese Art lassen sich z.B. Stereotypen aus Kupfer verfertigen, welche man
beliebig vervielfaͤltigen kann.“ (Philosophical Magazine. Septbr. 1839, S. 161.)
Leuchtgas aus Weintrestern und Weinhefen.
Man hat vor einiger Zeit in Bordeaux in Gegenwart mehrerer Fabrikanten und Gelehrten
einen sehr interessanten Versuch angestellt. Hr. Livenais
zeigte, daß man bei der Zersezung der Weintrester und der Weinhefe in geschlossenen
Gefaͤßen ein Kohlenwasserstoffgas erhaͤlt, welches eben so rein wie
das aus Steinkohlen oder Harz bereitete Leuchtgas ist. Ein Pfund getrokneter
Weintrester, in eine gluͤhende Retorte gebracht, lieferte in sieben Minuten
200 Liter Kohlenwasserstoffgas, welches mit einem ausgezeichnet weißen und lebhaften
Lichte verbrannte. Das Gas ist ganz geruchlos und man kann die Flamme sehr groß
werden lassen, ohne daß sie Rauch liefert. Ein zweiter Versuch wurde mit
ausgetrokneter Weinhefe angestellt, und das Resultat war vollkommen dasselbe. (Courrier de Bordeaux.)
Searle's
lufthaltige Wasser.
Hr. Charles Searle in London ließ sich am 24. Mai 1838 ein
Patent auf lufthaltige Wasser ertheilen; er nimmt naͤmlich das
ausschließliche Recht in Anspruch Wasser mit Sauerstoffgas oder mit
Stikstoffoxydulgas (sogenanntem Lustgas) zu impraͤgniren. Das mit
Stikstoffoxydulgas oder Sauerstoffgas gesaͤttigte reine Wasser versezt er
bisweilen noch mit Citronensaͤure, Weinsteinsaͤure, Syrup, Alkohol
etc., um ihm Geschmak zu ertheilen; bisweilen saͤttigt er auch Wasser mit
Stikstoffoxydulgas und Sauerstoffgas zugleich. Endlich will er auch ein mit
Stikstoffoxydulgas gesaͤttigtes Wasser, welches in der Pinte einen Gran
Eisenoxydul enthaͤlt, als Arzneimittel benuzen. Wie das Wasser mit den
Gasarten gesaͤttigt werden soll, ist in der Patentbeschreibung nicht
angegeben, (Repertory of Patent-Inventions, Okt.
1839, S. 235.)
L.
Thompson's Verfahren das Gold zu probiren.
Man nehme 6 Gran von dem zu probirenden Gold und bringe sie in einen kleinen Tiegel
mit 45 Gran Silber und 8 bis 12 Gran Chlorsilber (Hornsilber), je nachdem das Gold
mehr oder weniger unrein ist, endlich seze man noch 50 Gr. feingepulvertes und
trokenes Kochsalz zu, schmelze das Ganze fuͤnf Minuten lang zusammen und
lasse es dann erkalten. Hierauf nehme man den Metallknopf aus dem Tiegel und schlage
ihn zu einem duͤnnen Blech aus, welches man mit verduͤnnter
Salpetersaͤure wie beim gewoͤhnlichen Scheiden behandelt. Durch dieses
Verfahren umgeht man das langwierige Abtreiben auf der Kapelle, indem die gemeinen
Metalle von dem im Hornsilber enthaltenen Chlor gaͤnzlich abgeschieden und
durch reines Silber ersezt werden. (Philosophical
Magazine. Oktbr. 1839, S. 310.)
Haden's
Seife zum Filzen und anderen bei der Tuchfabrication gebräuchlichen
Processen.
Die Erfindung, auf welche sich Georg Haden, Ingenieur in
Trowbridge in der Grafschaft Wilts, am 8. Okt. 1838 ein Patent ertheilen ließ,
betrifft die Fabrication einer Seife, welche hauptsaͤchlich zum Filzen und
verschiedenen anderen bei der Tuchfabrication vorkommenden Protesten bestimmt ist,
und zu welcher anstatt aller sonstigen Fette das Oehl der Christpalmen, welches
unter dem Namen Ricinusoͤhl (castor-oil)
im Handel vorkommt, genommen werden soll. Da das Verfahren bei der Fabrication
dieser Seife ganz dasselbe bleibt wie bei der Fabrication der gewoͤhnlichen
Seife, so bemerkte der Patenttraͤger bloß, daß man seiner Erfahrung nach eine
sehr gute Seife erhaͤlt, wenn man auf 5 Cntr. Ricinusoͤhl die aus
einem Centner Soda zu gewinnende Lauge nimmt. Er bindet sich nicht an diese
Mischungsverhaͤltnisse, so wie er sich auch vorbehaͤlt, diese oder
jene Substanz mit dem Oehle zu vermengen. (Aus dem Repertory
of Patent-Inventions. Sept. 1839.)
Eine neue Anwendung des Kautschuks an Handschuhen u.
Strümpfen.
Die Strumpfwirker von Nottingham und Leicester fabriciren dermalen Struͤmpfe,
bei denen man keine Strumpfbaͤnder braucht, indem an den Stellen, welche
diesen entsprechen, Kautschukfaͤden eingewirkt sind. Auf aͤhnliche
Weise verfertigt man auch Handschuhe, die sich um das Handgelenk herum anlegen. Der
Erfinder dieses Verfahrens hatte ein Patent genommen, und verkaufte an die
Strumpfwirker die Erlaubnißscheine zur Benuzung seines Patentes fuͤr ein Jahr
um 5 Pfd. St. Die Eigenthuͤmer der Sievier'schen
Patente klagten ihn jedoch wegen Eingriffen in ihre Patentrechte; die Klage ward
angenommen, und die Fabrikanten zu 10 Pfd. St. Strafe verurtheilt. (Mechanics' Magazine, No. 836.)
Donné's neuere Beobachtungen über die Milch.
Hr. Donné hat der Akademie in Paris im Laufe des
Monates September eine Abhandlung uͤber die Milch vorgelegt, welche sich an
die fruͤheren Arbeiten dieses Gelehrten uͤber denselben Gegenstand
anreiht; und in der er darzuthun bemuͤht ist, daß das Studium der Milch, und
zwar der frischen sowohl, als jener, die die Veraͤnderungen eingegangen ist,
welche sie erleidet, wenn man sie sich selbst uͤberlaͤßt, nur durch
Untersuchungen mit dem Mikroskope vollkommen zu Ende gefuͤhrt werden kann.
Die Schluͤsse, welche sich aus der Abhandlung ziehen lassen, glaubt der
Referent im Echo du monde savant in Folgendem
zusammenfassen zu koͤnnen. Die Milch ist eine Fluͤssigkeit, welche den
Kaͤsestoff eben so aufgeloͤst enthaͤlt, wie das Blut den
Faserstoff, und in der außerdem ein eigenthuͤmlicher Zuker, Salze, und
schwebend Kuͤgelchen einer fetten Substanz, der Butter naͤmlich,
enthalten sind. Einerseits die Aufloͤslichkeit der Milchkuͤgelchen im
Alkohol und Aether, welche beide den Kaͤsestoff nicht aufloͤsen, und
andererseits das Verhalten der waͤsserigen Jodaufloͤsung, welche die
Milchkugelchen nicht faͤrbt, waͤhrend sie den Kaͤsestoff gleich
allen anderen stikstoffhaltigen organischen Stoffen gelb faͤrbt, beweisen,
daß der Kaͤsestoff keinen Bestandtheil der Kuͤgelchen ausmacht, und
daß er nicht infestem
Zustande in der Milch enthalten ist. Alle Milchkuͤgelchen lassen sich auf dem
Filter sammeln, und die wasserklar durchlaufende Fluͤssigkeit laͤßt,
wenn man Saͤuren auf sie einwirken laͤßt, den Kaͤsestoff
fallen. Dieser Versuch beweist nicht nur, daß der Kaͤsestoff in der Milch
aufgeloͤst ist, sondern auch, daß die weiße Farbe dieser lezteren von den in
ihr enthaltenen fein vertheilten Fettkuͤgelchen herruͤhrt, so daß die
Milch als eine Emulsion zu betrachten ist. Die erste Erscheinung, welche die Milch
darbietet, wenn man sie sich selbst uͤberlaͤßt, ist das Auswerfen des
Rahmes, der aus Milchkuͤgelchen besteht, welche sich in Folge ihres
geringeren spec. Gewichtes in der obern Schichte ansammeln. Unter dem Rahme befindet
sich die eigentliche Milch, in der matt jedoch noch zwei andere, minder scharf von
einander geschiedene Schichten bemerkt, naͤmlich eine obere mehr weiße und
eine untere mehr gruͤnliche und halbdurchsichtige. Diese Unterschiede in der
Farbe ruͤhren nur von der groͤßeren oder geringeren Anzahl von
Milchkuͤgelchen, welche in verschiedenen Theilen der Fluͤssigkeit
schweben, her. Da die Kuͤgelchen nur vermoͤge ihres spec. Gewichtes
den Ort einnehmen, an dem sie sich sammeln, so ist klar, daß der Rahm bereits in der
Milch vorhanden ist, sowie sie aus den milchabsondernden Organen austritt; und
ebenso ist klar, daß die Milch und der Rahm nur durch das Verhaͤltniß der in
ihnen enthaltenen Fett- oder Butterkuͤgelchen von einander verschieden
sind. Die zweite Erscheinung, welche man an der sich selbst uͤberlassenen
Milch bemerkt, ist der Uebergang von dem alkalischen Zustande, in welchem sie aus
den milchabsondernden Organen kommt, in den sauren. Der Rahm verdikt sich nach und
nach; der Kaͤsestoff gerinnt; es entwikeln sich Gase und der Geruch von
Brierkaͤs oder Topfen, und das Mikroskop zeigt eine Menge infusorischer
Thiere und Pflanzen. Man muß unterscheiden, welche Rolle bei dieser Zersezung oder
Gaͤhrung einerseits der Rahm, d.h. der fette, nicht stikstoffhaltige Theil,
und andererseits der Kaͤsestoff, d.h. der stikstoffhaltige Theil, spielt. Um
dieß zu koͤnnen, muͤssen diese beiden Elemente durch das Filter von
einander geschieden werden. Man wird dann bemerken, daß der Rahm schnell sehr sauer
wird, waͤhrend das Serum, in welchem kein Fett enthalten ist, und in welchem
sich dagegen der Kaͤsestoff aufgeloͤst befindet, der alkalischen oder
faulen Gaͤhrung unterliegt. Die vegetabilischen Infusorien, welche man in
diesem Falle sich erzeugen sieht, kommen jedoch erst lange Zeit, nachdem die Milch
sauer geworden, zum Vorscheine; man kann sie daher auch nicht als die Ursachen der
sauren Gaͤhrung betrachten, wie man dieß von jenen Vegetabilien zu halten
pflegt, welche Cagniard Latour in der
Fluͤssigkeit, die in geistige Gaͤhrung uͤberzugehen beginnt,
entdekte. Was die thierischen Infusorien betrifft, so findet man diese sowohl in dem
alkalischen als in dem sauren Theile der in Gaͤhrung uͤbergegangenen
Milch. Die mikroskopischen Vegetabilien, welche von Turpin als das Resultat einer Umwandlung der Milchkuͤgelchen selbst
dargestellt und abgebildet wurden, entwikeln sich sowohl auf der Oberflaͤche
der Butter, selbst nachdem sie geschmolzen und mit Aether behandelt worden, als auch
auf der Oberflaͤche der filtrirten und aller Kuͤgelchen beraubten
Milch. Die beste Methode, die Milch aufzubewahren, scheint Hrn. Donné immer noch die in Kuͤchen
gebraͤuchliche. Ein gelindes Sieden im Marienbade in Gefaͤßen, welche
man sodann luftdicht verschließt, gelingt immer noch besser, als alle von den
Chemikern empfohlenen Vorschriften. Die Butter, welche ein Conglomerat der
Fettkuͤgelchen der Milch ist, kann man sowohl im luftleeren Raume, als in
kohlensaurem Gase, in Wasserstoffgas, welches mit Alkalien in Beruͤhrung
steht etc., aus der Milch erhalten. Man kann daher nicht zugeben, daß sie sich unter
dem Einflusse der Luft in Folge einer Oxydation oder einer Saͤureerzeugung
bilde. Die bisher uͤber deren Bildung ausgestellten Theorien erscheinen Hrn.
Donné sammt und sonders
ungenuͤgend.