Titel: | Verbesserungen in der Gewinnung des Zinkes, worauf sich Harrison Gray Dyar in London am 20. Novbr. 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. LXIV., S. 298 |
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LXIV.
Verbesserungen in der Gewinnung des Zinkes,
worauf sich Harrison Gray
Dyar in London am 20. Novbr.
1838 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Sept. 1839, S.
388.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Dyar's Verbesserung in der Gewinnung des Zinks.
Nach dem bei der Gewinnung des Zinkes gewöhnlich gebräuchlichen Verfahren wird das
Zinkoxyd mit Holzkohle vermengt einem Destillationsprocesse unterworfen, und zwar,
indem man das zur Reduction vorbereitete Oxyd in Retorten, Tiegeln oder anderen
Gefäßen der Hize aussezt, und das übergehende Metall in entsprechenden Vorlagen
auffängt und verdichtet. Dieses Verfahren ist nöthig, um den Zink gegen die Einwirkung
der Luft zu schüzen. Meiner Erfindung gemäß soll nun dasselbe erreicht werden, ohne
daß der Zink in derlei geschlossene Gefäße gebracht zu werden braucht, und indem man
das Erz oder Oxyd, nachdem es die zur Reduction erforderliche Zubereitung bekommen,
der directen Einwirkung des Feuers aussezt. Ich bringe nämlich das Brennmaterial in
Hinsicht auf das Erz auf solche Weise in den Ofen, daß die Luft, nachdem sie durch
das Brennmaterial gestrichen, und bevor sie mit dem Erze in Berührung kommt, jener
Bestandtheile, welche die Gewinnung des metallischen Zinkes beeinträchtigen könnten,
entledigt wird.
Fig. 48 zeigt
einen Durchschnitt eines meiner Erfindung gemäß eingerichteten Ofens, wobei ich
vorläufig bemerke, daß, welche Form man dem Ofen auch geben mag, die Anordnung eine
solche seyn muß, daß das Zinkerz oder Zinkoxyd einem nakten Feuer ausgesezt ist,
indem hierin der Unterschied zwischen meinem Verfahren und der gewöhnlichen
Behandlung des Zinkes in Retorten, Tiegeln oder dgl. gelegen ist. Die dem Ofen zu
gebende Einrichtung beruht im Wesentlichen darauf, daß in der heißen Luft oder in
den gasförmigen Producten der Verbrennung, wenn sie mit dem Zinkerze oder Zinkoxyde
oder reducirten Zink in Berührung kommen, kein freier Sauerstoff, keine Kohlensäure
und auch keine anderen Gase, welche oxydirend auf den Zink wirken, enthalten sind;
sondern daß sie nur aus Kohlenoxydgas, Stikstoff, Wasserstoff, Kohlenwasserstoffgas
oder anderen derlei Gasen und Dünsten, die bei der zur Reducirung des Zinkes
nöthigen Temperatur keine nachtheilige Wirkung auf den metallischen Zink ausüben,
bestehen. Es ist ferner aber auch dafür Vorsorge zu treffen, daß die heiße oder
verbrannte Luft, nachdem sie auf das Zinkerz oder Zinkoxyd gewirkt hat, vor dem
Austritte aus dem Ofen so weit abgekühlt wird, daß nichts von dem Zinke in
Dampfgestalt entweicht, verbrennt oder verloren geht.
A ist die mit Kohks gefüllte Feuerkammer; B die Kammer, in welche das zur Reducirung vorbereitete
Erz gebracht wird; C eine Vorlage, welche zur Aufnahme
des aus dem Erze übergehenden reducirten Zinkes dient; D
eine von einem Gebläse herführende Röhre; E ein
geschlossener Raum, welcher zum Behufe der Reinigung des Ofens geöffnet werden kann;
E, F zwei gußeiserne Dekel für die beiden Kammern
A, B; G, G gußeiserne Stüke, an denen im Kreise
herum oder auch in einer anderen den Dekeln entsprechenden Form Rinnen laufen, die
zur Aufnahme der Ränder der Dekel dienen und zum Behufe der Bildung eines gehörigen
Verschlusses mit Sand gefüllt werden, wie man bei H
sieht. I ist der obere Theil der Feuerkammer; K eine eiserne Röhre, durch welche die verbrannte Luft
und der in Dampf
verwandelte Zink strömt, und welche abgekühlt wird, damit sich der Zink verdichte
und in metallischem Zustande in C abseze. Dieser Röhre
gegenüber bemerkt man eine zweite Röhre L, welche eine
hinreichende Länge haben muß, damit die Luft so weit abkühlen kann, daß sie beim
Entweichen aus der Röhre keinen Zinkdampf mehr enthält. N ist eine in die Kammer B führende Stelle,
bei der man den von dem Erze bleibenden Rükstand herausschaffen kann. Die Tiefe,
welche die Feuerkammer A unter J hat, muß so bedeutend seyn, daß der Sauerstoff der zur Speisung des
Ofens dienenden Luft in Kohlenstoffoxyd verwandelt wird, bevor die Luft durch den
Canal J in die Kammer B
eintritt. Der Canal J muß gegen N hin eine Neigung haben, damit nichts von dem Zinke in ihm gegen die
Feuerkammer A hin fließen kann.
Wenn das Zinkerz Cadmium, Arsenik und dgl. enthält, so rathe ich, mehrere solche
Apparate, wie K, C, L, hinter einander anzubringen und
mit einander zu verbinden, damit der Zink, der sich am leichtesten verdichtet, sich
zum größten Theile in der ersten, das mehr flüchtige Cadmium, der Arsenik und die
übrigen flüchtigeren Stoffe dagegen in der zweiten oder dritten Vorlage absezen. Man
erhält auf diese Weise einen viel reineren Zink, als bei Anwendung einer einzigen
Vorlage.
Mein Verfahren steht mit keiner bestimmten Behandlung, der das Zinkerz als
Vorbereitung zur Reduction unterzogen werden soll, in Beziehung; doch halte ich es
für gut, aus dem Erze, wenn dasselbe schon von Natur aus aus Zinkoxyd besteht oder
vorläufig in solches verwandelt worden ist, unter Zusaz der gewöhnlichen Menge
feiner Holzkohle und unter Zusaz von etwas wenigem Thone oder irgend einer anderen
derlei bindenden Substanz Kugeln von ungefähr zwei Zoll im Durchmesser zu formen,
damit das Erz nicht zu Pulver zerfallen und dadurch die Circulation der heißen Luft
in der Kammer B hemmen kann.
Obschon ich angegeben habe, wie die Luft durch eine hohe Kohkssäule getrieben werden
soll, um den in ihr enthaltenen Sauerstoff in Kohlenstoffoxyd umzuwandeln, so rathe
ich doch, um dieses Zwekes noch sicherer zu seyn, den oberen Theil I des Ofens A bei jeder
Operation mit Steinkohle zu füllen, damit bei der Einwirkung der Hize gekohltes
Wasserstoffgas aus ihr destillirt, und damit durch dieses alle in der verbrannten
Luft enthaltene Kohlensäure auf dem Durchgange durch den Canal J, und vor der Vermengung der Luft mit dem in der Kammer
B befindlichen Erze, in Kohlenoxydgas verwandelt
werde.
Allen, die mit den chemischen Principien, auf welche sich meine Erfindung gründet, vertraut
sind, wird einleuchten, daß die Zinkerze auch mit dem Brennmateriale selbst in die
Kammer A gebracht werden können, wenn dafür gesorgt ist,
daß die Luft am Ende der Operation oder bei der Reduction des Erzes keine jener
Bestandtheile mehr enthält, die eine nachtheilige Wirkung auf den metallischen Zink
äußern. Immer ziehe ich jedoch vor, das Brennmaterial und den nicht reducirten Zink
von einander geschieden zu halten; und zwar am besten auf die oben beschriebene
Weise.
Schließlich muß ich erklären, daß ich mich durchaus an keine bestimmte Ofenform und
auch an kein bestimmtes Brennmaterial binde, wenn nur beide dem von mir
beabsichtigten Zweke entsprechen. Als meine Erfindung im Allgemeinen nehme ich daher
in Anspruch die Reducirung des Zinkerzes oder des Zinkoxydes in einem Ofen, welcher
so gebaut ist, daß die heiße oder verbrannte Luft, nachdem sie durch das
Brennmaterial geströmt ist, und bevor sie an das Zinkerz gelangt, aller jener
Bestandtheile entledigt wird, die bei dem gewöhnlichen Verfahren eine Einschließung
des Zinkes in Retorten und dgl. nöthig machen.