Titel: | Arthur Morin's Versuche mit dem Fourneyron'schen Kreiselrade. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. LVI., S. 249 |
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LVI.
Arthur Morin's Versuche mit dem Fourneyron'schen
Kreiselrade.
Aus den Expériences
sur les roues hydrauliques à axe vertical appelées turbines par A. Morin, Metz 1838, im polytechnischen Centralblatt
1839, Nr. 51 und 52.
Morin's Versuche mit dem Fourneyron'schen Kreiselrade.
Im Jahre 1836 wurde zu Moussay bei Senones, im Dept. des
Vosges von L. Laurent und Comp. eine mechanische
Weberei errichtet, welche im Frühjahre 1837 so weit vollendet war, um von dem
Kreiselrade als Bewegungsmaschine betrieben zu werden. Die günstige Gelegenheit zu
Versuchen wurde nicht nur von den Besizern erkannt, sondern von Fourneyron und den in der Umgegend befindlichen
Ingenieurs auf Morin's Veranlassung ergriffen, so daß in
Aller Beiseyn und Mitwirkung Morin die Versuche vornehmen
konnte. Das Kreiselrad hat 0,85 Meter äußeren Durchmesser, seine stehende Welle ist
durch zwei konische Räder direct mit der liegenden Welle verbunden, von welcher aus
die Webestühle bewegt werden; das Aufschlagwasser fließt in einem 3 M. breiten
Canale nach dem Etablissement und ergießt sich in ein 5 M. breites prismatisches
Bassin, aus welchem es durch ein weites senkrecht niedergeführtes und unten
horizontal umgebogenes Rohr nach dem Cylinder geführt wird, in welchem sich die
ringförmige Schüzenvorrichtung des Kreiselrades befindet. Dieser Cylinder ist oben
luftdicht verschlossen und gestattet der Hauptwelle den Durchgang, an deren oberem
Ende gerade in passender Höhe die Uebertragung der Bewegung auf die horizontale
Welle erfolgen kann, obgleich das gesammte Wassergefälle 8,04 M. beträgt.
Der bei den Versuchen benuzte Zaum besteht aus einem Ringe von 0,8 M. Durchmesser;
der horizontale Gewichtshebel wurde an seinem äußersten Ende durch ein 6–7 M.
langes Seil in horizontaler Lage erhalten, winkelrecht gegen den Hebel, wenn
derselbe an der Gleichgewichtslage war, und eine Leitrolle, über die das Seil von
dem Hebel aus nach einem zum Einlegen von Gewichten vorgerichteten Kasten geführt
war; um sich während des Versuches davon versichert zu halten, daß das Gewichtsseil
immer winkelrecht gegen den Hebel stand, war ein Bleiloth am Hebelende
herabgelassen, an welchem man die Gleichgewichtslage des Hebelarmes leicht erkennen
konnte. Der Horizontalabstand von dem Wellmittel bis zum Gewichtsseile betrug 2,505
M.
Um die Reibung regelmäßig zu machen, wurde der Zaum stetig mit Wasser benezt, um
immer mit gleich viel Wasser in Berührung zu seyn; es hatte dieß zur Folge, daß der
Hebel fast immer unter einer angegebenen Linie blieb und durchaus keine
unregelmäßigen Bewegungen in Folge heftiger Stöße machte, wie dieß bei verändertem
Zustande der Reibungsflächen wohl eintritt. Man hatte gar nicht nöthig ein
Schmiermittel anzuwenden und selbst bei den größten Geschwindigkeiten erwärmten sich
die Reibungsflächen nicht über eine noch zu erlangende Temperatur hinauf, aus
welcher sie in der Zwischenzeit zwischen den Versuchen leicht abgekühlt werden
konnten.
Die Anbringung eines Wassermessungsapparates in dem Abflußcanale war durch die Lage
desselben unmöglich gemacht; man brachte daher an dem Aufschlagewassercanal eine
Verzimmerung von 2,682 M. Breite an, deren Seitenwände 0,25 M. von den Canalufern
abstanden, während die Grundschwelle wenigstens 0,6 M. über dem Canalbette lag. Das
Wasser mußte erst durch die Verzimmerung als einem Ueberfall, bevor dasselbe nach
dem Drukkasten fließen konnte, und der Wasserspiegel im Drukkasten wurde immer unter
dem Niveau der Ueberfallsschwelle gehalten; daher konnte auch bei den mehrsten
Versuchen nicht die ganze Drukhöhe, sondern nur 7,5 M. benuzt werden, und es mußte
auf Mittel gedacht werden, die Menge der Ausschlagwasser zu berechnen, wenn der
Ueberfall außer Wirksamkeit gesezt würde und das Wasser mit voller Drukhöhe wirkte.
Die durch den Ueberfall gehende Wassermenge wurde durch die Formel 1,79 L √H³
gefunden, wo L die Höhe des Wasserstandes über der
Schwelle und H die Breite derselben ist. Durch eine
ausführliche Versuchsreihe (von 30 Versuchen) wurde nun der Coefficient bestimmt,
mit welchem die bei verschiedener Schüzenstellung berechnete Ausflußmenge aus den
Schaufelöffnungen des Kreiselrades zu multipliciren war, um die wirkliche
Ausflußmenge zu finden, die sich durch die Menge des oben zufließenden Wassers
angab, und gefunden, daß bei der Schüzenöffnung von 0,04 und 0,071 bis 0,073 M. der
Ausflußcoefficient 0,91 und 0,88 zu nehmen ist, woraus geschlossen wurde, daß bei
Schüzenöffnungen von 0,086 und 0,107 M., wie sie nach Wegnahme des Ueberfalles Statt
fanden, 0,86 und 0,83 zu benuzen seyn würde. Durch Hülfe dieser Coefficienten wurde
die Menge des Drukwassers in den Versuchen 37–42 und 43–48 berechnet,
als sie nach Wegnahme
des Ueberfalles nicht mehr direct gemessen werden konnte.
Bei den Versuchen verhinderte die große Umdrehungsgeschwindigkeit die Anzahl
Umdrehungen des Rades durch Vermittlung des Gesichtes zu zählen; es wurde daher eine
Feder an der Welle angebracht, welche das Ende eines an derselben angebrachten
Keiles bei jedem Umgange einmal traf, und so mittelst des Gehöres zwei Beobachtern
gestattete, die Anzahl Umdrehungen in der Minute zu zählen. Das gesammte Gefälle
wurde bei jedem Versuche durch gleichzeitige Beobachtung zweier Schwimmer gefunden,
von denen der eine in dem Drukwasserkasten, der andere im Abzugsbassin angebracht
war. Der untere Schwimmer diente zugleich zur Bestimmung der Höhe, bis auf welcher
das Rad im Wasser stand. Die 48 Versuche selbst sind in folgender Tabelle
enthalten:
Textabbildung Bd. 74, S. 252-253
Nr.; Schuͤzenoͤffnung
am Kreiselrade; Drukhoͤhe uͤber die Schwelle des Ueberfalles;
Gewicht desin 1 Secundezufließenden Wassers; Gesammtes Gefaͤlle;
Gesammtes Kraftmoment nach Meterkil. in 1 Secunde; Pferdekraft zu 75 M. K.;
Belastung des Zaumes; Umdrehungen der Welle in 1 Minute; Geschwindigkeit des
Lastpunktes in 1 Sec.; Kraftmoment des Rades nach Meterkil. in 1 Secunde;
Pferdekraft zu 75 M. K.; Wirkungsgrad des Rades; Hoͤhe, bis zu welcher
das Rad in das W. taucht
Eine genaue Betrachtung der Versuche, welche in unserer Quelle noch durch eine
graphische Darstellung der Resultate begünstigt wird, ergibt, daß bei einer
Schüzenöffnung von 0,05 M. die Geschwindigkeit sich von 100 Umdrehungen bis auf 170
erhöhen konnte, ohne daß sich der Wirkungsgrad um mehr als 1/13 von seinem mittleren
Werthe 0,587 entfernte, daß bei der Schüzenöffnung von 0,07 M. die Geschwindigkeit
von 130 Umdrehungen bis 230 gesteigert werden konnte, ohne daß der Wirkungsgrad um
mehr als 1/12 von seinem Mittelwerthe 0,652 abwich, und daß bei einer Schüzenöffnung
von 0,086 und 0,107 M. die Anzahl der Umdrehungen von 140–230 steigen konnte,
ohne daß sich der Wirkungsgrad um mehr als um 1/17 von seinem Mittelwerthe 0,675
entfernte. – Das Rad besizt daher die sehr bemerkenswerthe vortheilhafte
Eigenschaft, mit außerordentlich verschiedenen Geschwindigkeiten umlaufen zu können,
ohne in seinem Wirkungsgrade große Abweichungen zu erfahren.
Bei vielen Anwendungen muß die Geschwindigkeit der Maschine mit dem Grade der
Vollendung der Arbeit sich ändern; da nun aber bei jedem Geschwindigkeitsverhältniß
der größte Wirkungsgrad verlangt wird, so ist die angegebene Eigenthümlichkeit des
Kreiselrades für solche Anwendungen offenbar außerordentlich vortheilhaft. Sie ist
es aber auch überall da, wo eine stets gleiche Geschwindigkeit des Wasserrades
vorausgesezt wird, und ein veränderliches Kraftmoment in Folge der sich verändernden
Drukhöhe vorhanden ist; in diesem Falle wird nämlich durch die angegebene
Eigenschaft des Kreiselrades der ungünstige Einfluß des Verhältnisses aufgehoben,
daß bei jeder verschiedenen Drukhöhe auch nur eine bestimmte Geschwindigkeit dem
Maximum des Effectes entspricht, und wenn daher bei verschiedenen Drukhöhen immer
eine gleiche Geschwindigkeit Statt findet, so wird ein Theil des möglichen Effectes
aufgeopfert werden, der daher in vorliegendem Falle nicht so sehr bedeutend ist.
– Die Versuche zeigen ferner, wie das Baden des Rades im Wasser einen so
unbedeutenden Einfluß äußert, daß sogar hier der Wirkungsgrad bei tieferem Baden
größer ist, als bei weniger tiefem. Ferner ist ersichtlich, daß der Wirkungsgrad mit
höher gezogener Schüze steigt. Im Ganzen führen diese Versuche zu folgenden
Schlüssen:
1) Das Kreiselrad zu Moussay von 0,85 M. Durchmesser und 0,11 M. lichter Weite kann
bei 7,5 M. Drukhöhe 0,738 Kubikmeter Aufschlagwasser und mehr aufnehmen und 45
Pferdekräfte von 75 Kilogr. 1 M. hoch in 1 Secunde gehoben, dabei ausüben; 2) bei
180–190 Umdrehungen macht es 0,69 des vorhandenen Kraftmomentes nuzbar; 3) die Geschwindigkeit
des Rades kann in sehr weiten Gränzen schwanken, ohne daß sein Wirkungsgrad um mehr
als 1/12 – 1/15 hinter dem Maximum zurükbleibt; 4) der Wirkungsgrad
vermindert sich nicht, wenn das Rad im Wasser badet.
Die im Jahre 1837 zu Müllbach (Bas-Rhin)
errichtete mechanische Weberei wird ebenfalls von einem Kreiselrade bewegt; dasselbe
hat 2 M. Durchmesser und zwar zu 45 Pferdekräften (nach der obigen Bestimmung)
angefertigt. Die Besizer Sellière, Heevot und
Comp. wünschten sich von der Kraft durch Versuche zu überzeugen, und ließen daher
nach Morin's Anordnung durch Schedecker die nöthigen Einrichtungen treffen; bei den Versuchen waren
außer Morin noch Schedecker,
Fourneyron und mehrerere Ingenieurs und Fabrikanten gegenwärtig.
Das Kreiselrad steht am Ende des Aufschlagwassercanals in einem Wasserbehälter von
6,55 M. Länge und 5,7 M. Breite, auf dessen Boden der Cylinder mit der
Schüzenvorrichtung angebracht ist; ein verticales Rohr, welches oben am
Schüzenapparat befestigt ist, hält unten die Leitschaufeln; die Kreiselradwelle ragt
oben aus dem Cylinder heraus und ist mit einem Diagonalrade versehen, durch welches
es die Hauptwelle in Umdrehung sezt. Das Rad ist unter dem Cylinder angebracht, der
Abzugscanal liegt rechtwinkelig gegen den Aufschlagwassercanal und ist 20 M. lang
überwölbt. Das Wasser der Brusche dient zur Beaufschlagung, und obgleich ein Gefälle
von 4,5 M. Statt findet, so konnte bei den Versuchen nur ein Gefälle von 3,7 M.
benuzt werden, da der Wehrbau am Flusse noch nicht vollendet war. Bei Fluchen badet
das Rad im Wasser, und während der Versuche stand es 0,52–0,9 M. unter
Wasser.
Zur Messung der bei den Versuchen benuzten Wassermengen wurde an dem Punkte des
Abzugscanals, wo das Gewölbe aufhörte, ein Ueberfall von 5,014 M. Breite
eingerichtet, dessen Schwelle durch eine dünne Platte von 0,027 M. Stärke gebildet
wurde, und 0,5 bis 0,6 M. über dem Canalbette lag, während die Seitenwände 0,7 M.
von den Canalwandflächen abstanden. Aufgezeichnete Linien gestatteten sowohl im
Aufschlagwasserbehälter als auch im Abzugscanal genau die Höhe des Wasserstandes
abzunehmen, und es wurde nach den besonderen Umständen, welche Statt fanden, die
durch die Toulouser Versuche angegebene Formel 0,41 LH √(2gH)
zur Berechnung der Wassermenge benuzt. Freilich war der Boden und eine Seitenwand
des Wasserbehälters von Holz und durch die Hize, welche während des Sommers Statt fand,
etwas undicht geworden, so daß auf die Menge des durch die Spalten gehenden Wassers
bei den Versuchen Rüksicht zu nehmen war. Zu dem Ende wurde vor jeder Versuchsreihe
die Drukhöhe des Wasserabflusses an dem unteren Ueberfalle gemessen und die für
dieselbe gehörende Wassermenge besonders berechnet, welche, da sie als reiner
Verlust anzusehen war, von dem unten beobachteten Drukwasser abgezogen werden mußte.
Um bei den Versuchen das Gesammtgefälle genau zu erhalten, maß man von einer in
bestimmter Höhe angenommenen Horizontallinie aus gleichzeitig die Höhe des
Wasserstandes im Wasserbehälter und auch die Höhe des Wasserspiegels im Abflußcanal;
durch Verbindung beider erhielt man die wirksame Drukhöhe und konnte auch leicht die
Tiefe finden, in welcher das Rad unter dem Wasserspiegel stand.
Der Zaum wurde durch eine Scheibe von 1,25 M. Durchmesser und 0,25 M. Breite der
Reibungsfläche gebildet und auf die Hauptwelle an dem Punkte angebracht, wo das
Winkelrad aufgekeilt werden sollte. Die Bremsbaken des Zaumes waren von Holz, der
mechanische Hebelarm war 2,99 M.; das Ende des Hebels wurde durch eine an der Deke
befestigte Schnur am Herabsinken verhindert, und ein herabgelassenes Bleiloth gab
die Lage an, in welcher der Hebel nun senkrecht gegen die über eine Leitrolle nach
dem Gewichtskasten gehende Schnur stand. Um die Reibungsfläche gleichmäßig
befeuchtet zu erhalten, richtete man stetig den Strahl der im Etablissement
befindlichen Feuersprize gegen den Bremsbaken des Zaumes, welcher mit einem
Einschnitt versehen war, wodurch Abkühlung und Schlüpfrigerhaltung zugleich erreicht
wurden.
Man konnte dadurch eine so große Gleichförmigkeit der Bewegung erhalten, daß das Rad
unter gleichem Druk oft eine halbe Stunde ungestört fortging, ohne die mindesten
Schwankungen zu verursachen, und ohne daß der an den Preßschrauben stehende Arbeiter
im mindesten nöthig gehabt hätte, nachzuhelfen. Bei keinem der aufgezeichneten
Versuche haben die Oscillationen des Hebels mehr als 0,02 bis 0,03 M. betragen, und
die zu beiden Seiten angebrachten Aufhaltpunkte dienten nur beim Unterbrechen einer
Versuchsreihe. Bei allen Versuchen wurde nicht 1 Kilogr. Schmiere aufgewendet, und
es scheint daher durchaus nicht nochwendig, unter so beschaffenen Umständen das Bremsdynamometer
complicirter zu machen als die erste Einrichtung von Prony angibt. – Die Anzahl der Umdrehungen, welche das Rad machte,
wurde von zwei Personen gezählt. Bei den folgenden Versuchen 1–18 betrug die
Höhe über der Abflußschwelle für das durchsikernde Wasser 0,0265, folglich der
Wasserverlust in jeder Secunde 0,039 Kubikmeter; von 19–49 betrug er 0,064,
von 50–84 dagegen 0,067 Kubikm.; die in den folgenden Tabellen aufgenommenen
Zahlen sind schon wegen dieses Wasserverlustes corrigirt. Die 84 angestellten
Versuche gaben folgende Resultate:
Textabbildung Bd. 74, S. 258-259
Nr.; Schuͤzenoͤffnung
am Kreiselrade; Drukhoͤhe uͤber die Schwelle des Ueberfalles;
Gewicht desin 1 Secundezufließenden Wassers; Gesammtes Gefaͤlle;
Gesammtes Kraftmoment nach Meterkil. in 1 Secunde; Pferdekraft zu 75 M. K.;
Belastung des Zaumes; Umdrehungen der Welle in 1 Minute; Geschwindigkeit des
Lastpunktes in 1 Sec.; Kraftmoment des Rades nach Meterkil. in 1 Secunde;
Pferdekraft zu 75 M. K.; Wirkungsgrad des Rades; Hoͤhe, bis zu welcher
das Rad in das W. taucht
Textabbildung Bd. 74, S. 260-261
Nr.; Schuͤzenoͤffnung
am Kreiselrade; Drukhoͤhe uͤber die Schwelle des Ueberfalles;
Gewicht desin 1 Secundezufließenden Wassers; Gesammtes Gefaͤlle;
Gesammtes Kraftmoment nach Meterkil. in 1 Secunde; Pferdekraft zu 75 M. K.;
Belastung des Zaumes; Umdrehungen der Welle in 1 Minute; Geschwindigkeit des
Lastpunktes in 1 Sec.; Kraftmoment des Rades nach Meterkil. in 1 Secunde;
Pferdekraft zu 75 M. K.; Wirkungsgrad des Rades; Hoͤhe, bis zu welcher
das Rad in das W. taucht
Das Original gibt die Resultate ebenfalls in graphischer Uebersicht zusammengestellt;
es ergibt sich aus denselben, daß bei 0,05 M. Schüzenöffnung die Geschwindigkeit von
33 bis 51 Umdrehungen steigen kann, ohne den allerdings schwachen Wirkungsgrad 0,36
um mehr als 1/36 zu ändern; daß bei 0,09 M. Schüzenöffnung mit einer
Geschwindigkeitsveränderung von 26–55 Umdrehungen eine Veränderung des
Wirkungsgrades 0,702 um 1/32 verbunden ist; daß bei 0,150 M. Schüzenöffnung für die
Geschwindigkeitsveränderung von 35–65 Umdrehungen sich der Wirkungsgrad 0,660
um 1/22 ändert; daß bei 0,2 M. Schüzenöffnung die Geschwindigkeit sich zwischen 40
und 66 Umdrehungen ändern kann, während der Wirkungsgrad 0,692 sich um 1/39
vermindert; und daß bei uneingetauchtem Rade die leztere Geschwindigkeitsveränderung
sogar bis 72,5 Umdrehungen geben kann; und daß endlich bei 0,27 M. Schüzenöffnung der
Wirkungsgrad 0,78 sich um 1/97 verändert, wenn das Rad 55–79 Umdrehungen
macht.
Der geringe Wirkungsgrad, welcher bei der kleinsten Schüzenöffnung Statt findet, wird
von Morin dadurch erklärt, daß ein in die Schaufeln
eintretender Wasserstrahl durch Centrifugalkraft und Adhäsion veranlaßt, seine
Geschwindigkeit ändert, und zum Theil an den Schaufeln in die Höhe steigt, ja wohl
selbst gegen den oberen Radkranz anstößt und dadurch an Bewegkraft verliert. Sobald
ein größerer Wasserstrahl eintritt, verliert sich dieser Verlust, und der Nuzeffect
bleibt sogar für 1500–2500 Wasserconsumtion ziemlich der gleiche. –
Die Versuche bei 0,2 M. Schüzenöffnung, wo das Rad nur 0,64–0,56 M. tief
eingetaucht war, gaben viel günstigere Resultate, als die, wo das Rad 0,88 M. in Wasser ging und
die Geschwindigkeit 60–65 Umdrehungen in der Minute überstieg; es rührt dieß
jedenfalls daher, daß im lezteren Falle eine viel größere Wassermasse in eine
strudelähnliche Bewegung versezt werden mußte und daß die Reibung des Wassers an den
Schaufelflächen mit einem größeren Druke Statt fand; da aber die gewöhnliche
Umdrehungsgeschwindigkeit des Rades zwischen 45 und 65 Umdrehungen eingeschlossen
ist, so ist kein weiterer Nachtheil von einer solchen größeren Eintauchung zu
befürchten. – Die lezte Beobachtungsreihe gibt das überraschende Resultat,
daß bei 0,27 M. Schüzenöffnung sogar 91 Pferdekräfte durch das für 45–50
Pferdekräfte construirte Rad hervorgebracht werden können, und es würde jedenfalls
das Kraftmoment noch höher zu steigern gewesen seyn, wenn man nicht hätte fürchten
müssen, der verticalen Welle durch so außerordentlich starke Kräfte eine bleibende
Drehung mitzutheilen. – Aus den zulezt mitgetheilten Versuchen lassen sich
folgende Hauptresultate entnehmen:
1) Das Kreiselrad von Müllbach von 2 M. Durchmesser und 0,333 M. lichter Weite kann
bei 3,5–3,75 M. Druk 2,5 Kubikm. Aufschlagwasser aufnehmen, und aus denselben
91 Pferdekräfte nuzbar machen. – 2) Bei 50–60 Umdrehungen in der
Minute und einer starken Schüzenöffnung gibt dasselbe einen Wirkungsgrad von 0,78.
– 3) Die Geschwindigkeit des Rades kann in sehr weiten Gränzen schwanken,
ohne daß sich der Wirkungsgrad um 1/25 – 1/50 verringert. – 4) Der
Wirkungsgrad ändert sich nicht, wenn das Rad bis 1 M. tief im Wasser badet und eine
Geschwindigkeit hat, welche sich von der vortheilhaftesten im unversenkten Zustande
wenig entfernt. – 5) Während sich die Aufschlagwassermenge von 1500 bis auf
2500 M. vermehrte, d.h. im Verhältniß von 3 : 5 änderte, blieb der Wirkungsgrad des
Rades merklich derselbe.
Außer den bis jezt angegebenen Versuchen unternahm Morin
noch eine ausführliche Versuchsreihe über den Ausfluß des Wassers aus den
Schaufelöffnungen des Kreiselrades in Müllbach, um dadurch zu ermitteln, ob es
möglich wäre, bei Versuchen mit Kreiselrädern die Menge des benuzten
Aufschlagwassers bloß zu berechnen, ohne durch eine Wassermessungsvorrichtung
dieselbe direct zu ermitteln; die Versuche erlaubten keine zu große Genauigkeit,
reichen aber hin, um den Einfluß zu zeigen, welche auf die Bestimmung Raddurchmesser
und Umdrehungsgeschwindigkeit ausüben. Für jeden der 84 angestellten Versuche ist
nämlich die wirkliche Ausflußmenge bekannt, die theoretische läßt sich nach den
bekannten Dimensionen des Rades und der Höhe der Schüzenöffnungen berechnen; beide
verglichen, gaben dann den Ausflußcoefficienten. Die erlangten Resultate sind
folgende: 1) Bei 0,05 M.
Schüzenöffnung wächst der Coefficient sehr langsam mit der Geschwindigkeit, bei 20
bis 55 Umdrehungen ist er 0,93, bei 65 Umdrehungen aber 0,96. 2) Bei 0,09 M.
Oeffnung wächst der Coefficient schnell mit der Umdrehungsgeschwindigkeit; er ist
bei 25 Umdrehungen = 0,93; bei 75 Umdrehungen = 1,039 (in Folge der Schwungkraft).
3) Bei 0,15 M. Oeffnung gilt für 34 Umdrehungen 0,80, bei 99,5 Umdrehungen erreicht
und überschreitet der Coefficient die Einheit. 4) Bei 0,2 M. Oeffnung ist der
Coefficient 0,72 für 45 Umdrehungen und wird zu 0,85 bei 102 Umdrehungen. 5) Bei
0,27 M. Oeffnung endlich ist er 0,71 für 75 Umdrehungen und wächst bis 0,76 bei 106
Umdrehungen. Uebrigens wird der Coefficient bei übrigens gleichen Umständen kleiner,
wenn die Schüze höher gezogen wird, was sich daraus ergibt, daß bei höherem
Schüzenzug die Ausflußöffnung immer weniger nach der Form des zusammengezogenen
Wasserstrahles gebildet ist.
Morin stellt am Schlusse seines Werkes seine beiden
Versuchsreihen mit den Versuchen von Dieu bei
Lépine und von Mary de Saint-Lèger
und Maniel zu Juval, sowie mit der Anlage in St. Blasien
zusammen und gelangt zu folgenden Hauptschlüssen, welche den Stand unserer jezigen
Kenntniß des Kreiselrades in sich fassen:
1) Die Kreiselräder eignen sich für große und kleine Gefälle. – 2) Hie haben
einen Wirkungsgrad von 0,7–0,78. – 3) Sie können mit Geschwindigkeiten
umgehen, welche sehr weit von den vortheilhaftesten entfernt liegen, ohne deßhalb
merklich an Wirkungsgrad zu verlieren. – 4) Sie können 1–2 M. tief
unter Wasser arbeiten, ohne daß sich ihr Wirkungsgrad merklich vermindert. –
5) Sie machen daher immer das ganze Gefälle nuzbringend, da man sie unter das Niveau
des tiefsten Wasserstandes im Abzugscanal sezen kann. – 6) Sie können mit
einer sehr veränderlichen Wassermenge beaufschlagt werden, ohne daß sich ihr
Wirkungsgrad merklich verminderte. – Nimmt man zu diesen mechanischen
Vorzügen noch, daß sie wenig Raum brauchen und daher leicht ohne große Kosten und
Aufenthalt an einem bestimmten Punkte errichtet werden können, daß sie gewöhnlich
mit weit größerer Geschwindigkeit umgehen, als die anderen Wasserräder, und daß man
daher an Zwischenmaschinen zum Uebertragen der Bewegung ersparen kann, so läßt sich
nicht verkennen, daß die Kreiselräder den besten Wasserrädern beizuzählen sind.