Titel: | Ueber das Troknen der Baumwollenzeuge in geheizten Troknenstuben; von Hrn. Achille Penot. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. XXIV., S. 107 |
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XXIV.
Ueber das Troknen der Baumwollenzeuge in
geheizten Troknenstuben; von Hrn. Achille Penot.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen, No. 60, S. 507.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Penot, uͤber das Troknen der Baumwollenzeuge in geheizten
Troknenstuben.
Die HHrn. Scheurer und Heinrich Schlumberger erwähnen in ihrem sehr interessanten Berichte Wer die
Kattundrukereien EnglandsPolytechn. Journal Bd. LXVII. S.
129.
eines besondern
Verfahrens die Baumwollenzeuge zu troknen, worüber sie Folgendes sagen:
„Wir sahen in der Fabrik des Hrn. Walter Crum
bei Glasgow eine Troknenmethode, wobei man an Zeit und Brennmaterial ersparen
muß. Die Troknenstube unterscheidet sich von den unserigen nur dadurch, daß man
weder der heißen Luft noch dem Dampfe irgend einen Austritt gestattet, sondern
sie während des Troknens luftdicht geschlossen hält. Auf diese Art troknet man
in drei Stunden die 200 Stüke nasser (ausgepreßter) Baumwollenzeuge, welche die
Troknenstube faßt, während dazu fünf Stunden Zeit nöthig wären, wenn man der
Wärme einen Austritt gestatten würde, wie es gewöhnlich der Fall ist, so daß man
also zwei Fünftel an Zeit und Brennmaterial erspart.“
„Dieser Fabrikant ging dabei von dem Grundsaz aus, daß wenn man den heißen
Luftstrom, welchen wir in unseren Troknenrechen herstellen und welcher uns sehr
beträchtlichen Verlust an heißer, nicht mit Wasserdampf gesättigter Luft
verursacht, durch eine höhere Temperatur ersezt, die Zeuge eben so vollständig,
in kürzerer Zeit und mit geringerem Aufwand an Wärme troknen müssen.“
Diese Mittheilung schien mir für alle Kattundrukereien, Bleichanstalten etc. sehr
wichtig zu seyn, und das angegebene Resultat steht auch mit der Theorie ganz im
Einklang; denn wenn die Temperatur eines geschlossenen Raumes zunimmt, kann dieser
Raum bekanntlich eine Menge Dampf aufnehmen, welche nicht dieser Zunahme
entsprechend, sondern viel größer ist. Angenommen z.B. 100 Kubikmeter Luft, worin
der Hygrometer 70 Grade anzeigt, hätten eine Temperatur von 10° C.; mittelst
der in unsern Lehrbüchern der Physik enthaltenen Tabellen findet man leicht, daß
diese Luft 4,58 Gramme Wasserdampf im Kubikmeter enthält, oder 458 Gramme in 100
Kubikmeter. Steigert man die Temperatur dieser Luft auf 30° C., vorausgesezt,
daß eine hinreichende Menge Wasser vorhanden ist, um sie mit Dampf zu sättigen, so
wird die Luft davon alsdann 2940 Gramme enthalten, so daß man wirklich 2482 Gramme
Wasser verdampft haben wird.
Wir wollen nun annehmen, man habe diese Luft auf 60° C. erhizt und sie habe
sich gleichfalls mit Dampf gesättigt; die in den Lehrbüchern der Physik enthaltenen
Tabellen über den Wassergehalt der feuchten Luft gehen gewöhnlich nur bis auf
40° C.; man kann aber bekanntlich leicht das Gewicht des Wasserdampfs in der
mit Feuchtigkeit gesättigten Luft für jeden Grab Celsius durch folgende Formel
finden:
Textabbildung Bd. 74, S. 109
worin M die gesuchte Dampfmenge
per Kubikmeter, in Grammen ausgedrükt, bezeichnet;
P die Tension des Dampfes in Millimetern, welche der
Temperatur t des Versuches entspricht. Man hat in diesem
besonderen Falle also t = 60; P = 144,66; woraus sich ergibt
M = 126,12 Gramme.
In 100 Kubikmeter Luft sind also 12612 Gramme Dampf, folglich hätte man im zweiten
Falle 12154 Gramme Wasser verdampft.
Wir wollen nun untersuchen, wie viel Wärme in jedem dieser Fälle erforderlich gewesen
wäre, um die verlangte Wirkung hervorzubringen; denn nur dann stellt es sich heraus,
ob ein Vortheil dabei ist, in einer heißeren Luft zu verdampfen.
Erster Fall. Um 2482 Gramme oder 2 Kil., 482 Wasser in
Dampf zu verwandeln, braucht man 2,482 × 650 = 1613,3
Wärme-Einheiten.Im ganzen Verlauf dieser Abhandlung nehme ich an, wie es bei technischen
Berechnungen üblich ist, daß die Gesammtmenge der in einer gleichen
Dampfmasse enthaltenen latenten und sensibeln Wärme bei allen Temperaturen
und unter jedem Druk constant bleibt, und bezeichne diese Gesammtmenge mit
650 Wärme-Einheiten. A. d. O. Da andererseits 100 Kubikmeter Luft von 10° C.
Textabbildung Bd. 74, S. 109
wiegen und 0,27 spec. Wärme haben, so erfordern sie, um von
10° C. auf 30° überzugehen 125,3 × 0,27 × 30 = 676,62
Wärme-Einheiten. Addirt man die angewandten Wärme-Einheiten, so findet
man:
um 2 K., 482 Wasser zu verdampfen
1613,3
um 100 Kubikmeter Luft von 10° auf
30° C. zu erhizen
676,62
–––––––
2289,92
oder nahe 2290 Wärme-Einheiten, deren Nuzeffect 2482
Gramme verdunstetes Wasser war.
Zweiter Fall. Wendet man dieselbe Berechnung auf das
zweite Beispiel an, so findet man, daß zum Verdampfen von 12154 Grammen oder 12 K.,
154 Wasser 12,154 × 650 = 7900,1 Wärme-Einheiten nöthig sind. 100 K.
M. Luft nehmen, wenn sie von 10° auf 60° C. übergehen, 125,3 ×
0,27 × 50 = 1691,55 Einheiten auf. Addirt man die angewandten
Wärme-Einheiten, so findet man:
zum Verdampfen von 12 K., 154 Wasser
7900,1
um 100 Kubikm. Luft von 10 auf 60°
zu bringen
1691,55
–––––––
9591,65
oder nahe 9592 Wärme-Einheiten, deren Nuzeffect 12154 Gramme verdunstetes
Wasser war.
Wenn die Menge des verdampften Wassers nur der angewandten Wärme proportional wäre,
so hätte man in dem zweiten Falle (da 2290 : 2482 = 9592 : x) 10431 Gramme gefunden; statt dessen fanden wir 12154, also über 17
Proc. mehr.
Das praktische Resultat muß nothwendig noch vortheilhafter seyn, denn bei der
Berechnung ist vorausgesezt, daß niemals Wärme verloren geht und dieß ist offenbar
weit eher in einer luftdichten Troknenstube, als in einer offenen der Fall, durch
welche beständig ein Luftstrom streicht.
Wenn daher Hr. Walter Crum behauptet, nach seiner Methode
40 Procent Brennmaterial zu ersparen, so scheint dieses gar nicht übertrieben, was
auch durch das Nachfolgende bestätigt wird.
Um mich von der Richtigkeit dieses Resultates auch durch die Praxis zu überzeugen,
benuzte ich eine Troknenstube der HHrn. Schlumberger-Köchlin und Comp., welche aus starken Mauern
aufgeführt ist und einen Kubikinhalt von 2983 Meter hat, so daß wenigstens 2800
Kubikmeter leerer Raum bleiben, nach Abzug desjenigen für die zwei Oefen, die
Röhren, Baumwollzeuge, Latten etc. Die Gesammthöhe der Troknenstube ist 9,6 Meter.
Zwei Reihen horizontaler Latten, welche sich von einem Ende der Troknenstube bis zum
anderen in der Richtung der Breite erstreken, theilen sie in drei ungleiche
Abtheilungen, wovon die mittlere die größte ist. In lezterer werden die Zeuge
aufgehängt, indem sie über die oberen Latten gehen. In der Deke sind drei Zuglöcher,
jedes von 1,6 Quadratmeter Fläche angebracht.
Der erste Versuch wurde den 29. September 1838 Nachmittags angestellt. Es mußten für
Türkischroth vorbereitete geöhlte Zeuge getroknet werden, welche 1050 Kil. Wasser
zurükhielten, wie sich beim Abwägen derselben ergab. Die Barometerhöhe war im Freien
0,730 M. Vor dem Versuch war ein wenig Regen gefallen, der Himmel fing aber an sich
aufzuhellen und blieb während des ganzen Nachmittags klar. Der Wind war schwach und
blies von Süden. Der Thermometer zeigte 22° C. und der Hygrometer 72°.
Die äußere Luft enthielt also 9,52 Gramme Dampf per
Kubikmeter.
In der obern Abtheilung zeigte der Thermometer 23° und der Hygrometer
75° (dort ließ ich sie immer, weil ich am leichtesten hingelangen konnte).
Diese beiden Instrumente waren frei in der Mitte des Troknenrechens aufgehängt und
von jedem Körper entfernt, welcher auf ihren Gang hätte Einfluß haben können. Das
Feuer wurde um 1 Uhr angezündet und ich ging jedesmal nach Verlauf einer halben Stunde in die
Troknenstube, um den Gang der beiden Instrumente zu notiren. Nur bei den zwei lezten
Beobachtungen betrug der Zeitunterschied eine Viertelstunde. Beim Beginn des
Versuches wurden die Zuglöcher, Thüren und Fenster geschlossen und erst nach
Beendigung desselben wieder geöffnet.
Nummer
derBeobachtung.
Stunde.
Grade
desThermometers.
Grade
desHygrometers.
GrammeDampf im Kubikmeter.
1
1
23
75
10,86
2
1 1/2
25
79
13,44
3
2
35
71
18,48
4
2 1/2
42
64
21,90
5
3
49
54
23,57
6
3 1/2
53
50
25,52
7
4
56
47
26,97
8
4 1/2
57
45
26,61
9
5
58
41
24,74
10
5 1/2
60
33
20,84
11
5 3/4
60
30
18,64
Fünf Minuten später ließ ich das Feuer auslöschen und die Zuglöcher und Thüren
öffnen; dann stellte ich von 10 zu 10 Minuten Beobachtungen an, wobei ich folgende
Resultate erhielt.
Nummer
derBeobachtung.
Stunde.
Grade
desThermometers.
Grade
desHygrometers.
GrammeDampf im Kubikmeter.
1
6
52
19
7,85
2
6 10'
49
17
6,05
3
6 20'
47
16
5,16
4
6 30'
45
18
5,31
Zehn Minuten nach dem Auslöschen des Feuers enthielt die Luft der Troknenstube also
wirklich weniger Wasserdampf im Kubikmeter als die äußere; aus dem Grunde, weil die
in den Troknenrechen eindringende Luft sich darin ausdehnte, ohne den Stüken, welche
vollkommen troken waren, Feuchtigkeit zu entziehen.
Man sieht aus der ersten Tabelle, daß die Feuchtigkeit in der Troknenstube um 4 1/2
Uhr abzunehmen anfing, so daß ich also um diese Zeit hätte zu feuern aufhören
können, während ich erst um 5 3/4 Uhr das Feuer auslöschte. Ich hätte dadurch 5/17
des angewandten Brennmaterials erspart. Der Arbeiter, welchen ich damals in die
Troknenstube schikte, fand in der That, daß alle in der Mitte hängenden Stüke troken waren, während die
längs der Mauern befindlichen es mehr als zur Hälfte waren. Es ist wohl kein
Zweifel, daß leztere ihre Feuchtigkeit durch den Strom heißer Luft doch noch
vollends verloren hätten, wenn man alsdann die Zuglöcher geöffnet hätte. Dieß
beweist auch ein Versuch, den ich sogleich anführen werde.
Obgleich die Zeuge nicht vollkommen troken waren, so fing doch das Gewicht des in
jedem Kubikmeter enthaltenen Wasserdampfs um 4 1/2 Uhr abzunehmen an. Dieß wäre
nicht geschehen, wenn die Troknenstube wirklich ganz luftdicht geschlossen gewesen
wäre, denn dann hätte die Quantität des in einem Kubikmeter enthaltenen Dampfes
zunehmen müssen, bis die Zeuge alle Feuchtigkeit verloren hätten. Da aber noch
einige Oeffnungen in der Troknenstube vorhanden waren, so entstand ein Strom,
welcher äußere Luft hineinzog, die kälter und trokener war, und welche die aus der
Stube entweichende ersezte. Dieser Umstand hatte nothwendig auf den
Feuchtigkeitsgrad im Innern und auf den Gang der Instrumente Einfluß.
Als man das Feuer gelöscht und die Zuglöcher geöffnet hatte, war die Feuchtigkeit in
der Troknenstube nach Verlauf von zehn Minuten unter derjenigen der äußeren Luft,
wenn man auch nur die in einem Kubikmeter enthaltene absolute Dampfmenge
berüksichtigt. Man konnte auch alsdann in den Rechen gehen, ohne mit Thau beschlagen
zu werden, was bei der gewöhnlichen Troknenmethode nicht der Fall ist; dieß war
natürlich um so mehr der Fall, wenn man vor diesem Augenblik in den geschlossenen
Rechen trat. Aus der zweiten Tabelle ersieht man, daß diese Feuchtigkeit bis 6 Uhr
20 Min. immer abnahm. Um 6 1/2 Uhr fing sie durch die große Menge der eingedrungenen
äußeren Luft an zuzunehmen. Von nun an schien es mir nicht mehr interessant die
Operation zu verfolgen, und ich glaube, daß sich das Gleichgewicht zwischen der
äußeren und inneren Luft bald hergestellt haben wird.
Bei Versuchen mit Saussure's Hygrometer fand ich bald, daß
man in den gewöhnlichen Gränzen der Lufttemperaturen den Einfluß der Wärme auf das
Instrument vernachlässigen kann, weil ein Unterschied von 30 Thermometergraden nur
3/4 eines Hygrometergrades ausmacht. Diese Gränzen wurden zwar bei dem
vorhergehenden Versuche überschritten; bei der geringen Wirkung der Temperatur auf
den Gang des Instruments kann man aber doch die erhaltenen Resultate als der
Wahrheit hinreichend nahe betrachten, und in keinem Falle kann der mögliche Fehler
auf das praktische Resultat den mindesten Einfluß haben.
Man brauchte bei dem angeführten Versuch 625 Kilogr. Steinkohlen, um 1050 Kilogr.
Wasser zu verdampfen. 1 Kilogr. Steinkohlen hat also 1,68 Kil. Wasser verdampft.
Wie ich schon bemerkte, hätte ich das Feuer viel früher auslöschen können, weßhalb
ich auch den Versuch mit der Abänderung wiederholte, daß ich nur die Zeit
verstreichen ließ, welche mir zum Troknen der Stüke erforderlich schien. Dieser
zweite Versuch wurde den 3. Oktober 1838 angestellt; es mußten dabei 1250 Kil.
Wasser, die in 415 geöhlten Stüken enthalten waren, verdampft werden. Der Himmel war
ohne Wolken; der Wind blies von Norden und war sehr schwach. Außerhalb der
Troknenstube stand der Barometer auf 0,756 Met.; der Thermometer auf 17° C.
und der Hygrometer auf 66°; die äußere Luft enthielt also 5,70 Gramme
Wasserdampf im Kubikmeter. In der Troknenstube zeigte der Thermometer 23° und
der Hygrometer 75°; die Luft in derselben enthielt also 10,86 Gr. Wasserdampf
im Kubikmeter, nachdem nämlich die Stüke einige Augenblike darin aufgehängt waren.
Das Feuer wurde um 1 1/2. Uhr angezündet. Folgende Tabelle zeigt die Beobachtungen
von einer halben Stunde zur anderen.
Nummer
derBeobachtung.
Stunde.
Grade
desThermometers.
Grade
desHygrometers.
GrammeDampf im Kubikmeter.
1
1 1/2
23
75
10,86
2
2
25
75
12,10
3
2 1/2
37
66
17,97
4
3
47
52
20,33
5
3 1/2
53
44
21,54
6
4
58
39
23,25
7
4 1/2
64
32
23,95
Ich ließ alsdann das Feuer auslöschen und das Register jedes der zwei Kamine
schließen. Eine Viertelstunde darauf zeigte der Thermometer 67° und der
Hygrometer 26°; es waren also nur 21,51 Gr. Dampf im Kubikmeter. Nun ließ ich
die Zuglöcher öffnen und beobachtete von zehn zu zehn Minuten, wobei ich folgende
Resultate erhielt:
Nummer
derBeobachtung.
Stunde.
Grade
desThermometers.
Grade
desHygrometers.
GrammeDampf im Kubikmeter.
1
4 55'
57
30
16,30
2
5 5'
50
20
7,54
3
5 15'
48
13
4,35
4
5 25'
46
15
4,59
Wenn man von der Quantität Wasserdampf, welche in der Troknenstube bei jeder
Beobachtung enthalten war, diejenige abzieht, welche die äußere Luft in demselben
Augenblik enthielt, so ergibt sich im Kubikmeter folgendes Gewicht:
Nummerder Beobachtung.
Erster Versuch.
Zweiter Versuch.
1
1,34 Gramme.
5,16
Gramme.
2
3,92 –
6,40 –
3
8,96 –
12,27 –
4
12,38 –
14,63 –
5
14,05 –
15,84 –
6
16,00 –
17,55 –
7
17,45 –
18,25 –
8
17,09 –
15,81 –
9
15,22 –
10
11,32 –
11
9,12 –
Im günstigsten Augenblik (bei der siebenten Beobachtung im zweiten Versuch) hatten
also die Stüke an jeden Kubikmeter Luft nur 18,26 Gramme Wasser abgegeben. Freilich
war diese Luft bei weitem nicht gesättigt, denn der Hygrometer zeigte darin nur
32°, so daß sie also nur ungefähr 16 Proc. von der zu ihrer Sättigung
erforderlichen Feuchtigkeit enthielt. Ich muß hier bemerken, daß durch die
Troknenstube, obgleich sie besser geschlossen war, als das erste Mal, doch noch ein
Luftstrom drang, was sich bei ihrer Einrichtung nicht verhindern ließ.
Ohne diesen Umstand hätte man die Temperatur der Troknenstube auf 67° C.
erhalten können und die Luft hätte nach und nach eine größere Menge Dampf
aufgenommen.
Ich will nun untersuchen, welche Dimensionen die Troknenstube haben müßte, damit die
Stüke in diesem Falle darin vollkommen troknen können. Der leere Raum darin beträgt
(nach dem Aufhängen der Stüke) 2800 Kubikmeter, und es handelte sich darum, 1250 Kil. Wasser zu
verdampfen; jeder Kubikmeter hätte also 446,83 Gramme Wasser aufnehmen müssen. Nun
enthält gesättigte Luft von 67° C. nur 170,86 Gr. Wasser, und da die äußere
Luft schon 5,70 Gr. enthielt, so hätte also jeder Kubikmeter Luft nur 165,16 Gr.
Dampf aufnehmen können, den Raum als gesättigt angenommen. Dividirt man nun die
1250000 Gramme des zu verdampfenden Wassers durch 165,16 Gr., welche jeder
Kubikmeter aufnehmen kann, so findet man 7568,4 Kubikm., während die Troknenstube
deren nur 2800 enthält. 7568,4/2800 ist aber = 2,7.
Dieses ist die Zahl, womit man die wirklichen Dimensionen der Troknenstube
multipliciren müßte, und da es wohl nicht leicht seyn dürfte, die innere Luft
vollkommen mit Feuchtigkeit zu sättigen, so wird man gut thun, mit der runden Zahl 3
zu multipliciren, wenigstens wenn man es nicht vorzieht, auf Einmal nur den dritten
Theil des in den Zeugen enthaltenen Wassers zu verdampfen, wozu man also (bei dem
zweiten Versuche) die 415 Stüke in drei Operationen hätte austroknen müssen. In
diesem Falle müßte man die trokenen Zeuge sogleich durch andere ersezen, um die in
der Troknenstube zurükgebliebene Wärme zu benuzen. Wollte man hingegen ihre
Dimensionen verhältnißmäßig vergrößern, so dürfte dieses nicht in der Richtung ihrer
Höhe geschehen, welche 9,6 Met. beträgt, und die ich schon für zu bedeutend halte,
sondern man müßte nur ihre Länge und Breite abändern. Es ist in diesem Falle leicht
zu bestimmen, mit welchem Factor man jede dieser zwei Dimensionen multipliciren
müßte; da nämlich die Höhe dieselbe bleiben soll, so muß die Oberfläche der Basis
dreimal so groß werden, was geschieht, wenn man jede dieser zwei Dimensionen mit
√3 oder 1,73 multiplicirt. Die Länge und Breite dieser Troknenstube, welche
jezt 27,77 Meter und 11,7 M. betragen, würden dann 48,04 M. und 20,24 M.
Ich halte es für sehr wichtig, daß man die Höhe der Troknenstube nicht vergrößert,
denn als ich mehrmals die Temperatur in jeder ihrer drei Abtheilungen zu derselben
Zeit bestimmte, fand ich, daß sie bisweilen um 6 bis 8° C. differirten, und
daß sich die größte Wärme gegen die Deke ansammelt, also gerade dort, wo keine Zeuge
waren, und wo sie doch am vortheilhaftesten angebracht gewesen wären. Dieß stimmt
auch mit den in England gemachten Beobachtungen überein. „In England,
sagen die HHrn. Scheurer und Heinrich Schlumberger, macht man gewöhnlich die Troknenstuben
sehr niedrig, wenig breit, hingegen lang, so daß man bei ihrem Bau nur ein sehr
schwaches Zimmerwerk braucht, das viel weniger kostet, als bei unseren großen
Troknenstuben von 60–70 Fuß Höhe. Um von der Höhe nichts zu verlieren, hängt man
die Stüke unter den Latten auf. Der Arbeiter hält sich auf einer Art Wagen von
der Breite der Troknenstube, welcher auf einer Schiene läuft und beliebig
vor- und rükwärts geschoben werden kann.“
Verdreifacht man die Dimensionen der Troknenstube, so wird sie 8400 Kubikmeter
enthalten und selbst noch mehr, weil nicht mehr Zeuge hineinkommen. Ich will die
runde Zahl 8500 annehmen; nun geben 1250000 Gramme Dampf, auf 8500 Kubikm.
vertheilt, für jeden 147,06 Gr. Addirt man zu dieser Zahl die 5,7 Gr. Dampf, welche
schon in der äußeren Luft enthalten sind, so hat man 152,76 Gr.; dieß betrüge für
die Temperatur von 67° C. 89,44 Proc. der Sättigung, so daß der Hygrometer
auf 95° stiege: ein Punkt, der vielleicht erreicht werden könnte. Uebrigens
ließe sich wahrscheinlich durch dieselbe Quantität Brennmaterial in einer luftdicht
geschlossenen Troknenstube die Temperatur noch über 67° treiben.
Nun ist zu untersuchen, ob dieses Verfahren in einem geschlossenen Raum zu troknen,
wirklich Vortheile gewährt hat; meine darüber angestellte Berechnung ist jedoch bloß
als theoretisches Resultat zu betrachten, während das im Vorhergehenden Gesagte sich
auf die Erfahrung gründete.
1250 Kilogr. Wasser erfordern zu ihrer Verdampfung 1250 × 650 = 812500
Wärme-Einheiten. Die Temperatur der Troknenstube war vor dem Anzünden des
Feuers 23°, das Gewicht jedes Kubikmeters Luft also
Textabbildung Bd. 74, S. 116
Das Gesammtgewicht der 8500 Kubikm. Luft in der Troknenstube betrug folglich 8500
× 1,11 K. = 9435 Kilogr. Um diese von 23° auf 67° C. zu
bringen, sind 9435 × 0,27 × 44 = 112087,8 Wärme-Einheiten
erforderlich. Die ganze Summe der Wärme-Einheiten beträgt:
zum Verdampfen von 1250 K. Wasser
812500
um 8500 Kubikm. Luft von 25° auf
67° C. zu bringen
112087,8
––––––––
924587,8
Bei dem zweiten Versuch, den ich anstellte, blieb die erste dieser beiden
Quantitäten, nämlich die zum Verdampfen der 1250 Kilogr. Wasser erforderliche Wärme
dieselbe. Betrachtet man die Tabellen über diesen Versuch, so sieht man, daß im
Mittel bei jeder Beobachtung 13,24 Gr. Wasser durch einen Kubikmeter Luft den Zeugen
entzogen wurden; es mußten also 94410,88 Kubikm. Luft über die Zeuge streichen. Die
mittlere Temperatur betrug während der zwölf angegebenen Beobachtungen 48°.
Wollte ich die Beobachtungen berüksichtigen, welche ich später hätte machen können, so wäre diese
Durchschnittstemperatur noch höher; ich will mich aber an diese Zahl halten. Diese
94410,88 Kubikm. Luft wiegen 104796 Kilogr.; um sie von 23 auf 48° C. zu
bringen, waren 104796 × 0,27 × 25 = 707373 Wärme-Einheiten
nöthig. Im Ganzen wurden also Wärme-Einheiten aufgewendet:
zum Verdampfen von 1250 Kil. Wasser
812500
um 104796 Kil. Luft von 23 auf 48°
zu bringen
707373
–––––––
1519873.
Nun haben wir aber gesehen, daß bei
luftdicht geschlossener Troknenstube nur nöthig sind
924588
–––––––
Unterschied
595285;
dieß macht eine Ersparniß von beinahe 40 Procent. Allerdings
habe ich bei dieser Berechnung den durch die Vergrößerung der Troknenstube
entstehenden Wärmeverlust, welcher den Vortheil auf 30 oder 25 Proc. vermindern
dürfte, nicht in Anschlag gebracht. Der Praxis muß nun die definitive Entscheidung
der Frage überlassen werden; nach meiner Ansicht kann sie nur zu Gunsten einer
luftdicht geschlossenen Troknenstube ausfallen.
Ich halte es nicht für möglich, eine Troknenstube so zu schließen, daß weder Luft
noch Dampf mehr entweichen können; aber wichtig ist es, daß man sich diesem Punkt
möglichst nähert. Da der innere Druk beträchtlich wird, so muß die Luft allerdings
durch die Spalten oder Rizen entweichen. Dieser Druk ist übrigens leicht zu
berechnen. Während des zweiten Versuchs stand der äußere Barometer auf 0,756 M.; der
Thermometer zeigte 17°, der Hygrometer 66°. Der Druk des Dampfes war
also 6,16 Millimeter; was den der Luft ziemlich auf 0,75 M. reducirt. Bezeichnen wir
das Volum der in der Troknenstube enthaltenen Luft von 17° Temperatur mit 1
und den Druk dieser Luft bei 67° mit P, so haben
wir
Textabbildung Bd. 74, S. 117
Dazu muß man noch den Druk des Dampfs addiren, nämlich 0,200 M., welche die Spannung
des gesättigten Dampfs bei 67° repräsentiren. (Wir haben angenommen, daß der
Raum ganz oder beinahe gesättigt ist.) Der Gesammtdruk in der Stube wird also 1,082
M. seyn und den äußeren Druk um 0,326 M. oder nahe um eine halbe Atmosphäre
überschreiten. Wenn man eine gewisse Menge Luft durch die Spalten verliert, so hat
man um so weniger zu erhizen und dem Troknen schadet dieses nichts, weil sich der
Dampf eben so gut im leeren Raum wie in der Luft bildet.
Leztere Betrachtung führt mich auf eine wichtige Bemerkung. Ich habe gesagt, daß wenn
man in der Troknenstube der HHrn. Schlumberger-Köchlin bei luftdichtem Verschluß derselben 1250 K.
Wasser Verdampfen will, ihre Dimensionen verdreifacht werden müssen. Man sieht nun,
daß es wegen der Spalten (die sich durchaus nicht vermeiden lassen, und durch welche
mit einem Theil der inneren Luft auch eine Portion des gebildeten Dampfs entweicht)
nicht nöthig seyn wird, so große Troknenstuben zu errichten. Ich glaube im
Gegentheil, daß man die Stube für eine gegebene Anzahl Stüke so klein als möglich
wird bauen müssen; Bedingung ist aber immer, daß sie gut geschlossen ist und nur
einige unvermeidliche Spalten hat, welche einen Theil der inneren Luft und des
Dampfs in Folge des größeren Druks entweichen lassen, ohne daß dafür äußere Luft
eintreten kann. Dieß scheint mir eine große Ersparniß an Brennmaterial bewirken zu
müssen.
Im Vorhergehenden habe ich nur die Verdampfung des Wassers im Auge gehabt und das
Gesagte bezieht sich auf das Troknen im Allgemeinen. Bei gewissen Operationen dieser
Art sind aber auch noch andere Umstände zu berüksichtigen. Manchmal gibt es eine
Gränze der Temperatur, welche man nicht überschreiten kann, ohne der zu troknenden
Substanz zu schaden; dieß ist z.B. beim Troknen des Krapps, der Runkelrüben,
Sazmehle etc. der Fall; bisweilen troknet man auch Gegenstände in dem Arbeitslocal
selbst (Papier, Schlichtmaschinen etc.). Oefters ist auch eine gewisse Zeit
einzuhalten, wie beim Troknen der für Türkischroth vorbereiteten Zeuge; bei diesen
muß nämlich nicht nur das Wasser verdampft, sondern auch die fette Substanz durch
ihre Vereinigung mit dem Sauerstoff der Luft verändert werden, wodurch sie neue
Eigenschaften erhält. In solchen Fällen sind die verschiedenen Umstände zu
berüksichtigen; ich glaube aber, daß immer eine Ersparniß erzielt wird, wenn man die
Temperatur so hoch steigert, als es angeht, ohne der zu troknenden Waare zu
schaden.
Um eine gewisse Temperatur in der Troknenstube herzustellen, welche nicht
überschritten werden kann, und zwar ohne daß man dabei von der Aufsicht des Heizers
abhängt, dürfte folgende Vorrichtung genügend befunden werden. A, B, C, D, E, Fig. 36, ist eine bei A luftdicht verschlossene und nur bei E offene eiserne Röhre. Sie ist zweimal gebogen, geht
durch eine Mauer der Troknenstube und ist zum Theil mit Queksilber gefüllt. Ihr
Theil A, B enthält Luft. Ein eisernes Gewicht p schwimmt auf dem Queksilber und steht mit einem
Register R in Verbindung, welches den Zug im Schornstein
zu reguliren hat. P ist ein Gegengewicht für das
Register. In dem Maaße,
als die Luft sich in dem Theil B ausdehnt, drükt sie auf
das Queksilber, welches dann in dem Schenkel D, E
aufsteigt und dadurch das Register im Schornstein herabdrükt, so daß die Intensität
des Feuers abnehmen muß. Wenn in Folge dieses Spiels die Temperatur in der
Troknenstube etwas gefallen ist, muß sich das Register wieder in entgegengesezter
Richtung bewegen, so daß man eine ziemlich constante Temperatur in der Troknenstube
erzielt. Es handelt sich also bloß noch darum, die erforderlichen Dimensionen des
Apparats auszumitteln. Es sey r der Halbmesser der Röhre
A, B, C, D, E, deren Theil D,
C zur Ersparung an Queksilber viel enger gemacht werden kann; h die (durch einen vorläufigen Versuch bestimmte) Höhe,
um welche das Register im Schornstein hinabsinken und das Queksilber in der Röhre
steigen muß; so bezeichnet π r² h die Volumzunahme des Queksilbers im Schenkel C, D. Um diese Größe wird sich also die Luft im Theil
A, B ausdehnen müssen; so daß wenn man mit V das Volum dieses Theils A,
B, mit t die anfängliche Temperatur und mit T die beabsichtigte bezeichnet, man hat
Textabbildung Bd. 74, S. 119
Bezeichnet man außerdem mit P den äußeren Druk, so ist
P + 2h derjenige der
Luft im Innern von A, B, wenn man die Ausdehnung der
Röhre selbst und die schwache Wirkung des in dieser Luft enthaltenen Dampfs
unberüksichtigt läßt. Wenn alsdann X die wirkliche
Ausdehnung ist, so hat man
Textabbildung Bd. 74, S. 119
und folglich
Textabbildung Bd. 74, S. 119
eine Gleichung, worin außer V
keine unbekannte Größe vorkommt.
Man mache z.B. r = 2 Centimeter; h = 20 Centimet.; P = 76 Centimet.; T = 60 Grade; t = 20 Grade,
so hat man V = 319,46 Kubikcentimeter.
Es sey nun H die Höhe des Theils A, B der Röhre, welche voll Luft bleiben muß, ehe man die Troknenstube
heizt, so hat man
π r² H
= 319,46,
also
H = 25,4 Centimeter.
Man kann zu größerer Sicherheit H = 30 Cent. nehmen, und
die ganze Länge A, C wird beiläufig 55 Centim. seyn
müssen. Die Ausdehnung
des Queksilbers kann bei derartigen Berechnungen füglich vernachlässigt werden.
An der Stange des Apparats läßt sich auch ein leichter Pfeil F befestigen, welcher jeden Augenblik die Temperatur der Troknenstube an
einer zuvor (mittelst eines gewöhnlichen Thermometers) graduirten Scale anzeigt.
Sollte sich das Spiel dieses Registers in der Praxis nicht leicht genug zeigen, so
könnte man statt dieses Apparats ein Register mit Handgriff anwenden, welches der
Heizer selbst nach der Temperatur reguliren würde. Die Temperatur ließe sich
entweder mittelst eines ähnlichen Thermometers, wie ich einen für die Färbekufen
vorschlugPolytechn. Journal Bd. XL. S. 93., bestimmen, oder auch durch eine lange Eisenstange, welche um die
Troknenstube herumgeht und sich außen neben dem Arbeiter in einen Pfeil endigt, der
sich um einen zuvor graduirten Bogen dreht. Leztere Vorrichtung wurde bei der
Troknenstube der HHrn. Schlumberger-Köchlin und
Comp. angenommen.
Es läßt sich auch leicht jeden Augenblik der Feuchtigkeitsgrad der Troknenstube
erfahren, nämlich mittelst eines dünnen Seils a, b, c, d
Fig. 37, von
solcher Länge, daß es über Rollen um die ganze Troknenstube herum geführt werden
kann, welches außer derselben durch ein Gewicht P
gespannt wird. Ein an diesem Seil befestigter Pfeil F
würde den Hygrometergrad an einer Scale anzeigen. Dieses Verfahren wäre für die
Praxis genau genug; sobald die Nadel um einige Grade den Sättigungspunkt
überschritten hätte, müßte man die Troknenstube öffnen; vielleicht dürfte man auch
nicht einmal so lange warten.
Ich gehe nun auf rein praktische Versuche über. Bei dem zweiten oben angeführten
Versuch verbrannte man 437 Kil. Steinkohlen, um 1250 Kil. Wasser zu verdampfen. Der
erhaltene Nuzeffect war also 2,86 Kil. Dampf vom Kilogr. Steinkohlen.
Ich muß hier bemerken, daß die Zeuge, als man das Feuer nach dreistündigem Heizen
auslöschte, schon fast ganz troken waren, so zwar, daß 20 Minuten später, wie man
aus den Tabellen ersieht, wo der Thermometer noch auf 50° stand, weniger
absolute Feuchtigkeit in der Troknenstube als in der äußeren Luft war. Der Strom
warmer und trokener Luft, welcher mehrere Stunden fortdauerte, bis zum gänzlichen
Erkalten der Stube, blieb unbenuzt. Ich bin daher überzeugt, daß man das Feuer
wenigstens eine halbe Stunde früher hätte auslöschen können, wo dann nur 364 Kil.
Steinkohlen verbraucht worden wären und der Nuzeffect vom Kilogr. Kohlen 3,43 Kil.
Dampf betragen hätte. In gewöhnlichen Fällen muß man natürlich die Wärme der Troknenstube nach
der Operation noch benuzen, indem man neue Stüke hineinhängt, wodurch der Nuzeffect
noch größer wird.
Es war nun noch zu bestimmen, welches Resultat man bei der bisher üblich gewesenen
Troknenmethode erhält, welche bekanntlich darin besteht, einen fortwährenden
Luftstrom in der Stube zu erzeugen, abgesehen von den Oeffnungen, welche von Zeit zu
Zeit gemacht und wieder geschlossen werden. Ich stellte deßhalb einen Versuch am 24.
Oktbr. 1838 an. Außen stand der Barometer auf 0,75 M.; der Thermometer zeigte
19° und der Hygrometer 66°. Der Himmel war etwas umwölkt; der Wind
blies mittelmäßig von Süden. Es waren 750 Kil. Wasser aus geöhlten Zeugen zu
verdampfen. Die äußere Luft enthielt nach den angegebenen Bestimmungen 6,9 Gramme
Dampf im Kubikmeter. Das Feuer wurde Mittags angezündet und um 6 Uhr Abends
ausgelöscht. Man verbrannte 550 Kil. Steinkohlen und erhielt vom Kilogramm Kohlen
1,36 Kil. Dampf als Nuzeffect. Ich hatte also bei dem neuen Verfahren fast 53 Proc.
an Brennmaterial und die Hälfte an Zeit erspart. Würde man das Feuer eine halbe
Stunde früher ausgelöscht haben, wie man es wahrscheinlich hätte thun können, so
hätte die Ersparung an Brennmaterial über 60 Proc. betragen.
Da diese verschiedenen Versuche nur einmal in derselben Troknenstube angestellt
wurden, so möchte ich nicht behaupten, daß man immer dieselben Resultate erhält,
besonders in anderen Troknenrechen; bedenkt man aber, daß derjenige der HHrn. Schlumberger-Köchlin einer der zwekmäßigsten in
Mülhausen ist, so ist kein Zweifel, daß sich an dem Brennmaterial, welches man
gegenwärtig zum Troknen der Stüke aufwendet, sehr viel ersparen läßt. Dieß
bestätigen auch folgende in anderen Troknenstuben angestellte Versuche.
Den 9. Jan. dieses Jahrs machte ich einen Versuch in einer anderen Troknenstube,
welche 16 Meter hoch, 11,5 M. lang und 9 M. breit ist. Die Mauern derselben sind
sehr dünn und von vielen Fenstern durchbrochen, so daß die Wärme sich leicht
verliert. In ihrem unteren Theil befindet sich nur ein einziger Ofen, welcher die
Hize nicht hinreichend steigern kann; denn obgleich diese Troknenstube von einer
vorhergehenden Operation noch 30° warm war, konnte man doch ihre Temperatur
beim Anzünden des Feuers nicht über 37° bringen. Wenn das im Vorhergehenden
Gesagte richtig ist, waren hier die ungünstigsten Umstände zum Troknen vereinigt:
nämlich ein zu hoher Troknenrechen und die Unmöglichkeit, die Hize hoch genug zu
treiben. Dieß bestätigte auch das Resultat, denn man brauchte 13 Stunden und 900
Kil. Steinkohlen, um 303 Stüke zu troknen, während ich deren 415 in 3 Stunden mit 437 Kil.
Steinkohlen bei den HHrn. Schlumberger-Köchlin
getroknet hatte. Wahr ist, daß man bei dem gewöhnlichen Verfahren in einer solchen
Troknenstube kein so gar ungünstiges Resultat erhält, denn man troknet dieselbe
Anzahl Stüke in 10 Stunden mit 600 Kil. Steinkohlen.
Dieser Versuch zeigt, daß man bei einer Troknenstube, welche nicht stark genug
geheizt werden kann, besser thut, auf gewöhnliche Art zu verfahren, denn sonst
kommt, wie es der Hygrometer anzeigte, die innere Luft dem Sättigungspunkt bald
nahe, und die Operation schreitet gar nicht mehr oder doch nur sehr langsam
vorwärts, in Folge des Dampfverlusts durch die Rizen der Stube. Der obere Theil der
Stüke an der Deke der Hänge, wo die größte Hize ist, troknet alsdann auf Kosten des
untern Theils, weil dieser kälter ist und den schon in der Troknenstube verbreiteten
Dampf absorbirt; der untere Theil der Stüke wird auch in den ersten Stunden der
Operation immer feuchter. Wendet man hingegen in einer solchen Troknenstube das
gewöhnliche Verfahren an, so entbindet sich der Dampf in dem Maaße als er entsteht,
und da unaufhörlich äußere Luft hineindringt, so kann diejenige in der Troknenstube
sich nicht bei einer niedrigen Temperatur mit Feuchtigkeit sättigen. Bei allen
schlecht eingerichteten Troknenstuben thut man also besser, nach dem gewöhnlichen
Verfahren zu troknen.
Den 19. Januar machte ich einen neuen Versuch in einer alten Troknenstube der HHrn.
Schlumberger-Köchlin, welche man, seitdem die
zu meinen ersten Versuchen benuzte hergestellt ist, nicht mehr anwendet. Dieselbe
ist zwar nicht ganz so ungünstig construirt, wie diejenige, worin ich am 9. Januar
einen Versuch anstellte, hat aber doch noch große Fehler. Ihre Basis ist ein Quadrat
von 7,5 M. Seite und ihre Höhe beträgt 17 Meter. Es waren 100 weiße Stüke zu
troknen. Dazu brauchte man bei geschlossener Troknenstube 6 Stunden und 300 Kil.
Steinkohlen; nach dem gewöhnlichen Verfahren aber 7 Stunden und 350 Kil.
Steinkohlen. Im ersten Falle betrug also die Ersparung nur 15 Procent. Ich muß
bemerken, daß diese Troknenstube sehr dike Mauern hat, so daß sie die Wärme gut
zurükhält; die Temperatur konnte darin bis auf 44° C. gesteigert werden.
Diese Troknenstube wird durch einen einzigen Ofen geheizt, welcher in der Mitte einer
der Seitenmauern steht; von diesem laufen zwei horizontale eiserne Röhren aus,
welche um die Troknenstube herumgehen, ehe sie in den Schornstein einmünden. In
Folge einer fehlerhaften Einrichtung ist eine dieser Röhren, diejenige auf der
Nordseite, immer sehr rothglühend, während die andere dunkel bleibt. Es muß also in den zwei Hälften
der Troknenstube ein bedeutender Temperaturunterschied Statt finden, indem zwei
entgegengesezte Luftströme erzeugt werden, ein heißer, welcher aufsteigt und die
Stüke auf einer Seite troknet, dann ein kalter, der herabsteigt und gerade wegen
dieser Temperatur-Erniedrigung den Zeugen auf dieser Seite einen Theil der
Feuchtigkeit wieder abgibt, die er den anderen entzogen hat. Man pflegte auch bei
dieser Troknenstube die Zeuge zu verhängen, sobald diejenigen auf der einen Seite
troken waren.
An dem Tage, wo ich den Versuch anstellte, war dieser Unterschied zwischen den zwei
Hälften der Troknenstube besonders auffallend. Der Wind blies von Süden und traf
also die Seite, welche sich schon am wenigsten erwärmte. Die äußere Temperatur war
3°; in der südlichen Hälfte der Troknenstube zeigte auch wirklich der
Thermometer 8 bis 10° weniger als in der nördlichen. Nach dreistündigem
Heizen waren die Stüke in der nördlichen Hälfte fast vollkommen troken, die anderen
hingegen noch nässer als zuvor. Das Wasser lief von ihnen ab, ohne daß man sie
auszuwinden brauchte.
In mehreren Fabriken führte man vor einigen Jahren eine andere Troknenmethode ein,
welche darin besteht, die Zeuge über hohle metallene Cylinder streichen zu lassen,
in welchen Dampf circulirt. Dieses Verfahren wurde aber allenthalben aufgegeben,
obgleich man es in England vortheilhaft zu finden scheint; ich wollte die Resultate
desselben mit denjenigen einer guten Troknenstube vergleichen, wozu mir Hr. Heinrich
Schlumberger folgende Beobachtungen mittheilte.
100 Stüke Jaconat, 202 Kil. Wasser enthaltend, wurden über einen Cylinder gezogen, in
welchen Dampf von 108° strömte. Der Dampf, welcher zum Troknen dieser 100
Stüke diente, gab 260 Kil. siedendheißes verdichtetes Wasser, welches genau gemessen
wurde.
Mit einem Kilogr. Steinkohlen erhält man bekanntlich leicht 5 Kil. Dampf: es waren
bei dem Versuch, um 260 K. verdichtetes Wasser zu liefern, 52 Kil. Kohlen nöthig,
womit man die in den 100 Stüken Jaconat enthaltenen 202 K. Wasser verdampfte. Der
Nuzeffect betrug folglich 3,88 Kil. verdampftes Wasser vom Kilogr. Steinkohlen;
dieser ist gewiß sehr vortheilhaft und erklärt sich durch die hohe Temperatur, bei
welcher man das Wasser in diesem Falle verdampft; ich glaube jedoch, daß er sich in
einer luftdicht geschlossenen Troknenstube erreichen läßt. Jedenfalls scheinen mir
die Dampfcylinder vor den geheizten Stuben noch aus anderen Gründen den Vorzug zu
verdienen.
Abgesehen davon, daß sich das verdichtete Wasser nüzlich verwenden läßt, ist ein
Apparat mit Cylindern wohlfeiler herzustellen als eine Troknenstube und nimmt viel
weniger Plaz ein. Die Zeuge breiten sich darauf besser aus und bekommen keine Falten
wie in den Troknenstuben. Endlich erheischen sie weniger Handarbeit und man erspart
dabei auch an Zeit, zwei sehr zu berüksichtigende Vortheile.
Ich wünschte auch vergleichende Versuche mit Troknenstuben anstellen zu können, in
welche man einen Strom zuvor erhizter Luft treibt und die von Einigen als
vortheilhaft betrachtet werden; dieses war mir aber nicht möglich, weil in keiner
Fabrik zu Mülhausen ein solches Verfahren bis jezt eingeschlagen worden ist, das ich
übrigens für sehr fehlerhaft zu halten geneigt bin. Man rühmt diese Methode in Folge
von Berechnungen, wobei man voraussezt, daß die heiße Luft sich fast vollständig mit
Dampf sättigt, ehe sie aus der Troknenstube austritt. Die vorhergehenden Versuche
lassen mich aber das Gegentheil glauben, nämlich daß die Luft entweicht, ohne der
Waare viel Feuchtigkeit entzogen zu haben, so daß man eine ungeheure Masse Luft
unnüz erhizen muß, um das gewünschte Resultat zu erhalten.
Aus allen meinen Versuchen glaube ich folgende Schlüsse ziehen zu können:
1) Das ökonomischste und wohlfeilste Verfahren die Zeuge zu troknen besteht darin,
sie über Cylinder streichen zu lassen, welche mit Dampf geheizt werden;
vorausgesezt, daß die Zeuge ohne Nachtheil eine hohe Temperatur vertragen. Wenn sie
hingegen bei nur mäßiger aber lange anhaltender Wärme getroknet werden müssen, so
ist dieses Verfahren für sie nicht geeignet.
2) Wenn man eine gut schließende Troknenstube hat, worin die Temperatur auf
wenigstens 45 bis 50° C. erhöht werden kann, so ist es vortheilhaft, die
Zuglöcher erst dann zu öffnen, wenn die Zeuge beinahe schon troken sind. Die
Ersparniß an Brennmaterial wird um so größer seyn, je höher man die Temperatur in
kürzerer Zeit steigern kann. Hat man mehrere Partien von Stüken zu troknen, so thut
man gut, die getrokneten Stüke baldmöglichst durch andere zu ersezen, um die Hize
von der vorhergehenden Operation zu benüzen.
3) Wenn die Einrichtung der Troknenstube nicht gestattet, ihre Temperatur hinreichend
zu erhöhen, thut man besser, nach der gewöhnlichen Methode zu verfahren und die Luft
beständig zu erneuern.
4) Bei dem Bau einer Troknenstube soll man ihr keine größere Höhe geben, als
unumgänglich nöthig ist, um die Stüke mit einiger Bequemlichkeit aufhängen zu
können; dagegen kann man sie um so länger machen. Man soll sie auch nicht größer
machen, als es für die Anzahl Stüke, welche auf Einmal getroknet werden sollen,
nöthig ist; ihre Mauern sollen stark und nicht mehr Fenster darin angebracht seyn,
als zum Erhellen des Innern nöthig sind. Die Fenster verschließt man während des
Troknens mit Läden, um keine Wärme zu verlieren. An den beiden Enden der Troknenstube bringt man
zwei Oefen an, von welchen lange Blechröhren ausgehen, die den Rauch in den
Schornstein führen. In der Deke werden Zuglöcher angebracht, um nach beendigter
Operation einen Luftstrom herzustellen; bis dahin hält man sie geschlossen.
5) Von welcher Art auch die zu troknende Waare seyn mag, so muß man die Temperatur so
hoch steigern, als es angeht, ohne dieser Waare zu schaden. Die Gränze muß daher für
jeden besonderen Fall vorher bestimmt seyn. Dabei ist natürlich vorausgesezt, daß
bei dem Erhizen der Stüke keine bestimmte Zeit eingehalten zu werden braucht, um den
beabsichtigten Zwek zu erreichen.
6) Diese Regeln können natürlich in den Fällen nicht befolgt werden, wo die Waaren in
dem Arbeitslocal selbst getroknet werden müssen (Drukstuben, Schlichtmaschinen
etc.)