Titel: | Ueber die Verwendung einiger Erdharze oder Asphalte beim Baue von Trottoirs, Dachbedekungen, Wasserleitungen, Wasserbehältern u. dgl. Von Dr. Andrew Ure. |
Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. LXIV., S. 266 |
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LXIV.
Ueber die Verwendung einiger Erdharze oder
Asphalte beim Baue von Trottoirs, Dachbedekungen, Wasserleitungen,
Wasserbehaͤltern u. dgl. Von Dr. Andrew Ure.
Aus dem London Journal of arts. Jul. 1839, S.
251.
Ure, uͤber die Verwendung der Erdharze beim Baue von
Trottoirs etc.
Es ist eine merkwürdige Thatsache in der Geschichte der Künste und Erfindungen, daß
der Asphalt, dessen man sich in den ältesten Zeiten, wie z.B. beim Baue der Mauern
von Babylon, als eines der dauerhaftesten Bindemittel bediente, für mehrere tausend
Jahre gänzlich in Vergessenheit kam, obwohl es nicht leicht eine mineralische
Substanz gibt, die sich wegen ihrer Plasticität, Schmelzbarkeit, Zähheit, wegen der
Kraft, mit der sie an Oberflächen adhärirt, wegen ihrer Undurchdringlichkeit für
Wasser, wegen ihrer Unveränderlichkeit an der Luft, so gut wie diese zum Baue von
Terrassen, Fußwegen, Dächern und zu Wasserbauten aller Art eignete. Das Erdharz
bildet mit Kalkerde einen dichten halbelastischen Körper, der durch die größten
Witterungswechsel, wodurch oft die härtesten Steine zu Grunde gerichtet werden,
keinen Schaden leidet, und der durch die Reibung der Füße von Menschen und Thieren
weniger abgenuzt wird, als Sandstein, Schiefer und selbst als Granit. Eine in
Hinsicht der Zähigkeit, Festigkeit und Elasticität entsprechende
Asphalt-Pflasterung scheint selbst an den besuchtesten Orten keine Abnuzung
zu erleiden, wie sich dieß an einigender Trottoirs in London, noch mehr und seit
längerer Zeit aber in Paris bewährt hat.Der gelehrte Hr. Doctor
ist hier in eine große Uebertreibung verfallen, denn wie unsere Leser aus
dem kürzlich mitgetheilten Aufsaze des Hrn. Partiot sahen, ist die Abnuzung der
Asphalt-Pflasterung um ein Bedeutendes größer als jene der
Granit-Pflasterung. A. d. R.
Der große Plaz de la Concorde in Paris hat eine schöne Mosaik-Pflasterung aus
Asphalt; viele der ehemals so schmuzigen Boulevards sind nun mit einer dünnen
Asphaltschichte, auf der sich weder Staub noch Schmuz bildet, bedekt; die Trottoirs
des Pont Royal und des Pont Caroussel, die Böden in den größeren Schlachthäusern
sind seit mehreren Jahren mit bestem Erfolge mit Asphalt gepflastert.
Es ist sehr zu bedauern, daß sich die Asphalt-Compagnien Londons zu dem
unüberlegten und unzeitigen Versuche hergaben, an dem Westende der
Oxford-Street die Fahrstraße mit Asphalt zu pflastern, und zwar noch dazu zur
Zeit des feuchten Herbstes, der sich zum Legen von Asphalt-Pflasterungen so
wenig eignet. Da diese Pflasterung zum Theile aus Blöken bestand, welche nicht mehr
als 3 bis 4 Zoll Dike
hatten, und dabei oft viel Quarzsand enthielten, so konnte sie nicht wohl den
Erschütterungen widerstehen, die durch das tägliche Darübergehen mehrerer Tausend
schwerer Wagen, Omnibus und anderer Fuhrwerke erzeugt wurden. Dieser mißlungene
Versuch spricht aber durchaus nicht gegen eine richtige und sachgemäße Anwendung des
Asphaltes zum Baue von Trottoirs und Terrassen.
Ich habe mich durch zahlreiche Beobachtungen und Versuche überzeugt, daß das
natürliche Erdharz einen weit dauerhafteren Kitt oder Mastic gibt, als das durch
Aussieden des Holzes oder durch Versieden des Steinkohlentheeres gewonnene Pech.
Lezteres wird nämlich, wenn es auf einen gehörigen Grad von Härte eingedikt worden,
so spröde, daß es leicht zu Pulver zerrieben werden kann; während ersteres unter
gleichen Umständen immer noch eine genügende Zähigkeit beibehält. Künstlicher Theer
und künstliches Pech, welches unter Einwirkung von Feuer erzeugt wird, scheint unter
gemeinschaftlicher Wirkung von Wasser und Luft zur Zersezung geneigt, während das
Erdharz Jahrhunderte lang diesen Einflüssen widersteht, ohne eine Veränderung zu
erleiden.
Erdharz für sich allein gibt keinen so kräftigen Kitt, als die in der Natur
vorkommende, unter dem Namen Asphaltgebirg, Asphaltgestein bekannte Verbindung
desselben mit Kalk. Das ausgedehnteste dermalen bekannte Lager von solchem Gesteine
befindet sich unstreitig zu Val-de-Travers im Kanton Neufchatel, in
der Formation des Jurakalkes, der dem englischen Oolite entspricht. Dieses Gestein
ist derb, von unebenem Bruche, leberbrauner Farbe, und mit kleinen
Kalkspathkrystallen durchsät; es läßt sich mit dem Nagel krazen, theilt sich aber
dafür unter dem Hammer nur schwer. Einer sehr mäßigen Wärme ausgesezt, gibt es einen
angenehmen Geruch von sich, wodurch es sich sogleich von allen künstlichen
Compositionen unterscheidet. Durch wiederholte Digestion mit Terpenthinöhl gibt es
80 Theile weißen pulverigen kohlensauren Kalk und 20 Theile Erdharz. Es scheint
daher viel reicher, als der Asphalt von Pyrimont, der nach dem Patente des Hrn.
Claridge
Polyt. Journal Bd. LXIX. S. 432. nur 10 Proc. Erdharz enthält. Der Kalk ist so innig von dem Erdharze
durchdrungen, daß er nicht bloß der Einwirkung der Luft und des Wassers, sondern für
einige Zeit auch jener der Salzsäure widersteht: was theils dem Umstande
zugeschrieben werden muß, daß das Mineral gar kein Wasser enthält, theils aber auch
dem großen Druke, unter dem sich beide Bestandtheile mit einander verbanden. Es wäre
in der That sehr schwer, auf künstlichem Wege eine so innige Verbindung des
Erdharzes mit der
Kalkerde zu bewirken, und hierauf beruht denn auch die geringere Dauerhaftigkeit der
künstlichen Compositionen. Viele dieser lezteren enthalten auch eine bedeutende
Menge Quarzsand, der die Mischung brüchig und brökelig macht, wenn man auf ihr
herumtritt. Es scheint zwischen dem Erdharze und der Kieselerde so wenig Attraction
zu bestehen, daß sich beide schon unter der Einwirkung einer sehr geringen Kraft von
einander trennen.
Da das Asphaltgestein von Val-de-Travers schon von Natur aus so reich
an Erdharz ist, so läßt sich aus demselben für sehr geringe Kosten, nämlich durch
einen sehr geringen, nicht mehr dann 6 bis 8 Proc. betragenden Zusaz von
Steinkohlentheer ein trefflicher plastischer Kitt oder Mastic für Trottoirs und
Wasserbauten darstellen. Die Verbindung läßt sich unter Einwirkung einer sehr
mäßigen Wärme in einem eisernen Kessel bewerkstelligen, da sich der Asphalt sehr
leicht mit dem Theere zu einer zähen Masse verbindet.
Das Verfahren, welches man beim Legen des schönen Asphaltpflasters an der Place de la
Concorde in Paris befolgte, war in Kürze Folgendes. Man ebnete den Boden, wobei man
ihn entweder ganz horizontal machte, oder ihm zum Behufe des Wasserabflusses ein
ganz geringes Gefäll gab. Hierauf wurden am Rande rings herum die als Fassung
dienenden Steine so gelegt, daß sie ungefähr 4 Zoll über das Niveau des Bodens empor
ragten. Sodann füllte man den inneren Raum in einer Höhe von 3 Zollen mit
Steinmörtel (concrete) aus, der gegen 1/6 hydraulischen
Kalk enthielt, den man fest auf das Unterlager drükte, und über dem man eine dünne
Mörtelschichte ausbreitete. Nachdem die Masse vollkommen troken geworden, wurde
endlich der Mosaikboden aufgetragen, wozu man sich flacher eiserner Stäbe, Ringe
etc. von einem halben Zoll Dike bediente, und wobei man den flüssig gemachten Mastic
mit Schaufeln in diese Model goß und darin ausbreitete. Den Mastic selbst bereitete
man, indem man das Asphaltgestein in einem Ofen von 10 Fuß Länge und 3 Fuß Breite
röstete, um es zerreiblich zu machen. Der Boden dieses Ofens bestand aus Eisenblech,
und wurde von Unten durch ein lebhaftes Feuer erhizt. Nach dem Rösten, bei dem sich
ungefähr der vierzigste Theil des Gewichtes des Asphaltes als Naphtha verflüchtigte,
wurde der Asphalt so zerreiblich, daß er leicht in Pulver verwandelt und durch ein
Sieb, dessen Maschen einen Viertelzoll hatten, gesiebt werden konnte. Wenn hierauf
das Erdharz, welches dem Asphalte die Schmelzbarkeit und Plasticität geben sollte,
in kleiner Quantität auf einmal geschmolzen worden, wurde das Asphaltpulver
allmählich darunter gerührt, und zwar in einer solchen Menge, daß auf einen
Gewichtstheil Erdharz 12 bis 13 Theile Asphalt kamen. Wenn nun diese Mischung flüssig geworden,
so mengte man unter Umrühren noch einen Schöpfeimer voll sehr kleinen, reinen Kies,
welcher vorher eigens für sich erhizt worden, darunter, und wenn endlich das Ganze
in Syrupsconsistenz leicht aufwallte, war es zum Gebrauche fertig erachtet. Ich
halte diesen Zusaz von runden, abgeschliffenen Quarzkörnern aus den oben angegebenen
Gründen für sehr unzwekmäßig. Wollte man, um dem Pflaster mehr Festigkeit zu geben,
irgend einen Zusaz machen, so müßte dieser in einem granitischen oder harten
kalkigen Sande bestehen, da dieser bei der ekigen Gestalt seiner Körner sich besser
binden würde. Auch glaube ich, daß man der Asphalt-Composition etwas weniges
Theer beisezen könnte, um ihr größere Zähigkeit zu geben und deren Abnuzung durch
Reibung zu vermindern.
In dem Berichte, den die HHrn. Goldsmid und Russel für die Bastenne und Gaujac Erdharz-Compagnie
erstatteten, ist ein interessanter Vergleich zwischen den Eigenschaften des
mineralischen und jenen des vegetabilischen Theeres enthalten. Der mit lezterem
bereitete Mastic ist diesen Herren gemäß ganz ungeeignet, da er sich bei 115º
F. erweicht, und beim Gefrierpunkte brüchig wird, während die mit mineralischem
Theere bereiteten Mastics ohne allen Nachtheil eine Temperatur von 170º F.
ertragen. Im Winter 1837/38, wo die Kälte in Paris bis auf 14 1/2º unter Null
stieg, blieb die mit dem Mastic von Bastenne und Gaujac gepflasterte Seite des Pont
Neuf ganz unversehrt, während auf den Boulevards mehrere Stellen, die mit Mastic, zu
welchem vegetabilischer Theer genommen worden, gepflastert waren, weite Risse und
Sprünge bekamen. Die französische Regierung hat daher auch den Befehl erlassen, daß
die mit vegetabilischem Mastic gelegten Pflasterungen 1 1/4 Zoll Dike haben müssen,
während sie für die mit mineralischem Theere bereiteten Mastics eine Dike von 3/4
Zoll für genügend erachtete. Der Boden des Waarenmagazins zu Bordeaux der vor 15
Jahren von der Bastenne-Compagnie gelegt worden, ist dermalen noch in
vollkommen unverändertem Zustande. Die Wasserbehälter in Batignolles bei Paris
wurden von derselben Compagnie vor 6 Jahren gebaut, und zeigen dermalen noch nicht
die geringste Schadhaftigkeit, obwohl sie beständig einem bedeutenden Wasserdruke
ausgesezt sind, und obwohl das Wasser in ihnen im Winter 1837 bis auf den Grund
fror. Die mit demselben Mastic an den alten Festungswerken von Bayonne vorgenommenen
Ausbesserungen bewährten sich so trefflich, daß die Regierung weitere größere
Contracte mit der Compagnie einging. Ebenso sind auch sämmtliche Bogen der
Eisenbahnen von St. Germain und St. Cloud, sowie auch sämmtliche an diesen Bauten vorkommende
Pflasterungen mit Bastenne-Mastic ausgeführt.
Der mineralische Theer, welcher in den Gruben von Bastenne und Gaujac gewonnen wird,
scheidet sich durch Versieden leicht von den erdigen Bestandtheilen, mit denen er
ursprünglich verbunden ist. Man schafft ihn in Fässern nach Paris und London, an
welch lezteren Ort er für 17 Pfd. St. die Tonne geliefert wird, kraft eines
Monopoles, welches die Compagnie für 8000 Pfd. St. erkaufte.
Hr. Harvey, Inspector der
Bastenne-Compagnie, hatte die Güte, mir mehrere Muster von mineralischem
Theer, Erdharz und Asphaltgestein zur Analyse zu überlassen. Der Theer von Bastenne
ist eine äußerst klebrige Masse, die gar keine erdigen Theile enthält, bei
60º F. die Consistenz des Bäkerteiges hat; bei 80º F. dem leisesten
Druke mit dem Finger nachgibt; bei 150º F. einem weichen Extract ähnlich ist;
und bei 212º F. wie Melasse fließt. Er zeigt sich besonders gut, um den
kalkhaltigen Asphalten Plasticität zu geben. Ein Stük ägyptischer Asphalt enthielt,
wie jener von Val-de-Travers, 20 Proc. Erdharz und 80 reinen
kohlensauren Kalk. Ein Stük in Frankreich bereiteten Mastics enthielt in 100 Theilen
29 Erdharz, 52 kohlensauren Kalk und 19 Quarzsand. Ein Stük des rohen Gesteines von
Bastenne gab mir 80 Theile kieselerdehaltigen Kieses und 20 Theile diken Theer. Das
Erdharz von Trinidad enthält viele fremdartige Stoffe; denn ein Stük gab mir 25, ein
anderes 28, ein drittes 20 und ein viertes 30 Proc. Quarzsand; der Ueberrest bestand
aus reinem Peche (pitch). Ein Stük ägyptisches Erdharz,
dessen specifisches Gewicht 1,2 war, zeigte sich vollkommen rein, denn es löste sich
in Terpenthinöhl ohne merklichen Rükstand auf.
Robinsons Erdharz-Compagnie verwendete einen
Mastic, den sie aus dem durch Versieden des Steinkohlentheeres gewonnenen Erdpeche
und Kalk bereitet. Zwei von ihr gelegte Straßenstreken gingen in Kürze in Trümmer,
und ebenso mußte auch die in der Oxford-Street von ihr gelegte Streke
umgebrochen werden. Die Compagnie von Claridge legte ihren Mastic unter dem Bogen
der Leibgarde zu Pferde und an der Einfahrt der Artilleriekaserne; an lezterer
Stelle ging er da, wo er an die gewöhnliche Pflasterung stieß, in Trümmer. Dagegen
hielt ein von ihr gelegtes Trottoir sehr gut aus. Die Compagnie von Bastenne trug
unter den in der Oxford-Street gelegten Asphalt-Pflastern den Preis
davon; ebenso legte sie einige treffliche Trottoirs, namentlich an der
Blackfriars-Brüke. 830 Quadratfuß, welche sie vor dem Wachhause in Woolwich
legte, blieben unversehrt, obschon nicht nur sehr viele Menschen darüber gehen,
sondern das Militär
darauf exercirt, und die Gewehrkolben dabei niederstoßt. Endlich litt auch der Boden
der Barraken der blauen Garde, der gleichfalls von dieser Compagnie mit Asphalt
gepflastert wurde, durch die Hufe der Pferde gar keinen Schaden.
Da der Mastic, wenn er gehörig zubereitet worden, ein beinahe doppelt so großes
specifisches Gewicht als das Wasser hat, so wird ein Kubikfuß desselben 125 bis 130
Pfd., und ein Quadratfuß von 3/4 Zoll Dike ungefähr 8 Pfd. wiegen. Eine Tonne wird
daher 280 Quadratfuß bedeken. Die Preise, für welche die Bastenne-Compagnie
ihre Producte liefert, sind wie folgt:
reiner mineralischer Theer
24 Pfd. St. die Ton. oder
28 Shill. der Cntr.
Mastic
8 Pfd. 8
Shill. –
10 Shill. der Cntr.
Trottoirs von
50 bis
100 Quadratf.
Kommen
auf
1 Sh.
3 Den.
per Fuß;
ddo.
100 –
250 –
–
–
1 –
1 –
–
ddo.
250 –
500 –
–
–
0 –
11 –
–
ddo.
500 –
750 –
–
–
0 –
10 –
–
ddo.
750 –
1000 –
–
–
0 –
9 –
–
ddo.
1000 –
2000 –
–
–
0 –
8 –
–
ddo.
2000 –
5000 –
–
–
0 –
7 –
–
Fußboden
und Terrassen
auf
1 Shill.
6 Den.
per Fuß.
ddo.
–
1 –
4 –
–
ddo.
–
1 –
1 –
–
ddo.
–
1 –
0 –
–
ddo.
–
0 –
11 –
–
ddo.
–
0 –
10 –
–
ddo.
–
0 –
9 –
–
Für Flächenraum von mehr dann 5000 Quadratfuß kann man Contracte abschließen. Das
Ausgießen der Fugen von Mauerwerk u. dgl. berechnet sich auf 1 bis 1 1/4 Den. per Fuß, je nach der Stärke des Gusses. Alle diese
Preise sind für eine Dike von 1/2 Zoll, bei der eine Tonne einen Flächenraum von 420
Quadratfuß bedekt, berechnet.
Da die Compagnie von Val-de-Travers ihr reichhaltiges Asphaltgestein
für 5 Pfd. St. die Tonne nach London stellen zu können hofft, und da man in England
wahrscheinlich einen dem Bergtheere von Seyssel gleichkommenden mineralischen Theer
für die Hälfte des Preises des französischen Productes haben kann, so steht zu
erwarten, daß sie ihren Mastic in einer Dike von 3/4 Zoll zu 5 Den. per Quadratf. wird legen können, und zwar mit Einschluß
der Unterlage aus Steinmörtel, während der Mastic der Bastenne-Compagnie auf
15 Den. per Quadratfuß zu stehen käme. Alle diese Preise
sind jedoch nur für London und dessen nächste Umgebung berechnet.
Als Anhang gebe ich hier das von Hrn. H.
Kensett, dem Vorsizer einer eigens dafür niedergesezten Commission,
angefertigte Verzeichniß der Probepflasterungen, welche am Anfange des lezten
Winters in der Oxford-Street in London gelegt wurden.Wir haben unseren Lesern bereits im polytechn. Journale Bd. LXXI. S. 333 und Bd. LXXII. S. 159 von diesen
Versuchen gesprochen, hatten es aber bei der Wichtigkeit des Gegenstandes
für nöthig, auch die hier folgenden näheren Angaben darüber nachzuliefern,
und zwar um so mehr, als wir im Stande sind, ihnen nach einem Auszuge, den
das Civil Engineers and Architects Journal aus
dem unterm 18. März 1839 erstatteten Commissionsberichte gibt, in Noten die
Hauptresultate dieser Versuche beizufügen. A. d. R.
1) Robinson's Pariser Erdharz,
in Blöken von 12 Zollen im Gevierte und 5 Zoll Tiefe gelegt. Die Masse besteht aus
Erdharz, Kalk etc.; in den Scheitel eines jeden Blokes sind 5 Granitsteine
eingesezt. Die Blöke sind in geraden Reihen gelegt und die Gefüge mit heißem
Erdharze ausgegossen. Die Streke beträgt 97 Quadr. Yards und hat eine Länge von 20
Fuß. Der Quadr. Yard berechnet sich auf 9 Shill.Diese Pflasterung zeigte sich als gänzlich mißlungen und unbrauchbar, und
mußte wegen ihrer Schadhaftigkeit zum Theil schon lange vor Ablauf der
Versuche weggeschafft werden. A. d. R.
2) Dieselbe Pflasterung in derselben Ausdehnung; die Blöke jedoch in diagonalen
Reihen gelegt.
3) Pflasterung mit Granitblöken von 9 Zoll, Tiefe, in geraden Reihen gelegt und mit
Claridge's Asphalt
verbunden. Die Steine und das Legen derselben kosteten der Pfarre 11 Sh. 5 Den. per Quadr. Yard; den Asphalt lieferte die Compagnie
unentgeldlich. Flächenraum 240 Yards, Länge 54 Fuß.Die Granit-Pflasterungen hatten sich trefflich erhalten, namentlich
jene, deren Gefüge mir dem Asphalte des Hrn. Claridge ausgegossen worden; denn an
diesen war auch nicht ein lokerer Stein zu finden. A. d. R.
4) Pflasterung mit Granitblöken von 4 1/2 Zoll Tiefe in diagonalen Reihen gelegt und
mit Claridge's Asphalt
verbunden. Kosten, den Asphalt ungerechnet, 9 Shill. 6 Den. der Quadr. Yard.
Oberfläche 88 Quadr. Yards, Länge 20 Fuß.
5) Pflasterung der Bastenne-Compagnie mit Blöken von 12 Zoll Länge, 6 1/4 Zoll
Breite und 3 3/4 Zoll Tiefe, welche an den Gefügen abgeschrägt sind, am Boden dicht
an einander, am Scheitel aber 1/2 Zoll weit von einander stehen, und mit heißem
Erdharze in den Fugen ausgegossen sind. Der erdharzigen Masse ist eine große Menge Granit zugesezt.
Eine Streke von 20 Fuß Länge in geraden Reihen gelegt. Preis 13 Shill. 6 Den. der
Quadr. Yard.Die von dieser Compagnie gelegten Pflasterungen hatten den ganzen Winter
hindurch dem lebhaftesten Wagenverkehre widerstanden, ohne eine wesentliche
Beschädigung erlitten zu haben. A. d. R.
6) Dieselbe Pflasterung, jedoch in diagonalen Reihen gelegt. Der
Gesammt-Flächenraum von 5 und 6 beträgt 274 Quadr. Yards.
7) Pflasterung mit Granitblöken von 9 Zoll Tiefe, in geraden Reihen in eine Unterlage
aus Steinmörtel eingesezt, und die Fugen mit heißem Kalkkitte (lime grout) ausgegossen. Streke von 69 Fuß Länge; Kosten
16 Sh. 5 Den. der Quadr. Yard.
8)Dieselbe Pflasterung, jedoch in diagonalen Reihen gelegt. Streke von 38 Fuß
Länge.
9) Pflasterung mit Aberdeen-Granit; die Blöke von 9 Zoll Tiefe in geraden
Reihen ohne Steinmörtel-Unterlage gelegt; die Fugen mit feinem Sande
ausgefüllt. Streke von 24 Fuß Länge; Kosten 12 Sh. 5 Den. per Quadr. Yard.
10) Pflasterung der schottischen Asphalt-Compagnie. Blöke von verschiedener
Länge, 9 Zoll Breite und 6 1/2 Zoll Tiefe; die Seitengefüge gerade, die Endgefüge
abwechselnd abgeschrägt. Die Blöke sind in geraden Reihen gelegt und durch römischen
Cement verbunden. Die Masse besteht aus einer erdharzigen, mit feinem Kiese
vermengten Substanz. Oberfläche 210 Quadr. Yards, Länge 50 Fuß, Preis per Yard 13 Sh. 6 Den.Die Pflasterung mit dem schottischen Asphalte zeigte sich als eine der
schlechtesten; sie war während der Versuchsdauer schon einmal ausgebessert
worden, und dennoch bereits wieder in einen wirklich gefährlichen Zustand
gekommen. A. d. R.
11) Pflasterung mit Holzblöken. Die Blöke bilden Sechseke, und haben, mit Ausnahme
einiger Reiben, deren Tiefe nur 8 Zoll beträgt, 12 Zoll Tiefe; ihr Durchmesser
beträgt 8, an einigen Reiben 7 Zoll. Sie sind auf die Faser gestellt, aus
norwegischem Fichtenholze geschnitten, und ohne alle Vorbereitung des Bodens in eine
dünne Schichte Kies eingebettet. 22 Reiben bestehen aus rohen Holzblöken; an 31
Reihen wurden die Blöke kyanisirt; an 9 Reihen wurden sie in den Asphalt von
Claridge eingetaucht; an 6 Reihen tauchte man sie in eine von dem Patentträger
bereitete Composition.
Die ganze Streke hat 230 Yards Oberfläche und 60 Fuß Länge. Kosten 10 Sh. 6 Den. per YardDas von Hrn. Stead mit
den beschriebenen Holzblöken gelegte Pflaster bildete zur Zeit des
Commissionsberichtes noch eine vollkommen ebene Bahn, über welche die Wagen
ohne alles Geräusch hinrollten. Von der ganzen 12 Zoll betragenden Höhe der
Blöke hatte sich nach 5 monatlichen Diensten ungefähr 1/4 Zoll abgenuzt.
Großen Meinungszwiespalt unter den Commissionsgliedern erregte die bläuliche
Farbe, welche die Holzblöke an ihrem unteren Ende bis zu 3/4 Zoll hinauf
angenommen hatten, und welche einige für eine beginnende Verwesung
erklärten, während andere dieß nicht zugaben. Man beschloß daher, die
Entscheidung hierüber bis zum nächsten September zu vertagen, und zwar um so
mehr, als bis dahin die Versuche mit einer anderen Holzpflasterung, auf die
ein Hr. Geary ein
Patent besizt, und die als vorzüglicher gerühmt wird, gleichfalls zu einem
Resultate geführt haben dürften. Hr. Wilson, kais. russischer Ingenieur,
erklärte die Holzpflasterung in der Oxford-Street für besser, als die
von so vielen Reisenden gepriesene Holzpflasterung in St. Petersburg. Das
Civ. Engin. and Arch. Journal vergaß zu
bemerken, ob die bläuliche Färbung der unteren Enden der Holzblöke sich an
dem unpräparirten oder an dem kyanisirten, d.h. mit Queksilbersublimat
behandelten, Holze zeigte, was von Belang seyn dürfte. A. d. R.
12) Pflasterung der Val-de-Travers-Compagnie mit Blöken von 12
Zoll im Gevierte, 5 Zoll Tiefe, die in geraden Reihen gelegt sind. Die Blöke
bestehen aus einer erdharzigen Masse, in welche jedoch eine sehr große Menge
Granitstüke eingebettet sind. Die Gefüge sind mit heißem Erdharze eingelassen.
Flächenraum 94 Quadr. Yards, Länge der Streke 25 FußDie Pflasterung Nr. 12 wurde nach der Probezeit noch sehr gut befunden;
dagegen war die von derselben Compagnie gelegte Pflasterung Nr. 13 so ruinös
geworden, daß sie sogleich weggeschafft werden mußte. A. d. R.
13) Pflasterung derselben Compagnie, bestehend aus einer Lage reiner Scherben (chippings), auf welche heißer Asphalt gegossen worden,
und über der eine Schichte heißen Asphaltes mit angebetteten zerschlagenen Steinen
gelegt ist. Flächenraum 94 Quadr. Yards, Länge der Streke 25 Fuß.
14) Pflasterung wie Nr. 9. Länge der Streke 47 Fuß.
Um einen Begriff von der starken Probe, welche diese verschiedenen Pflasterungen
auszuhalten hatten, zu geben, füge ich noch eine Liste der Fuhrwerke bei, welche an
den bezeichneten Tagen an gewissen Stellen der Oxford-Street passirten.
Textabbildung Bd. 73, S. 275
Datum; Tagszeit; Stelle;
Privatwagen; zweiräderige, vierräderige; Omnibus; Hackney-Waaren;
Landkutschen; Frachtwagen; Bierwagen; Leichtere Karren