Titel: | Beschreibung eines Schraubstoks ohne Schraube; von K. Karmarsch. |
Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. XXVII., S. 104 |
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XXVII.
Beschreibung eines Schraubstoks ohne Schraube;
von K.
Karmarsch.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Karmarsch, Beschreibung eines Schraubstoks ohne
Schraube.
Das Werkzeug, welches ich hier beschreibe, verdanke ich der gefälligen Mittheilung
des Hrn. Professors Altmütter in Wien. Die Erfindung
desselben gehört der Metallwaarenfabrik des Hrn. v. Brevillier zu Neunkirchen, in der Nähe von Wien, welche ein
österreichisches Patent darauf erhalten hat. Die Benennung eines Schraubstoks ist in so fern gerechtfertigt, als das
Werkzeug statt des gewöhnlichen Schraubstoks angewendet zu werden bestimmt ist; sie
erscheint aber unpassend aus dem Grunde, weil daran der charakteristische
Bestandtheil eines eigentlichen Schraubstoks – nämlich die Schraube –
mangelt, und durch eine Art Schneke, welche in eine Verzahnung eingreift, sehr
sinnreich ersezt ist.
Die Zeichnungen auf Tab. II sind nach einem, in der
Werkzeugsammlung der höhern Gewerbeschule zu Hannover befindlichen Exemplare von
kleiner (jedoch nicht von der allerkleinsten) Sorte, im vierten Theile der
wirklichen Größe, entworfen.
Der Schraubstok (welcher ganz aus Gußeisen gemacht ist,
mit einziger Ausnahme der Stahlbelegung an den Baken) besteht aus vier
selbstständigen Theilen, die leicht von einander getrennt werden können; nämlich dem
an der Werkbank zu befestigenden Hauptstüke A, B, einem
andern, beweglichen Stüke C, der Schnekenscheibe D, und dem Schlüssel E. Fig. 8 stellt
das ganze Werkzeug im Seitenaufrisse vor, und Fig. 9 im Grundrisse. Fig. 10 ist
ein senkrechter Durchschnitt von B nach der in Fig. 8 mit a, b bezeichneten punktirten Linie; Fig. 11 der Grundriß des
Stükes A, B ohne die übrigen Theile; Fig. 12 der Aufriß des
nämlichen Stükes, von der Seite des Arbeiters her gesehen; Fig. 13 der Aufriß der
innern Seite und Fig. 14 der Grundriß des Stükes C; Fig. 15 die
Schnekenscheibe D von Oben, Fig. 16 dieselbe von
Unten, Fig.
17 von der Seite angesehen; Fig. 18 eben diese
Scheibe im Durchschnitte; Fig. 19 der Schlüssel E in zwei Ansichten.
Das Hauptstük A, B besteht aus den zwei Theilen A und B, von welchen
ersterer mittelst eines vierekigen Loches auf leztern aufgeschoben und durch einen
Keil c, d unwandelbar befestigt ist. Diese Art der
Zusammensezung ist indessen nicht wesentlich, und es sind auch wirklich Exemplare
dieses Schraubstoks verfertigt worden, bei welchen A, B
als ein Ganzes gegossen war. An B sizen drei Lappen
e, f, g, jeder mit einem Loche versehen, um durch drei
Schrauben das Instrument auf der Werkbank befestigen zu können, wobei A mit dem untersten Theile seiner inneren Fläche
(zunächst an c, Fig. 8) über die Kante der
Bank herab greift. A bildet den unbeweglichen Baken des
Schraubstokmaules, dessen Stahlbelegung h mittelst eines
Schwalbenschwanzes in das Gußeisen eingeschoben und an jedem Ende durch eine kleine,
horizontal eindringende Schraube (s. Fig. 8) noch mehr
befestigt ist. Die obere Fläche von B ist, dem größten
Theile nach, mit bogenförmigen Zähnen i, i besezt,
welche die Stelle der Schraubenmutter vertreten, indem zwischen dieselben die
Schneke der Scheibe D eingreift, um den beweglichen
Baken C zu führen, mithin den Schraubstok zu öffnen oder
zu schließen.
Der Theil C ist, gleich A,
mit einer Stahlbelegung, k, versehen, unterwärts der
Länge nach offen ausgehöhlt (s. Fig. 13), um sich auf B schieben zu können; und oben mit einem schrägstehenden
cylindrischen Zapfen l (Fig. 14) versehen,
welcher in Fig.
8 punktirt angegeben werden mußte, da er von der Schnekenscheibe D bedekt wird.
Diese Scheibe trägt nämlich mitten auf ihrer obern Fläche einen sechsekigen Zapfen
n, dessen runde Aushöhlung m (Fig.
16, 18) auf 1 Paßt, so daß hiedurch der Umdrehungspunkt für die Scheibe
gegeben ist. Die untere Fläche von D ist dergestalt
seicht ausgehöhlt, daß ihr vorspringender Rand o, p, q
ein klein wenig mehr als Einen Umgang einer Spirale bildet, deren Dike dem
Zwischenraume zweier von den Zähnen i, i entspricht.
Wenn die Scheibe nach Angabe von Fig. 8 und 9 auf den Zapfen des
Theiles C gestekt ist, und mittelst des auf das Sechsek
n aufgeschobenen Schlüssels E umgedreht wird, so bewegt jede volle Umdrehung derselben das Stük C längs B um den Raum eines
Zahnes i fort, und zwar gegen A hin oder davon weg, je nachdem man rechts oder links dreht. Die inneren
Flächen des Maules h, k bleiben dabei stets parallel mit
einander, wie es bei den sogenannten Parallel-Schraubstöken der Fall ist; man
kann mittelst des Schlüssels eine beträchtliche Kraft ausüben, und demnach die
Arbeitsstüke sehr fest einspannen; ein Nachlassen des Schraubstokes ist nicht zu
befürchten, da sich die Schneke oder Spirale an der Scheibe D immer fest gegen einen der Zähne i stüzt,
und da das eine Ende der Spirale schon in die Verzahnung eintritt, bevor das andere
Ende dieselbe verläßt. Die größte mögliche Oeffnung des Maules beträgt bei dem
gezeichneten Exemplare ungefähr 7 Zoll; man kann demnach sehr breite Gegenstände
einspannen. Dagegen ist man allerdings in der Höhe beschränkt, und es gibt mithin
viele Fälle, wo ein gewöhnlicher Schraubstok durch den gegenwärtigen nicht ersezt
werden kann.
Wenn man mit möglichster Zeitersparniß den beweglichen Baken C durch eine bedeutende Streke fortführen will, so entfernt man den
Schlüssel E, und faßt – nach der Absicht des
Erfinders – mit den Fingern den Stift r auf der
Scheibe D, um denselben statt einer Kurbel zu schneller
Umdrehung zu benuzen. Dieses Verfahren verdient aber wenig Empfehlung, denn es ist
bei der Kleinheit jenes Stiftes nicht bequem. Besser ist es, auch die Scheibe D abzunehmen, wo sich dann das Stük C ohne Anstand augenbliklich nach der verlangten Stelle
hinschieben läßt. Zulezt sezt man D und E wieder auf (mit der Vorsicht, daß die Schnake gehörig
zwischen zwei Zähne faßt), und vollendet die Bewegung mittelst des Schlüssels.
Vorzüge des hier beschriebenen Schraubstokes sind: Einfachheit der Construction und
geringes Gewicht, demnach Wohlfeilheit und Dauerhaftigkeit; die Fähigkeit einer sehr
großen Oeffnung; endlich die stets parallele Stellung der Flächen des Maules.
(Mittheilungen des Hannoverschen Gewerbevereines Nr. 18.)