Titel: | Vorschlag zu einem Dynamometer. Von Hrn. N. H. von Roxburgshire in Schottland. |
Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. LXXXIII., S. 436 |
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LXXXIII.
Vorschlag zu einem Dynamometer. Von Hrn.
N. H. von
Roxburgshire in Schottland.
Aus dem Civil Eng. and Archit. Journal. April 1839, S.
138.
Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
Vorschlag zu einem Dynamometer.
Der gewoͤhnliche Dynamoter hat den Fehler, daß er bloß die in einem bestimmten
Zeitmomente ausgeuͤbte Gewalt andeutet, und daß er waͤhrend des
Versuches bestaͤndig wechselt, so daß am Ende des Versuches nicht wohl die im
Durchschnitte ausgeuͤbte Kraft berechnet werden kann. Um naͤmlich
diese zu erfahren, muͤßte waͤhrend des ganzen Versuches jeder von dem
Instrumente angedeutete Wechsel, sowie auch die Zeit seiner Dauer aufgezeichnet
werden. Es handelt sich demnach unter diesen Umstaͤnden um ein Instrument,
welches die waͤhrend einer Arbeit oder waͤhrend einer bestimmten Zeit
und bei einer gewissen Geschwindigkeit ausgeuͤbte Kraft summirt. Wenn z.B.
ein Pflug probirt
werden soll, so muͤßte das Instrument die Kraft andeuten, welche aufgewendet
ward, um von einem Ende zum anderen eine Furche zu ziehen, wobei jedoch stets auch
die Zeit, innerhalb welcher dieß vollbracht wurde, notirt werden muͤßte.
Waͤre der Versuch mit einem Wagen anzustellen, welcher auf einer Schienenbahn
oder einer gewoͤhnlichen Straße liefe, so beduͤrfte man eines
Instrumentes, welches den ganzen Kraftaufwand summirte, so daß auf einen Blik die
waͤhrend des Versuches aufgewendete Kraft zu ersehen waͤre.
Nach meinem Vorschlage soll man sich nun eine starke messingene Roͤhre von
gehoͤriger Laͤnge verschaffen, welche innen vollkommen glatt
ausgebohrt ist, und welche einen entsprechenden Durchmesser haͤtte. Diese
Roͤhre muͤßte an dem einen Ende offen seyn, damit sie einen genau
passenden Kolben aufnehmen koͤnnte. Die polirte Stange dieses Kolbens
muͤßte an dem anderen Ende der Roͤhre durch eine kleine Oeffnung
laufen. Diese Roͤhre, welche man in Fig. 11 sieht,
waͤre mit Wasser zu fuͤllen, so zwar, daß wenn bei A gezogen wird, das Wasser durch die kleine gebogene
Roͤhre B in einem sehr duͤnnen Strahle
ausgesprizt wird. Nachdem diese Anordnung getroffen, waͤre das Instrument bei
C an dem Wagen oder an dem Pfluge zu befestigen.
Wenn dann die Kraft bei A ziehen wuͤrde, so
wuͤrde sich der Kolben D langsam gegen E bewegen und das Wasser in einem sehr kleinen Strahle
bei B austreiben. Der Ausfluß wuͤrde jederzeit
mit der Kraft im Verhaͤltnisse stehen, welche bei A zur Ueberwindung des Widerstandes bei C
angewendet wird. Nach Ablauf einer bestimmten Zeit, oder nach Zuruͤklegung
einer bestimmten Streke waͤre das Maaß fuͤr den Kraftaufwand in der
Quantitaͤt des ausgetriebenen Wassers zu finden. Der beste Pflug oder der
beste Wagen waͤre also jener, welcher eine und dieselbe Arbeit innerhalb
gleicher Zeit und mit dem geringsten Abflusse von Wasser waͤhrend des
Durchlaufens einer bestimmten Streke vollbringt.
Da der Kolben und die Kolbenstange sehr genau einpassen muͤssen, wenn sie kein
Wasser entweichen lassen sollen, so wird die Reibung nothwendig eine bedeutende
seyn. Um sich dieser zu vergewissern, muͤßte man das Instrument ausgeleert
mit einer Waage pruͤfen, wodurch sich der Betrag der Reibung in Pfunden
ermitteln ließe.
Das hier angegebene Instrument ließe sich auch zur Bestimmung des Kraftaufwandes von
Seite verschiedener Maschinen benuzen. Um die Streke zu bestimmen, durch welche sich
der Kolben bei jedem Versuche bewegt, koͤnnte man leicht auch einen Maaßstab
an dem Instrumente anbringen. Die Verfertigung eines Instrumentes, welches sowohl am Kolben als an
der Kolbenstange vollkommen wasserdicht schließt, duͤrfte ihre
Schwierigkeiten haben; doch wuͤrde ein leichtes Aussikern, wie mir scheint,
nicht von so hohem Belange seyn, da dasselbe jederzeit mit der ausgeuͤbten
Kraft im Verhaͤltnisse stehen wuͤrde.
Es ist mir nicht bekannt, daß man sich einer derlei Vorrichtung bereits zu dem
fraglichen Zweke bedient haͤtte. Ich machte bisher nur in kleinem Maaßstabe
Versuche damit, glaube aber, daß dieselbe bei einigen Verbesserungen zum Probiren
von Fuhrwerken aller Art als sehr geeignet befunden werden duͤrfte.