Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. LXXVIII., S. 391 |
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LXXVIII.
Miszellen.
Miszellen.
Programm der von der Société d'encouragement pour
l'industrie nationale in der Generalversammlung vom 16. Jan. 1839
fuͤr die Jahre 1840, 1841, 1844 und 1846 ausgeschriebenen Preise.
I. Mechanische
Kuͤnste.
Preise fuͤr das Jahr 1840.
1. Eine Summe von 8000 Fr. fuͤr
ausfuͤhrliche und beschreibende Abhandlungen uͤber die als
Werkzeuge fuͤr große mechanische Werkstaͤtten dienenden
Maschinen.
(Die Gesellschaft beabsichtigt, so schnell als moͤglich eine Sammlung
jener Maschinen zu veranstalten, deren man sich in groͤßeren
mechanischen Werkstaͤtten als Werkzeuge oder Handwerksgeraͤthe
bedient. Diese Sammlung soll Alles umfassen, was sowohl Frankreich als das
Ausland in fraglicher Beziehung bietet. Die Gesellschaft sucht hiebei keine
neuen Erfindungen anzuregen, sondern sie verlangt moͤglichst
ausfuͤhrliche graphische Darstellung der bereits bestehenden und als
gut anerkannten Maschinen, ohne hiebei jene auszuschließen, die noch mehr
oder weniger zu wuͤnschen uͤbrig lassen, insofern ihnen
Andeutungen, welche auf deren Vervollkommnung abzielen, beigegeben sind.
Dabei behaͤlt sie sich vor, die eingelaufenen Abhandlungen nach
Gutduͤnken zu belohnen, und sie ganz oder auch nur in einzelnen,
ihren Zweken entsprechenden Artikeln bekannt zu machen, oder sie selbst
umzuarbeiten, wenn sie dieß fuͤr noͤthig erachten sollte.
Wuͤrde der Preis nicht von einem Werke gewonnen, welches sich
uͤber den gesammten Gegenstand verbreitet, so wuͤrde er je
nach der Wichtigkeit der von der Gesellschaft als preiswuͤrdig
befundenen Abhandlungen an die Verfasser dieser vertheilt werden. Die
Vertheilung wuͤrde hiebei auf solche Art geschehen, daß die
Gesammtsumme erst dann erschoͤpft waͤre, wenn
saͤmmtliche der hier folgenden Fragen eine genuͤgende
Loͤsung erlangt haͤtten. Die Preisschriften haben
naͤmlich hauptsaͤchlich folgende Gegenstaͤnde zu
umfassen.
1. Das Zurichten der Metalle mittelst Maschinen, wie z.B. mit der Drehebank,
mit der Hobelmaschine, mittelst des Abschleifens oder irgend einer
Abreibmethode.
2. Die Verrichtungen der Drehebank bei deren Benuzung zur Vollendung
groͤßerer Gegenstaͤnde. Besonders abzuhandeln sind in dieser
Beziehung die Drehebank mit freistehender Spindel (tour en l'air), die Spizendrehebank (tour
à pointes), die stehende Drehebank (tour vertical), jene, an welcher der Drehstahl beweglich, der
Gegenstand dagegen fixirt ist; die Veraͤnderungen in der
Geschwindigkeit, die Wagen im Allgemeinen, die geeignetsten Formen
fuͤr ihre Basen; und die Mittel, womit sie nach allen Richtungen
versezt werden koͤnnen.
3. Das Bohren von Loͤchern in fest eingespannte Gegenstaͤnde
nach einer genau bestimmten und unveraͤnderlichen Achse, welche
Fehler auch in der Masse vorkommen moͤgen. Der Durchmesser der
Loͤcher muß sich im Voraus und mit Genauigkeit nach dem angewendeten
Instrumente bemessen lassen.
4. Das horizontale und senkrechte Ausbohren (alésage) von groͤßeren Gegenstaͤnden und
außerdem ein Correctionsmittel, welches mit Leichtigkeit auf das
gewoͤhnliche Bohren von Loͤchern angewendet werden kann, im
Falle kein den bisherigen Methoden vorzuziehendes Verfahren angegeben
wurde.
5. Das Bohren von Zapfenloͤchern durch gewisse Gegenstaͤnde,
und die Verfertigung von Falzen, mit deren Huͤlfe man mit
Schluͤsseln Raͤder und Kurbeln an den zur Fortpflanzung der
Bewegungen dienenden Wellen oder Spindeln aufzieht.
6. Die Beschreibung der Anwendung der Senkkolben, wenn mit ihnen bedeutende
Substanzmengen weggenommen werden sollen, so wie auch einer Methode, nach
welcher diese Instrumente leicht zu repariren sind.
7. Das Schneiden von Schraubenspindeln und Schraubenmuttern, wobei die
Substanz geschnitten und nicht zuruͤkgestaut wird. Diese Operation
muß, da sie durch Maschinen von großer Kraft bewerkstelligt wird, nothwendig
leicht zu handhaben seyn; auch muͤssen sich die dazu
gehoͤrigen Stuͤke, sie moͤgen beweglich oder
unbeweglich seyn, leicht und schnell aufziehen lassen.
8. Die Maschinen zum Eintheilen und Schneiden gußeiserner Raͤder, ohne
daß man sie vorlaͤufig abzukrusten (ecroûter) braucht. Es muß mit den Maschinen die sogenannte
verlorene Zeit vermieden werden, und sie muͤssen nicht bloß die
beiden Flaͤchen der Zaͤhne nach den Curven der Caliber formen,
sondern sie muͤssen auch den Grund und das Ende der Zaͤhne auf
concentrische Weise zurichten. Die Maschinen muͤssen nicht nur gerade
Zaͤhne, sondern auch Winkelraͤder mit jedem beliebigen
Neigungswinkel, so wie auch die sogenannten White'schen Zaͤhne schneiden.
9. Die auf die Kesselfabrication bezuͤglichen Arbeiten, wie das
Durchschlagen der Bleche, das Theilen der Metalle in Blaͤtter und
Staͤbe, das Biegen und Ausbauchen der Bleche, die Verfertigung von
Nieten und deren Vernietung mit mechanischen Vorrichtungen.
Die allgemeinen Bedingungen sind: 1) alle schneidenden Theile muͤssen
in Bezug auf ihre Schneide in einem auf das Vierfache vergroͤßerten
Maaßstabe dargestellt werden; zugleich ist ihre Stellung und die
Befestigungsweise derselben ausfuͤhrlich zu beschreiben. 2) es ist
mit Genauigkeit und in metrischen Maaßen die gehoͤrige
Geschwindigkeit fuͤr jeden der Theile, und zwar sowohl fuͤr
Gußeisen, als fuͤr Schmiedeisen und Kupfer, je nachdem sie auf dieses
oder jenes zu wirken haben, anzugeben. 3) die Gesellschaft nimmt von
Praktikern alle auf den fraglichen Zwek bezuͤgliche Mittheilungen an,
und behaͤlt sich vor, sie je nach Umstaͤnden bei der
Vertheilung der Preise zu beruͤksichtigen. Die zu den Preisen
bestimmte Summe betraͤgt 8000 Fr.; der Einsendungstermin
laͤuft mit dem 31. Decbr. 1839 ab.)
Preis fuͤr das Jahr 1841.
2. Preis von 6000 Fr. fuͤr
die durch Versuche ermittelte Bestimmung des Widerstandes der Metalle
bei verschiedenen Temperaturgraden, und fuͤr Erforschung der
Wirkung der Waͤrme auf die Cohaͤsion der
Metallmolecuͤle.
(Obwohl man schon laͤngst die Beobachtung gemacht, daß die
Zaͤhheit der Metalle unter verschiedenen Temperaturen verschiedene
Modificationen erleidet, so besizen wir doch bis zur Stunde noch kein
gehoͤriges Maaß fuͤr diese lezteren. Von großem Nuzen
waͤre es unstreitig, wenn durch directe und positive Versuche
dargethan wuͤrde, nach welchem Geseze die Waͤrme auf die
Metalle wirkt, und dadurch die Cohaͤsion ihrer Theile erhoͤht
oder vermindert; ja genaue Kenntnisse in dieser Beziehung sind gewissermaßen
unumgaͤnglich nothwendig zur Ergaͤnzung der Maßregeln, welche
in diesem Augenblike in Betreff der fuͤr die Dampfmaschinen
einzufuͤhrenden Polizei im Werke sind. Wie lassen sich auch in der
That die Dimensionen der Theile, die Dike der Kesselplatten so bestimmen,
daß sie einen dem Druke, den sie auszuhalten haben, entsprechenden
Widerstand leisten, wenn man nicht weiß, welche Veraͤnderung ihre
Zaͤhheit bei diesen oder jenen Temperaturen erleidet? Die
Gesellschaft glaubt daher, sowohl im Interesse der Industrie, als auch in
jenem der oͤffentlichen Sicherheit fuͤr die Loͤsung
dieser Frage durch gehoͤrige Versuche einen Preis von 6000 Fr.
ausschreiben zu muͤssen.
Diese Versuche muͤssen in der Art vorgenommen werden, daß sie stets
mit den Umstaͤnden zusammenfallen, denen das Metall bei den
verschiedenen mechanischen Verrichtungen, waͤhrend des Spieles der
Maschinen, bei verschiedenen Erschuͤtterungen, bei ploͤzlichem
Wechsel in der auf dasselbe einwirkenden Gewalt etc. unterliegt. Die Reihe
der Versuche hat bei einer Temperatur von wenigstens 15° unter Null
zu beginnen, und dann bis in die Naͤhe des Schmelzpunktes hinauf zu
reichen. Die ihnen unterworfenen Metalle muͤssen jene Zubereitung
bekommen haben, in der man sie gewoͤhnlich zu industriellen Zweken zu
benuzen pflegt; d.h. man muß sie als Draͤhte, geschmiedete
Staͤbe, als gewalzte und gehaͤmmerte Bleche, in gegossenen
Stuͤken etc. pruͤfen. Die Cohaͤsionskraft ist sowohl
durch den Zug, als auch durch den directen Widerstand zu pruͤfen. Die
gewalzten Bleche muͤssen sowohl nach ihrer Breite als nach ihrer
Laͤnge probirt werden, um dadurch zu ermitteln, welchen Einfluß auf
ihre Zaͤhheit durch eine Behandlung geuͤbt wird, bei der alle ihre
Molecuͤle nach einer in derselben Richtung gelagert werden, wie dieß
z.B. beim Auswalzen der Bleche nach einer Richtung der Fall ist. Die
Versuche duͤrfen ferner nicht bloß in physikalischen Cabinetten,
sondern sie muͤssen in einem großen Maaßstabe angestellt seyn, wenn
sie in Hinsicht auf industrielle Zweke die gehoͤrigen
Aufschluͤsse geben sollen. Aus demselben Grunde haben sie auch alle
jene Umstaͤnde zu umfassen, auf welche man in der Praxis
stoͤßt. So sind sie z.B. auch an Stuͤken vorzunehmen, welche
gebrochen und dann durch Waͤrme allein, oder durch ein anderes Metall
oder durch eine Legirung wieder zusammengeschweißt wurden; an
Stuͤken, die man durch Nieten oder Naͤgel vereinigte; an
Stuͤken, welche kalt oder warm gebogen und dann wieder gerade
gerichtet wurden. Die tabellarische Uebersicht der bei allen diesen
Versuchen erlangten Resultate muß so abgefaßt seyn, daß man daraus mit
Leichtigkeit die den verschiedenen Temperaturen entsprechenden
Verhaͤltnisse der Zaͤhheit und Cohaͤsion entnehmen
kann. Die Abstufung der Versuche muß eine solche seyn, daß daraus das Gesez
abzuleiten ist, nach welchem die Cohaͤsionskraft zu- oder
abnimmt. Das bei den Versuchen eingeschlagene Verfahren ist deutlich zu
beschreiben; auch sind die dabei benuzten Apparate in Zeichnungen
beizulegen. Den Concurrenten ist bis zum 31. Decbr. 1840 Termin
gestattet.)
II. Chemische
Kuͤnste.
Preise fuͤr das Jahr 1840.
3. Preis von 3000 Fr. auf die Gewinnung von Indigo aus
dem Faͤrbeknoͤterig (Polygonum
tinctorium).
(Der Indigo kommt in sehr verschiedenen Pflanzen als Bestandtheil vor. Von
diesen Pflanzen wachsen einige, wie z.B. die Indigostauden, nur in heißen
Klimaten, so daß man sie nicht in Europa zu acclimatisiren hoffen darf;
andere dagegen gedeihen auch in gemaͤßigten Klimaten. Zu lezteren
gehoͤrt der Waid, den man wegen seines Indigogehaltes schon
laͤngst zum Blaufaͤrben verwendet. Die zahlreichen, zur Zeit
der Continentalsperre angestellten Versuche haben dargethan, daß man aus dem
Waid einen mit dem Indigo der Indigopflanze vollkommen identischen Indigo
darstellen kann; allein theils wegen der Schwierigkeit der Gewinnung dieses
Indigo, theils wegen des geringen Gehaltes des Waides an solchem kam es nie
zu einer fabrikmaͤßigen oder schwunghaften Bereitung des Waidindigo.
Seit wenigen Jahren hat man in Frankreich angefangen den
Faͤrbeknoͤterig, aus dem man in China schon seit undenklichen
Zeiten Indigo gewinnt, auf den Jaume St. Hilaire
schon im Jahre 1816 aufmerksam machte, und den Hr. Delile im J. 1835 in Frankreich einfuͤhrte, zu
acclimatisiren. Die Versuche, welche in Paris von Chevreul, Baudrimont, Robiquet und Vilmorin Sohn, und in Montpellier von Farel,
Bérard etc. angestellt wurden, haben gezeigt, daß sich der
in dieser Pflanze enthaltene Indigo mit Leichtigkeit gewinnen laͤßt.
Wie guͤnstig aber auch immer die Versuche im Kleinen ausgefallen seyn
moͤgen, so fragt sichs immer noch, ob die eingeschlagenen Methoden
auch im Großen anwendbar sind, und ob der Ertrag ein solcher ist, daß er die
Cultur- und Gewinnungskosten dekt. Aus der beigegebenen, von Hrn. Vilmorin abgefaßten Anleitung zum Baue dieser
Pflanze kann man die Culturkosten berechnen. Diese Kosten und jene des
Erntens machen zusammen die Hauptausgabe; denn die Gewinnung des Indigo
selbst kann, nach dem, was wir uͤber die Verfahren wissen, nach denen
man in Indien, Amerika, Aegypten und anderwaͤrts Indigo gewinnt,
unmoͤglich kostspielig seyn; und Alles scheint anzudeuten, daß
dieselben Behandlungsweisen oder sogar noch wohlfeilere auch auf den
Faͤrbeknoͤterig anwendbar sind. Aus dem, was bis jezt
vorliegt, erhellt einerseits die Moͤglichkeit, aus dem
Knoͤterig einen Indigo zu gewinnen, der dem im Handel vorkommenden
aͤhnlich ist, waͤhrend andererseits die Wahrscheinlichkeit
gegeben ist, ihn nach einem wohlfeilen Verfahren ausziehen zu
koͤnnen. Die in lezterer Beziehung noch obwaltenden Schwierigkeiten
duͤrfen nicht entmuthigen, nachdem uns erst die
Runkelruͤbenzuker-Fabrication ein Beispiel geliefert hat, wie
selbst ein unter den unguͤnstigsten Umstaͤnden begonnener
Agriculturzweig zu den schoͤnsten Resultaten fuͤhren kann. Die
Gesellschaft sezt demnach fuͤr die Fabrication von Indigo aus dem
Faͤrbeknoͤterig einen Preis von 3000 Fr. aus. Die eingesendete
Quantitaͤt des Fabrikates darf nicht unter 10 Kilogr. betragen. Die
Versuche muͤssen sich vor den Commissaͤren der Gesellschaft
wiederholen lassen. Der nach diesen Versuchen und den Registern der Fabrik
sich ergebende Gestehungspreis muß ein solcher seyn, daß der neue Indigo mit
dem auf dem Markte befindlichen tropischen Indigo von gleicher
Qualitaͤt Concurrenz halten kann. Haͤtte ein Concurrent die
Aufgabe nur zum Theil geloͤst, so behaͤlt sich die
Gesellschaft vor, ihn durch eine Medaille zu belohnen. Der Concurs ist bis
zum 31. December 1839 offen.
Kurze Anweisung zum Bau des
Faͤrbeknoͤterigs.
Der Faͤrbeknoͤterig ist eine einjaͤhrige Pflanze, die im
Laufe eines Sommers ihre volle Entwikelung erlangt. Seine Samen reifen im
suͤdlichen Frankreich vollkommen, im noͤrdlichen ziemlich gut
aus. Seine Fortpflanzung geschieht durch Samen; er waͤchst,
uͤbrigens aber auch durch Steklinge. Ein feuchter und gehaltreicher
Boden entspricht ihm am besten; doch gedeiht er auch auf jedem gesunden
Boden von guter Qualitaͤt, besonders wenn Bewaͤsserungen
moͤglich sind. Man saͤet ihn entweder an Ort und Stelle, oder
in ein Bett, aus dem man ihn dann verpflanzt. Lezteres Verfahren allein ward
bisher in Frankreich befolgt. Im suͤdlichen Frankreich bedarf das zur
Aussaat bestimmte Bett keines kuͤnstlichen Schuzes; es soll gut
gelegen seyn. Die Aussaat geschieht gegen Mitte Maͤrz; die
Verpflanzung gegen Ende April oder Anfangs Mai. Im Jul. oder Anfangs August
haben die Pflanzen ihre volle Entwikelung an Blaͤttern erlangt, so
daß die Fabrication beginnen kann. Dasselbe Verfahren eignet sich auch
fuͤr das noͤrdliche Frankreich, nur daß man die Aussaat
daselbst um einen Monat spaͤter bewerkstelligt. Wollte man diese
Verspaͤtung vermeiden, so muͤßte man den Samen im Maͤrz
in ein Bett saͤen, welches durch Glasfenster oder Strohmatten
geschuͤzt wuͤrde. Die Waͤrme eines Mistbettes ist nicht
noͤthig, und die Bedekung haͤtte nur des Nachts und bei kalter
Witterung zu geschehen. Gut ist es, wenn das Bett gegen Mittag liegt und ein
gesundes leichtes Erdreich hat. Steht Duͤngererde zur
Verfuͤgung, so soll man das Bett oben mit solcher bedeken. Bei guter
Witterung muͤßte den Pflanzen moͤglichst viel Luft und Licht
gegeben werden. Ein Quadratmeter eines solchen Bettes liefert Sezpflanzen
fuͤr beilaͤufig 150 Meter oder 1 1/2 Aren. Das Versezen wird
Anfangs Mai vorgenommen und zwar in regelmaͤßig entfernten Linien.
Die Distanz zwischen den Sezlingen ist nicht absolut bestimmbar; eine
Entfernung von 60 bis 65 Centimetern zwischen den Reihen, und eine solche
von 40 bis 45 Centimetern in den Reihen duͤrfte fuͤr die
meisten Faͤlle passen. Waͤre man gezwungen, das Versezen bei
trokener Witterung vorzunehmen, so muͤßten die Sezlinge begossen
werden. Geschieht die Aussaat gleich an Ort und Stelle, so muß das Erdreich
vollkommen rein und gut aufgelokert seyn; auch soll sie bei regnerischer
Witterung oder gehoͤrig feuchtem Boden vorgenommen werden. Im
noͤrdlichen Frankreich duͤrfte Ende April oder Anfangs Mai die
passendste Zeit seyn, wenn der Boden etwas troken ist; auf sehr feuchtem
Boden dagegen ist von Mitte Mai bis Mitte Junius die beste Zeit.)
4. Preis von 3000 Fr. fuͤr Analyse der
Runkelruͤben in ihren verschiedenen Vegetationsperioden.
5. Preis von 2000 Fr. fuͤr Verbesserungen der
Dextrin-Fabrication und der Anwendung des Dextringummis in den
Kuͤnsten und Gewerben.
6. Preis von 3000 Fr. fuͤr Verbesserungen der
Fabrication des Dextrinzukers.
7. Preis von 2000 Fr. fuͤr Fabrication
kuͤnstlicher Steine, von Metallplatten oder Pappendekeln, welche
die lithographischen Steine ersezen koͤnnen.
7. Zwei Preise zu je 3000 Fr.; einer fuͤr
den Verfasser der Abhandlung, in welcher der Bau der zur Oxydirung der
Metalle bestimmten Oefen auf einen hohen Grad von Vollkommenheit gebracht
wird; und einer fuͤr denjenigen, der die besten, zum Schmelzen und
Reduciren von Metallen geeigneten Oefen angibt.
Preis fuͤr das Jahr 1841.
9. Preis von 1500 Fr. fuͤr Auffindung und
Ausbeutung neuer Lager lithographischer Steine.
III. Oekonomische
Kuͤnste.
Preise fuͤr das Jahr 1840.
10. Preis von 3000 Fr. fuͤr ein Verfahren,
wonach sich die Guͤte und Beschaffenheit eines zur Brodbereitung
bestimmten Mehles sicher, leicht und schnell ermitteln
laͤßt.
11. Zwei Preise, einer zu 2000 und einer zu 1000 Fr.,
fuͤr Vorbauungs- und Abhuͤlfsmittel gegen die
Feuchtigkeit der Gebaͤude.
Preise fuͤr das Jahr 1841.
12. Preis von 4000 Fr. fuͤr das beste
Aufbewahrungssystem fuͤr Getreide, auf Landguͤtern sowohl,
als in Magazinen anwendbar.
13. Preis von 1500 Fr. fuͤr die beste
Reinigungsmethode fuͤr Getreide, welches von Insecten und Brand
angegangen ist.
IV. Landwirthschaft.
Preise fuͤr das Jahr 1840.
14. Preis von 3000 Fr. fuͤr eine tragbare oder
transportable Dreschmaschine.
15. Medaillen aus Gold, Platin und Silber fuͤr
Verbesserung und Erweiterung von Seidenspinnereien in jenen Departements
Frankreichs, in welchen dieser Industriezweig schon laͤnger
besteht.
Preise fuͤr das Jahr 1844.
16. Medaillen aus Gold, Platin und Silber fuͤr
die Einfuͤhrung der Seidenzucht in Departements, in denen sie vor
dem Jahre 1830 nicht bestand.
17. Drei Preise zu 2000, 1500 und 1000 Fr. fuͤr
die Errichtung von Seidenspinnereien in Departements, in denen bis zum
J. 1830 keine solchen bestanden.
Preis fuͤr das Jahr 1846.
18. Zwei Preise zu 500 und 300 Fr. fuͤr die
Anpflanzung von Nadelhoͤlzern.
(Von den hier aufgefuͤhrten 18 Preisaufgagen sind nur die drei ersten
neu; das Programm der uͤbrigen ist bereits aus den fruͤheren
Jahrgaͤngen des polytechn. Journals bekannt, so daß wir uns auf deren
einfache Erwaͤhnung beschraͤnken konnten. Alle Einsendungen
von Abhandlungen, Zeichnungen, Modellen, Dokumenten etc. haben
laͤngstens bis zum 31. Decbr. der Jahre 1839, 1840, 1843 und 1845 an
den Secretaͤr der Gesellschaft in Paris, rue
du Bac, No. 42, hôtel de
Boulogne, zu geschehen. Concurrenten, die gesonnen sind, Patente
auf ihre Erfindungen zu nehmen, haben dieß vor der Mittheilung derselben an
die Gesellschaft zu bewerkstelligen. Die Summe der ausgeschriebenen Preise
ist in dem dermaligen Programme auf 59,800 Fr. beschraͤnkt.)
Neue Versuche mit Ericsson's Treibapparat fuͤr Dampfschiffe.
Das Dampfschiff Robert F. Stockton, welches auf
Veranlassung des amerikanischen Consuls in Liverpool zur Probe mit dem in unserem
Journale schon oͤfter besprochenen Treibapparate des Capitaͤn Ericsson ausgestattet wurde, hat vor seiner Abfahrt nach
den Vereinigten Staaten einige Probefahrten gemacht. Wir entnehmen aus den im Mechanics' Magazine u. Civ. Engin. and Arch. Journ.
hieruͤber enthaltenen Berichten fuͤr unsere Leser Folgendes. Am 29.
Jan. zog das Dampfschiff R. F. Stockton das amerikanische
Paketboot Toronto, welches 650 Ton. Ladung hatte, und 16 Fuß 9 Zoll tief im Wasser
ging, mit einer Geschwindigkeit von 6 Meilen in der Zeitstunde gegen die Fluth,
obwohl der Treibapparat nur 6 Fuß 4 Zoll im Durchmesser und weniger als 3 Fuß in der
Laͤnge hatte. – Bei einer spaͤteren Fahrt, der eine Versammlung
ausgezeichneter Sachverstaͤndiger beiwohnte, zog es an der einen Seite eine
schwere Citybarke, an der anderen einen großen Kahn, und am Hintertheile noch einen
solchen eine Streke von 37000 Fuß innerhalb 45 Minuten, wovon 21 Minuten mit der
Fluth, und 24 gegen dieselbe. Die Maschine machte dabei 66 Umgaͤnge in der
Minute. Hr. Ericsson wies bei dieser Gelegenheit durch
Zeichnungen nach, daß die Spiralflaͤchen seines Apparates so gestellt sind,
daß, wenn der Widerstand des Wassers ein vollkommener waͤre, das Boot statt
der 37000 Fuß ihrer 39204 zuruͤkgelegt haben wuͤrde, wonach also der
Verlust weniger als 6 Proc. betrug. Bezuͤglich der zum Treiben des Apparates
dienenden Maschine ward bemerkt, daß dieselbe viel staͤrker und compacter
gebaut werden kann, als die Maschinen der gewoͤhnlichen Dampfboote, weil die
Kraft hier direct auf die in der Naͤhe des Bodens umlaufende Welle wirkt.
Dieß ist fuͤr Dampfboote, welche fuͤr die See bestimmt sind, von
großer Wichtigkeit, und zwar um so mehr, als zugleich auch eine große
Kostenersparniß damit verbunden ist. Die Bewegung des Schiffes war ganz
uͤberraschend regelmaͤßig. Es hat sich auf diese guͤnstigen
Resultate hin eine Gesellschaft gebildet, die ein Schiff von 1000 Ton. Ladung bauen
und mit dem neuen Treibapparate ausstatten lassen will, um damit zwischen England
und den Vereinigten Staaten zu fahren.
Locomotiven mittelst comprimirter Luft.
Hr. Audrand zeigte der Akademie in Paris an, daß er eine
Methode erfunden, nach welcher die Locomotiven mittelst comprimirter Luft in
Bewegung gesezt werden koͤnnten. Auf diese Ankuͤndigung hin reclamirte
Hr. Tessier die Prioritaͤt, indem er
erklaͤrte, daß er im Begriffe stehe, nach diesem Systeme eine Maschine zu
bauen. Allein auch die Anspruͤche dieses Erfinders wurden angefochten, und
zwar durch Hrn. Pelletan, der unterm 10. Julius 1838 ein
Patent auf eine derartige Anwendung der comprimirten Luft nahm. Das Echo du monde savant entlehnt aus dem Schreiben, welches
Hr. Pelletan in dieser Beziehung an die Akademie
richtete, folgendes. Ein Kubikdecimeter oder ein Liter auf 10 Atmosphaͤren
comprimirter Luft kann, wenn man sie ausdehnungsweise anwendet, fuͤr die
Streke von einem Meter eine Kraft von 300 Kilogr. geben. 10 Liter geben also 3000
Kilogr., und verwendet man diese 10 Liter in einer Secunde, so gibt dieß die
theoretische Kraft von 40 Pferden. Wenn man also einen auf 20 Atmosphaͤren
probirten Behaͤlter aus Schmiedeisen von 2,8 Met. Durchmesser auf 6 Met.
Laͤnge hat, so faßt derselbe 36000 Kubikdecimeter; und wenn die in ihm
enthaltene Luft auf 15 Atmosphaͤren comprimirt ist, so kann er eine Stunde
lang in jeder Secunde 10 Liter Luft abgeben, deren Spannung von 15 bis zu 5
Atmosphaͤren wechselt, und also im Durchschnitte 10 Atmosphaͤren
betraͤgt. Reducirt man die theoretische Kraft von 40 Pferden auf die
Haͤlfte effectiver Kraft, so wird ein derlei Behaͤlter im Stande seyn,
auf einer Eisenbahn einen Wagenzug eine Stunde lang mit einer Kraft von 20 Pferden
und mit einer Geschwindigkeit von 10 Stunden in der Zeitstunde fortzubewegen. Man
braucht also die Luft nur von 10 zu 10 Stunden zu erneuern, was mit Huͤlfe
von stehenden Dampfmaschinen geschehen koͤnnte. Der Druk von 15
Atmosphaͤren kann hier keine Besorgniß erregen, weil in der Kaͤlte
gearbeitet wird, indem es nicht moͤglich waͤre, mit einem solchen
Druke in der Waͤrme zu arbeiten. Statt eines einzigen Behaͤlters
koͤnnte man auch mehrere kleinere Roͤhren anwenden. Mit Roͤhren
von 8 Zoll Durchmesser wuͤrde der Apparat fuͤr die oben angegebene
Luftmenge 5000 anstatt 3000 Kilogr. wiegen. Die einzige Schwierigkeit, welche mit
der Anwendung der comprimirten Luft verbunden ist, liegt darin, daß bei einem so
starken Druke keine gehoͤrige Adjustirung der Kolben zu erzielen ist. Hr. Pelletan schlaͤgt daher vor, sich lieber seiner
rotirenden Dampfmaschinen zu bedienen.
Eine neue Locomotive fuͤr Eisenbahnen mit
staͤrkerem Gefaͤlle.
Amerikanische und englische Blaͤtter berichten von einer neuen Art von
Locomotive, welche hauptsaͤchlich zum Hinansteigen uͤber Rampen von
staͤrkerem Gefaͤlle bestimmt ist, und uͤber welche bisher
Folgendes bekannt ist. Die Maschine wiegt 8 bis 10 Tonnen und hat einen Cylinder der
gewoͤhnlichen Art. Beim Hinan- und Hinabsteigen der Rampen werden die
Treibraͤder von der gewoͤhnlichen Bahnlinie aufgehoben, so daß die
Maschine mit kleinen Raͤdern auf Schienen ruht, die zu beiden Seiten der Bahn
um zwei Fuß hoͤher angebracht sind. Die Erfindung beruht
hauptsaͤchlich auf einer Methode die Adhaͤsion zu erhoͤhen, was
mittelst des neuen Apparates ohne Steigerung der Reibung bis auf irgend einen
beliebigen Grad erzwekt werden kann. Da die Kraft von den großen Treibraͤdern
hiebei auf kleine uͤbergetragen wird, so wird die Geschwindigkeit beim
Hinansteigen von der Steilheit der Rampe, nach welcher sich die Groͤße der
kleinen Raͤder regulirt, abhaͤngen. Nach de
Pambour's Berechnungen duͤrfte eine Rampe von 200 Fuß Gefaͤll
in der engl. Meile mit einer Last von 100 Tonnen mit einer Geschwindigkeit von 4
engl. Meilen in der Zeitstunde befahren werden. Der Apparat, durch den die
Adhaͤsion gesteigert werden soll, kann nicht uͤber 300 Dollars kosten;
er kommt nur an den Rampen in Anwendung; dauert laͤnger als die Locomotive,
ist einfach, leicht zu handhaben und geraͤth nicht leicht in Unordnung. Die
Kosten der hoͤher gelegenen Schienenbahn werden von dem dazu verwendeten
Materiale, welches aus Holz oder Eisen bestehen kann, abhaͤngen. Der Apparat
befindet sich innerhalb der Locomotive. Das Hinansteigen kann unmittelbar bei der
Ankunft an der Rampe, und ohne allen Zeitverlust beginnen. Ein Gefaͤll von
200 Fuß in der engl. Meile wird als das Maximum angenommen; nur wenn man die
Geschwindigkeit und die Last bedeutend vermindern will, soll sogar ein
Gefaͤll von 400 Fuß noch thunlich seyn. (Civ. Eng. and
Archit. Journal.)
Gradiententabelle fuͤr Eisenbahnen; nach Hrn. C. Bourns.
per Meile
per Kette
per Meile
per Kette
1 Fuß
= 1 in
5280
= 0,15 Zoll.
31 Fuß
= 1 in
170,3
= 4,65 Zoll.
2
= –
2640
= 0,30
32
= –
165,0
= 4,80
3
= –
1760
= 0,45
33
= –
160,0
= 4,95
4
= –
1320
= 0,60
34
= –
155,3
= 5,10
5
= –
1056
= 0,75
35
= –
150,8
= 5,25
6
= –
880
= 0,90
36
= –
146,6
= 5,40
7
= –
754,2
= 1,05
37
= –
142,7
= 5,55
8
= –
660,0
= 1,20
38
= –
138,9
= 5,70
9
= –
586,6
= 1,35
39
= –
135,4
= 5,85
10
= –
528,0
= 1,50
40
= –
132,0
= 6,00
11
= –
480,0
= 1,65
41
= –
128,8
= 6,15
12
= –
440,0
= 1,80
42
= –
125,7
= 6,30
13
= –
406,1
= 1,95
43
= –
122,8
= 6,45
14
= –
377,1
= 2,10
44
= –
120,0
= 6,60
15
= –
352,0
= 2,25
45
= –
117,3
= 6,75
16
= –
330,0
= 2,40
46
= –
114,8
= 6,90
17
= –
310,6
= 2,55
47
= –
112,3
= 7,05
18
= –
293,3
= 2,70
48
= –
110,0
= 7,20
19
= –
277,9
= 2,85
49
= –
107,7
= 7,35
20
= –
264,0
= 3,00
50
= –
105,6
= 7,50
21
= –
251,4
= 3,15
51
= –
103,5
= 7,65
22
= –
240,0
= 3,30
52
= –
101,5
= 7,80
23
= –
229,5
= 3,45
53
= –
99,6
= 7,95
24
= –
220,0
= 3,60
54
= –
97,8
= 8,10
25
= –
211,2
= 3,75
55
= –
96,0
= 8,25
26
= –
203,1
= 3,90
56
= –
94,3
= 8,40
27
= –
195,5
= 4,05
57
= –
92,6
= 8,55
28
= –
188,6
= 4,20
58
= –
91,0
= 8,70
29
= –
182,1
= 4,35
59
= –
89,5
= 8,83
30
= –
176,0
= 4,50
60
= –
88,0
= 9,00
(Aus dem Franklin Journal im Civil Engineer and Architects Journal. November
1838.)
Ueber de
Caligny's Wasserhebmaschine.
Hr. de Caligny ist der Erfinder einer zum Heben von Wasser
bestimmten Maschine, uͤber welche in No. 8 des
Compte rendu des Séances de l'Académie des
sciences Folgendes enthalten ist. Die Maschine des Hrn. de Caligny hebt das Wasser mit Huͤlfe des
Gefaͤlles, welches Statt findet, wenn aus einem hoͤher gelegenen Beken
ein Theil der Fluͤssigkeit durch ziemlich lange Leitungsroͤhren in ein
tiefer gelegenes fließt. Sie hebt an einer Stelle dieser Roͤhre einen Theil
des Wassers, welches sich in das untere begeben sollte. Man denke sich das die
beiden Beken verbindende Rohr entweder in seiner ganzen Laͤnge oder bloß an
der Stelle, an der das Wasser gehoben werden soll, auf eine ziemlich bedeutende
Tiefe unter das Niveau des unteren Bekens gesenkt. An dem tiefsten Punkte dieser
Roͤhre denke man sich eine senkrechte Roͤhre eingesezt, welche bis zu
der Hoͤhe, auf welche das Wasser gehoben werden soll, emporreicht. An der
Stelle, an welcher die senkrechte Roͤhre in die waagerechte eingesezt ist,
denke man sich ein bewegliches Stuͤk, welches die Stelle eines doppelten
Ventiles vertritt, welches durch die Maschine selbst in Thaͤtigkeit gesezt
wird, und dessen Aufgabe es ist, die senkrechte Roͤhre abwechselnd mit der
einen oder anderen Seite der waagerechten Roͤhre, d.h. mit dem Wasser,
welches sich aus dem oberen in das untere Beken begibt, in ausschließliche
Communication zu sezen. Hat man diese Anordnungen gehoͤrig aufgefaßt, so ist
es ein Leichtes, sich das Spiel der Maschine zu versinnlichen. Man denke sich, daß
das Wasser des oberen Bekens die Verbindungsroͤhre und einen Theil der
Steigroͤhre erfuͤlle, und man denke sich den Kolben so uͤber
dieser lezteren Roͤhre hinausgestellt, daß ihre Communication mit der
Fortsezung der waagerechten Roͤhre, die in Folge der Verbindung, in welcher
sie mit dem unteren Beken steht, gleichfalls mit Wasser gefuͤllt ist,
gesperrt ist. Wenn nun das Spiel der Maschine beginnen soll, denke man sich, daß die
senkrechte Roͤhre geleert worden, waͤhrend der Kolben so jenseits
dieser Roͤhre steht, daß die Fluͤssigkeit in ihr emporsteigen kann.
Die Folge wird seyn, daß in der senkrechten Roͤhre eine aufsteigende
Oscillirung entsteht. Da aber diese Roͤhre auf einer Hoͤhe
abgeschnitten ist, die unter jener liegt, bis auf welche das Wasser emporsteigen
kann, so wird dieses mit abnehmender Geschwindigkeit bei der oberen Muͤndung
ausfließen. In dem Augenblike, wo die Wassersaͤule stationaͤr
geworden, und wo kein Wasser mehr aus der Roͤhre ausfließt, eroͤffnet
der Kolben, indem er sich dießseits der Steigroͤhre stellt, die
Muͤndung der horizontalen Roͤhre, wo dann die Communication zwischen
der Steigroͤhre und dem unteren Beken eroͤffnet ist. Hierauf sinkt die
in der Steigroͤhre enthaltene Wassersaͤule herab, so daß in das untere
Beken eben soviel Wasser zuruͤkfließt, als aus der senkrechten Roͤhre
ausgeflossen ist. Der Abfluß in dieses Beken waͤhrt so lange fort, bis die
fallende Geschwindigkeit erschoͤpft ist. Ist diese Oscillirung zu Ende, so
stellt sich der Kolben wieder jenseits der Steigroͤhre, so daß diese mit der
Roͤhre des oberen Bekens communicirt, womit das Spiel der Maschine von Neuem
beginnt. Wenn die Bewegung des Kolbens oder vielmehr der seine Stelle vertretenden
Klappe durch die Maschine selbst gehoͤrig regulirt ist, so wird sie, wenn man
die senkrechte Roͤhre das erstemal geleert oder gefuͤllt hat, ihre
Wirkung unbestimmt lange Zeit fortsezen. Zur Erleichterung des Spieles dieser
Klappe, die den wesentlichen Theil der Maschine bildet, muͤndet der zweite
Theil der horizontalen Roͤhre, durch welche das Wasser in das untere Beken
abfließt, etwas unter dem Niveau des ersten Theiles dieser Roͤhre in die
senkrechte Roͤhre. An der Einmuͤndungsstelle befindet sich eine
Kammer, in der die Klappe, welche eine Viertels-Umdrehung um die in der
Naͤhe ihres Mittelpunktes befindliche Achse machen kann, untergebracht ist.
In senkrechter Stellung schließt diese Klappe die Communication zwischen dem
Steigrohre und der Abflußroͤhre, waͤhrend sie dagegen die
Communication zwischen dem Steigrohre und der von dem oberen Behaͤlter
herfuͤhrenden Roͤhre eroͤffnet: in horizontaler Stellung
eroͤffnet sich die erste Communication, waͤhrend sie die leztere
schließt. In beiden Stellungen strebt die Fluͤssigkeit sowohl waͤhrend
ihrer Bewegung als waͤhrend des Zustandes der Ruhe den Verschluß, welcher
Statt finden muß, zu erhalten. Die Maschine ist einfach und mit keinem anderen
Verluste an Arbeit, als eben zur Ueberwindung der in den Roͤhren Statt
findenden Reibung noͤthig ist, verbunden.
S.
Crosley's pneumatischer Telegraph.
Nachdem wir bereits optische, akustische, hydraulische und elektromagnetische
Telegraphen besizen, hat sich in neuester Zeit Hr. S. Crosley auch mit einem Vorschlage zu einem sogenannten pneumatischen
Telegraphen vernehmen lassen. Das Wesentliche dieses Vorschlages beruht dem Mechanics' Magazine No. 814 S. 421 gemaͤß in
Folgendem:
1) Atmosphaͤrische Luft ist das leitende Agens des pneumatischen Telegraphen.
– 2) Die Luft wird durch eine Roͤhre, welche von einer Station zur
anderen laͤuft, isolirt. Diese Roͤhre ist an dem einen Ende mit einem
Gashaͤlter verbunden, der jede durch Compression oder durch
Temperatursveraͤnderungen in der Roͤhre vorgehende Erhoͤhung
oder Verminderung des Volumens auszugleichen, und auch das durch Auslassen
Verlorengehende zu ersezen hat. Das andere Ende der Roͤhre endigt sich in
einen Drukanzeiger. – 3) Wenn an einer Station in dem Gashaͤlter ein
gewisser Druk erzeugt und unterhalten wird, so wird sich dieser Druk schnell bis zur
naͤchsten Station erstreken, und daselbst an dem Drukanzeiger bemerklich
werden. – 4) Zehn Gewichte, welche zehn verschiedene, durch Zahlen von
einander verschiedene Grade von Druk erzeugen, und denen an dem Drukanzeiger eben so
viele bestimmte Zeichen entsprechen, koͤnnen also beliebige telegraphische,
auf ein Signalbuch bezuͤgliche Zeichen mittheilen. Man braucht nichts weiter,
als an der einen Station ein dem gewuͤnschten Zeichen entsprechendes Gewicht
auf den Gashaͤlter zu legen, um zu bewirken, daß an der naͤchsten
Station an dem Drukanzeiger auf dasselbe Zeichen gedeutet wird. – 5) An
Orten, wo keine fortwaͤhrende, sondern nur eine periodische Beobachtung des
Telegraphen erforderlich ist, lassen sich die Signale auf Papier registriren, indem
man mit der Luftroͤhre ein Instrument verbindet, dessen man sich an großen
Gaswerken schon seit langer Zeit zur Aufzeichnung des Wechsels bedient, welcher in
den Hauptgasroͤhren in Hinsicht auf den Druk vorgeht. Dasselbe Instrument
bedingt auch eine Erweiterung des Maaßstabes, wodurch die bei kleinen Eintheilungen
leicht moͤglichen Irrungen vermieden werden. – 6) Die
Einfuͤhrung der Eisenbahnen hat nicht nur der Telegraphie ein weiteres Feld
eroͤffnet; sondern die Eisenbahnen beseitigten auch die Hauptschwierigkeiten,
welche bisher der Errichtung der Telegraphenlinien und ihrer Unterhaltung und
Sicherstellung im Wege standen. – 7) Die Hauptfragen, welche hiebei in
Betracht kommen, beziehen sich auf die Sicherheit und Bestimmtheit der
Mittheilungen, auf die Anlagskosten, auf die Unterhaltungs- und
Bewachungskosten, und auf die zu den Mittheilungen erforderliche Zeit. – 8)
Was die Zeit betrifft, so ist klar, daß weder der hydraulische noch der pneumatische
Telegraph in dieser Beziehung mit dem elektromagnetischen concurriren kann.
Unstreitig besizt aber jedes dieser Systeme seine Vorzuͤge, von denen je nach
Umstaͤnden einer den anderen aufwiegen oder wenigstens ausgleichen kann. So
wird z.B. eine groͤßere Sicherheit wohl eine Differenz in der Zeit, welche
nur zwischen einer Secunde und einer Minute und selbst zwischen einer Secunde und
fuͤnf Minuten betraͤgt, aufwiegen. – 9) Es fehlen zwar noch
bestimmte, in groͤßerem Maaßstabe angestellte Versuche uͤber den
pneumatischen Telegraphen; allein wir besizen dafuͤr eine 20jaͤhrige
Erfahrung in Hinsicht auf die Leitung des Leuchtgases in Roͤhren von
verschiedenen Dimensionen; ja es bestehen Faͤlle, in denen das Gas bei sehr
geringem Druke 5 bis 8 engl. Meilen weit geleitet wird. Als ein Beweis fuͤr
die Raschheit, mit der die Bewegung Statt findet, laͤßt sich
anfuͤhren, daß wenn eine ploͤzliche Unterbrechung des Gaszuflusses
vorkam, selbst in ausgedehnten Distrikten die Lichter mit einem Male und beinahe
ganz gleichzeitig zum Verloͤschen kamen. Ein anderer Beweis fuͤr die
große Beweglichkeit der Gase liegt in der flakernden Bewegung der Lichter in großen
Distanzen, wenn sich Wasser in den Roͤhren angesammelt hat. – 10) Die
einzigen Beobachtungen uͤber die Transmission von Luft in
Leitungsroͤhren wurden, soviel mir bekannt ist, an den drei
Eisenbahnstationen zu Edinburgh, Liverpool und Euston-Square angestellt. An
diesen Anstalten benuzt man naͤmlich Luftroͤhren von 1 1/4 bis zu 2
engl. Meilen in der Laͤnge, um Nachricht zu geben, wenn ein Wagenzug von der
stehenden Maschine uͤber die Rampe hinaufgezogen werden soll. Die Mittheilung
geschieht hier naͤmlich, indem man am Fuße der Rampe in die Roͤhre
Luft einblaͤst, wo dann an dem anderen Ende durch ein Pfeifchen oder auch
durch eine Orgelpfeife Laut gegeben wird. Man befolgt dieses Verfahren schon seit
zwei oder vier Jahren, und nie sind noch Klagen daruͤber vorgekommen. – 11) Es
wurde ferner ein Versuch mit einer zoͤlligen Roͤhre von beinahe 2
engl. Meilen Laͤnge, welche so gebogen war, daß sie auf denselben Punkt, von
dem sie auslief, zuruͤkkehrte, angestellt. Ein an dem einen Ende angebrachter
Druk, welcher einer Wassersaͤule von 7 Zoll gleichkam, wurde an dem anderen
Ende in 15 Secunden bemerkbar. – 12) Die Geseze, welche von ausgezeichneten
Physikern uͤber den Widerstand, den die Luftarten in Roͤhren erleiden,
ausgemittelt wurden, scheinen auf gegenwaͤrtig vorliegende Frage nicht ganz
anwendbar; jedenfalls duͤrften erst Versuche, die in groͤßerem
Maaßstabe angestellt wurden, entscheiden. – Hr. Crosley hat in der Polytechnic Institution zu
London ein Modell seines Telegraphen niedergelegt.
Beale's
Patent-Luftlicht (Patent-Air-Light).
Unsere Zeit, in welcher allerwaͤrts Finsterlinge aller Art die alte Finsterniß
wieder herauf zu beschwoͤren bemuͤht sind, zeichnet sich eben so sehr
durch die vielen kuͤnstlichen Lichter aus, welche fortwaͤhrend
erfunden werden. Zu den Erfindern in diesem Fache gehoͤrt auch Hr. Beale, der schon vor einigen Jahren ein Patent auf eine
Methode nahm, nach welcher Steinkohlentheer und andere wohlfeile oͤhlige
Substanzen dadurch vollkommen verbrannt werden sollten, daß an der Stelle, an der
die Verbrennung von Statten ging, ein Luftstrom durch den Brenner getrieben wurde.
Die nach diesem Systeme eingerichteten Lampen blieben jedoch wegen des uͤblen
Geruches, den der Theer und die sonstigen zu ihrer Speisung verwendeten Stoffe
verbreiteten, bloß auf Orte beschraͤnkt, wo man sich wenig aus diesem
Uebelstande machte. Neuerlich ging Hr. Beale jedoch auf
Antrieb des Hrn. de Mourier tiefer auf die Theorie seiner
Erfindung ein, und in Folge seiner hierauf bezuͤglichen Forschungen gelang es
ihm endlich auch, seinen Apparat so zu vervollkommnen, daß er nunmehr aus Oehl von
allen Arten Gas erzeugt, welches unter Vermengung mit atmosphaͤrischer Luft
ohne Verbreitung irgend eines unangenehmen Geruches mit ganz hellem klarem Licht
brennt. Der Luftstrom wird den Lampen durch einen doppelten Blasbalg, welcher dem
Blasbalge einer Orgel aͤhnlich ist, und durch ein Gewicht oder eine Feder in
Bewegung erhalten wird, zugefuͤhrt. Diese neue Beleuchtung soll, wie das Mechanics' Magazine angibt, um die Haͤlfte
wohlfeiler kommen, als jene mit Gas.
Schafhaͤutl's
verbesserter Apparat zum Puddliren des Eisens.
Das Puddliren wird von den Huͤttenarbeitern gewoͤhnlich mit
Huͤlfe einer langen Stange, womit sie die Luppen fortwaͤhrend
umbrechen, bis die ganze Metallmasse in einen teigartigen Klumpen oder Ballen
gearbeitet worden, vollbracht. Damit die Masse durch und durch eine gleiche
Bearbeitung bekomme, wird große Sorgfalt und Gewandtheit erfordert, abgesehen davon,
daß eine gleichmaͤßige Temperatur unterhalten werden muß. Unter diesen
Umstaͤnden kann man den Puddliroͤfen nur einen geringen Umfang geben,
und auch nur eine kleine Masse auf einmal verarbeiten lassen, weil eine
groͤßere Masse eine fuͤr die Arbeiter unausstehliche Hize verbreiten
wuͤrde. Hr. Schafhaͤutl schlaͤgt nun
in dem Patente, welches er am 13. Junius 1836 nahm, vor, die Puddlirstange nicht
durch Menschenhaͤnde, sondern durch eine Maschine bewegen zu lassen. Die
Stange muß sich gleichmaͤßig und in horizontaler Richtung durch die Masse
hin- und herbewegen; und dieß soll bewerkstelligt werden, indem man sie durch
ein kleines in dem Ofenthuͤrchen angebrachtes Loch fuͤhrt, und die
Triebkraft auf deren aͤußeres Ende wie auf einen Hebel wirken laͤßt.
Damit der Hebel besser arbeite, soll er sich auf einer senkrechten Spindel drehen;
und damit er sich in dem Ofen aus- und einschieben lasse, soll er an einem
Schwingrahmen, der mit einer Kurbel und mit Hebeln in Bewegung gesezt wird,
aufgezogen seyn. Als seine Erfindung erklaͤrt der Patenttraͤger die
mechanische Bewegung der Puddlirstange im Allgemeinen und die Anwendung von
Thuͤrchen oder Daͤmpfern unter dem Ofen, um dadurch die Hize im Ofen
reguliren zu koͤnnen. Man kann bei dieser Anordnung die Oefen groͤßer
bauen, und eine groͤßere Masse Metall auf einmal verarbeiten. (London Journal. April 1839.)