Titel: | Ueber die künstliche Bereitung des braunen Catechus. Von H. Reinsch. |
Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. LXXVII., S. 390 |
Download: | XML |
LXXVII.
Ueber die kuͤnstliche Bereitung des
braunen Catechus. Von H. Reinsch.
Reinsch, uͤber die kuͤnstliche Bereitung des braunen
Catechus.
Seit einiger Zeit wird der Catechu in der Faͤrberei zur Verfertigung einer
sehr schoͤnen, aͤchten, dauerhaften, braunen Farbe benuzt, welche
fruͤher durch Krapp und spaͤter auch einmal durch
Schwefelarsenikkalium und Blei dargestellt wurde. – Die Farbe mit Catechu
wird auf die Weise dargestellt, daß man denselben mit einem Zusaze von
schwefelsaurem Manganoxydul in kochendem Wasser aufloͤst; die baumwollenen
Garne werden erst in Bleiessig gebeizt, hierauf durch Kalkwasser gezogen, dann in
einer Flotte von zweifach chromsaurem Kali und zulezt in der erwaͤhnten
Catechuloͤsung umgezogen.
Der schnelle Aufschwung dieser Farbe scheint die alten Catechuvorraͤthe bald aufgebraucht zu
haben, so daß der Preis des schoͤnen braunen Catechus von 30 fl. auf 60 fl.
per Cntr. stieg. Neben diesem braunen Catechu kommt
auch noch ein gelber Catechu im Handel vor, der in der Regel aus zollgroßen, fast
wuͤrfelfoͤrmigen Stuͤken besteht, und von dem fruͤher
der Cntr. mit 22 fl., jezt mit 26 fl. berechnet wird. Troz des hohen Preises des
braunen Catechus wurde dieser doch von den Faͤrbern dem gelben vorgezogen, da
sie behaupteten, der braune gebe eine weit schoͤnere und fast doppelt so viel
Farbe. Nun stellt sich aber sonderbarer Weise heraus, daß der braune Catechu nur aus
dem gelben bereitet worden sey, und der verachtete gelbe wird bald zu denselben
Preisen, wie jener, notirt werden. Es waͤre wohl der Muͤhe werth, zu
versuchen, in wie fern sich die Faͤrbekraft des gelben zu der des braunen
Catechus verhielte. Einiger Grund scheint allerdings darin zu liegen, daß das braune
Pigment erst durch die Zubereitung des gelben Catechus entwikelt werde, da
bekanntlich die Catechusaͤure durch Einwirkung von Luft und Waͤrme in
die Japonsaͤure uͤbergeht (s. Berzelius
Lehrb., Bd. VI., S. 256). Die Bereitung des braunen Catechus aus dem gelben ist ganz
einfach; man schmilzt den gelben Catechu bei ganz schwachem Feuer und sezt auf je
100 Pfd. 1 Pfd. feingeriebenes, zweifachchromsaures Kali zu; dabei gibt dieses
wahrscheinlich etwas Sauerstoff an den Catechu ab; der geschmolzene Catechu wird
hierauf in hoͤlzerne Gefaͤße ausgegossen; er bildet nach dem Erkalten
eine dichte schwarzbraune Masse, welche flachmuschligen Bruch besizt und bei
feuchter Luft etwas klebrig wird, er hat einen stark zusammenziehenden Geschmak, und
scheint mir weniger den suͤßlichen Nachgeschmak wie der gelbe Catechu zu
besizen. Wenn man den gelben Catechu fuͤr sich schmilzt, erhaͤlt man
eine braune Masse, die von dem anderen, mit chromsaurem Kali bereiteten nicht zu
unterscheiden ist; es ist mir daher wahrscheinlich, daß der Zusaz dieses Salzes ganz
uͤberfluͤssig sey.
Der aus der Levante bezogene braune Catechu unterscheidet sich von dem gelben
wahrscheinlich nur durch die verschiedene Bereitung. Das beste Kennzeichen
fuͤr die Guͤte des Catechus wird immer die Aufloͤslichkeit im
Weingeist bleiben, wobei nicht uͤber 1/12 seines Gewichtes
unloͤslicher Ruͤkstand bleiben darf. Die Vermischung mit chromsaurem
Kali wuͤrde sich leicht durch Einaͤscherung und Aufloͤsung der
Asche in Salpetersaͤure erkennen lassen. Zu medicinischem Gebrauche wird der
ausgesuchte gelbe Catechu den Vorzug verdienen, da nicht der Farbstoff, sondern die
Gerbsaͤure die Wirkung des Catechus bestimmt. (Journal fuͤr praktische
Chemie, 1839, Nr. 8.)