Titel: | Verbesserungen im Bemalen, Bedruken und sonstigen Verzieren von Leder, Seiden-, Baumwollen- oder Leinenstoffen, namentlich von Handschuhen, Strümpfen und anderen derlei Fabricaten, worauf sich Joseph Winter, Handschuhmacher im Fountain-Court, Cheapside in der City of London, am 14. Jun. 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. LXV., S. 308 |
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LXV.
Verbesserungen im Bemalen, Bedruken und sonstigen
Verzieren von Leder, Seiden-, Baumwollen- oder Leinenstoffen, namentlich
von Handschuhen, Struͤmpfen und anderen derlei Fabricaten, worauf sich Joseph Winter,
Handschuhmacher im Fountain-Court, Cheapside in der City of London, am 14. Jun. 1838 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts. April 1839, S.
50.
Winter's Verbesserungen im Bemalen und Bedruken von
Leder.
Meine Verbesserungen im Bemalen, Bedruken und sonstigen Verzieren von Leder,
Seiden-, Baumwoll- oder Leinenstoffen bestehen: 1) in einer
Zubereitung der Lederoberflaͤche, wodurch dieselbe besser zur Aufnahme und
Fixirung der Verzierungen geeignet wird. 2) in einer Vermischung von Farbstoffen mit
Gummi, um damit auf Leder oder andere elastische Stoffe, welche zur Verfertigung von
Handschuhen, Boͤrsen, Saͤken, Struͤmpfen, Schuhen u. dergl.
bestimmt sind, zu druken oder zu malen. 3) in der stellenweisen Austilgung der
Grundfarbe des Leders, um dadurch verschiedene Muster zu erzeugen. 4) endlich in
einer Methode erhabene Figuren oder Muster auf Handschuhen, Schuhen, Boͤrsen,
Saͤken und anderen derlei Artikeln zu erzeugen.
Bezuͤglich der Zubereitung des Leders zum Druke muß ich vorlaͤufig
bemerken, daß man sich bei der gewoͤhnlichen Zurichtung des Bokleders und
anderen zur Fabrication von Handschuhen, Saͤken, Boͤrsen, Damenschuhen
u. dergl. geeigneten elastischen Leders einer Aufloͤsung von Alaun, Kochsalz
und Eidotter bedient, und daß man die Felle, um vor dem Faͤrben, Bemalen oder
Bedruken das Kochsalz aus ihnen auszuziehen, mehreremale auswaschen muß. Da durch
dieses Auswaschen die Felle leicht hart werden, und da ihre Oberflaͤche
dadurch die zur vollkommenen Aufnahme und Fixirung der Farben noͤthigen
Eigenschaften verliert, so umgehe ich bei meinem Verfahren die Anwendung des
Kochsalzes, und nehme dafuͤr Epsomersalz (Bittersalz) mit etwas wenigem
Salmiak. Das Mischungsverhaͤltniß, welches ich als besonders geeignet fand,
ist folgendes: auf beilaͤufig 3 Pfd. Alaun kommen 1 Pfd. Epsomer Salz, 4
Unzen Salmiak und 20 Eidotter. Wenn diese Masse in einem Gefaͤße abgeklopft
und gehoͤrig vermengt worden, so bringe ich die Felle in dieselbe, und lasse
sie mit den Fuͤßen darin abtreten oder auch auf irgend andere mechanische
Weise abarbeiten. Haben sie soviel von der Aufloͤsung aufgenommen, als sie zu
absorbiren im Stande sind, so trokne ich sie nach dem uͤblichen Verfahren,
womit sie zum Faͤrben, Bemalen und Bedruken geeignet sind, und den Farbstoff
viel fester an sich halten werden, als wenn sie nur die gewoͤhnliche
Behandlung erlitten haben. Beifuͤgen muß ich noch, daß wenn Leder, welches
die bisher uͤbliche Zubereitung bekommen, gefaͤrbt oder gedrukt werden
soll, dasselbe bedeutend verbessert werden kann, wenn man es mit einer
Aufloͤsung von Epsomersalz und Salmiak mit Alaun und Eigelb, wie sie oben
angegeben worden sind, traͤnkt. Nie wird aber Leder, bei dessen Zubereitung
Kochsalz angewendet worden, so gut seyn, wie solches, zu dem kein Kochsalz genommen
wurde.
Was die Zubereitung der Farbstoffe zum Druken auf Leder, Seiden-,
Baumwoll- und Leinenstoffe betrifft, so vertheile ich den trokenen Farbstoff
zuerst in Weingeist, worauf ich ihm dann als Gummi eine geringe Quantitaͤt
Kautschuk in fluͤssigem Zustande beiseze. Die auf solche Art zubereiteten
Farben werden nicht nur fester als irgend eine der gewoͤhnlich zum Druke
bestimmten Farben an dem Stoffe, auf den sie aufgetragen werden, halten, sondern
vermoͤge der Elasticitaͤt des Gummi's werden auch alle damit
gefaͤrbten oder bedrukten Stoffe einer Ausdehnung faͤhig, ohne daß
sich die Farben oder Zeichnungen abloͤsen oder abstoßen.
Leder, welches uͤber seine ganze Oberflaͤche mit einer Grundfarbe
gefaͤrbt oder bedrukt worden, laͤßt sich dadurch, daß man diese Farbe
stellenweise und mit Huͤlfe chemischer Agentien auszieht, mit verschiedenen
Zeichnungen oder Mustern versehen. Das Verfahren hiebei haͤngt von dem
angewendeten Farbstoff ab, und wird daher von jedem sachkundigen Chemiker
gehoͤrig eingeleitet werden koͤnnen. Ich verfahre auf folgende Weise.
Ich trage auf die Druktafel oder auf die sonstige zur Hervorbringung des Musters
bestimmte Vorrichtung eine saͤurehaltige Beize auf, und druke diese auf das
gefaͤrbte Leder. Die Saͤure wird die Grundfarbe wegaͤzen oder
so veraͤndern, wie man es eben wuͤnscht, wodurch im Grunde die
verlangten Muster zum Vorscheine kommen. Man kann uͤbrigens dieses Verfahren
mannigfach modificiren. So weiche ich z.B. manchmal ein Stuͤk Tull in die
saure Beize, breite dieses feucht uͤber das gefaͤrbte Leder, und
uͤbe mit einer Walze oder einer anderen Vorrichtung einen Druk darauf aus.
Die aus dem Tull ausgepreßte Saͤure wird die Farbe des Leders ausfressen, so
daß auf diesem ein tullartiges Muster zum Vorscheine kommt. Ich brauche mich nicht
daruͤber zu verbreiten, welche Substanzen zu den Beizen zu verwenden sind, da
jeder Chemiker dieselben nach Umstaͤnden zu waͤhlen wissen muß; auch
ist es uͤberfluͤssig, zu erinnern, daß die Saͤuren weder von
solcher Staͤrke genommen werden duͤrfen, daß die bedrukten Stoffe
dadurch Schaden leiden,
noch auch, daß man sie in solcher Menge anwenden darf, daß sie uͤber die
Raͤnder des zu erzeugenden Musters hinausfließen.
Um die erhabenen Dessins, welche oͤfter auf dem zu Damenschuhen, Brieftaschen,
Saͤken u. dergl. bestimmten Leder angebracht zu werden pflegen, auch zu
erhalten, fuͤlle ich die am Ruͤken solchen Leders befindlichen
Vertiefungen mit einer diken Kautschukaufloͤsung aus, und ebne den
Ruͤken gehoͤrig ab. Auf diesen Ruͤken klebe ich, bevor der
Kautschuk ganz troken geworden ist, ein Stuͤk duͤnnen Seidenzeuges,
oder eines anderen duͤnnen, nicht elastischen Stoffes.