Titel: | Bourgeois's Versuche zur Verhütung des Brandes des Getreides. |
Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. XIX., S. 65 |
Download: | XML |
XIX.
Bourgeois's Versuche
zur Verhuͤtung des Brandes des Getreides.
Bourgeois, uͤber Verhuͤtung des Brandes im
Getreide.
Hr. Bourgeois, Director der landwirthschaftlichen Anstalt
in Rambouillet, hat der Académie de l'Industrie in Paris
eine Zusammenstellung der Versuche uͤbergeben, welche er im Jahre 1838 zur
Verhuͤtung der Entstehung des Brandes im Getreide anstellte. Bei dem hohen
Interesse, welches dieser Gegenstand auch fuͤr Deutschland hat, finden wir
uns veranlaßt, diese Notiz zur Kenntniß unserer Leser zu bringen.
1. Ein Sester Weizen, so brandig als ich ihn mir verschaffen konnte, welcher
wenigstens zum 5ten Theile aus brandigen Koͤrnern bestand, wurde am 22.
Oktober 1837 mit einer Aufloͤsung von 5 Kilogr. Glaubersalz und 1/2 Kilogr.
Kochsalz in 12 Liter Laugenwasser benezt, mehrere Male damit umgeruͤhrt, und
hierauf mit 3 Kilogr. frisch geloͤschtem Kalkpulver uͤberstreut. Nach
mehrmaligem Umruͤhren in einem Geschirre wurde der Weizen bis zum 3. November
unberuͤhrt gelassen, wo man ihn dann auf 270 Centiaren gehoͤrig
zubereiteten Bodens ausbaute. Bei der im August 1838 erfolgten Ernte waren bei der
genauesten Untersuchung nur 3 brandige Aehren zu entdeken.
2. Derselbe Weizen auf gleiche Weise aber mit um die Haͤlfte weniger
Glaubersalz behandelt, und unter gleichem Datum auf 258 Centiaren ausgebaut,
lieferte bei der Ernte 6 brandige Aehren.
3. Derselbe Versuch, nur mit dem Unterschiede, daß statt des Laugenwassers
Pfuͤzenwasser genommen, und der Weizen auf 202 Centiaren ausgebaut wurde, gab
8 brandige Aehren.
4. Derselbe Versuch wie Nr. 3, aber nur mit 1 Kilogr. Glaubersalz per Sester Weizen und auf 187 Centiaren ausgebaut, gab
15 brandige Aehren.
5. Ein Sester desselben Weizens, welcher durch Waschen und Abschaͤumen gut
gereinigt und dann den Tag vor dem Ausbaue auf 76 Centiaren ohne Kochsalz mit 2 1/2
Kilogr. Glaubersalz und 3 Kil. Kalk behandelt wurde, gab auch nicht eine einzige
brandige Aehre.
6. Derselbe Weizen nach der Landessitte mit 3 Kilogr. Kalk und 1/2 Kilogr. Kochsalz
per Sester behandelt, wobei man den gewaschenen
Weizen und nachdem alle brandigen Koͤrner zerquetscht worden, am 22. Oktober
mit dem noch warmen Kalkwasser uͤbergoß, und am 3. November auf 148 Centiaren
ausbaute, gab bei der Ernte 3 brandige Aehren.
7. Derselbe Weizen ohne alle Zubereitung auf 75 Centiaren ausgebaut, gab 16 brandige
Aehren.
8. Derselbe Weizen per Sester mit einem Schaͤffel
Kalk, welcher in der Lauge von einem Schaͤffel Asche angeruͤhrt
worden, gab auf 131 Centiaren ausgebaut 22 brandige Aehren.
9. Derselbe Weizen auf gleiche Weise behandelt, nur daß man den Kalk in Pulver auf
die mit der Lauge befeuchteten Koͤrner streute, gab auf 140 Centiaren
ausgebaut 9 brandige Aehren.
10. Derselbe Weizen per Sester mit 4 bis 5 Unzen
Arsenikpulver, welches in dem zum Loͤschen des Kalkes bestimmten lauwarmen
Brunnenwasser aufgeloͤst wurde, behandelt und dann wie Nr. 6 und 7 weiter
bearbeitet, gab auf 110 Centiaren ausgebaut 20 brandige Aehren.
11. Derselbe Weizen auf den halben Sester mit 1 Kilogramm Kupfervitriol, der in
soviel Wasser aufgeloͤst worden, als zur Befeuchtung der Koͤrner
noͤthig war, behandelt, gab auf 125 Centiaren ausgebaut 4 brandige
Aehren.
12. Derselbe Weizen ohne alle Zubereitung auf 125 Centiaren ausgebaut, gab eine
Ernte, die wenigstens zur Haͤlfte aus brandigen Aehren bestand.
13. Richelle-Weizen von Grignon, den man dem Brande nur wenig unterworfen
haͤlt, gab mit Brandpulver abgeruͤhrt und auf 84 Centiaren ausgebaut,
doch nur 13 brandige Aehren.
14. Reiner Weizen von Grignon ohne alle Zubereitung auf 74 Centiaren ausgebaut, gab 1
brandige Aehre.
15. Gut gereinigter, mehrere Male durch die Puzmuͤhle gelaufener Weizen von
Saumur, der nur wenig Brand enthielt, wurde nach Nr. 2 behandelt und auf 4 Hectaren
ausgebaut.
16. Gleicher Weizen nach der Landessitte oder Nr. 6 behandelt, wurde auf 6 Hectaren
ausgebaut. (Diese beiden im Großen vorgenommenen Versuche gaben kein so
genuͤgendes Resultat, wie die kleineren Versuche unter Nr. 2 und 6; denn bei
der Ernte fand sich allerdings weniger Brand vor, als in dem Saatweizen enthalten
gewesen, aber doch immer eine groͤßere Menge als nach den im Kleinen
gemachten Versuchen zu erwarten war. Hr. Bourgeois glaubt
hienach nicht, daß es schon in einem Jahre gelingt, stark angestekten Weizen
gaͤnzlich vom Brande zu reinigen. Jedenfalls laͤßt sich aber die Menge
des Brandes durch sorgfaͤltige Behandlung des Saatweizens bedeutend
vermindern. Sezt man diese Behandlung durch 2 oder 3 Jahre fort, und braucht man
noch dazu die Vorsicht, den Weizen mit reichlichem Wasser zu waschen und gut
abzuschaͤumen, so gelingt die gaͤnzliche Beseitigung des Brandes ohne
Zweifel.)