Titel: | Ueber die Verbesserung der Weine durch Zusaz von Stärkezuker. Bericht des Hrn. Casse an die Société royale d'agriculture et des arts de Seine et Oise. |
Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. XVI., S. 49 |
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XVI.
Ueber die Verbesserung der Weine durch Zusaz von
Staͤrkezuker. Bericht des Hrn. Casse an die Société
royale d'agriculture et des arts de Seine et Oise.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Novbr. 1838, S. 442.
Ueber Verbesserung der Weine durch Zusaz von
Staͤrkezuker.
Die Commission, welche die Gesellschaft niedergesezt hatte, um zu pruͤfen, in
wiefern die Weine unserer Gegend dadurch verbessert werden koͤnnten, daß man
ihnen vor der Gaͤhrung eine bestimmte Menge von dem aus Kartoffelmehl bereiteten Zuker beimischt, begab sich am 11. Oktober 1837
zu einem ihrer Mitglieder, Hrn. Collas, nach
Argenteuil.
Hr. Collas lieferte uns die zu unseren Versuchen
noͤthige Menge Trauben, welche zu gleichen Theilen von Weingaͤrten
verschiedener Lagen genommen wurden. Die rothen Trauben wurden mit einem Theile
weißer Trauben vermengt, um die moͤglich groͤßte Vertheilung zu
bewirken, in Weinbuͤtten zerstampft, und in dem Maaße als dieß geschehen war,
in Bottiche geleert, von denen ein jeder ungefaͤhr 1 1/2 Stuͤk Wein
fassen konnte. Die zu 5/6 gefuͤllten Bottiche wurden in einen eigenen, sehr
reinen und sehr luftigen Keller gebracht. Der Most zeigte 8 1/2° am
Araͤometer.
Wir bedekten die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit mit Brettern, welche
nicht genau an einander paßten, und welche durch Streben, die sich an das
Kellergewoͤlbe stuͤzten, auf gleicher Hoͤhe erhalten wurden.
Durch diese Vorsichtsmaßregel, welche Hrn. Collas sehr
guͤnstige Wirkungen gab, sollten die durch die Entwikelung der
Kohlensaͤure emporgehobenen festen Theile der Trauben in der
Fluͤssigkeit untergetaucht, die sonst in ihnen entstehende Saͤure und
faule Gaͤhrung verhuͤtet und dem uͤblen Geschmake, den sie in
diesem Falle dem Weine leicht mittheilen, vorgebeugt werden. Ebenso sollte dieß die
Aufloͤsung des Faͤrbestoffes des Traubenhaͤutchens in dem in
dem Weine enthaltenen Alkohole beguͤnstigen.
Die Bottiche waren mit 1, 2, 3 bezeichnet. In Nr. 1 brachten wir 20 Kilogr.
Kartoffelzuker, welchen wir in eben soviel siedendem Moste aufgeloͤst und
stark damit abgeruͤhrt hatten, um die Mischung moͤglichst innig zu
machen. In Nr. 2 brachten wir unter Anwendung gleichet Vorsichtsmaßregeln 7 Kilogr.
rohen Rohrzuker, welcher gleichfalls in 20 Kilogr. siedenden Mostes
aufgeloͤst worden. Den Bottich Nr. 3 endlich ließen wir ohne Zusaz; nur
schuͤtteten wir, um die Temperatur der drei Bottiche auf gleiche Stufe zu
bringen, 20 Kilogr. zum Sieden erhizten Mostes hinein.
Da die Temperatur der Luft sehr niedrig stand, so wurde die Gaͤhrung erst am
dritten Tage merklich. Um diese Zeit erhob sich die Fluͤssigkeit; es zeigte
sich ein bedeutendes Sprudeln, und die Temperatur war in Nr. 1 auf 20, in Nr. 2 auf
19 und in Nr. 3 auf 18° des hundertgradigen Thermometers gestiegen.
Nach acht Tagen, wo der Stand der Fluͤssigkeit sowohl als die Temperatur
gesunken war, schritten wir (obschon noch einiges Sprudeln zu bemerken war, woraus
hervorging, daß die Gaͤhrung noch nicht zu Ende war), um dem Landgebrauch: zu
huldigen, zum Abzapfen der drei Bottiche; und zwar um so mehr, als uns bis dahin
noch kein Umstand von Wichtigkeit den Nuzen einer laͤnger fortgesezten
Gaͤhrung in einem der drei Bottiche angedeutet hatte.
Von den drei hiedurch gewonnenen Weinen zeigte der von Nr. 1 nach Cartier's Araͤometer 10 1/4, der von Nr. 2 11 1/4,
und der von Nr. 3 10 1/4°. Der erste hatte einen schwach saͤuerlichen,
den Kartoffelzuker verrathenden Geschmak und eine lebhaft rothe Farbe; der zweite
war etwas saurer als der erste, von dem er sich, was die Farbe betrifft, nur wenig
unterschied; der dritte endlich war sauer und herb, und seine Farbe hatte weniger
Roth.
Um bis zur Zeit der Destillation die Faͤsser gehoͤrig auffuͤllen
zu koͤnnen, fuͤllten wir drei irdene Kruͤge, von denen jeder
gegen 10 Liter faßte, mit den dreierlei Weinen, denen wir entsprechende Nummern
gaben. Zur Erklaͤrung einiger Eigenthuͤmlichkeiten, die sich an den in
den Kruͤgen enthaltenen Weinen kund gaben, muͤssen wir bemerken, daß
die Faͤsser mit dem uͤberschuͤssigen oder sogenannten
Ablaßweine gefuͤllt wurden, und daß wir, um die Kruͤge zu
fuͤllen, gezwungen waren, das Mark oder die Trestern auszupressen.
Die zweite, in den Faͤssern vorgehende Gaͤhrung dauerte acht Tage, bis
man zuspunden konnte. Die in den Kruͤgen enthaltenen Weine dagegen konnten
erst um drei Monate spaͤter verpfropft werden; und selbst nachdem sie
verpfropft und gelegt waren, mußte man sie von Zeit zu Zeit wieder aufstellen, um
ihrem Zerspringen vorzubeugen. Jene Weine, welche Kartoffelzuker enthielten,
gaͤhrten sogar noch nach vier Monaten, und so oft man davon zum Behufe des
Auffuͤllens der Faͤsser nahm, war eine haͤufige Gasentwikelung
darin bemerkbar. Das Verschwinden der Gasentwikelung befolgte eine den Nummern entgegengesezte Ordnung,
und war erst im vierten Monate voͤllig beendigt.
Zu einer Zeit, wo wir denken mußten, daß die zweite in den jungen Weinen vorgehende
Gaͤhrung beendigt sey, naͤmlich am 22. Maͤrz, schritten wir zur
Pruͤfung der drei Weine, wobei wir Folgendes bemerkten.
Der Wein von Nr. 1 hatte eine schoͤne rothe Farbe; sein Geschmak war anders,
als wir ihn beim ersten Kosten gefunden hatten; am Araͤometer zeigte er
10°, so daß er also 1/4° von jener Staͤrke, welche er beim
Abziehen zeigte, verloren hatte. Nr. 2 war unveraͤndert geblieben bis auf
einen Verlust von 1/4° seiner fruͤheren Staͤrke. Nr. 3 endlich
hatte gar keine Veraͤnderung erlitten.
Wir schritten nach diesen Versuchen zur Destillation der erzielten Weine, wobei wir
von jeder der drei Sorten 10 Liter nahmen. Die Operation ward mit der
moͤglich groͤßten Sorgfalt vorgenommen und so lange fortgesezt, bis
die uͤbergehende Fluͤssigkeit keinen Alkohol mehr enthielt. Das
Destillat von Nr. 1 zeigte bei einer Temperatur von 11° an der Weingeistwaage
37; jenes von Nr. 2 35 und jenes von Nr. 3 nur 30 Procent. Dieses Resultat lieferte
uns den Beweis, daß der Kartoffelzuker, was den Preis anbelangt, dem Rohzuker das
Gleichgewicht hielt, indem er den Wein um 2 Grad staͤrker an Alkohol machte,
obwohl der mit Rohrzuker versezte Wein vor dem ohne Zusaz gebliebenen Weine bereits
5° gewonnen hatte.
Bei dem Vergleiche der Weine vor der Destillation fanden wir den Wein Nr. 2 geistiger
als Nr. 1, und diesen lezteren dem Weine Nr. 3 gleich, woraus der Schluß zu ziehen
gewesen, daß, der Kartoffelzuker keine Verbesserung bewirkt hatte. Die Destillation
hingegen lieferte den Gegenbeweis. Weiter unten, wo wir die in jedem der drei Weine
enthaltene Menge Alkohol angeben wollen, wird man sehen, daß unsere Vermuthung
unbegruͤndet gewesen waͤre, wenn wir die Differenz in der Dichtheit
nicht dem mit dem Kartoffelzuker verbundenen Dextrin beigemessen haͤtten.
Die fortgesezte Gaͤhrung, welche die in den Kruͤgen enthaltenen Weine
erlitten, und welche wir der Erzeugung einer neuen Menge Zukerstoff, die sich bei
dem auf das Mark ausgeuͤbten Druk aus den unzerquetscht gebliebenen Beeren
abschied, zuschrieben, veranlaßten uns, von jedem der Kruͤge 2 Liter der
Destillation zu unterwerfen, und diese so weit zu treiben, bis kein Alkohol mehr
uͤberging. Das Product einer jeden Destillation betrug einen halben Liter und
der Alkohol von Nr. 1 zeigte bei 11° Waͤrme 40, jenes von Nr. 2 37,
und jenes von Nr. 3 nur 31 Procent. Hieraus geht offenbar hervor, daß die
fortgesezte Gaͤhrung den Wein geistiger machte; auch ergibt sich hieraus der Beweis,
daß die ausgepreßten Weine, obwohl man sie gewoͤhnlich geringer
schaͤzt als die abgelassenen, den sogenannten Vorlauf, dennoch geistiger
sind. Um den Weinen demnach alle die Qualitaͤt zu sichern, die sie haben
koͤnnen, muß man die Beeren moͤglichst vollkommen zerquetschen und die
Gaͤhrung so lange waͤhren lassen, als noͤthig ist, um allen
Zukerstoff in Alkohol umzuwandeln.
Die Beobachtungen, die wir im Laufe unserer Versuche anzustellen Gelegenheit fanden,
haͤtten uns zur Aufstellung und Entwikelung einiger Theorien fuͤhren
koͤnnen; wir beschranken uns jedoch lieber auf die Auffuͤhrung von
Thatsachen, und zwar um so mehr, als die Theorien der Gaͤhrung heute zu Tage
sich so verschieden gestaltet haben, da es schwer seyn duͤrfte, eine
allgemein guͤltige zu Stande zu bringen.
Wir wollen nunmehr auf eine Beurtheilung der bei unseren Versuchen gewonnenen Weine
uͤbergeben, und hiebei zuerst den ihnen von erfahrnen Winzern zugestandenen
Werth und dann jenen angeben, der ihnen ihrem Gehalte an Alkohol zu Folge
zukommt.
Von neun zur Beurtheilung der drei Weinsorten aufgeforderten Sachverstaͤndigen
gaben alle einstimmig dem Weine Nr. 1, dem Kartoffelzuker zugesezt worden, den
Vorzug; nur in Hinsicht auf den Mehrwerth dieses Weines bestand zwischen ihnen eine
Meinungsverschiedenheit, indem die einen diesen Mehrwerth zu 3, die anderen zu 5 Fr.
anschlugen; ja einer, welcher zu Argenteuil als vorzuͤglicher Weinkenner
gilt, ihn sogar zu 6 Fr. fixirte. Der Mehrwerth des Weines Nr. 2 wurde zu 4 Fr.
angeschlagen, und fuͤnf der Sachverstaͤndigen gaben dem Weine Nr. 2
den Vorzug vor Nr. 3.
Da bei dieser Verschiedenheit der Ansichten die Verbesserung, welche die Weine
erlitten hatten, zu unbestimmt blieb; und da es nicht moͤglich war, hienach
deren commerciellen Werth zu bestimmen, worauf es doch wesentlich ankam, so nahmen
wir unsere Zuflucht zu den Berechnungen, um zu erfahren, wie viel Alkohol in jeder
der Weinsorten enthalten war, und welches also ihr eigentlicher Werth seyn
mußte.
Nachdem wir ermittelt, daß das Destillat von Nr. 1 37, jenes von Nr. 2 35 und jenes
von Nr. 3 30° zeigte, theilten wir die 230 Liter, die ein Stuͤkfaß
gewoͤhnlich zu enthalten pflegt, durch 10 Liter, als durch die Zahl, die wir
der Destillation unterwarfen, und multiplicirten den Quotienten mit den bei der
Destillation erhaltenen Alkoholgraden. Nach dieser Berechnung enthielt:
das Stuͤkfaß von
Nr. 1
8 Lit.
2 Decil.
1 Cent. Alkohol
Nr. 2
8 Lit.
5 Cent.
Nr. 3
6 Lit.
9 Decil.
Verwandelt man, um das Resultat anschaulicher zu machen, den absoluten Alkohol in
Branntwein von 20°, so gibt dieß:
Fuͤr
Nr. 1
42 Lit.
5 Decil.
5 Cent.
Nr. 2
40 Lit.
2 Decil.
5 Cent.
Nr. 3
34 Lit.
5 Decil.
Um jeder der drei Weinsorten den Werth, den sie per
Stuͤk durch die Weingeisterzeugung erlangte, beizulegen, multiplicirten wir
die Zahl der in jedem Stuͤke enthaltenen Liter Alkohol mit dem mittleren
Werthe des Weines, den wir zu 46 Fr. annahmen, und theilten den Quotienten durch die
Alkoholgrade von Nr. 3, d.h. durch 6 Liter 9 Decil., wofuͤr wir zur
Vermeidung der Bruͤche 7 Liter nahmen. Wir berechneten hienach fuͤr
Nr. 1 einen Werth von 55 Fr. 92 Cent., und fuͤr Nr. 2 einen von 52 Fr. 90
Cent., von Nr. 3 als Vergleichungspunkt ausgegangen.
Zu dem Alkoholwerthe von Nr. 1 mit
55 Fr.
92 Cent.
kommen noch fuͤr den durch das
Volumen des Zukers aus der Stelle getriebenen Wein
hinzuzufuͤgen
2 –
40 –
–––––––––––––
Summa
58 Fr.
32 Cent.
Dagegen kommt davon abzuziehen der Preis
des Kartoffelzukers mit
5 –
20 –
–––––––––––––
Bleibt
Rest
53 Fr.
12 Cent.
Hievon abgezogen der mittlere Preis des
Weines mit
46 –
–
–
–––––––––––––
Bleibt fuͤr die durch den Zukerzusaz
erlangte Verbesserung
7 Fr.
12 Cent.
Der Alkoholwerth von Nr. 2 betraͤgt
mit Einschluß von 1 Fr. fuͤr den durch den Zuker
aus der Stelle getriebenen Wein
53 Fr.
90 Cent.
Hievon abgezogen der Preis des Zukers mit 5
Fr. 20 Cent., und der mittlere Werth des Weines
mit 46 Fr., in Summa
51 –
20 –
–––––––––––––
Bleibt fuͤr die durch den Zukerzusaz
erlangte Verbesserung
2 Fr.
70 Cent.
Zur Bekraͤftigung unserer Versuche erlauben wir uns noch einige andere
Beobachtungen beizufuͤgen, obgleich wir aus diesen keine so bestimmten
Schluͤsse ziehen koͤnnen, indem die durch den Zusaz erlangte
Verbesserung nicht nach dem Alkoholgehalte, sondern bloß dem Geschmake nach ermessen
wurde.
In Nieder-Burgund schlaͤgt man die Verbesserung, welche an den dortigen
Weinen durch Kartoffelzuker erzielt wird, auf 6 Fr. per
Feuillette an, wiewohl man daselbst nur 5 Kilogr. Zusaz nimmt, waͤhrend wir 8
1/2 Kilogr. auf die gleiche Menge Wein nahmen. Nimmt man dieß als richtig an, so
haben die Burgunder Weine auf diese Weise noch mehr gewonnen als die unsrigen.
Zu Compiegne stellten gleichfalls drei Mitglieder der dortigen landwirthschaftlichen
Gesellschaft Versuche uͤber die Verbesserung der dortigen Weine durch
Kartoffelzuker an, und zwar an zwei Bottichen, in welche gleiche Trauben gebracht
wurden. Dem einen Bottiche wurde die nach dem Verfahren der HHrn. Labiche und Tugot,
Kartoffelzuker-Fabrikanten zu Reuil, bestimmte Menge Kartoffelzuker zugesezt;
der andere Bottich dagegen blieb unvermischt. Nach der Gaͤhrung zeigte sich
zwischen den Producten der beiden Bottiche dem aufgenommenen Protokolle
gemaͤß ein ungeheurer Unterschied; und bei der im Junius darauf vorgenommenen
Untersuchung fand man den Wein, dem Kartoffelzuker beigesezt worden, staͤrker
von Farbe, milder, geistiger, angenehmer zu trinken und um so Vieles besser, daß man
kaum haͤtte vermuthen sollen, daß beide Weine von einem und demselben
Gewaͤchse herstammten; ja der Werth des mit Zuker versezten Weines wurde
beinahe um das Doppelte hoͤher angeschlagen, als jener des
natuͤrlichen.
Zu Carrières-St. Denis nahm der dortige Maire sowohl mit rothem, als
mit weißem Weine aͤhnliche Versuche vor, und man stellte uns drei Proben der
erzielten Weine vor. Der weiße Wein war etwas gelb gefaͤrbt, etwas
schaͤumend, wenig herbe, und angenehm zu trinken; er zeigte 10° am
Araͤometer. Einer der rothen Weine war schwach gefaͤrbt, sehr herbe
und nur 9 1/4° stark; der andere dagegen war von schoͤner Farbe, nur
wenig herbe, angenehm zu trinken und 10° stark. Wir erkannten hieraus leicht,
daß lezterer und der erste weiße Wein mit Kartoffelzuker verbessert worden.
Auch zu Reuil suchte man den dortigen Wein zu verbessern; allein nach den Proben, die
wir erhielten, war die Verbesserung nicht so gut gelungen als in den oben
angefuͤhrten Faͤllen.
Wir halten uns fuͤr berechtigt, aus unseren Erfahrungen und Beobachtungen
folgende Schluͤsse zu ziehen:
1) In Flaschen abgezogener Most, dem Kartoffelzuker zugesezt worden, gaͤhrt
laͤnger als natuͤrlicher oder mit Rohrzuker versezter Most.
2) Der Kartoffelzuker erzeugt, wenn man drei Theile davon auf einen Theil Rohrzuker
als dem Preise nach aͤquivalent anschlaͤgt, mehr Alkohol im Weine als
der Rohrzuker, und veraͤndert den Geschmak, die Farbe und die Haltbarkeit
des Weines auf eine vortheilhafte Weise.
3) Der Kartoffelzuker gibt den Weinen unserer Gegend, von Argenteuil z.B., wegen des
groͤßeren Alkoholgehaltes gegen den natuͤrlichen Wein einen Mehrwerth
von 7 Fr. 12 Cent. per Stuͤkfaß.
4) Der Rohrzuker verbessert, wenn er in einem dem Kartoffelzuker im Preise
gleichkommenden Verhaͤltnisse genommen wird, den Werth des Stuͤkfasses
nur um 2 Fr. 70 Cent.
5) Die durch den Kartoffelzuker bedingte Verbesserung ist an guten Gewaͤchsen
merklicher als an schlechteren.
6) Der Mehrwerth der mit Kartoffel- oder Rohrzuker versezten Weine
laͤßt sich durch die Zunge, genauer und bestimmter aber durch die
Destillation und nach dem Alkoholgehalte bestimmen.
7) Die Weine verlieren bald nach dem Abziehen einen Theil ihres Alkohols, ohne jedoch
dadurch an Guͤte einzubuͤßen; man muͤßte sie, um ihren ganzen
Gehalt an Alkohol zu bestimmen, ein oder zwei Monate nach dem Abziehen destilliren,
wie dieß im mittaͤgigen Frankreich zu geschehen pflegt.