Titel: | Verbesserungen in der Fabrication von verziertem Tull, worauf sich Robert White, Tullfabrikant von Nottingham, am 14. Novbr. 1837 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. V., S. 8 |
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V.
Verbesserungen in der Fabrication von verziertem
Tull, worauf sich Robert
White, Tullfabrikant von Nottingham, am 14. Novbr. 1837 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Februar 1839, S.
249.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
White's Tullfabrication.
Meine Verbesserungen in der Fabrication von geblumtem Tull beruhen auf der Verbindung
der gewoͤhnlichen Tull- oder Bobbinnetmaschinen mit gewissen, zur
Fabrication von gemusterten Seidenstoffen dienlichen Mechanismen: naͤmlich
mit dem sogenannten Jacquard'schen Cylinder mit seinen
beweglichen Musterblaͤttern. Dazu gehoͤrt auch ein Mechanismus,
welcher auf die Kettenfaden, die auf lange, der Laͤnge nach durch die
Maschine laufende Baͤume oder Walzen aufgewunden sind, und nicht auf die
Spulenfaͤden wirkt. Dieser Mechanismus befindet sich zwischen dem Jacquard-Cylinder mit den Musterblaͤttern
und den Kettenfaden der Tullmaschine, so daß er die Bewegungen beider vereinbart,
und dadurch, daß er die Bewegungen gewisser Kettenfaden hemmt, diesen Faden eine
andere Stellung gibt, als sie bei der Fabrication von glattem Tull zu haben pflegen.
Diese in Unterbrechungen ausgefuͤhrten Bewegungen werden durch den Jacquard-Cylinder und mittelst seiner beweglichen
Musterblaͤtter erzeugt und durch den Zwischenmechanismus an die Kettenfaden
fortgepflanzt, damit hiedurch das gewuͤnschte Muster im Tull zum Vorscheine
kommt.
Es ist mir bekannt, daß der Jacquard-Cylinder mit
den durchbrochenen Musterblaͤttern bereits fruͤher an den
Tullmaschinen angewendet wurde. Allein dieß geschah in der Absicht, ihn auf die
Spulenfaden oder uͤberhaupt auf jene Faden, welche von einem Rande des Tulls
zum anderen traversiren, wirken zu lassen, so daß das Muster dadurch erzeugt wurde,
daß man gewisse Spulen oder Wagen zu gewissen Zeiten zuruͤkhielt oder aus
ihrer gewoͤhnlichen Stellung vertrieb. So beschreibt z.B. Samuel Draper in dem Patente, welches er im Oktober 1835 auf
Verbesserung in der Fabrication von glatten und gemusterten Geweben nahm, die
Anwendung des Jacquard-Cylinders und der
Musterblaͤtter an einer gewissen Art von Tullmaschine, an welcher
saͤmmtliche Faͤden auf Spulen oder Wagen gebracht sind, von denen
jene, welche die Traversirbewegung zu vollbringen haben, der Einwirkung des Jacquard-Cylinders und des dazu gehoͤrigen
Mechanismus unterstellt sind! Ebenso beschreibt William Crofts in seinem im September 1836 genommenen Patente die Anwendung gewisser Hebel,
Stoͤßer, Treiber und anderer Mechanismen, mit deren Huͤlfe gewisse
Wagen der Tullmaschinerie zum Behufe der Erzeugung verschiedener Muster
ausgewaͤhlt werden koͤnnen. Meine Erfindung beruht daher keineswegs
einfach auf der Anwendung des Jacquard'schen Mechanismus
an den Tullmaschinen im Allgemeinen oder ins Besondere, oder auf der Benuzung von
derlei Mechanismen, um sie auf die Spulenfaden wirken zu lassen; sondern ich
erklaͤre als meine Erfindung vielmehr die Anwendung des Jacquard-Cylinders mit den Musterblaͤttern in Verbindung mit
einem Mechanismus, durch den die Bewegungen dieser Vorrichtung solcher Maßen auf
gewisse Kettenfaͤden, oder von dem Kettenbaume aus der Laͤnge nach
durch den Tull laufende Faden fortgepflanzt werden, daß dadurch Muster in dem Tull
zum Vorscheine kommen. Ich mache gleich am Eingange meiner Patentbeschreibung
hierauf aufmerksam, damit man beim Durchlesen derselben um so klarer uͤber
das ist, was ich eigentlich will.
Man sieht in den auf Taf. I gegebenen Zeichnungen mehrere mit meinen Verbesserungen
ausgestattete Tull- oder Bobbinnetmaschinen, die zur Erlaͤuterung des
Verfahrens, welches ich hiebei einschlage, dienen werden, obschon ich mich nicht
genau an die Form und Anordnung der einzelnen Theile binde, da in dieser Hinsicht je
nach der Art der Tullmaschine, mit der man arbeiten will, und je nach dem Fabricate,
welches erzeugt werden soll, verschiedene Modificationen gemacht werden
koͤnnen und muͤssen.
Ich will zunaͤchst mit der Anwendung meiner Verbesserung an der
Circular-, Kamm- oder Bolzenmaschine beginnen, und hieran einige
andere Arten von Tullmaschinen reihen; wobei ich im Voraus bemerke, daß ich die
gewoͤhnlichen Bewegungen und Verrichtungen der einzelnen Theile dieser
Maschinen fuͤr so bekannt halte, daß sie hier keiner Erlaͤuterung
beduͤrfen. Ich werde daher zuerst die gewoͤhnlichen Theile der
Maschine andeuten, und bloß auf jene Bewegungen oder Verrichtungen derselben
hinweisen, welche durch die Thaͤtigkeit des Jacquard und des damit in Verbindung gebrachten Mechanismus influencirt
werden. Besonders werde ich die Verrichtungen dieses lezteren erlaͤutern und
angeben, zu welchen Zeiten er in Gemeinschaft mit den gewoͤhnlichen
arbeitenden Theilen der Tullmaschine in Thaͤtigkeit kommt.
Fig. 1 gibt
einen seitlichen Aufriß einer Circularkamm- oder
Circularbolzen-Maschine mit doppelter Bindung und einfachem Sperrer (single locker double tier circular comb or circular bolt
machine). Die aͤlteren, bereits bekannten Theile dieser Maschine,
welche bloß im Umrisse angedeutet sind, sieht man mit großen, die neuen hingegen mit kleinen Buchstaben
bezeichnet. Fig.
2 ist ein senkrechter Durchschnitt durch diese Maschine, nach der Linie
a, b genommen und gegen das rechte Ende von Fig. 1
betrachtet. Fig.
3 ist ein in einem groͤßeren Maaßstabe gezeichneter theilweiser
Durchschnitt, aus welchem man einige der inneren arbeitenden Theile der Maschine mit
dem Huͤlfsmechanismus deutlicher ersieht.
In dem gewoͤhnlichen Gestelle A, A der Maschine
bemerkt man an den fuͤr sie bestimmten Stangen C,
C die hinteren und vorderen Circularkaͤmme oder Bolzen B, B. Bei D, D sieht man die
Spulen und Wagen; bei E, E die Aufnahmspizen und ihre
Stangen; bei F, F die Sperrstangen und Sperrer; bei G, G die Fuͤhrer und ihre Stangen; bei H den Kettenbaum; bei I die
Lade (slea); bei K die
Werkstange; bei M den Werkbaum; bei M die erste rotirende Welle, welche durch die Kurbel N in Bewegung gesezt wird, und welche mittelst eines
Zahnrades und durch das Zwischenrad O die
Hauptmuschelradswelle P in Thaͤtigkeit bringt.
Leztere treibt mittelst eines Winkelraͤderwerkes die senkrechte Welle Q, an der sich die ausgeschnittenen Raͤder und
die uͤbrigen, zur Erzeugung der Schuͤttelbewegungen der Maschine
erforderlichen Mechanismen befinden. An ebendieser Welle ist auch das ausgekehlte
Muschelrad a aufgezogen, welches mittelst eines Armes
b und mir Huͤlfe der Schuͤttelhebel
c, c den Jacquard-Mechanismus in Bewegung sezt. Die Schuͤttelhebel sind
an der Schuͤttelwelle d, die sich in dem
Maschinengestelle in entsprechenden Zapfenlagern bewegt, angebracht. An der
senkrechten Welle Q befindet sich auch das
ausgeschnittene Rad e, welches in den gehoͤrigen
Zeitraͤumen mittelst des Armes oder Hebels f die
Sperrerstange g und den Sperrer h des Jacquard-Mechanismus in Bewegung
sezt. i ist der Jacquard-Cylinder mit den uͤber ihn gefuͤhlten
Musterblaͤttern k, k, welche auf
gewoͤhnliche Weise mit Stiften oder Zapfen befestigt sind. Der Jacquard-Cylinder dreht sich mit den Enden seiner
Achse in Anwellen oder Zapfenlagern, die in den Enden der Schuͤttelhebel e fuͤr sie angebracht sind. Er ist mit einem
Mechanismus ausgestattet, der spaͤter beschrieben werden soll, und durch den
er in den erforderlichen Zeitraͤumen ganz oder zum Theil umgedreht wird. Die
Musterblaͤtter werden durch den Cylinder umgeschlagen, so daß sie den Enden
l, l der Schiebstangen gegenuͤber kommen.
Diese Enden sind auf die eine Seite gebogen, damit sie den in den
Musterblaͤttern befindlichen Loͤchern gegenuͤber kommen. Die
Schieber m, m tragen die Nadeln (intercepters) n, n, deren Enden den zwischen
den Kettenfaden befindlichen Raͤumen gegenuͤber liegen, und deren
Geschaͤft es ist, bestimmte Kettenfaden aus ihrer gewoͤhnlichen
Stellung zu verdraͤngen, damit die Maschine gemustertes anstatt glattem Neze erzeugen kann. Die
Schiebstangen m, m sind auf den fixen Stangen o, p angebracht und tragen die Fuͤhrer oder
Leiter q, r, von denen leztere sowohl fuͤr die
Nadeln n, n als fuͤr die Schiebstangen m, m dienen. Der Sperrer wirkt auf die an der unteren
Seite der Schieber hervorragenden Zapfen s, und treibt
vermoͤge der Verbindung, in welcher er mit der Welle Q steht, die Schieber und Nadeln zuruͤk, nachdem die
Musterblaͤtter k auf sie eingewirkt, und nachdem
sie selbst ihre Wirkung auf die Kettenfaͤden vollbracht haben; so daß auf
diese Weise das Ganze fuͤr die naͤchste Bewegung der
Musterblaͤtter und des Cylinders in Bereitschaft kommt. Die an der
unbeweglichen Stange u fixirten Federn t, t greifen mit ihren Enden in Ausschnitte, welche zu
diesem Behufe an der oberen Seite der Schieber angebracht sind, und auf diese Weise
werden die Schieber sowohl als die Nadeln in der Stellung erhalten, in welche sie
durch die Bewegungen des Jacquard-Cylinders und
der Musterblaͤtter gebracht wurden.
Der Mechanismus, welcher die Umdrehungen des Jacquard-Cylinders bewirkt, befindet sich an dem zur Rechten gelegenen
Maschinenende. v ist ein Fanghebel, der seinen Drehpunkt
an einem Zapfen hat, welcher in einen aus dem Maschinengestelle hervorragenden Arm
eingelassen ist. Dieser Hebel v erfaßt, wie man aus den
partiellen Durchschnitten, Fig. 4 und 5, deutlich sieht, die in
das Ende des Jacquard-Cylinders eingesezten Zapfen
w, w. Hiezu dient die Feder x, die an dem einen Ende mit dem Fanghebel, an dem anderen hingegen mit
einer von der Maschine ausgehenden unbeweglichen Stange in Verbindung steht. y ist eine Art von Klauen-Vorrichtung, deren
Stiel durch Fuͤhrer, welche sich zur Seite der Schuͤttelhebel
befinden, geht, und mit einer Feder z versehen ist,
wodurch die Klauenvorrichtung, nachdem sie waͤhrend eines Theiles des
Cylinderumlaufes herabgedruͤkt gewesen, wieder emporgetrieben wird.
Dieser Huͤlfsmechanismus arbeitet nun auf folgende Weise. Es ist Vorsorge
getroffen, daß er mittelst des an der Welle Q
befindlichen Muschelrades a zu der Zeit in
Thaͤtigkeit gesezt wird, zu welcher gewisse Kettenfaden zum Behufe der
Erzeugung des Musters aus ihrer Stellung gebracht werden muͤssen. Wenn nun
der Jacquard-Cylinder, wie aus Fig. 5 ersichtlich ist,
zur gehoͤrigen Zeit mit dem Schuͤttelhebel c zuruͤkgetrieben worden, so wird der Sperrer h vermoͤge der Verbindung, in welcher er durch
seine Welle mit dem Muschelrade an der Welle Q steht, in
Thaͤtigkeit kommen und sich in der Richtung des Pfeiles an seiner Stange
umdrehen. Die Folge hievon wird seyn, daß die Schieber m
mittelst der Zapfen s
zuruͤkgetrieben
werden, so daß ihre Enden l in einer Linie stehen.
Waͤhrend die Schuͤttelhebel und der Jacquard-Cylinder durch das Muschelrad d nach Auswaͤrts gedraͤngt werden, wird der Faͤnger
v, indem er fortwaͤhrend den Zapfen w festhaͤlt, bewirken, daß der Cylinder in der
Richtung des Pfeiles in die aus Fig. 5 ersichtliche
Stellung umlaͤuft, oder daß er etwas mehr als eine Achtelsumdrehung
vollbringt, indem die Klauenvorrichtung y sowohl als
auch die Federn x und z
dieser Bewegung nachgeben. Sobald der Zapfen w an der
Linie des Mittelpunktes des Hebels c voruͤber
gegangen, wird die Feder z die Klauenvorrichtung
emportreiben, und dadurch veranlassen, daß sie, indem sie auf den Zapfen w druͤkt, die Viertelsumdrehung des Jacquard-Cylinders vollendet. Um dieselbe Zeit
bewirkt das Muschelrad a, daß sich die Hebel c und der Jacquard-Cylinder neuerdings wieder gegen das Gestell vor bewegen, und
daß also den Enden I der Schieber ein neues Musterblatt
gegenuͤber zu stehen kommt. Die Folge hievon ist, daß die den Loͤchern
der Musterblaͤtter gegenuͤber liegenden Enden unbewegt bleiben,
waͤhrend die anderen bei dem Fortschreiten des Cylinders durch die vollen
Theile der Musterblaͤtter nach Einwaͤrts gegen die Kettenfaden
getrieben werden. Hiedurch dringen die Nadeln, welche den zwischen den
Kettenfaͤden befindlichen Raͤumen gegenuͤber liegen, in diese
Raͤume ein, so daß sie der gewoͤhnlichen Bewegung der
Kettenfaͤden in den Weg treten und gewisse Faͤden hindern, an der
Bewegung der Fuͤhrer Theil zu nehmen, wodurch gemusterter anstatt glattem
Tull erzeugt wird. Sobald die Bewegungen der Maschine so weit gediehen sind, daß die
vorher aufgehaltenen Kettenfaͤden wieder zur Verfuͤgung kommen und
frei in ihre fruͤhere Stellung zuruͤkkehren koͤnnen, ist der
Jacquard-Cylinder von den Enden der Schieber
zuruͤkgewichen. Diese lezteren werden dann durch die auf die angegebene Art
in Thaͤtigkeit kommenden Sperrer zuruͤkgedraͤngt, wodurch die
Nadeln zwischen den Kettenfaͤden zuruͤkgezogen werden, so daß der Jacquard-Cylinder und die Musterblaͤtter
neuerdings wieder auf sie einwirken koͤnnen.
Ich habe bei dieser Beschreibung meines Huͤlfsmechanismus die Bewegungen der
gewoͤhnlichen arbeitenden Theile der Tullmaschine unerwaͤhnt gelassen,
weil ich mein Patent nicht durch die unnoͤthige und gedehnte Beschreibung
jener Theile und ihrer Verrichtungen, die nicht zu meinem Mechanismus
gehoͤren, verwirren wollte. Der Zwek meiner Erfindung war naͤmlich die
Ermittelung und Benuzung eines Mechanismus, durch den bestimmte Kettenfaden an der
gewoͤhnlichen Bewegung gehindert und dafuͤr auf verschiedene Weise
verwendet werden koͤnnen. So kann man z.B. ihre Theilnahme an der
gewoͤhnlichen Schuͤttelbewegung der Fuͤhrer auf die oben
angegebene Weise hindern;
oder man kann ihnen eine eigene Schuͤttelbewegung geben, indem man die Nadeln
schuͤttelt, waͤhrend die gewoͤhnlichen Fuͤhrer
stillstehen; oder man kann beiden einmal eine gleichzeitige und einmal eine
abwechselnde Schuͤttelbewegung geben. Jeder erfahrene Fabrikant wird dieß
nach dem Muster, welches er zu fabriciren wuͤnscht, anzuordnen wissen, wenn
ihm der Mechanismus oder Apparat, womit auf bestimmte Kettenfaden gewirkt werden
kann, zur Verfuͤgung gestellt ist. Ich bemerke nur noch, daß wenn
undurchsichtige Muster auf dem Tull erzeugt werden sollen, ich es vorziehe, das
undurchsichtige Werk als Grund durch die Bewegungen der Maschine und den glatten
Tull oder das undurchsichtige Werk, welches ihn umgibt, mittelst der oben
beschriebenen Nadeln hervorbringen zu lassen.
In Fig. 6 und
7 sieht
man einen der Schieber mit seinem Nadelende sowohl als mit seinem gebogenen Ende
einzeln fuͤr sich von der Seite und im Grundrisse abgebildet.
Fig. 8 ist ein
theilweiser Durchschnitt durch die arbeitenden Theile einer doppelten
Sperrermaschine (double locker machine), woraus man eine
modificirte Anwendung des Jacquard-Cylinders mit
den Musterblaͤttern, so wie auch jenes Mechanismus, durch welchen den Nadeln
die gewuͤnschten Bewegungen gegeben werden koͤnnen, ersieht. Hier sind
die Kettenfaͤden durch die in den Nadelenden befindlichen Oehren
gefuͤhrt, so daß die Nadeln die Faden aus einer Fuͤhrerreihe in eine
andere uͤbertragen. Die Fuͤhrer (stump
guides) koͤnnen schuͤttelnde Bewegungen mitgetheilt erhalten,
wodurch die unterbrochenen Kettenfaͤden in jede Stellung gebracht werden
koͤnnen, damit die gewoͤhnlichen arbeitenden Theile der Maschine so
auf sie wirken koͤnnen, wie es zur Erzeugung eines bestimmten Musters
erforderlich ist. Da zur Bezeichnung der einzelnen Theile die schon fruͤher
gebrauchten Buchstaben benuzt wurden, so brauche ich sie nicht zu wiederholen. H ist der gewoͤhnliche Kettenbaum; Q hingegen jene Walze oder jener Baum, auf den jene
Kettenfaͤden gewunden sind, die zum Behufe der Erzeugung des
gewuͤnschten Musters der Einwirkung der Nadeln und Fuͤhrer zu
unterliegen haben. F sind die doppelten Sperrerstangen.
R, S die beiden Reihen Fuͤhrer (slump guides).
Der Jacquard-Cylinder ist ebenso aufgezogen und
wird auch auf dieselbe Weise in Bewegung gesezt, wie dieß oben angegeben wurde. Die
Schieber sind aber durch Loͤcher, welche in den Fuͤhrern q, r fuͤr sie angebracht sind, gestekt; auch sind
sie mit Federn a versehen, welche gegen die
Fuͤhrerstange r und gegen die Schlinge oder gegen
den Zapfen s wirken, damit die Schieber auf diese Weise
zuruͤkgetrieben werden, wenn sie nach Vollendung des Musters frei geworden
sind. Ein gegen die
Schlinge s wirkender Aufhaͤlter b erhaͤlt die Kettenfaden die erforderlicher Zeit
uͤber in der Stellung, in die sie durch die Schieber und Fuͤhrer
gebracht werden. Dagegen werden diese Faͤden in den gehoͤrigen Zeiten
durch folgenden Mechanismus wieder frei gemacht. Die Aufhaͤlter oder
Faͤnger b befinden sich an dem Ende der Hebelarme
c, und diese sind an der Schuͤttelstange d, die sich an dem Maschinengestelle in
gehoͤrigen Zapfenlagern drehen, angebracht. Von dieser Stange d laͤuft aber auch noch ein zweiter Hebelarm e aus, und dieser steht durch ein Mittelstuͤk f mit dem unteren Hebel g,
der seinen Drehpunkt in h hat, in Verbindung. An dem
anderen Ende traͤgt dieser Hebel eine Reibungsrolle, auf welche das an der
Haupt- oder Treibwelle fixirte Muschelrad i
wirkt. Zu der Zeit, zu welcher die Schieber oder Kettenfaden frei werden sollen,
faͤllt die Reibungsrolle uͤber die an dem Muschelrade befindliche
Schraͤgflaͤche k in den Ausschnitt l herab. Wenn die Schieber hingegen in Folge der
Thaͤtigkeit des Jacquard-Cylinders wieder
vorwaͤrts getrieben worden sind, so steigt die Rolle uͤber die
Schraͤgflaͤche m empor, wo dann, indem
hiedurch der Hebel g und mit diesem auch der
Faͤnger b emporgehoben wird, die Schieber und
mithin auch die Kettenfaͤden in jener Stellung festgehalten werden, in welche
sie durch den Jacquard-Cylinder versezt
wurden.
Fig. 9 ist ein
dem eben beschriebenen aͤhnlicher Durchschnitt, in welchem man meinen
Huͤlfsmechanismus an einer gerieften Walzenmaschine mit einfacher Bindung
(single tier fluted roller machine) angebracht
sieht. Ich fand mich um so mehr bewogen, dessen Anwendung in diesem Falle zu zeigen,
weil diese Art von Maschine unter allen dermalen gebraͤuchlichen zu den am
schnellsten arbeitenden gehoͤrt. Die correspondiren Theile sind auch hier mit
den bereits fruͤher gebrauchten Buchstaben bezeichnet; und da die Bewegungen
oder das Spiel derselben gleichfalls aus den fruͤheren Beschreibungen
erhellen, so brauche ich hier nur bei jenen Theilen, an denen eine Verschiedenheit
zu bemerken ist, zu verweilen. T, T sind die gerieften
Walzen, welche auf die Spulenwagen wirken; G, G die
Fuͤhrer, die sich an dieser Art von Maschine bis in die Naͤhe der
Kaͤmme oder Bolzen hinauf erstreken. Die Nadeln n
muͤssen aus diesem Grunde hier so lang seyn, daß sie uͤber die
Fuͤhrer hinausragen. Hiedurch wird, um der Bewegung der Nadeln
Staͤtigkeit zu geben, eine Verlaͤngerung des Ladenfuͤhrers
erforderlich. Sowohl hier als in Fig. 8 ist einer der
Schieber m und eine der Nadeln n im Zustande der Ruhe ersichtlich, indem das hintere Schieberende durch
das Musterblatt in den Jacqard-Cylinder gedrungen
ist.
Fig. 10 ist
ein aͤhnlicher Durchschnitt einer nach dem Lever'schen Systeme
gebauten Tullmaschine, an welcher der neue Mechanismus auf eine Weise angebracht
ist, die mit der unter Fig. 9 beschriebenen
Aehnlichkeit hat. Ich brauche, da zur Bezeichnung der einzelnen Theile die bei Fig. 9
gewaͤhlten Buchstaben beibehalten sind, nur zu bemerken, daß, da die Levers'schen Maschinen gewoͤhnlich ein
hoͤlzernes Gestell haben, der Mechanismus einem solchen angepaßt werden
muß.
Ich will nun, nachdem ich diese verschiedenen Arten von Tullmaschinen beschrieben,
die Verbindung meiner Erfindungen mit einem umlaufenden, mit Stiften besezten
Cylinder oder einer Orgelwalze zeigen, und dann auch auf eine Trommel aufmerksam
machen, in welche die fuͤr das Muster erforderlichen Loͤcher gebohrt
sind, und welche auf die Nadeln und durch diese auf die Kettenfaͤden
wirkt.
Fig. 11 ist
ein Durchschnitt der gewoͤhnlichen arbeitenden Theile einer doppelten
Sperrermaschine (double locker machine) mit dem daran
angebrachten Huͤlfsmechanismus. a ist der
Cylinder, in welchen die Stifte eingesezt sind, und der in dem Gestelle der Maschine
in entsprechenden Zapfenlagern laͤuft. Seine unterbrochene rotirende Bewegung
erhaͤlt er, so oft die Hinteren Enden der Nadeln durch den Sperrer von der
Trommel emporgehoben werden. b, b sind die Musterstifte,
welche durch das Umlaufen des Cylinders nach einander unter die Schwaͤnze c der Winkelhebel oder Nadeln d, deren Drehpunkt sich an der Fuͤhrstange f in dem Zapfen e befindet, gelangen.Dieser Zapfen e fehlt in der Zeichnung.A. d. R. Die Kettenfaͤden sind durch Oehren, welche durch die Enden dieser
Nadeln gebohrt sind, gefuͤhrt. h, h sind die
unbeweglichen Fuͤhrer fuͤr die Nadeln. i
ist der an der Stange k befestigte Sperrer. m, m* sind Fuͤhrer (stump
guides), von denen der eine oder der andere in Folge des Spieles der Nadeln
die fuͤr das Muster bestimmten Faͤden erhaͤlt.
Dieser Mechanismus spielt folgender Maßen. Wenn der Sperrer i saͤmmtliche Nadeln d emporgehoben
hat, so wird der Cylinder a durch sein Sperrrad l um einen kleinen Theil eines Umganges, naͤmlich
um den zwischen zwei Zapfen oder Stiften befindlichen Raum umgetrieben werden. Da
die Stifte dem gewuͤnschten Muster gemaͤß in den Cylinder oder in die
Trommel eingesezt sind, so werden sie den Schwaͤnzen jener Nadeln, auf welche
eingewirkt werden soll, gegenuͤber zu stehen kommen. Wenn also der Sperrer
i wieder herabfaͤllt, so werden die
Schwaͤnze aller jener Nadeln, die auf keinen Stift treffen, auf die glatte
Oberflaͤche des Cylinders fallen, wie dieß z.B. mit der Nadel d¹ der Fall ist, und dadurch ihre
Kettenfaͤden zwischen die aͤußeren Fuͤhrer m bringen;
waͤhrend jene Nadeln, deren Schwaͤnze beim Umlaufen des Cylinders auf
einen Stift treffen, emporgehoben werden, wie man bei d² sieht, so daß ihre Kettenfaden folglich zwischen den Fuͤhrern
m* verbleiben. Die Maschine wirkt demnach auf die
fuͤr das Muster erforderlichen Kettenfaden, und zur Erzeugung des Musters
braucht nur mehr den bestimmten Fuͤhrern die gehoͤrige
Schuͤttelbewegung mitgetheilt zu werden.
Aus den Bewegungen und dem Spiele des Mustercylinders mit seinen Stiften b und mit seinem Sperrrade c
laͤßt sich abnehmen, daß derselbe Zwek auch mittelst eines Cylinders, in
welchem einem gewissen Muster entsprechende Loͤcher angebracht sind, erreicht
werden kann. Die Schwaͤnze c der Nadeln d wuͤrden naͤmlich auf der
Oberflaͤche der unter ihnen umlaufenden Trommel ruhen, und so oft eines der
Loͤcher des Cylinders ihnen gegenuͤber zu stehen kaͤme,
wuͤrden sie in diese Loͤcher einfallen. Die anderen Enden der Nadel
dagegen wuͤrden auf die Kettenfaͤden wirken, bis die Nadeln endlich
nach Vollendung des Musters durch die Thaͤtigkeit des Sperrers i auf die fruͤher beschriebene Weise emporgehoben
werden.
Diesen durchloͤcherten Cylinder sowohl als den mit Spizen besezten
koͤnnte man so anbringen, daß er, gleichwie dieß oben in Hinsicht auf den Jacquard-Cylinder gesagt worden ist, durch eine
Bewegung nach Vor- und Ruͤkwaͤrts und durch Vermittelung des
Zwischenmechanismus auf die Kettenfaͤden wirkte. Die unterbrochene rotirende
Bewegung wuͤrde der Cylinder stets mitgetheilt erhalten, waͤhrend er
sich von den Schwaͤnzen oder Enden der Schieber, Nadeln oder gebogenen Hebel
weg bewegt, und zwar ohne daß sich diese an seiner Oberflaͤche reiben, indem
sie durch Schraͤgflaͤchen emporgehoben werden.
Ferner kann man die durchloͤcherten Musterblaͤtter auch dadurch auf die
Enden der Nadeln wirken lassen, daß man sie uͤber eine flache Tafel oder
uͤber einen Tisch, welcher gleich dem Jacquard-Cylinder durchloͤchert ist, bewegt. Durch diese
Bewegung wuͤrde naͤmlich in gehoͤrigen Zeitraͤumen ein
neues Musterblatt den Enden der Nadeln gegenuͤber kommen, so daß diese
Vorrichtung dieselbe Wirkung haben wuͤrde, wie der Jacquard-Cylinder mit seinen Musterblaͤttern.
Aus den hier gegebenen Beschreibungen und Abbildungen geht hervor, daß das Neue an
den Verbesserungen, welche ich an den zur Erzeugung von gemustertem Tull bestimmten
Maschinen anbrachte, hauptsaͤchlich in beweglichen Musterblaͤttern,
Tafeln oder Cylindern besteht, welche von den Enden der Schieber oder Nadeln
entfernt gehalten werden, waͤhrend die Auswechselung der
Musterblaͤtter oder der sonstigen, das Muster fuͤhrenden
Flaͤchen von Statten geht; ferner in den Schiebern oder Nadeln, welche auf die
Kettenfaden wirken, in Verbindung mit ihren Hebeln, Federn und Fuͤhrern; und
endlich in der Anwendung von Fuͤhrern, welche die Bewegungen der auf die
angegebene Art ausgewaͤhlten Kettenfaͤden bewirken und reguliren.