Titel: | Verbesserungen an den zum Drehen von Metallen und anderen Substanzen bestimmten Drehebänken, worauf sich John White, Ingenieur von Manchester in der Grafschaft Lancaster, am 19. Decbr. 1837 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. III., S. 3 |
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III.
Verbesserungen an den zum Drehen von Metallen und
anderen Substanzen bestimmten Drehebaͤnken, worauf sich John White, Ingenieur von
Manchester in der Grafschaft Lancaster, am 19. Decbr.
1837 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Januar 1839, S.
215.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
White's Verbesserungen an Drehebaͤnken.
Die Erfindungen des Patenttraͤgers bestehen in einer neuen Einrichtung und
Anwendung eines Apparates, der das Futter oder die Patrone bildet, und womit der
Gegenstand, welcher dem Drehestuhle ausgesezt ist, in der gehoͤrigen Stellung
festgehalten wird. Dieses verbesserte Futter ist ein universales, d.h. es dient zur
Fixirung von Gegenstaͤnden von jedem Durchmesser sowohl, als auch von
solchen, deren Durchmesser ungleich sind; eben so kann es, wenn es noͤthig
seyn sollte, auch excentrisch gemacht werden. Es besteht aus einer Metallscheibe, in
welche eine spiralfoͤrmige Rinne geschnitten ist; in dieser Rinne bewegen
sich die an den Haͤltern befindlichen Zapfen, und dadurch wird bewirkt, daß
die Haͤlter den Gegenstand festhalten und ihn auf dem Futter oder auf der
Patrone fixiren. Die Erfindung ist auch zu verschiedenen anderen Zweken
anwendbar.
In Fig. 23
sieht man den Haupttheil der Erfindung, so wie er sich fuͤr
Drehebaͤnke eignet; seine Verwendung zu anderen Zweken richtet sich nach den
Mechanismen, mit denen er in Verbindung gesezt werden soll, wie dieß aus einigen
weiteren Figuren anschaulich werden wird. Dieser Theil besteht, wie man sieht, aus
einer Metallplatte a, in welche eine Rinne b geschnitten ist, die sich von dem Mittelpunkte aus in
regelmaͤßigen Spiralwindungen abwindet. In Fig. 24 sieht man diese
Scheibe an dem verbesserten Universalfutter, welches hier in einem senkrechten
Durchschnitte abgebildet ist, waͤhrend in Fig. 25 ein Grundriß
davon gegeben ist, und waͤhrend man in Fig. 26 die Dekplatte und
die uͤbrigen Theile des Futters mit Hinweglassung der Platte a, a sieht. Die Griffe oder Haͤlter, die zum
Fassen oder Festhalten der Arbeit dienen, sind bei c, c,
c zu ersehen; man bemerkt an ihnen die Zapfen d, d,
d, deren untere Enden in der spiralfoͤrmigen Rinne laufen. Wenn man
daher die Scheibe b, b dreht, so werden sich die Griffe
gegen den Mittelpunkt zu bewegen, wobei sie sich in den in die Dekplatte e, e geschnittenen Zapfenloͤchern schieben. Damit
auf keinen der Griffe c, c, c eine seitliche Gewalt
ausgeuͤbt werden kann, sind dieselben in unregelmaͤßigen
Zwischenraͤumen mit
breiten Ausladungen oder Platten f' f, f ausgestattet,
welche, indem sie sich zwischen den Platten a und e befinden, verhuͤten, daß einer der Griffe durch
irgend einen seitlichen Druk umgebogen werden kann, und welche den Druk
gleichmaͤßig uͤber das Futter verbreiten helfen. Um den Griffen c, c, c Durchgang zu gestatten, drehen sich die Platten
f, f, f an ihren Mittelstiften und Muttern g, g, g; und diesen ist gestattet, sich in den
Zapfenloͤchern h, h, h welche gleichfalls in die
Dekplatte e geschnitten sind, zu schieben. Die Platten
a und e koͤnnen
mittelst der Centralschraube i beliebig miteinander
verbunden oder von einander befreit werden. Das Futter wird mittelst der Schraube
k an der Spindel des Hauptes der Drehebank
fixirt.
Es ist klar, daß man dieses Universalfutter leicht excentrisch machen kann, und daß
es dazu nichts weiter braucht, als daß man einen der Zapfen d, d, d in irgend einen anderen Theil der spiralfoͤrmigen Rinne b, b schiebt.
Der neue Apparat laͤßt sich sehr gut auch an den
Schieber-Drehebaͤnken (slide-lathes) als eine Universalklemme (universal stay or clam) in Anwendung bringen. Man kann ihm in diesem Falle
eine einfachere Form geben, wie sie aus Fig. 27, 28 und 29 erhellt, wo man ihn an
einer zum Schneiden von Schraubenbolzen bestimmten Schneidkluppe angewendet sieht.
In dieser Form an den Schieber-Drehebaͤnken angebracht, kann sie
unmittelbar hinter dem Drehestuhle in dem Supporte (slide-rest) festgehalten werden, wo sie dann eine Universalklemme
fuͤr alle Bolzendurchmesser etc. bildet, und zugleich auch dem Gegenstande,
ohne daß irgend eine weitere Arbeit noͤthig waͤre, einen hohen Grad
von Politur gibt. Es ist ferner klar, daß dieser Apparat, wenn man sich seiner in
Verbindung mit Drehebanken oder andern Maschinen bedient, auch als
Universal-Mittelpunktssucher fuͤr Cylinder, Raͤder, Rollen etc.
von allen Durchmessern dienen kann, und daß er sich eben so vortheilhaft auch zur
Regulirung der Bewegung aller Supporte verwenden laͤßt.
Fig. 27 ist
ein Grundriß oder eine horizontale Ansicht der zum Schneiden von Schraubenbolzen
bestimmten Vorrichtung oder einer Schneidkluppe (screw-stock). Fig. 23 ist ein
Durchschnitt derselben nach der punktirten Linie A, B.
Fig. 29
ist ein Grundriß der Platte oder Scheibe a, a mit der in
sie geschnittenen spiralfoͤrmigen Rinne b, b. In
die Dekplatte c, c sind, wie man sieht,
schwalbenschwanzfoͤrmige Spalten geschnitten, in denen sich die Schneidbaken
d, d, d schieben. Dreht man die Platte mit
Huͤlfe des Griffes e, so werden die in den
Schneidbaken fixirten und in der Rinne b, b laufenden
Zapfen f, f, f bewirken, daß sich die Schneidbaken
gemeinschaftlich dem Mittelpunkte annaͤhern, bis sie den Bolzen, in den das
Schraubengewinde geschnitten werden soll, umfassen. Die Platte a, a kann in der Schraubstok-Drehebank oder in
irgend einer anderen, durch eine Triebkraft in Bewegung gesezten Maschine fixirt
werden.
Eine andere Nuzanwendung der Platte mit der spiralfoͤrmigen Rinne sieht man
auch in Fig.
30, wo ein Apparat dargestellt ist, der einen verbesserten horizontalen
Schraubstok (vice) bildet, und der aus den einzelnen, in
dieser Figur angedeuteten Theilen besteht. Die Platte oder Metallscheibe a, a, in welche die spiralfoͤrmige Rinne b, b geschnitten ist, ist, um deren Anwendung deutlicher
zu zeigen, hier umgekehrt dargestellt; uͤbrigens ist klar, daß ihre glatte
Oberflaͤche nach Oben gekehlt seyn muß, damit sich die spiralfoͤrmige
Rinne nicht durch Spane und anderen Unrath verlegen kann. Die Hebel c, c bilden die Hauptwangen oder Baken des
Schraubstokes; sie haben ihre Drehpunkte in d, d und in
deren Enden sind die Zapfen e, e eingesezt. Die Platte
f, f, welche an den Schraubstok gebolzt werden muß,
traͤgt die Lager der Drehpunkte d, d. Die Baken
g, g des Schraubstokes drehen sich lose an den
Zapfen h, h, welche in den Haupthebeln c, c ruhen. Der Schraubstok kann demnach die Arbeit
festhalten, ihre Seiten moͤgen parallel, schief oder auf irgend eine Weise
ungleich seyn. Wenn sich die in den Hebeln c, c
befestigten Zapfen e, e beim Umdrehen der Platte in der
spiralfoͤrmigen Rinne b, b bewegen, so werden
sich die Wangen g, g einander annaͤhern, und die
Arbeit mit beinahe jedem beliebigen Kraftaufwands in dem Schraubstoke festhalten.
Die Fassungsfaͤhigkeit des Schraubstokes laͤßt sich leicht reguliren,
indem man die Zapfen d, d in die anderen in der Platte
f, f befindlichen Zapfenloͤcher i, i bringt.
Derselbe Apparat kann mir gleichem Effecte auch an verschiedenen Kluppen oder Kloben
benuͤzt werden. Ebenso erweist sich die Platte mit der spiralfoͤrmigen
Rinne auch sehr vortheilhaft zur Bewirtung der vorschreitenden Bewegung des
Schneidgeraͤthes oder der Bohrspindel aller Arten senkrechter Bohrmaschinen.
Fig. 31
ist ein Fronteaufriß und Fig. 32 ein seitlicher
Aufriß einer kleinen, mit meiner verbesserten Vorrichtung ausgestatteten
Handbohrmaschine. a, a ist auch hier die Platte oder
Scheibe mit der spiralfoͤrmigen Rinne b, b. c, c
ist das Gestell der Maschine; d, d die Bohrspindel,
welche mittelst einer Kurbel und der Winkelraͤder e,
e umgetrieben wird. Die Bohrspindel wird der Arbeit angenaͤhert oder
davon zuruͤkgezogen, in, dem man die Platte a, a
umdreht; denn in diesem Falle wirke die spiralfoͤrmige Rinne auf die Zapfen
f, f, die sich am Ruͤken einer Schiebstange
g, g befinden, welche an den oberen Enden der
Bohrspindel angebracht ist.
Es ist nicht noͤthig, hier auch noch die Anwendung dieses Apparates an
groͤßeren, durch eine Triebkraft in Bewegung zu sezenden Bohrmaschinen zu
zeigen, da jeder Sachverstaͤndige diese Anwendung selbst zu machen wissen
wird. Wir bemerken daher nur noch, daß sich diese Vorrichtung namentlich auch
fuͤr die zum Bohren großer Cylinder bestimmten Maschinen; zur Erzeugung der
vor- und ruͤkschreitenden Bewegung der Schneidgeraͤthe an den
zum Ausschneiden von Zapfenloͤchern oder anderen Loͤchern und Spalten
dienenden Maschinen; fuͤr Maschinen zum Ausschlagen von Metallblechen; zum
Festhalten der Arbeit in den Hobel-, Bohr- und anderen Maschinen; und
endlich fuͤr Pressen eignet.