Titel: | Ueber die rotirende Dampfmaschine des Hrn. E. B. Rowley, Esq. Von Hrn. Richard Evans in Manchester. |
Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. LXX., S. 321 |
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LXX.
Ueber die rotirende Dampfmaschine des Hrn.
E. B. Rowley, Esq.
Von Hrn. Richard Evans in
Manchester.
Aus dem Mechanics' Magazine. No. 784.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Ueber Rowley's rotirende Dampfmaschine.
Ich erlaube mir hiemit eine Zeichnung der neuesten, und wie mir scheint auch der
besten der vielen rotirenden Dampfmaschinen vorzulegen. Sie ist die Erfindung des
Hrn. Edmund Butler Rowley, Esq., Schiffsarzt zu
Manchester, der bereits durch seinen pneumatischen TelegraphenSiehe Polyt. Journal Bd. LXVIII. S.
80. und auch durch seinen Stoßaufhaͤlter fuͤr Eisenbahnwagen
bekannt ist. Obwohl Hr. Russell den rotirenden
Dampfmaschinen in einem langen AufsazeSiehe Polyt. Journal Bd. LXVII. S.
332. sammt und sonders den Stab gebrochen, so hoffe ich doch, daß er die
gegenwaͤrtige mir etwas guͤnstigeren Augen betrachten werde, da sie
jenes Princip, welches er noch am meisten billigt, auf die vollkommenste Weise
umfaßt.
Fig. 42, 43, 44, 45 sind
einzelne Theile der rotirenden Dampfmaschine des Hrn. Rowley, die, um als stationaͤre Maschine zu dienen, in einem
entsprechenden Gestelle zusammengesezt werden muß und die man in Fig. 46 auf eine
Locomotive angewendet sieht.
Die Maschine besteht aus einem Cylinder A, dessen
Scheitel- und Bodenplatten oder dessen beide Seitenwaͤnde a, a einander in jeder Hinsicht gleich und mit
Randvorspruͤngen an den Cylinder gebolzt sind. An der inneren Seite einer
jeden dieser Platten befinden sich zwei Falzen oder Rinnen b,
b und c, c, von denen der aͤußere b vollkommen kreisrund und concentrisch, der innere c dagegen zum Theile kreisrund und zum Theile
excentrisch ist. D, D ist eine kreisfoͤrmige,
gleich einem Rade aus einem Kranze und Speichen oder Armen bestehende Vorrichtung,
welche uͤbrigens auch aus einem Stuͤke gearbeitet seyn kann, und an
der sich zwei oder mehrere dampfdichte Kammern e, e
befinden, in denen sich die Kolben f, f aus- und
einschieben koͤnnen. Diese ganze Vorrichtung ist fest an die in ihrem
Mittelpunkte angebrachte Welle g geschirrt, welche Welle
in gehoͤrigen Zapfenlagern laͤuft, durch die Seitenplatten a, a sezt und uͤber sie hinaus ragt. Der
aͤußere Kranz oder Reifen D, D dieses umlaufenden
den Rades, wenn man
es so nennen darf, paßt genau in den kreisrunden Falz b,
b, und bildet die innere Wand der Dampfkammer L,
L waͤhrend die Fuͤhrzapfen der Kolben i, i, welche Zapfen mit Rollen ausgestattet seyn koͤnnen, in den
excentrischen Falzen oder Rinnen c, c laufen. Hieraus
erhellt, daß, sowie der durch die Roͤhre j
eingelassene Dampf seine Expansivkraft gegen die Kolben ausuͤbt, er das Rad
D, D umtreibt; und daß, sowie die Fuͤhrzapfen
der Kolben, sich in den excentrischen Falzen c, c
bewegen, die Kolben abwechselnd nach Einwaͤrts gegen den Mittelpunkt des
Rades gezogen werden, damit sie an dem Widerlager K
voruͤbergehen koͤnnen, um dann wieder allmaͤhlich in die
Dampfkammer eingetrieben zu werden. Der Dampf entweicht, nachdem er seine Kraft auf
die Kolben ausgeuͤbt hat, durch die Auslaßroͤhre k.
Zur Unterstuͤzung der Parallelbewegung der Kolben laufen die
Fuͤhrzapfen i, i in parallelen Fugen oder
Zapfenloͤchern m, m, welche in den Kolbenkammern
angebracht sind. Jeder der Kolben ist auch mit einer Leitungsstange h, die sich in einer in der Welle g befindlichen Oeffnung bewegt, ausgestattet.
Aus einem Blike auf Fig. 46 wird man ersehen, daß, wenn dieß umlaufende Rad oder die
rotirende Maschine, wie bei a, a auf eine Locomotive
angewendet wird, die Welle g die Wagenraͤder
mittelst eines Winkelraͤderwerkes b, b in
Bewegung sezt. Soll die Maschine hingegen zum Betriebe stationaͤrer
Dampfmaschinen dienen, so muͤßte das Haupttreibrad an die Welle g geschirrt werden und mit dieser auch umlaufen. Die
Seiten der Kolben sowohl als der Widerlager sind mit gehoͤrigen
Metallliederungen zu versehen.
Die Ursache, warum zwei oder mehrere Kolben vorhanden seyn muͤssen, ist
offenbar. Waͤre das Rad naͤmlich nur mit einem einzigen Kolben
ausgestattet, so koͤnnte dasselbe vielleicht, wenn es dem Widerlager
gegenuͤber kommt, in Stillstand gerathen, wo dann der Dampf ein- und
austreten wuͤrde, ohne irgend eine Wirkung auf den Kolben hervorzubringen.
Wenn aber der Apparat zwei oder mehrere Kolben hat, von denen immer nur ein einziger
auf einmal zuruͤkgezogen werden kann, so muß der Dampf offenbar immer auf
einen derselben wirken, wodurch also eine ununterbrochene rotirende Bewegung erzeugt
wird.
In Fig. 47
sieht man die Ein- und Auslaßroͤhren. Jede derselben hat zwei Arme,
von denen je einer an beiden Seiten des Widerlagers hin und zuruͤk
fuͤhrt. An der Theilungsstelle der Roͤhren befindet sich ein
Sperrhahn, welcher so gebaut ist, daß der Dampf nur durch einen der Arme der
Ein- und Auslaßroͤhren ein- und ausstroͤmen kann. Beide
Roͤhren werden mittelst einer einzigen Stange gehandhabt; wird diese nach
Rechts gedreht, so kann der Dampf an der rechten Seite des Widerlagers ein-
und an der linken austreten; wird sie hingegen nach Links gedreht, so findet das
Umgekehrte Statt. Man kann also das Dampfrad beliebig nach Rechts oder nach Links
umlaufen lassen, damit die Locomotive z.B. nach Vor- oder nach
Ruͤkwaͤrts getrieben wird.
Hr. Rowley gibt an, daß seine Erfindung darin besteht, daß
er ein Rad, in welchem zwei oder mehrere Kolben untergebracht sind, in einem
cylindrischen dampflichten Gefaͤße einschließt; daß sich die Kolben in einer
kreisrunden Dampfkammer bewegen, in welcher eine dem Dampfe als Widerlager dienende
Scheidewand angebracht ist; daß die Kolben, um an diesem Widerlager voruͤber
zu kommen, allmaͤhlich in das Rad zuruͤkgezogen werden, um dann,
nachdem sie voruͤber gegangen, ebenso allmaͤhlich wieder in die
Dampfkammer einzudringen. Dieses allmaͤhliche Zuruͤkziehen und
Vorwaͤrtstreten erfolgt auf selbstthaͤtige Weise, und zwar dadurch,
daß die beiden Fuͤhrungszapfen, womit jeder der Kolben ausgestattet ist, in
zwei excentrischen, an der inneren Seite des Cylinders angebrachten Fugen
laͤuft. Der Ein- und Austritt des Dampfes an der einen oder anderen
Seite des Widerlagers ist wie gesagt beliebig regulirbar.