Titel: | Auszug aus einem Berichte des Hrn. Dela Morinière über einen von Hrn. Martin vorgelegten Apparat zum Schneiden von Schrauben. |
Fundstelle: | Band 70, Jahrgang 1838, Nr. III., S. 23 |
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III.
Auszug aus einem Berichte des Hrn. Dela Morinière
uͤber einen von Hrn. Martin vorgelegten Apparat zum Schneiden von Schrauben.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Jul. 1838, S. 262.
Ueber Martin's Apparat zum Schneiden von Schrauben.
Hr. Martin hat der Gesellschaft eine Vorrichtung
vorgelegt, die sich an jeder gewoͤhnlichen Drehebank anbringen laͤßt,
und womit man sich mit Huͤlfe eines einfachen Grabstichels alle Arten von
Schrauben schneiden kann. Das diesem Instrumente zu Grunde liegende Princip besteht
darin, daß man die Drehebankspindel, waͤhrend sie ihre Umlaͤufe
vollbringt, mittelst eines Lineales, welches je nach der Hoͤhe, welche die
Schraubengaͤnge bekommen sollen, mehr oder weniger gegen deren Achse geneigt
ist, abwechselnd vor- und ruͤkwaͤrts bewegt.
Hr. Martin hat zu diesem Zweke auf einer Art von Platte,
welche an der Doke der Drehebank befestigt ist, zwei Coulissen angebracht, welche
senkrecht gegen einander gestellt sind. Die laͤngere dieser Coulissen
traͤgt das Richtscheit oder Lineal, dessen Neigung durch einen Gradbogen
bestimmt wird. Sie ist ferner mit einer Zahnstange versehen, in welche ein kleines,
an der Spindel fixirtes Getrieb eingreift, so daß zwischen der geradlinigen Bewegung
der Coulisse und der abwechselnden Kreisbewegung der Drehebank das noͤthige
Verhaͤltniß hergestellt ist. Die zweite Coulisse, die durch eine starke Feder
mit Kraft gegen die Spindel angehalten wird, ist mit einer kleinen Wange (tasseau) ausgestattet, die sich sowohl gegen das
Richtscheit als auch gegen einen mit der Spindel aus einem Stuͤke bestehenden
Absaz (embase) anlegt. Hieraus erhellt, daß man an das
in die Drehebank eingespannte Stuͤk nur eilten Grabstichel zu bringen
braucht, um auf demselben Schnekenwindungen hervorzubringen, die dem
gewuͤnschten Schraubengange entsprechen. Es erhellt ferner, daß sich dieses
Verfahren wesentlich von jenen beiden Methoden unterscheidet, nach welchen man an
den Schraubenschneid-Maschinen oder an der zum Schneiden von Schrauben
eingerichteten Drehebank zu verfahren pflegt. Nach diesen beiden Methoden hat man
naͤmlich eine Leitungsschraube anzuwenden, mit dem Unterschiede jedoch, daß
bei ersterer die Leitungsschraube eine Ortsveraͤnderung des Grabstichels
bewirkt, der Gegenstand aber, an den die Schraube geschnitten werden soll,
umlaͤuft, ohne seine Stelle zu veraͤndern; waͤhrend bei
lezterer der Leitungsschraubengang dem an der Spindel eingespannten Gegenstande die
doppelte Bewegung mittheilt. An der Schraubenschneid-Maschine haͤngt die
Zahl der Schraubengaͤnge, die man erzeugen kann, von der Zahl der
Verbindungen ab, welche man mit den Getrieben, die die Verbindung zwischen der
Leitungsschraube und dem Gegenstande, in den die Schraube geschnitten werden soll,
vermitteln, zu erzielen im Stande ist. An den Drehebanken ist die Zahl der
Schraubengaͤnge durch die Zahl der Fuͤhrer und der Kaͤmme,
uͤber die man verfuͤgen kann, bedingt. Mit dem Apparate des Hrn. Martin dagegen kann man sowohl nach Rechts als nach Links
jeden beliebigen Schraubengang schneiden. Wenn derselbe auch in seinem dermaligen
Zustande wegen seines zu hohen Preises nicht allen Arbeitern zugaͤngig ist,
so verdient dock wenigstens dessen Princip allgemein bekannt zu werden, da es sich
in allen Faͤllen mit Erzielung einer hinreichenden Genauigkeit praktisch
anwenden laͤßt. Die Gesellschaft ertheilte demnach auch Hrn. Martin in Anerkennung seiner Verdienste ihre bronzene
Medaille.